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Veröffentlicht am 26.05.2020

Liebenswert, charmant und ein Lichtblick in der Corona-Zeit

Dann bleiben wir eben zu Hause! (Die Online-Omi 13)
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Auch Renate Bergmann muß sich beugen und in der Corona-Zeit zu Hause bleiben. Aber die Online-Omi nimmt es locker und läßt die Welt an ihrem Leben mit dem Buch "Dann bleiben wir eben zu Hause" teilhaben. ...

Auch Renate Bergmann muß sich beugen und in der Corona-Zeit zu Hause bleiben. Aber die Online-Omi nimmt es locker und läßt die Welt an ihrem Leben mit dem Buch "Dann bleiben wir eben zu Hause" teilhaben. Sie nimmt den Leser mit auf ihren Weg durch die Krise - ohne dabei zu verzagen. Renate Bergmann hat schließlich schon viel über- und erlebt, da schafft sie das auch noch.

Dieses kleine Büchlein ist so viel mehr als "nur" ein Buch. Es bringt Humor in den Alltag und zeigt, daß man auch in schwierigen Situationen gelassen bleiben sollte. Wenn man es wie Renate Bergmann macht, geht alles direkt viel leichter. Mit Krisen hat Renate ja so ihre Erfahrungen. Sie hat den Krieg und vier Ehemänner überstanden - da schafft sie auch diese Krise. Auf unbeschwerte Art berichtet sie hier von den Schwierigkeiten ihres Neffen und seiner Familie mit Home-Office und den Kindern zu Hause, den Schwierigkeiten bestimmte Artikel kaufen zu können und natürlich von ihren Freunden Ilse und Kurt sowie Gertrud, mit denen sie ja nur noch fernsehtelefonieren kann. Natürlich geht das nicht reibungslos. Bei all diesen humorvollen Szenen vergißt Renate aber nicht, den Leser mit guten Tips zu versorgen. Sie berät, was genau in die Vorratskammer gehört und stellt Rezepte vor, die ganz einfach und mit wenigen, im Haushalt vorhandenen Zutaten zubereitet werden können. Was mir wieder sehr gut gefallen hat ist ihr Schreibstil. Sie schreibt, wie man spricht und hat für manche Dinge ihren eigenen Namen, der eigentlich logisch ist - manchmal muß man nur auf den Begriff kommen.

Dieses kleine Buch bereitet sehr viel Spaß und läßt den Leser mit der Lehre zurück, daß man zusammen alles meistern kann. Schließlich helfen ihr jetzt sogar die Nachbarinnen...

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Macht nachdenklich

Die verlorene Frau
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Im Jahr 1960 ist Rebecca 13 Jahre alt. Oft mußte sie mit ansehen, wie ihr gewalttätiger Vater ihre Mutter verprügelt hat. Doch in dieser Nacht eskaliert die Situation. Rebecca glaubt einen Fremden an der ...

Im Jahr 1960 ist Rebecca 13 Jahre alt. Oft mußte sie mit ansehen, wie ihr gewalttätiger Vater ihre Mutter verprügelt hat. Doch in dieser Nacht eskaliert die Situation. Rebecca glaubt einen Fremden an der Haustür zu hören. Anschließend verprügelt der Vater mal wieder die Mutter und am Ende liegen beide tot im Wohnzimmer. Es wurde nie aufgeklärt, was an diesem Abend geschah.

Im Jahr 2014 erfährt Rebecca, daß ihre Tochter Jessie ein Baby erwartet. Sie hat zu ihr ein schwieriges Verhältnis, doch jetzt versucht sie Jessies Vertrauen zu gewinnen. Als das Baby auf die Welt kommt, stellt sich heraus, daß die Kleine krank ist. Jessie gerät in Panik und verschwindet mit ihrem Baby aus dem Krankenhaus. Um Jessie zu finden geht ihre Halbschwester Iris Spuren nach, die tief in die Vergangenheit ihrer Mutter führen. Die Zeit drängt, denn das Baby muß dringend mit lebenswichtigen Medikamenten versorgt werden.

