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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Absolut gelungen und zu Herzen gehend

Junikäfer, flieg
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Die kleine Juni (oder June im englischen Original) ist ein Mädchen, welches man sofort ins Herz schließt. Seit sie denken kann, ist sie mit ihrem Vater und dem gemeinsamen Wohnmobil durch die USA unterwegs....von ...

Die kleine Juni (oder June im englischen Original) ist ein Mädchen, welches man sofort ins Herz schließt. Seit sie denken kann, ist sie mit ihrem Vater und dem gemeinsamen Wohnmobil durch die USA unterwegs....von Norden bis Süden und von Westen nach Osten. Sie ist aufgeschlossen und clever, fröhlich und liebt ihren Vater von ganzem Herzen, der sie auch unterrichtet. Als sie eines Tages mit ihrem Wohnmobil länger auf einem Kaufhausparkplatz stehen und auf ein Ersatzteil für den Wohnwagen warten müssen, entdeckt Juni eine Vermisstenanzeige. Darauf ist das Foto eines Kleinkindes und daneben ein computeranimiertes Bild des Mädchens, wie es nach sieben Jahren aussehen soll. Und Juni erkennt sich selbst darauf.....

Juni wird neugierig und möchte mehr über sich erfahren und warum ihr Vater nie mit ihr an einem Ort bleibt und sie keine Freundinnen hat. Als Leser spürt man instinktiv, dass John, der Mann, den sie Vater nennt, der Entführer sein muss. Und doch ist er äußerst liebevoll zu Juni, lehrt sie viele wichtige Dinge des Lebens und gibt ihr Gottvertrauen.
Im kleinen Örtchen Dogwood hingegen sucht Ella Edwards seit sieben Jahren nach ihrer verschwundenen Enkeltochter Natalie Ann. Sie fühlt, dass Natalie noch lebt und gibt trotz aller Widerstände nicht auf. Als man plötzlich das Auto findet, mit dem das kleine Mädchen damals entführt wurde, wird der Fall neu aufgerollt. Doch als der Wagen aus dem See gezogen wird, ist der Kindersitz leer und man findet auch keine Leiche.

Der wunderbare Erzählstil des Autors lässt einem in diese so emotionale und herzzereißende Geschichte versinken. Man kann nicht glauben, dass John wirklich ein Kindesentführer sein soll und im Laufe des Romans stellt sich der Leser immer mehr die Frage, was damals wirklich passiert ist. Man spürt auf der einen Seite die Sehnsucht, die Juni hat, endlich die Wahrheit zu erfahren. Sie wünscht sich eine Familie, ein Zuhause und Freundinnen. Außerdem möchte sie wissen, woher sie kommt und was diese furchtbaren Albträume bedeuten, die sie schon jahrelang quälen.....
Auch der Glaube spielt hier eine Rolle, wirkt aber nie aufdringlich. Er gibt aber vorallem der Großmutter Halt und lässt sie nicht aufgeben. Überraschende Wendungen erschaffen zusätzlich Spannung und die Geschichte bleibt sehr lange rätselhaft. Erst nach und nach erfährt man, was damals passiert ist und erst ganz am Schluss kommt die Wahrheit ans Licht. Die wichtigste Frage wird beantwortet und trotzdem bleiben noch einige wenige Punkte offen. Ich mag es überhaupt nicht, wenn das Ende zu offen bleibt, doch hier ist es (fast) perfekt, wie es ist.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Chris Fabry ist wunderbar einfühlsam und voller Lebensweisheiten, ohne lehrreich zu wirken. Die Geschichte erscheint real, es ist nichts übertrieben oder unrealistisch. Die Figuren sind lebendig und vorallem Juni ist herzerfrischend.
Erzählt wird hauptsächlich aus der Sicht von Juni in der Ich-Perspektive. Hier hat es der Autor es geschafft, die Gedanken und Gefühle einer Neunjährigen authentisch rüberzubringen. Aber es wird auch in der dreitten Person aus der Erzählperspektive von John, Sheriff Preston, Ella und William (Großeltern) und Sheila (einer Supermarktangestellten) berichtet, dessen Geschichten dem Roman das Gerüst geben.

Allgemeines/Tipp:

Zu "Junikäfer flieg" gibt es noch ein Buch des Autors, "Die Sinfonie des Himmels", indem Juni nochmals einen kleinen Auftritt hat....eine Art Nachfolgeband.
Außerdem wird Ende August die Geschichte als DVD erscheinen. Ich habe sie mir schon bestellt, war allerdings etwas enttäuscht vom deutschen Trailer, wo man Juni einfach in Kate umbenannt hat und der Name mit dem englischen Originaltitel und dem deutschen Titel überhaupt nichts mehr gemeinsam hat. Auch der Ort ist ein anderer und Schi fahren kommt nie im Buch vor.... Auch ihre Mutter scheint im Film anders dargestellt zu werden.....die Synchronstimmen sind auch nicht das Gelbe vom Ei........aber ich werde mich einfach mal überraschen lassen....

