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Veröffentlicht am 18.07.2022

Klein, aber fein

Die Schwimmerin
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Im Jahr 1962 ist Betty am Ziel ihrer Träume. Sie lebt in Essen und heiratet Martin. Endlich hat sie eine schöne Wohnung und eine Familie. Sie hat dafür lange kämpfen müssen, denn im Zweiten Weltkrieg wurden ...

Im Jahr 1962 ist Betty am Ziel ihrer Träume. Sie lebt in Essen und heiratet Martin. Endlich hat sie eine schöne Wohnung und eine Familie. Sie hat dafür lange kämpfen müssen, denn im Zweiten Weltkrieg wurden ihre Mutter und sie in Düsseldorf ausgebombt und mußten nach Weilerbach ziehen. Dort hat Betty auch das Schwimmen gelernt. Noch heute fühlt sie sich frei und unbeschwert, wenn sie ihre Bahnen im Schwimmbad ziehen kann. Dann vergisst sie für kurze Zeit ihre Geheimnisse aus der Vergangenheit. Im Schwimmbad begegnet ihr Claudia zum ersten Mal. Betty fühlt eine unheimliche Bindung zu dem jungen Mädchen. Sie treffen immer wieder aufeinander und Betty merkt, daß Claudia sie verfolgt. Als Claudia beginnt, Betty mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren und Geld für ihr Schweigen zu fordern, muß sie eine Entscheidung treffen. Soll sie Martin alles erzählen und ihr glückliches Leben aufs Spiel setzen oder auf Claudias Erpressung eingehen?

"Die Schwimmerin" ist ein kleines Buch, aber die Geschichte, die Gina Mayer darin erzählt ist ganz groß. Sie zeichnet ein ungeschöntes Bild der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre der Bundesrepublik. Man bekommt beim Lesen einen Blick auf das Leben in dieser Zeit - und ganz besonders auf das Leben der Frauen. Man merkt schnell, daß die meisten Frauen sich mit ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter zufrieden geben, ja, sogar für sich erträumen. Niemand stellt alte Zöpfe in Frage und Unrecht wird einfach unter den Tisch gekehrt. Die Bequemlichkeit geht den Menschen über alles. Die unruhigen Zeiten sind vorbei und jetzt will man seine
Ruhe haben. Dieses Denken der Menschen gibt Gina Mayer ganz hervorragend wieder. Man sieht die gemütlichen Sofas und die dicken, rauchenden Zigarren aus dieser Zeit genau vor sich. Ich hatte ein paar Probleme mit den verschiedenen Dialekten in der Geschichte, glaube aber, daß ohne diese urige Sprache die Geschichte ihre Lebendigkeit verloren hätte.
Für dieses Buch paßt der Spruch: "Klein, aber fein" ganz hervorragend. Es hat viel zu erzählen.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Richtig gutes Leseerlebnis

Die Senfblütensaga - Wege des Schicksals
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m Jahr 1914 hat Emma es endlich geschafft. Sie kann trotz aller Schwierigkeiten in Straßburg ihr Studium abschließen. Nun will sie Carl beim Aufbau seiner Senffabrik tatkräftig zur Seite stehen. Doch auch ...

m Jahr 1914 hat Emma es endlich geschafft. Sie kann trotz aller Schwierigkeiten in Straßburg ihr Studium abschließen. Nun will sie Carl beim Aufbau seiner Senffabrik tatkräftig zur Seite stehen. Doch auch ihre Hochzeit mit Carl muß vorbereitet werden. Dazu hat Emma kaum Zeit. Carl unterstützt sie dabei wo er nur kann. Dann bricht plötzlich der Erste Weltkrieg aus, der Carls und Emmas Pläne zunichte macht. Statt sich um die geplante Hochzeit zu kümmern, müssen beide um den Erhalt ihrer Fabrik kämpfen. Plötzlich werden die Menschen, die jahrelang friedlich zusammen gelebt haben, zu erbitterten Feinden. Am Ende des Krieges steht Emma vor dem Nichts. Sie ist ganz allein, denn Carl hat für die Fabrik sein Leben riskiert und niemand weiß, wo er ist. Da wird die Fabrik enteignet und die Familie Seidel muß Metz überstürzt verlassen. Mit dem Mut der Verzweiflung machen sie sich auf den Weg ins Ungewisse.

