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Veröffentlicht am 12.12.2021

Magisch

Der Sohn des Schamanen
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Thomas Fischermann lernte auf einer Expedition durch den Amazonaswald den Schamanenlehrling Dzuliferi Huhuteni kennen. Er ist der Sohn eines der letzten Jaguarschamanen und will das Erbe seiner geheimnisvollen ...

Thomas Fischermann lernte auf einer Expedition durch den Amazonaswald den Schamanenlehrling Dzuliferi Huhuteni kennen. Er ist der Sohn eines der letzten Jaguarschamanen und will das Erbe seiner geheimnisvollen Kultur antreten. Die Huhuteni sind seit Jahrhunderten bekannt für die Heilung schwerer Krankheiten, angeblich können sie nur durch die Kraft ihrer Gedanken ihre Feinde töten. Durch Dzuliferi lernt Fischermann die heiligen Stätten und die Familienältesten kennen, erfährt von der sich ausbreitenden Moderne, Goldgräbern, Holzfällern und Drogenschmugglern.

"Der Sohn des Schamanen" ist aus der Sicht des Schamanenlehrlings Dzuliferi Huhuteni geschrieben. Er schafft es den Leser zu erreichen und sensibel für die Probleme seines Volkes und seiner Heimat zu machen. Ich denke, diese Erzählperspektive ist perfekt gewählt. So intensiv und eindringlich kann nur jemand die Situation beschreiben, der selbst dieses Leben lebt. Ihm geht es um Traditionen, die Bewahrung der Heilkunst und der Zauberkräfte. Doch man darf nicht denken, daß er nur in der Vergangenheit lebt. Dzuliferi ist durchaus in der heutigen Zeit angekommen, weiß seine Fähigkeiten für sich und seine Zwecke zu nutzen. Einerseits geht es um den Erhalt des Regenwaldes, andererseits um das Überleben. Er berichtet von Abholzung, Goldabbau, Drogenschmuggel und Spannungen im Grenzgebiet Brasilien/Venezuela/Kolumbien. Fasziniet lernt man hier den Spagat zwischen Tradition und Moderne kennen, Dzuliferi ist Vermittler zwischen zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Aber auch der Amazonas wird nicht nur als verträumtes Fleckchen Erde beschrieben, wo alles friedlich zusammenlebt. Auch hier gibt es die "Zivilisationskrankheiten" Mord, Neid und Missgunst. Das Buch ist kein esoterisch angehauchtes Buch, sondern ein Werk, das sowohl dem indigenen Volk eine Stimme gibt, als auch der Wissenschaft, die zum Schluß von Thomas Fischermann vertreten wird. Es liest sich sehr gut, ist leicht verständlich und als kleines Highlight findet man in der Buchmitte einige wundervolle Farbfotos aus der Welt des Dzuliferi Huhuteni. Wer etwas besonderes sucht, ist hier genau richtig!

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Veröffentlicht am 11.12.2021

Grandios

Die Petrus-Verschwörung
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In der Nähe von Leiden wird während einer Ausgrabung eine römische Kriegsmaske gefunden. Der Archäologe Peter de Haan erkennt die Brisanz des Fundes, denn es bedroht die Geschichtsschreibung und die katholische ...

In der Nähe von Leiden wird während einer Ausgrabung eine römische Kriegsmaske gefunden. Der Archäologe Peter de Haan erkennt die Brisanz des Fundes, denn es bedroht die Geschichtsschreibung und die katholische Kirche. Er gerät in das Visier derjenigen, die das Geheimnis lieber verdecken wollen.

Mit "Die Petrus-Verschwörung" ist nun das erste Buch von Jeroen Windmeijer rund um den Archäologen Peter de Haan ins deutsche übersetzt worden. Der Autor siedelt den Thriller in der heutigen Zeit an, springt aber zwischendurch immer zurück in die Zeit rund um Jesus Christus. Hier erhält man eine ganz neue Perspektive zu seinen letzten Tagen. Die Zeitsprünge machen neugierig, wecken das Interesse und animieren immer doch noch ein paar Seiten zu lesen. Aber man erfährt auch, welche Macht die Kirche noch heute hat. Man taucht durch die bildhafte Darstellung direkt in diese Atmosphäre ein und ist von ihr gefesselt. Auch seine Charaktere werden gut beschrieben. Nicht in ellenlangen Beschreibungen, aber ausreichend, um eine Verbindung und Sympathien aufzubauen. Die Handlung ist spannend und schlüssig aufgebaut. Jeroen Windmeijer schreibt packend und verständlich rund um das Thema Archäologie. Hier merkt man, daß er vom Fach ist und sich nicht einfach irgendetwas zum Thema ausdenkt.

Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Wohlfühlroman

Das Inselweihnachtswunder
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Die Föhrer Inselpastorin Carola steckt mitten in den Vorbereitungen für die Christmette im Friesendom. Doch sie hat gemischte Gefühle dabei, denn sie fürchtet die Einsamkeit nach der Messe. Doch zunächst ...

Die Föhrer Inselpastorin Carola steckt mitten in den Vorbereitungen für die Christmette im Friesendom. Doch sie hat gemischte Gefühle dabei, denn sie fürchtet die Einsamkeit nach der Messe. Doch zunächst ist sie gut abgelenkt. Auf der Hallig Langeneß vertritt sie für eine Andacht den Pastor und trifft auf den Organisten Torin, der sie bittet, für seine Großmutter Weihnachten vorzuziehen - denn wahrscheinlich wird sie den Heiligen Abend nicht mehr erleben. Kurz darauf wird der beim Kentern der Segelyacht über Bord gegangene Koffer des Föhrer Maklers Rick mit mehreren tausend Euro angespült, ein Wohltäter verteilt als Nis Puk heimlich Geld an Bedürftige und Carola hofft auf einen Weihnachtsabend unter Singles in der kleinen Inselbuchhandlung. Ob auch sie ihr Weihnachtswunder erleben wird?

