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Veröffentlicht am 21.12.2017

Neanderthal

Neanderthal
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Inhalt: Gesund und schön sollen sie sein, die Bürger Deutschlands im Jahr 1953 und dank der Fortschritte im Bereich der Genforschung ist das auch kein Problem, Krankheiten werden schon vor der Geburt eliminiert ...

Inhalt: Gesund und schön sollen sie sein, die Bürger Deutschlands im Jahr 1953 und dank der Fortschritte im Bereich der Genforschung ist das auch kein Problem, Krankheiten werden schon vor der Geburt eliminiert in dem die Gene die dafür verantwortlich sind editiert werden. Kontinuierliche Überwachung durch die Krankenkasse tut ihr übriges um die Menschen dazu zu bringen ihren Körper und Geist rein zu halten und fit zu bleiben.
Nur gegen die neue Volkskrankheit Die große Depression die vor allem jüngere Menschen befällt, scheint es kein Mittel zu geben, und so steigt auch die Gefahr des Selbstmordes bei jungen Menschen.
Auf der anderen Seite häufen sich Ehrenmorde an behinderten oder missgestalteten Menschen, verübt durch ihre Angehörigen. Von solch einem Ehrenmord geht Kommissar Nix zunächst aus, als er zu einem Toten gerufen wird der verblüffende Ähnlichkeiten mit einem Neandertaler aufweist, sein Smartphone führt den Kommissar ins nahe gelegene Neandertal, wo die Überreste weiterer Menschen gefunden werden. Um auszuschließen das es sich um Prähistorische Leichen handelt werden die Paläontologen Max Stiller und Sarah Weiss hinzugezogen und die trauen ihren Augen nicht, es handelt sich bei den Knochen um Neandertal Überreste, aber sie sind kaum 30 Jahre alt.
Hier mache ich mal Schluss, sonst habe ich das Buch komplett erzählt.

Meine Meinung:
Klappentexte sind dafür da, potentielle Leser neugierig zu machen, das ist hier auf jeden Fall gelungen. Ich musste dieses Buch unbedingt lesen und ich habe es nicht eine Sekunde bereut. Der Autor beschreibt die durchaus vorstellbare Entwicklung einer Gesellschaft in der vieles möglich ist und die viele dieser Möglichkeiten auch ausschöpft und dies bis an den Rand der Katastrophe. Lubbadeh legt sein Hauptaugenmerk recht schnell auf Stiller und Weiss, Nix von dem ich nach dem Lesen des Klappentext erwartet hatte das er der Hauptprotagonist ist, verschwindet im Lauf des Buches fast völlig, schade eigentlich denn ich mochte seinen Charakter. Aber auch Stiller und Weiss, beide alles andere als makellos, machen sich gut als Hauptcharaktere, sie sind sympathisch und ihre Handlungsweisen schienen für mich durchaus realistisch zu sein. Auch die anderen Protagonisten beschreibt er glaubhaft und realistisch.
Immer nur kurz beschreibt der Autor das öffentliche Leben, also die Auswirkungen der Genmanipulationen auf die Menschen und die Große Depression , aber wenn er das tut, dann so das ich recht klare Bilder im Kopf hatte.
Kur vor Ende des Buches,wechselt Lubaddeh den Hauptcharakter nochmals aus, was jetzt etwas nervig klingen mag, ist während des Lesens absolut nachvollziehbar und schlüssig, ich könnte mir keine andere Lösung vorstellen um die Geschichte zum angestrebten Ende zu bringen, ohne in hanebüchene Verwirrungen zu landen.
Ich weiß nicht ob die Beschreibungen des Autors die Gentechnik betreffend, realistisch sind, wie viel Wahrheit und wie viel Fantasy es enthält, aber das ist mir auch egal, ich wurde gut unterhalten, das Buch war zu keiner Zeit langweilig und darum vergebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 17.11.2017

Denn die Nacht bringt das Meer

Denn die Nacht bringt das Meer. Nordsee-Thriller
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Inhalt:
Nachdem sie die Leitung ihres Hotels im Schwarzwald an ihre Tochter Janna übergeben hat, zieht Marit ans Meer. Der kleine Ort Nordersiel soll ihre neue Heimat werden, vorübergehend mietet sich ...

