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Veröffentlicht am 14.07.2022

Ein etwas anderer Jennerwein

Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel
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Als die Leiche des Industriellen Jakob Drittenbass gefunden wird, stellt sich die Frage, ob er beim Wandern einen Herzinfarkt erlitten hat oder es sich um Mord handelt. Kommissar Jennerwein findet schnell ...

Als die Leiche des Industriellen Jakob Drittenbass gefunden wird, stellt sich die Frage, ob er beim Wandern einen Herzinfarkt erlitten hat oder es sich um Mord handelt. Kommissar Jennerwein findet schnell die Spur zum Täter. Doch er gerät selbst in Schwierigkeiten. Denn er wacht auf einer Bank mitten in der Natur auf, trägt fremde Kleidung und hat geschoren Haare. Erinnern kann er sich an nichts. Er gerät selbst unter Mordverdacht.

Mit "Bei Föhn brummt selbst dem Tod der Schädel" hat Jörg Maurer einen ziemlich gewagten Mix geschaffen. Alpenkrimi mit Fantasy - ich mußte mich erst daran gewöhnen, denn darauf war ich so gar nicht vorbereitet. Alles wirkte zunächst zusammengewürfelt und unglaubwürdig. Doch einmal auf den Geschmack gekommen, konnte ich diese außergewöhnliche Geschichte genießen. Die Spannung baut sich erst mit der Zeit auf, so daß ich auch hier nur raten kann durchzuhalten. Natürlich lebt auch dieser Krimi vom typischen Jennerwein-Humor. Immer wieder hat man das Gefühl, er würde einem aus dem Buch verschmitzt zuzwinkern. Jörg Maurer schreibt auch diesen Alpenkrimi auf seine wunderbar gefällige Art. Man liest sich flüssig und ohne holpern durch die Seiten und kann einfach nur genießen. Man muß sich nur auf die Geschichte einlassen können! Die beiden Handlungsstränge, bei denen man sich zu Beginn fragt, wo da der Zusammenhang ist, finden im Laufe des Buches zusammen - und dann paßt tatsächlich alles zusammen wie die Zähne eines Zahnrades.
Dieser 14. Band der Serie ist gut, wenn man sich darauf einlassen kann. Trotzdem mag ich Jennerwein im typischen Alpenkrimi ohne Genremix lieber!

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Veröffentlicht am 08.07.2022

Die Stofftiere meiner Kindheit

Fräulein Steiff
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Margarete Steiff wurde 1847 in Giengen geboren. Schon als kleines Kind erkrankte sie an Kinderlähmung und konnte deshalb nicht laufen. Sie ist trotzdem sehr selbstbewußt und durch ihre starke Willenskraft ...

Margarete Steiff wurde 1847 in Giengen geboren. Schon als kleines Kind erkrankte sie an Kinderlähmung und konnte deshalb nicht laufen. Sie ist trotzdem sehr selbstbewußt und durch ihre starke Willenskraft ertrotzt sie sich ein eigenständiges Leben. Durch ihre feinen Näharbeiten kann sie für ihren Unterhalt sorgen. Sie entschließt sich, ein eigenes Geschäft für Filzarbeiten zu gründen. Für ihre Schwägerin näht sie einen kleinen Elefanten, der ihr als Nadelkissen dienen soll. Doch es kommt anders. Die Kinder der Familie sind von dem Elefanten begeistert und spielen mit ihm. Da kommt Margarete die Idee, Filztiere für Kinder zu nähen. Aus dieser spontanen Idee entsteht im Laufe der Jahre eine große Firma, die in der ganzen Welt bekannt wird. Aus den Kindern, die den Elefanten zum Leben erweckt haben, werden Mitarbeiter, die im Laufe der Zeit die Firma Steiff immer weiter voranbringen. Und so entstehen noch heute in Giengen Filztiere, die jedes Kinderherz höher schlagen lassen.