Nach ihrem Erfolgsroman "Das Haus der Verlassenen" ist es Emily Gunnis mit "Die verlorene Frau" wieder einmal großartig gelungen mit einer sehr zu Herzen gehenden Geschichte auf ein skandalöses Gesetz der 1950er Jahre in ihrer Heimat aufmerksam zu machen. Da damals die Gesetze nur von Männern beschlossen wurden, hatten Frauen dabei immer das Nachsehen. Die Machtlosigkeit der Frauen kommt in manchen Szenen so deutlich heraus, daß die Leser der heutigen Zeit fassungslos innehalten und das Gelesene erst einmal verdauen müssen. Man sieht hier, daß alles Erlebte für ein ganzes Leben prägt und sich wie ein roter Faden bis ins Alter durchzieht.

Das Buch macht sehr nachdenklich. Es hat mich noch lange nach dem Ende beschäftigt. Ich glaube, genau dies wollte Emily Gunnis mit ihrem Buch erreichen und dies ist ihr hervorragend gelungen!

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Veröffentlicht am 23.05.2020

So faszinierend wie die Himmelsscheibe

Die Kinder von Nebra
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Vor 4000 Jahren wurde das Volk von Nebra von Fürst Orkon gequält und ausgebeutet. Doch die junge Priesterin Rana will die Herrschaft brechen und ihr Volk befreien. Sie hofft dabei auf die Hilfe der von ...

Vor 4000 Jahren wurde das Volk von Nebra von Fürst Orkon gequält und ausgebeutet. Doch die junge Priesterin Rana will die Herrschaft brechen und ihr Volk befreien. Sie hofft dabei auf die Hilfe der von ihrem Vater angefertigten Bronzescheibe, die den Sternenhimmel zeigt und eine Botschaft beinhaltet. Mit ihrem Widerstand gefährdet sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Liebsten....

"Die Kinder von Nebra" ist das neueste imposante Werk von Ulf Schiewe. Er überzeugt auch mit diesem Buch wieder von seinen Schreibqualitäten. Das Buch ist erfrischend locker geschrieben, was bei diesem Thema keine Selbstverständlichkeit ist. Er vermittelt hier gut recherchiertes Wissen, verwebt es in eine Geschichte, die auch fiktive Elemente enthält. Natürlich ist bei dieser weit zurückliegenden Vergangenheit nicht alles überliefert. Hier hat Ulf Schiewe seiner Phantasie freien Lauf gelassen und die Lücken mit glaubhaften Szenen belebt, die so auch hätten passiert sein können. Nichts wirkt hier übertrieben oder unglaubwürdig - im Gegenteil. Ebenso sorgsam hat er seine Charaktere ausgewählt. Alle sind unterschiedlich und passen perfekt in die Handlung, egal ob Gut oder Böse. Rana ist für diese Zeit sehr selbstbewußt. Sie weiß, was sie will und setzt dies durch. Sie hat hier alle Sympathien, die sie bekommen kann.

Was bei den Büchern von Ulf Schiewe immer wieder zu loben ist, ist seine schöne Art Wissen zu vermitteln. Man lernt hier sehr viel über die Himmelsscheibe von Nebra. Man merkt, hier wurde gründlich recherchiert und jedes kleinste Detail zusammengetragen. Man erlebt diese Zeit hautnah mit, da der Autor den Leser in die Geschichte zieht, das Leben, die Not und die Standesunterschiede vor dem inneren Auge aufleben läßt. Allein sein Schreibstil packt den Leser, sobald das Buch einmal begonnen ist. Natürlich ist das Buch auch sehr spannend. Die Geschichte um Rana und ihren Kampf gegen das Böse verfolgt man mit angehaltenem Atem.

Sehr hilfreich und eine tolle Ergänzung sind Karten zu Beginn und Ende des Buches, sowie ein hilfreiches Personenregister.

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Veröffentlicht am 22.05.2020

In Timmendorf wird es spannend

Das gibt es nur in Timmendorf
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Lianne flieht vor ihrem Leben nach Timmendorf. Nachdem ihr Mann sie für eine jüngere Frau verlassen hat, die von ihm schwanger ist, will sie nur noch eine Auszeit nehmen. Sie schmeißt ihren Job hin und ...