Inhalt:
Nachdem sie die Leitung ihres Hotels im Schwarzwald an ihre Tochter Janna übergeben hat, zieht Marit ans Meer. Der kleine Ort Nordersiel soll ihre neue Heimat werden, vorübergehend mietet sich Marit in den alten Leuchtturm eines Bekannten ein, doch zur Ruhe kommt sie nicht. Sie fühlt sich beobachtet und Erinnerungen an einen Urlaub mit Janna, die vor Jahren fast im Meer ertrank, werden wach. Im Dorf erfährt Marit von Tomme einem vor Jahrzehnten ertrunken Kind, von Geistern und Legenden rund um Nordersiel und Moorland einer versunkenen Hallig und von vielen toten Kindern.

Meine Meinung:
Man nehme: Eine alleinstehende Frau, ein einsam gelegenes Haus, Sturm, Wind, klappernde Fensterläden und alte Legenden und schon hat man die Grundzutaten für eine Gruselgeschichte. Um diese Geschichte rund zu machen braucht es aber mehr als die Grundzutaten, es braucht die Fähigkeit Bilder im Kopf entstehen zu lassen. Und diese Fähigkeit hat Veronika Bicker in diesem Buch hier auf jeden Fall bewiesen. Ich war am Meer, ich sah und hörte, was Marit sah und hörte, fast körperlich spürte ich die Bedrohung, der sie ausgesetzt war, bzw. der sie sich ausgesetzt fühlte, denn lange war mir nicht klar, ob alles was geschah nicht der überreizten Fantasie einer vom Leben enttäuschten Frau war, die im Unterbewusstsein ihr schlechtes Gewissen ihrer Tochter gegenüber verarbeitet oder ob die Gefahr real und greifbar ist. (Es handelt sich um einen Mistery Thriller, wohlgemerkt, nicht um eine reine Gruselgeschichte).
Der Autorin ist es gelungen von Beginn an einen Spannungsbogen aufzubauen, der in einem doch überraschenden Finale endet, ich verdächtigte während des Lesens einige Personen hinter allem zu stecken, zwischenzeitlich glaubte sogar ich an Geister.
Denn die Nacht bringt das Meer, bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 15.11.2017

Juli What the bird said

Juli
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Inhalt: Während eines Krankenhausaufenthaltes lernt Juli im Raucherraum Elsa kennen und erzählt ihr ihre Geschichte, von ihrer kaputten Kindheit mit dem sehr geliebten Alkoholkranken Vater, einer ersten ...

Inhalt: Während eines Krankenhausaufenthaltes lernt Juli im Raucherraum Elsa kennen und erzählt ihr ihre Geschichte, von ihrer kaputten Kindheit mit dem sehr geliebten Alkoholkranken Vater, einer ersten Liebe, die böse endet und der Liebe zu zwei Brüdern zwischen denen sie sich nicht entscheiden kann.

Meine Meinung:
Als mir Juli what the bird said, als Rezensionsexemplar angeboten wurde, wollte ich spontan ablehnen: Ich lese keine Liebesromane und ich habe auch überhaupt keine Zeit für noch ein Buch, vor Weihnachten wird das nix. Dann habe ich mir überlegt, was wenn das Buch kein kitschiger Liebesroman ist, das Cover deutet ja nicht darauf hin und der Titel ist interessant und der Klappentext, machte mich ja auch ein klein wenig neugierig. Also habe ich das Buch angenommen unter der Voraussetzung: Vor Weihnachten wird das aber nichts mit der Rezension.
Das Ergebnis seht ihr hier, ich wollte nur mal kurz rein lesen und war doch schon auf den ersten Seiten so gefangen von Julis Geschichte, das ich nicht mehr aufhören wollte zu lesen.
Die Autorin hat es geschafft mich mit ihrem ruhigen, unaufgeregten Schreibstil in den Bann Julis zu ziehen, sie hat mich in die Zeit zurückversetzt in der Julis Geschichte spielt, in die letzten Tage der Blumenkinder, als es noch möglich schien frei und ungebunden in den Tag hinein zu leben.
Juli lebt ein solches Leben, nachdem sie sich von ihrer ersten großen Liebe getrennt und ihr Studium abgebrochen hat. Nur wird dem Leser, schnell klar sie ist weder frei noch unabhängig.Sie rutscht in die Drogenszene ohne selber Drogen zu nehmen, ist auf Sozialhilfe angewiesen und stützt ihre Drogenabhängigen Freunde und Liebhaber von denen sie nicht loskommt. Mir stellte sich immer wieder die Frage: Wer braucht hier wen?
Wenn Juli die Erzählerin ist, welche Rolle spielt da Elsa? Elsa hört zu, sie wertet nicht und dadurch das sie "nur" zuhört, gibt sie Juli die Chance herauszufinden was in ihrem Leben wirklich wichtig ist.
Vielleicht braucht jeder von uns ab und an mal eine Elsa, jemand Fremdes, dem man seine Geschichte anvertraut um die nächsten Schritte im Leben klarer zu sehen.
Ich vergebe für Juli what the bird said, eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 09.11.2017

