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Veröffentlicht am 22.08.2020

Kurzgeschichten, die keine sind

Blutige Nachrichten
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Mit seinem Werk "Blutige Nachrichten" vereint Stephen King vier Kurzgeschichten, die eines nicht sind: kurz. Sie alle haben eine Länge, die durchaus für einen eigenständigen Kurzroman gereicht hätten. ...

Mit seinem Werk "Blutige Nachrichten" vereint Stephen King vier Kurzgeschichten, die eines nicht sind: kurz. Sie alle haben eine Länge, die durchaus für einen eigenständigen Kurzroman gereicht hätten.

"Mr. Harrigans Telefon" erzählt die Geschichte des Jungen Craig, der von dem reichen Mr. Harrigan dafür bezahlt wird, ihm Bücher vorzulesen. Daraus entspinnt sich eine Freundschaft über den Tod Mr. Harrigans hinaus. Craig scheint den Kontakt per Handy aufrecht zu halten und es scheint, daß Mr. Harrigan sein Beschützer ist.

Diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen, zeigt Stephen King hier auf, welche Rückschritte Fortschritte bedeuten. Mr. Harrigan erkennt, welche Fallen das Internet für die stationäre Wirtschaft aufweist. Die Freundschaft zwischen Craig und Harrigan hat mich bezaubert. Es ist berührend zu erleben, wie ein alter Mann zum Freund neuester Technik wird und seine Vorsätze vergißt.

"Chucks Leben" erzählt die Geschichte von Chuck beginnend mit seinem Tod im Alter von 39 Jahren, anschließend erfährt man von Chucks Kindheit bis hin zu seinem Tod.

Diese Geschichte ist berührend und rätselhaft. Die Geschichte des kleinen Chuck, der seine Eltern verliert und bei den Großeltern in einem Haus mit rätselhafter Kuppel groß wird, berührt. Gleichzeitig fragt man sich, welches Geheimnis hier gehütet wird.

"Blutige Nachrichten" handelt von Holly Gibney, die bei den Berichten von einer Paketbombe an einer Schule einen alten Bekannten entdeckt - den Outsider, der sich seit Jahrhunderten immer dort aufhält, wo Menschen verzweifelt sind.

Diese Geschichte ist die Fortsetzung des Romans "Der Outsider". Dieser muß zwingend bekannt sein, sonst hat man an dieser Geschichte wenig Spaß. So erging es mir. Der "Outsider" war mir bisher unbekannt und ich hatte immer das Gefühl, nicht mit dieser Geschichte klar zu kommen.

"Ratte" handelt von dem Autor Drew, der Kurzgeschichten schreibt, bei seinem letzten längeren Roman eine Schreibblockade erlitt und daran verzweifelte. Mit seinem neuen Roman soll alles anders werden. Er zieht in eine abgelegene Hütte, um nicht von Frau und Kindern abgelenkt zu werden. Als ein heftiger Sturm, der mehrere Tage dauert, ihn von der Außenwelt abschneidet, findet er eine halbtote Ratte vor seiner Haustür. Er nimmt sie mit ins Haus, sie erholt sich. Am nächsten Tag macht sie ihm ein Angebot: Der Roman wird erfolgreich - dafür muß jemand sterben, der Drew wichtig ist..

Diese Geschichte ist wirklich gruselig und ich hatte immer das Gefühl, es geht hier Richtung "Shining". Aber hier geht es mehr um die Frage, was jemand bereit ist für seinen Erfolg zu opfern. Man fragt sich bis zum Schluß, ob die Ratte nun Halluzination und alles nur Zufall war - oder steckt da doch etwas Unheimliches dahinter?

Diese Sammlung von Geschichten bietet für jeden Geschmack etwas. Stephen King hat hier bewiesen, daß er sehr unterschiedliche Geschichten schreiben kann, die wie bei der Telefongeschichte auch nachdenklich machen. Unheimlich sind sie alle - aber es sind keine Monster-Horror-Geschichten wie man sie von früher her gewohnt ist. Vom Stil her unverkennbar King - leicht zu lesender Erzählstil mit fesselndem Gruseleffekt. Drei von vier Geschichten haben mir richtig gut gefallen - für die vierte fehlten mir Vorkenntnisse.