Lianne flieht vor ihrem Leben nach Timmendorf. Nachdem ihr Mann sie für eine jüngere Frau verlassen hat, die von ihm schwanger ist, will sie nur noch eine Auszeit nehmen. Sie schmeißt ihren Job hin und sucht in Timmendorf ihr Glück. Hier lernt sie die unterschiedlichsten Bewohner kennen und findet in ihnen gute Freunde. Auch einen neuen Job findet sie durch sie. Als eine Sabotageserie gegen Veranstaltungen des Tourismusbüros beginnt, kommt es zu einer Bürgerwehr. Auch Lianne und ihre Freunde beteiligen sich. Und es wird sehr gefährlich für sie...

Mit diesem Buch reist man nach Timmendorf. Man lernt diesen Ort der Reichen und Schönen, aber auch der normalen Touristen von allen Seiten kennen. Hier wird der Ort so gut und vor allem wahr beschrieben, daß man ein gutes Bild bekommt. Mir ging es so, daß ich oft dachte: Das kenne ich, da war ich auch... Einfach wunderbar und genau so, wie ich es mir von einem Regionalkrimi wünsche. Spannung kommt hier ebenfalls auf. Die Frage, welches Event als nächstes betroffen sein wird, klingt die ganze Zeit mit. Der Täter wird erst ganz am Ende aufgedeckt und dieses ist wirklich extrem gefährlich und spannend. Hier hält man die Luft an und zittert mit. Die Charaktere sind sehr vielseitig. Es gibt den reichen Typ, der dies auch wissen will und ganz viele sympathische Personen mit ihren Ecken und Kanten. Allesamt aber haben sie ihren berechtigten Platz in diesem Buch. Denn dadurch wird das Buch authentisch - so ist das halt in Timmendorf.

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Veröffentlicht am 21.05.2020

Spannender Krimi mit Hintergrund

Der freie Hund
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Nachdem Commissario Antonio Morello in Sizilien korrupte Politiker verhaftet hat, steht er auf der Todesliste der Mafia. Zu seinem Schutz wird er nach Venedig versetzt. Als der Anführer einer Bürgerinitiative ...

Nachdem Commissario Antonio Morello in Sizilien korrupte Politiker verhaftet hat, steht er auf der Todesliste der Mafia. Zu seinem Schutz wird er nach Venedig versetzt. Als der Anführer einer Bürgerinitiative gegen Kreuzfahrtschiffe ermordet wird, muß Morello seinen ersten Fall lösen. Er gerät in die Welt von Politik und Verbrechen.

"Der freie Hund" ist ein Gemeinschaftsprojekt von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo. Von diesem Projekt bin ich positiv überrascht. Der Krimi ist spannend, er beginnt zwar etwas gemächlich, steigert sich jedoch zu einem Fall, der mich nicht mehr losgelassen hat. Der Schreibstil ist sehr angenehm, leicht zu lesen und mit etwas Augenzwinkern. Man merkt nicht, daß hier zwei Autoren am Werk waren. Beeindruckend ist die Thematik. Massentourismus und die Verunreinigung der Umwelt durch Kreuzfahrtschiffe werden hier durchleuchtet. Man erfährt am Beispiel von Venedig, welche Folgen dies alles hat. Auch der Lokalkolorit kommt nicht zu kurz - Venedig wird hier sehr schön dargestellt und man bekommt ein klares Bild dieser Stadt. Commissario Morello war mir direkt sympathisch. Ja - es kam bei mir sogar Mitleid auf. Versetzt in eine Stadt, die er haßt, muß er nun sein Leben dort verbringen. Seine Entwicklung jedoch ist gut zu verfolgen. Ebenso die Handlung - hier besticht das Buch durch einen logischen und schlüssigen Aufbau.

Dieses Buch hat mich positiv überrascht. Zunächst war ich nur neugierig auf das Thema - dann war ich sehr schnell voller Begeisterung für diesen Krimi!

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