Ich würde das Buch "Fräulein Steiff" nicht direkt als Roman bezeichnen. Es ist eher ein Bericht über das Leben der Margarete Steiff. Maren Gottschalk schreibt sehr emotionslos über ein durchaus interessantes Leben einer starken Frau. Man kann nur in etwa erahnen, was es in dieser Zeit bedeutet hat, in einem Rollstuhl sitzen zu müssen. Umso bewundernswerter ist es, was diese junge Frau geschaffen hat. Ohne den Zusammenhalt in der Familie wäre Margarete sicherlich mit ihren Ideen gescheitert. Die krassen Zeitsprünge in den einzelnen Kapiteln machen das Lesen nicht leicht. Dieses Vor- und wieder Zurückspringen in der Geschichte ist manchmal irritierend. Man braucht eine hohe Konzentration, um nicht den roten Faden zu verlieren. Ich hätte es sehr schön gefunden, wenn es im Buch auch ein Bild von Margarete Steiff und ihrer Familie gegeben hätte. Wenn Menschen ein Gesicht gegeben wird, kann man sie sich viel besser vorstellen. Auf jeden Fall kenne ich dank Maren Gottschalk jetzt die Entstehungsgeschichte der Stofftiere meiner Kindheit!

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Blockbuster

Flug 416
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Flug 416 der Coastel Airways. Pilot Bill Hoffmann springt kurzfristig für diesen Flug von Los Angeles nach New York ein, nicht ahnend, daß er in eine Falle gerät. Kurz nach dem Start erhält er einen Anruf. ...

Flug 416 der Coastel Airways. Pilot Bill Hoffmann springt kurzfristig für diesen Flug von Los Angeles nach New York ein, nicht ahnend, daß er in eine Falle gerät. Kurz nach dem Start erhält er einen Anruf. Der Anrufer hat seine Frau und seine zwei Kinder in seiner Gewalt, droht, diese zu töten, wenn Bill das Flugzeug mit 149 Seelen an Bord nicht zum Absturz bringt. Bill gelingt es zwar, die Crew zu informieren, doch an Bord der Maschine befindet sich ein Komplize des Entführer. Wem kann Bill nun noch vertrauen?

Die Autorin T. J. Newman war selbst viele Jahre Flugbegleiterin. Ihr Buch "Flug 416" entstand zum großen Teil auf Nachtflügen. Dies wird der Grund sein, weshalb sie es schafft, alles so dermaßen bildhaft zu beschreiben. Hier ist man direkt mitten im Geschehen und kann sich zu gut in die Situation versetzen. So gut, daß Gänsehaut garantiert ist. Mit Bill habe ich gelitten. Die Zwickmühle, wen er opfert - man mag sich diese Entscheidung nicht vorstellen wollen, selbst treffen zu müssen. Natürlich wimmelt es in diesem Buch vor heldenhaften Taten, Action und Klischees. Dies war aber zu erwarten, von daher hat es mich nicht gestört, sondern gut unterhalten und ich konnte das Buch vor Spannung kaum noch aus der Hand legen. Interessant waren die Rückblenden zu früheren Geschehnissen, die Bill von seiner privaten, menschlichen Seite zeigen. Dadurch kam er mir Stück für Stück immer näher. T. J. Newman schreibt ganz wunderbar fließend, verliert nie die Spannung aus den Augen und schafft es, daß sich ein roter Faden durch die Geschichte zieht. Natürlich bekommt man eine Geschichte, die an manchen Stellen bei genauerer Betrachtung eher unglaubwürdig ist, aber darauf muß man bei einem Buch dieses Genres gefasst sein.
Ein Buch voller Spannug, Action und Helden - ein Hollywood-Blockbuster genau nach meinem Geschmack!

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Veröffentlicht am 26.05.2022

Familienbande

Sommerschwestern
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Die Schwestern Doro, Yella, Amelie und Helen haben sich im Laufe der Jahre entfremdet. Umso überraschender kommt deshalb eine Einladung ihrer Mutter Henriette nach Bergen an die Nordsee. Dort hat die Familie ...

Die Schwestern Doro, Yella, Amelie und Helen haben sich im Laufe der Jahre entfremdet. Umso überraschender kommt deshalb eine Einladung ihrer Mutter Henriette nach Bergen an die Nordsee. Dort hat die Familie jahrelang ihren Sommerurlaub verbracht. Für die vier Schwestern war der Ort in den Niederlanden das Paradies ihrer Kindheit. Doch auch den größten Schicksalsschlag mußte die Familie dort erleben. Ihr Vater kam dort bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Mit gemischten Gefühlen machen sich die Schwestern deshalb 20 Jahre später auf den Weg. Jede hat ihre ganz eigenen Probleme im Gepäck. Doro braucht das Rampenlicht wie die Luft zum Atmen. Yella geht in ihrer Rolle als Mutter ganz auf und vergisst sich selbst dabei. Helen ist sehr ehrgeizig und hat Angst, sich zu binden. Amelie fühlt sich wie unsichtbar zwischen ihren Schwestern. So unterschiedlich die vier auch sind, sie sehen dem Treffen mit ihrer Mutter gespannt entgegen.