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Wider Erwarten ernsthaft

Im Ernstfall keine halben Sachen
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Joel haßt sein Leben im Altenheim, er will sich nicht alles vorschreiben lassen und so beschließt er, sich umzubringen. Er erzählt dem ehemaligen Schauspieler und jetzigen Zimmernachbarn Frank von seinem ...

Joel haßt sein Leben im Altenheim, er will sich nicht alles vorschreiben lassen und so beschließt er, sich umzubringen. Er erzählt dem ehemaligen Schauspieler und jetzigen Zimmernachbarn Frank von seinem Plan. Dieser empfiehlt ihm, nicht einfach so aus dem Leben zu verschwinden, sondern sich dafür etwas Besonderes auszudenken. Beide wollen noch einmal richtig Spaß haben.

Dan Moorey hat mit seinem Roman "Im Ernstfall keine halben Sachen" einen zum Teil witzigen, zum Teil ernsten Roman geschrieben. Witzig sind die Dialoge. Joel und Frank geben sich hier gegenseitig stets das passende Wort zurück. Hier kommt man streckenweise stark ins schmunzeln. Aber auch ihre Handlungen werden von Dan Mooney mit viel Witz beschrieben. Jedoch birgt dieses Buch auch eine gewisse Ernsthaftigkeit. Man lernt die beiden Senioren von ihrer innersten Seite kennen und erfährt von ihren Schicksalen, die zeigen, daß ihr Leben nicht leicht war und bis heute nicht ist. Dies alles wird in ruhigem Tempo erzählt, so daß man sich tatsächlich dem Handlungstempo anpassen muß - es wird hier sehr gemächlich. Wer das nicht schafft, wird hier eher Längen entdecken. Und das wäre sehr schade, denn der Autor versteht es, die Charaktere nahe zu bringen, so daß man sich in sie versetzen kann. Das Buch ist sehr feinfühlig geschrieben und wirkt, bei Verständnis, noch länger nach.

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Ruhiger Krimi

Baskischer Tod
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Vier junge Deutsche rufen im Baskenland die Polizei, sie glauben, ihre Surfbretter wurden über Nacht vom Campingbus gestohlen. Comisario Rafael Ribara entdeckt, daß sie lediglich den Abhang hinter dem ...

Vier junge Deutsche rufen im Baskenland die Polizei, sie glauben, ihre Surfbretter wurden über Nacht vom Campingbus gestohlen. Comisario Rafael Ribara entdeckt, daß sie lediglich den Abhang hinter dem Bus herunter gerutscht sind. Bei der Bergung macht er einen grausigen Fund: Eine Frauenleiche, gebettet auf einem Bett menschlicher Knochen. Der dazugerufene Ermittler aus Bilbao findet schnell einen Verdächtigen - doch Ribara glaubt nicht daran und ermittelt auf eigene Faust.

Julen Zabache liefert mit "Baskischer Tod" einen Krimi der beschaulichen Art. Man wird hier nicht von einem Mord zum nächsten gehetzt, sondern kann sich auf die Verfolgung der Spuren konzentrieren. Diese sind sehr vielschichtig und werden erst nach und nach gelöst. Dabei handelt Ribara schlüssig, bekommt Hilfe durch seine Tochter und die vier Deutschen. Insgesamt läuft hier alles rund und man bekommt solide Ermittlungsarbeit präsentiert. Die Charaktere sind sehr gut gewählt. Ribara und seine Kollegen sind ein gut funktionierendes Team, die Familie hält zusammen und die übrigen Dorfbewohner sind so richtig typisch dargestellt. Besonders die alte Nachbarin hat es mir hier positiv angetan. Sie bemüht sich zu helfen, wird aber von vielen nicht ernst genommen. Julen Zabache beschreibt das Baskenland so richtig schön. Hier fühlt man sich direkt dorthin versetzt, bekommt ein Gefühl für die Natur und ihre Schönheit. Dazu sein herrlicher Schreibstil - da sind entspannende Lesestunden garantiert!