Janne Mommsen und Föhr - das ist Garantie für Entspannung. So auch mit seinem neuen Buch "Das Inselweihnachtswunder". Diesmal geht es um Pastorin Carola, die man bereits aus den vorherigen Romanen rund um die Inselbuchhandlung kennt. Das bezaubernde an diesen Büchern ist, daß man immer wieder auf bekannte und beliebte Charaktere trifft. So auch hier. Neben Carola trifft man z. B. auch auf Polizistin Ellen und Buchhändlerin Greta. Da die Föhrer Bewohner durchweg sympathisch sind, ist es immer wieder eine große Freude ihr Leben weiter zu verfolgen. Die Personen entwickeln sich weiter und fast hat man das Gefühl Teil der Föhrer Geschichte und mitten unter ihnen zu sein. Man bekommt Tradition und Aberglaube vermittelt und staunt darüber, daß selbst eine Pastorin an Nis Puk glaubt. Aber dadurch wirkt Carola auf mich noch viel sympathischer als sie ohnehin ist. Janne Mommsen hat eine Art zu schreiben, bei der man sich einfach wohlfühlt und zu träumen begint. Land und Leute werden unendlich gefühlvoll beschrieben, alles wirkt so friedlich und realistisch. Hier kann man wirklich noch von Lesegenuß sprechen!

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Hochinteressant

Adlon
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Felix Adlon, Ururenkel des Adlon-Begründers Lorenz Adlon, erzählt in seinem Buch "Adlon" die Geschichte seiner Familie. Er berichtet von Ruhm, Glanz und Abstürzen, nimmt den Leser mit auf eine Reise durch ...

Felix Adlon, Ururenkel des Adlon-Begründers Lorenz Adlon, erzählt in seinem Buch "Adlon" die Geschichte seiner Familie. Er berichtet von Ruhm, Glanz und Abstürzen, nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Epochen. Man erlebt 150 Jahre deutsche Geschichte am Beispiel einer außergewöhnlichen Familie - vom Ende der Kaiserzeit bis hin zum Mauerfall. Diese Zeitspanne wird hier absolut lebendig beschrieben. Man erlebt Politik und Privates hautnah mit und merkt, was es heißt ein Adlon zu sein. Denn das Leben besteht auch für sie nicht nur aus Glanz und Gloria. Im Adlon verkehrte die Prominenz - und auf einige trifft man auch in diesem Buch, was der Geschichte noch einen gewissen Pfiff mehr verleiht und noch interessanter macht. Felix Adlon schreibt sehr lebendig und bringt alles in eine Reihenfolge, die aufgeräumt wirkt. Man kann der Geschichte des Hauses Adlon gut folgen und versteht die Zusammenhänge. Mich hat diese Historie gefesselt und mir die Familie, die Zeit und das Hotel näher gebracht. Hilfreich hierbei war der dem Buch vorangestellte Stammbaum der Familie. Solche Stammbäume sind immer sehr hilfreich, wenn es auf Zeitreise geht. Am Ende des Buches befindet sich zudem noch ein Plan Berlins zu Zeiten der Berliner Mauer. Dazu ist das Buch angereichert mit mehreren schwarz-weiß Bildern im Text und einem Farbbildteil in der Buchmitte, die auflockern, den Vorfahren ein Gesicht geben und das Buch zu einem Schmuckstück machen.

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Veröffentlicht am 02.12.2021

Spannend

Böse
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Katharina zieht mit ihrer Tochter Fenja in das beschauliche Dorf Hussfeld. Hussfeld gilt als sicher, jeder befolgt die Regeln, so daß Katharina glaubt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Doch ...

Katharina zieht mit ihrer Tochter Fenja in das beschauliche Dorf Hussfeld. Hussfeld gilt als sicher, jeder befolgt die Regeln, so daß Katharina glaubt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Doch dann verschwindet Fenja spurlos...

Jonas Wagner entführt mit seinem Buch "Böse" in eine trügerische Idylle. Was zunächst einfach nur ländlich skuril wirkt, entwickelt sich hier schnell zu einer düsteren Atmosphäre. Man spürt die Ablehnung gegenüber dem modernen Lebensstil von Katharina und Fenja. Sie passen nicht zur Dorfgemeinschaft und dies wird hier auf eine bedrohliche Art beschrieben. Der Autor hätte seine Charaktere nicht treffender wählen können. Auf der einen Seite Dorfbewohner wie aus dem Bilderbuch. Man trifft auf Menschen, wie man sie sich in einem Dorf vorstellt. Bürgermeister, Pfarrer, eine neugierige Vermieterin - hier wird jedes Klischee bedient. Und dann gibt es als krassen Gegensatz Katharina und Fenja. Flippig, modern - kurz gesagt unpassend für das Dorf. Jonas Wagner vermittelt hier eine anhaltende Spannung, die immer wieder auffordert mitzurätseln und seine bisherige Meinung zu ändern. Immer wieder kommt man zu neuen Schlüssen und erhält des Rätsels Lösung erst ganz zum Schluß.
"Böse" ist ein wirklich böses Buch - denn man kann es einfach nicht mehr weglegen!

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