Ich gebe es zu: Zuerst hatte ich mich mit den "Sommerschwestern" etwas schwer getan. Die Menschen hatten einfach zu viele Probleme in dieser Geschichte. Monika Peetz hat es aber trotzdem geschafft eine Leichtigkeit in ihren Roman zu bringen, die alles halb so schlimm erscheinen läßt. Die Episode beim Mini-Golf hat bei mir für einige Lacher gesorgt, denn irgendwie kam mir das Alles sehr bekannt vor. Die Personen werden mit ihren Eigenarten sehr menschlich dargestellt, ohne dabei albern zu wirken. Man kann sich in jeden von ihnen hineinversetzen, da man manchmal auch etwas von sich selbst entdeckt. An den holländischen Sätzen bin ich jedoch leider gescheitert. Ich konnte sie weder richtig lesen, noch verstehen. Ein kleines Verzeichnis mit den wichtigsten Worten ins Deutsche übersetzt wäre sehr hilfreich gewesen.
Die "Sommerschwestern" könnten zu einem Urlaub an der holländischen Nordseeküste verleiten!

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Rührt zu Tränen

Das Versprechen
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Als Nell nach dem Tod ihres Vaters dessen Haus ausräumt, findet sie ein altes Foto. Es zeigt einen jungen amerikanischen Soldaten, der ihrem Vater sehr ähnlich sieht. Alles deutet darauf hin, daß Nells ...

Als Nell nach dem Tod ihres Vaters dessen Haus ausräumt, findet sie ein altes Foto. Es zeigt einen jungen amerikanischen Soldaten, der ihrem Vater sehr ähnlich sieht. Alles deutet darauf hin, daß Nells Vater nach seiner wahren Herkunft geforscht hat, denn er wurde als Baby adoptiert. Die Spuren führten ihn bis an die Küste Cornwalls. Nell beschließt, diesen Spuren zu folgen, schließlich geht es ja auch um ihre Wurzeln. Sie reist in das kleine Dorf Pencallyn, wo viele amerikanische Soldaten stationiert waren und trifft dort auf die über neunzigjährige Estella. Die alte Dame erinnert sich an das Jahr 1944 und an den jungen Soldaten. Sie erzählt Nell von alten Zeiten, einer tiefen Freundschaft und einer großen Liebe. Sie erzählt aber auch von Gewalt und Hass. Nell erfährt Dinge, die ihr Leben für immer verändern werden. Dabei steht ihr der liebenswerte Josh immer zur Seite und Nell entdeckt, daß sie doch noch Glück empfinden kann.

"Das Versprechen" ist ein sehr berührender Roman. Ruth Saberton hat darin auf ein langes, bewegtes Leben einer alten Frau zurückgeblickt. Sie beschreibt sehr bewegend eine große Liebe, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Manchmal wird für mich dabei die Sprache etwas zu schmalzig, so daß ich ein paar Mal mit den Augen gerollt habe. Die Geschichte handelt aber auch von einer echten Freundschaft zwischen zwei ganz unterschiedlichen Mädchen. Man spürt die Verbundenheit dieser jungen Frauen und kann sich nicht vorstellen, daß es etwas gibt, was die Beiden auseinander bringen könnte. Das Ende hat mich zu Tränen geführt. Selten habe ich über das Sterben eine so wunderschöne Beschreibung gelesen wie in diesem Buch. Jetzt könnte man meinen, in "Das Versprechen" ist alles nur heile Welt. Das ist aber nicht so. Auch unangenehme Themen wie die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe kommen zur Sprache. Zum Glück hat sich seit 1944 doch einiges geändert.
Wer eine gute Geschichte lesen will, die einen Bogen spannt von den Kriegsjahren bis in die heutige Zeit, der wird mit "Das Versprechen" mehr als zufrieden sein.

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