Sakari lernt, durch Wände zu gehen

Sakari lernt, durch Wände zu gehen
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Inhalt: Die Meldung das ein nackter, mit einem Messer bewaffneter Mann in einem Brunnen der Stadt Turku steht, lässt den Polizisten Petri Grönholm aufhorchen. Diesen Brunnen sieht er jeden Morgen wenn ...

Inhalt: Die Meldung das ein nackter, mit einem Messer bewaffneter Mann in einem Brunnen der Stadt Turku steht, lässt den Polizisten Petri Grönholm aufhorchen. Diesen Brunnen sieht er jeden Morgen wenn er aus seinem Fenster sieht und so begibt er sich dorthin. Warum er den jungen Mann erschießt, weiß er selber nicht und bittet seinen Kollegen Kimmo Joentaa um Hilfe, er will mehr über den jungen Mann herausfinden, der offenbar geistig verwirrt war. Kimmo, der mittlerweile allein erziehender Vater ist stößt bei seinen Nachforschungen auf Menschen die alle mit einem tragischen Verlust umgehen müssen, der sie miteinander verbindet und gleichzeitig trennt.
Meine Meinung:
Sakar lernt, durch Wände zu gehen, ist ein Buch das mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Weniger durch die Handlung, als durch die Sprache, derer sich Jan Costin Wagner bedient. Schon die ersten Zeilen machen aus der Beschreibung des Geisteszustandes eines Menschen, ein Leseerlebnis der besonderen Art. Jetzt zu erklären was ich beim Lesen empfand, übersteigt meine Sprachgewandtheit allerdings.
Wo andere vielleicht schreiben: Petri schoss auf den nackten Mann.
Bekommt man bei Jan Costin Wagner folgendes zu lesen:
Der nackte Mann erhebt sich, plötzlich, in einer Bewegung, die Petri Grönholm als zugleich ruckartig wie fließend erlebt. Der Mann ist groß und schlank und steht gekrümmt, mit angezogenen Schultern, das Messer mit einer Faust fest umschließend, und er sagt etwas, das Grönholm nicht versteht. Dann ist er nur noch einen Augenblick weit entfernt, und der Augenblick steht still, ist ein Gemälde.
Das Gemälde zeigt ihn selbst. Ihn, Petri, im Zentrum einer Welt, die seine ist, nicht weit von Zuhause. Nur diesen einen Augenblick entfernt. In einer Bewegung erstarrt, die er einstudiert hat.
Dann beginnt die Zeit wieder zu laufen, und die Energie, die Kraft, die Petri Grönholm aufwendet, durchströmt mit ungeheurer Gewalt seinen Körper. Bevor sie endlich seine Fingerspitze erreicht, die den ersten Schuss auslöst.
Das muss man mögen, diese leicht verschnörkelte Sprache, die sich nicht darauf beschränkt eine Situation zu beschreiben sondern sie mit Gefühlen zu füllen. 240 Seiten umfasst das Buch, 240 Seiten von denen ich dachte das ich sie innerhalb eines Lesetages schaffen würde, da habe ich mich allerdings geirrt, denn schnell mal durchlesen geht nicht, so manches Mal musste ich eine Textstelle nochmals lesen um zu begreifen was eigentlich hinter den Worten steht.
Kimmo Joentaa ist ein ungewöhnlicher Ermittler, er will die Zusammenhänge herausfinden, in einem Fall der eigentlich klar zu sein scheint: Polizist erschießt Jugendlichen der ihn mit einem Messer bedroht.
Ihn interessiert die Vorgeschichte, die ich hier natürlich nicht verraten kann, die aber tragische Auswirkungen auf viele Menschen hat.Und wieder fehlen mir die Worte. Sakari lernt durch Wände zu gehen, ist in meinen Augen weniger ein Krimi als ein Schicksalsbericht, sehr spannend und poetisch.
Ich vergebe für das Buch eine absolute Leseempfehlung, für alle die sich einlassen wollen auf den Sog der sprachlichen Bilder.