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Veröffentlicht am 04.07.2020

Schön, aber etwas langatmig

Das Antiquariat der Träume
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Johan Andersson lernt auf einer Fähre die geheimnisvolle Lina kennen und lieben. Doch als das Schiff im Sturm sinkt, verschwindet Lina. Seitdem erscheinen Johan die Helden seiner Lieblingsbücher und geben ...

Johan Andersson lernt auf einer Fähre die geheimnisvolle Lina kennen und lieben. Doch als das Schiff im Sturm sinkt, verschwindet Lina. Seitdem erscheinen Johan die Helden seiner Lieblingsbücher und geben ihm Ratschläge für sein Leben. Die einen raten ihm, die Vergangenheit ruhen zu lassen, die anderen raten ihm, nach der Wahrheit und seiner Lina zu suchen. Wie wird sich Johan entscheiden?

"Das Antiquariat der Träume" ist das neue Werk von Lars Simon. Das Buch ist sehr ruhig, man könnte schon sagen, es liest sich ohne Aufregung. Denn große Spannung kommt hier nicht auf. Trotzdem muß man es einfach immer wieder zur Hand nehmen und lesen. Das Buch fesselt den Leser nicht - es läßt ihn aber auch nicht mehr los. Die Geschichte ist sehr raffiniert aufgebaut. Man weiß nicht, ob Lina nun auch eine Erscheinung war oder ob sie tatsächlich existiert hat. Diese Frage beschäftigt den Leser bis zum Schluß. Lustig sind die Auftritte der Bücherhelden. Man begegnet hier dem Kaninchen aus "Alice im Wunderland", Sherlock Holmes, Pippi Langstrumpf und vielen mehr. Die Diskussionen, die diese mit Johan führen, bringen einige lustige Szenen. Johan lernt im Verlauf der Handlung, was er will und wo sein Zuhause ist. Der Weg zu dieser Erkenntnis ist schön beschrieben und nachvollziehbar.

Lars Simon hat hier ein magisches Buch geschrieben, das nachdenklich macht und auf seine poetische Art gefangen nimmt!

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Vergnüglicher Roman für den Sommer

Ein Mordsgeschenk für Agathe
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Familie Christiansen macht ihrer Oma Agathe zum 90. Geburtstag ein außergewöhnliches Geschenk. Ein Familienurlaub auf einer Ostseeinsel mit einem geschauspielerten Mord, den Agathe aufklären soll. Agathe ...

Familie Christiansen macht ihrer Oma Agathe zum 90. Geburtstag ein außergewöhnliches Geschenk. Ein Familienurlaub auf einer Ostseeinsel mit einem geschauspielerten Mord, den Agathe aufklären soll. Agathe fällt auf die Finte herein und steckt ihre Spürnase tief in den Fall hinein. Doch dann kommt es für Familie Christiansen ganz anders als geplant...

Der Roman "Ein Mordsgeschenk für Agathe" von Hanna Reet ist ein sommerlich heiteres Buch. Agathe ist eine liebenswerte Person, die sagt, was sie denkt und sich nicht an der Nase herumführen läßt. Ihr gehörte hier meine ganze Sympathie. Aber auch die übrige Familie Christiansen wird sympathisch dargestellt. Wie in jeder Familie sind sie sich nicht in allem einig und müssen viel diskutieren. Letztendlich jedoch ziehen sie an einem Strang. Die Handlung wurde mit Raffinesse und Humor gestaltet. Über die kleinen Verwicklungen kann man herzhaft lachen und auch Agathe trägt viel dazu bei, daß man hier gut unterhalten wird. Die Handlung nimmt zum Ende hin eine spannende Wende - bei der man überlegen muß, ob das jetzt alles so ernst gemeint ist oder zum Spiel dazugehört. Bei diesem Roman kommt Urlaubsfeeling auf, denn die Autorin beschreibt Landschaft und Ortschaft sehr bildhaft. Hier ist man wirklich überall hautnah dabei und genießt die Ostsee!

Das "Mordsgeschenk für Agathe" ist ein Mordsgeschenk für vergnügliche Stunden im Strandkorb oder auf dem Balkon!

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