"Wege des Schicksals" ist bereits der zweite Teil von Clara Langenbachs "Die Senfblütensaga". Sie wurde dabei von der Geschichte der Firma "Löwensenf" und ihrer Gründer inspiriert. Natürlich ist auch eine Menge Phantasie mit dabei, die hier die Würze der Geschichte ist. Die Verachtung, die an den Universitäten den Studentinnen entgegengebracht wurde, ist leider Realität und in der heutigen Zeit unvorstellbar. Die furchtbare Zeit des Ersten Weltkrieges wird von Clara Langenbach sehr lebensnah beschrieben. Der Kampf der Zivilbevölkerung gegen die Not und den Hunger erlebt der Leser sehr realistisch mit, obwohl es der Familie Seidel noch vergleichsweise gut ging. Es macht traurig mitzuerleben, wie einstige Freunde plötzlich auseinander gerissen und sogar zu Feinden werden, weil sie unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen angehören. Clara Langenbach packt diese Geschichten sehr flüssig und passend in eine sehr interessante und spannende Handlung.
Diese Saga ist ein richtig gutes Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 15.07.2022

Es geht rund auf Föhr

Ein Fest im kleinen Friesencafé
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Julia hat es geschafft- ihr Friesencafe läuft gut. Doch nun geht die Saison zu Ende und sie muß sehen, wie sie über die Runden kommt. Dazu noch das Missverständnis mit Bürgermeister Finn-Ole, der ihr Herz ...

Julia hat es geschafft- ihr Friesencafe läuft gut. Doch nun geht die Saison zu Ende und sie muß sehen, wie sie über die Runden kommt. Dazu noch das Missverständnis mit Bürgermeister Finn-Ole, der ihr Herz höher schlagen läßt und jetzt auch noch nach Amrum versetzt wird..
Auch Oma Anita und Kapitän Hark haben gerade Schwierigkeiten. Sie besuchen einen Tanzkurs. Da der Tanzlehrer Anita schöne Augen macht, will Hark unbedingt tänzerisch glänzen und nimmt bei seiner Jugendfreundin Nachhilfe. Als er dort böse umknickt, wird Anita eifersüchtig. Und Hark von nun an noch eifersüchtiger auf den Tanzlehrer, der nun bei Anita freie Bahn hat. Ob das geplante Fest im kleinen Friesencafe die Herzen wieder zusammenführt?

Mit Janne Mommsen nach Föhr zu reisen ist immer wieder ein Highlight. Diesmal nimmt er den Leser mit auf "Ein Fest im kleinen Friesencafe". Und dieses Fest ist wahrlich eine Achterbahn der Gefühle. Janne Mommsen bringt dem Leser seine Charaktere nämlich so nah, daß die Sympathie schon übersprudelt und man ihre Gefühle hautnah miterlebt. Man lacht und weint mit ihnen, spürt ihre Freude und Traurigkeit. Ich kann gar nicht sagen, wer hier mein Favorit ist. Egal ob Julia, Anita, Hark, Finn-Ole oder die restlichen Insulaner - ich mag sie alle genau so, wie sie sind. Mit authentischen Gefühlen und manch unüberlegter Handlung. Janne Mommsen beschreibt aber nicht nur seine Charaktere so wunderbar bildlich- nein, auch die Insel Föhr mit ihrer Landschaft und dem Wattenmeer wird hier lebendig. So schreibt man nur über etwas, das man selbst sehr mag und zu schätzen weiß! Die Handlung ist einfach wunderschön und so richtig zum entspannen. Natürlich weiß man einfach, wie es ausgeht, aber genau dafür liebe ich diese Bücher. Sie lenken ab, lassen mich in eine andere Welt träumen und vermitteln das Gefühl "Egal was passiert, am Ende wird alles gut". Auch dieses Buch von Janne Mommsen liest sich sehr leicht und locker und ist somit der ideale Begleiter für Zwischendurch. Ich kann es ohne Einschränkungen empfehlen!

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Ein absolutes Muß für jeden Hundefreund

Das Tier meines Lebens
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Ilka Piepgras wollte nie einen Hund. Doch wie es oft so ist - die Kinder drängeln und irgendwann gibt sie dem Wunsch nach. Doch bis dann tatsächlich der neue Hausgenosse gefunden ist gilt es, die eine, ...