Veröffentlicht am 17.10.2017

Tausend Teufel

Tausend Teufel
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Inhalt: Zwei Jahre nach Kriegsende leiden die Menschen im zerstörten Dresden bitterste Not. Lebensmittel,Medikamente und Kohlen sind streng rationiert oder gar nicht erst zu bekommen, dementsprechend ...

Inhalt: Zwei Jahre nach Kriegsende leiden die Menschen im zerstörten Dresden bitterste Not. Lebensmittel,Medikamente und Kohlen sind streng rationiert oder gar nicht erst zu bekommen, dementsprechend aufgeheizt ist die Stimmung gegen die sowjetischen Besatzungsmächte die in der Stadt, alles kontrollieren.
Als kurz nacheinander zwei sowjetische Soldaten tot aufgefunden werden steht Oberkommissar Max Heller vor der schwierigen Aufgabe, die Morde aufzuklären ohne dabei selber ins Visier der SMAD, der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland zu geraten.
Als weitere Morde geschehen muss sich Heller auf ganz dünnem Eis bewegen um auf der einen Seite den Täter zu finden und auf der anderen Seite unschuldige Kinder vor den Besatzern zu schützen.

Meine Meinung: Was für ein Buch, was für eine Geschichte. Natürlich habe ich, wie wohl jeder von den Zuständen nach dem Krieg in Deutschland gehört, von dem Hass und der Angst die besonders den sowjetischen Besatzungsmächten entgegen schlugen, von den tausenden die an Hunger, Kälte und Krankheiten starben und von denen die plötzlich verschwanden und nie wieder auftauchten.
Aber das waren Berichte aus Geschichtsbüchern oder Bruchstücke aus Erzählungen von Verwandten, die eigentlich nicht über ihre Erlebnisse sprechen wollten. Außerdem war das ja im Osten bei den Russen.
Bevor ich mit dem Lesen begann, hatte ich eine relativ klare Vorstellung von dem was ich lesen würde, einen spannenden Krimi vor der Kulisse einer zerstörten Stadt, ein paar kleinere Schwierigkeiten die der Ermittler Max Heller mit den Besatzungsmächten zu lösen hätte und eine politisch korrekte Auflösung der Morde.
Bekommen habe ich etwas vollkommen anderes. Frank Goldammer führte mir ein Szenario vor Augen, das mir so manches Mal die Tränen in die Augen trieb, seine Beschreibungen der Lebensumstände der damaligen Zeit sind mehr als anschaulich. Ich konnte mir den ständigen Kampf ums Überleben der Erwachsenen und besonders der Kinder die alles verloren hatten recht gut vorstellen. Ich maße mir nicht an zu behaupten das ich nachfühlen konnte wie es damals war, denn das kann niemand, der nicht dabei war.
Zugegebener Maßen rückte der Kriminalfall ab einem bestimmten Punkt etwas ins Hintertreffen, ich wollte eigentlich nur noch wissen wie es den Kindern erging und ob Max Heller, der sich weigert in die SED einzutreten und sich vor allen Vorgesetzten für diese Weigerung rechtfertigen muss, unbeschadet aus allem hervorgeht.
Tausend Teufel, ist ein eindringliches Buch, eines das nicht so schnell aus den Köpfen der Leser verschwinden wird.
Und auch wenn die Krimihandlung für mich nicht immer hoch spannend war, ich habe mich ablenken lassen von den einzelnen Schicksalen es liegt also an mir, nicht am Buch, vergebe ich eine absolute Leseempfehlung.