Ilka Piepgras wollte nie einen Hund. Doch wie es oft so ist - die Kinder drängeln und irgendwann gibt sie dem Wunsch nach. Doch bis dann tatsächlich der neue Hausgenosse gefunden ist gilt es, die eine, zum Leben passende Rasse zu finden. Und dann noch den richtigen, einmaligen Welpen zu finden. Bei Ilka Piepgras wird es Teddy, ein Berner Sennenhund. Von der Entwicklung des Hundewunsches bis zum Leben mit Teddy beschreibt die Autorin in ihrem Buch "Das Tier meines Lebens" die Geschehnisse so liebevoll, daß man direkt merkt, wie sehr sie ihren Hund ins Herz geschlossen hat. Sie zeigt auf, was es heißt Hundebesitzer zu sein - mit allen Vor- und Nachteilen. Denn das Leben besteht nicht nur aus einem putzigen Welpen und späteren entspannten Spaziergängen. Ilka Piepgras durchleuchtet z. B. die unterschiedlichen Trainingsmethoden in Hundeschulen und die Überlegung, ob man den Hund kastriert oder nicht. Sie wirft die Frage auf, inwieweit man sich in die Natur einmischen darf, um einen Hund zu erhalten, der in der Gesellschaft akzeptiert wird. Diese Frage beantwortet sie anhand ihrer Entscheidung, ohne jedoch belehrend zu sein und dem Leser ihre Meinung aufdrängen zu wollen. Das Besondere an diesem Buch ist definitiv die Tatsache, daß es nicht einfach nur ein Roman ist, in dem die Hundebesitzerin von ihren Erlebnissen berichtet. Nein, Ilka Piepgras vermittelt hier auch Wissen. Immer wieder verweist sie auf Forschungsergebnisse bekannter Kynologen und Verhaltensforscher. Dadurch nimmt man bei diesem Buch ganz unbewusst noch Wissen mit. In diesem Buch geht es natürlich um Teddy. Dazu gehört auch, was dieser Vierbeiner aus Ilka gemacht hat - einen völlig anderen Menschen. Die Kleidung wurde zweckmäßig, ebenso die Einrichtung des Hauses. Man fliegt nicht in den Urlaub, sondern fährt mit dem Auto auf die Schweizer Alm. Die Autorin hat sich verändert - zu ihrem Vorteil. Auch dieser Weg wird hier thematisiert. Trotz all dieser Themen ist dieses Buch auf unterhaltsame Art geschrieben. Für mich ist es ein absolutes Highlight und gehört in das Regal eines jeden Hundemenschen!

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Veröffentlicht am 11.07.2022

Tolle Fortsetzung

Leuchtfeuer
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Als Lilly im Jahr 1930 im Krankenhaus Waldfriede ihre Stellung als Krankenschwester antritt, ist sie zuerst nicht begeistert, daß sie ausgerechnet auch auf der Kinderstation bei Professor Kirsch arbeiten ...

Als Lilly im Jahr 1930 im Krankenhaus Waldfriede ihre Stellung als Krankenschwester antritt, ist sie zuerst nicht begeistert, daß sie ausgerechnet auch auf der Kinderstation bei Professor Kirsch arbeiten soll. Doch schon bald begreift sie, daß die Kinder ihre Fürsorge besonders brauchen. Mit Rudolph Kirsch verbindet sie bald mehr als nur eine berufliche Beziehung. Doch Lilly hütet ein Geheimnis, das die Zuneigung der jungen Leute auf eine harte Probe stellen wird. Währenddessen geht es im Waldfriede turbulent zu. Nach langer Krankheit kann Professor Conradi endlich wieder die Leitung des Hauses übernehmen. Doch im Jahr 1933 beginnt auch für das angesehene Krankenhaus eine dunkle Zeit. Die neuen Machthaber machen alles, um die jüdischen Beschäftigten loszuwerden. Auch Professor Kirsch muß das Waldfriede verlassen. Lilly muß sich entscheiden, ob sie den Weg an seiner Seite mitgehen will.

Dem zweiten Teil ihrer Saga um "Die Schwestern vom Waldfriede" hat Corina Bomann den Titel "Leuchtfeuer" gegeben. Wie gewohnt schreibt sie sehr lebensnah und läßt den Leser ganz tief in die Geschichte eintauchen. So erlebt man diesmal die dunkle Zeit der 1930er Jahre so, als wäre man mit dabei. Es ist unglaublich, wie sehr sich Menschen plötzlich verändern können, sobald sie eine Uniform tragen und Macht über andere bekommen. Es ist ja gut, daß viele Juden rechtzeitig das Land verlassen konnten, doch leider waren nicht alle so weitsichtig. Was da noch auf die Menschen zukam, überstieg bei vielen die Vorstellungskraft. Corina Bomann beschreibt diesen Zwiespalt sehr realistisch. Sie stellt dabei auch die Gewissensfrage in dieser Zeit: Stehe ich für den einzelnen Verfolgten ein oder schweige ich und erhalte ich damit die Lebensgrundlage für mich und viele andere? Darüber kann heute niemand urteilen, denn in dieser Situation war man zum Glück in der heutigen Zeit noch nie. Das Buch endet mit den ersten Kriegsvorbereitungen, womit man davon ausgehen kann, daß der dritte Teil von den Kriegsjahren berichten wird. Darauf bin ich schon sehr gespannt.

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