Fazit :
Ein sehr emotionales und zu herzengehendes Buch, das wunderbar geschrieben ist und gleichzeitig von der ersten bis zur letzten Seite spannend bleibt. Absolut gelungen und eines meiner Highlights des Jahres! Meine Leseesmpfehlung!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Blick hinter die Kulissen der Olympiade 1936

Berlin 1936
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Meine Meinung:
Pünktlich zum Beginn der Sommerolympiade in Rio habe ich ein Buch über eine andere Olympiade, die genau achzig Jahre zuvor stattgefunden hat, gelesen. Damals wurde das Bild eines Wettstreites ...

Meine Meinung:
Pünktlich zum Beginn der Sommerolympiade in Rio habe ich ein Buch über eine andere Olympiade, die genau achzig Jahre zuvor stattgefunden hat, gelesen. Damals wurde das Bild eines Wettstreites gezeigt, der sich nicht nur um Medaillen drehte, sondern der das damalige Deutschland alles andere als judenfeindlich und betont weltoffen zeigen sollte. Es geht um die Sommerolympiade in Berlin 1936, wie uns der Titel bereits verrät.
Der Sport steht allerdings nicht im Vordergrund, denn Oliver Hilmes lässt uns in seinem Buch hinter die Kulissen schauen. Er erzählt in einer Zeitspanne von sechzehn Tagen über diverse Einzelschicksale während der Olympiade zur Zeit des beginnenden Nationalsozialismus. Dabei behandelt er diese Schicksale völlig unbekannter Personen genauso, wie die von bekannten Personen, die in der Öffentlichkeit stehen.

Das Buch ist in genau sechzehn Abschnitte gegliedert, die die Tage vom 1. bis zum 16. August dokumentieren. Ein schwarz-weiß Foto auf der Vorderseite, danach ein kurzer Wetterbericht des Reichswetterdienstes und im Anschluss erzählt Hilmes das Geschehen des Tages aus Sicht verschiedener Personen. Das können Berühmtheiten wie Leni Riefenstahl sein, die die Olympischen Spiele erstmals aus einer ganz anderen Sichtweise filmen möchte und dabei ungewollt Hindernisse für die Sportler aufstellt oder kurze Sequenzen aus dem Leben ganz normaler Menschen wie du und ich. Aber auch die teilnehmenden Sportler kommen nicht zu kurz, allen voran der Amerikaner Jesse Owens, der die Olympiade dominiert. Hitler ist darüber alles andere als erfreut und erregt sich am schwarzen Läufer, den er als wilden "Dschnugelmenschen" bezeichnet und nicht mit der weißen (Herren-)Rasse gleichsetzt.
Einige Personen begleiten wir immer wieder durch diese sechzehn Tage, wie den US-Autor Thomas Wolfe, den Verleger Ernst Rowohlt oder den Barbesitzer Leon Henri Dajou.

Göring, Hitler und Goebbels verfolgen die Spiele auf der Tribüne und zeigen sich abends bei diversen Festen und Ehrungen, während sie bereits den Krieg planen und die ersten Menschen abtransportieren lassen. Dies wird in kleinen Abschnitten genauso erzählt, wie die Barbesuche der ausländischen Gäste. Tagebucheinträge von Jospeh Goebbels vervollständigen die Sicht auf die Spiele.
Man erkennt, wie Hitler und seine Leute nicht nur die Deutschen geschickt manipulieren konnten, sondern auch das ausländische Publikum, sogar Menschen, die voller Skepsis angereist sind und Hitler eher negativ gegenüber standen. Wie gewaltig und beeindruckend hier die gesamte Organisation zum Einsatz kam und was sich hinter den Kulissen alles abspielte, ist oft nur zu erahnen. Aber Propaganda für das eigene Land bei wichtigen Großveranstaltungen gab es nicht nur damals, sondern wird auch heutzutage noch genauso gehandhabt.

Ganz zum Ende des Buches als Art Epilog findet man noch ein Kapitel mit der Überschrift "Was wurde aus...?". Hier erfährt der Leser was aus den Menschen geworden ist, über die der Autor in den sechzehn Kapiteln geschrieben hat.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Oliver Hilmes zieht den Leser direkt in das Geschehen und schon befindet man sich in Berlin im Jahr 1936. Obwohl dies ein Sachbuch ist, lebt das Buch von der lebendigen und atmosphärischen Erzählweise des Autors. Oliver Hilmes hat sehr gut recherchiert. Die verschiedenen Schicksale einzelner Personen, die rund um Hitler, Göring und Goebbels eingeflochten sind, machen das Thema etwas leichter und realer.

Fazit :
"Berlin 1936" ist ein lebendiges Sachbuch. Hier wird Geschichte interessant und unterhaltsam erzählt, man darf hinter die Kulissen blicken und dabei hat der Autor auch noch sehr gut recherchiert.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Hoffnung lebt

So wie die Hoffnung lebt
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Bereits der Beginn des Romans hat es in sich! Nach den ersten Seiten war ich entsetzt, traurig und den Tränen nahe, so zu Herzen ging mir das Schicksal der erst achtjährigen Katie, die innerhalb von ein ...

Bereits der Beginn des Romans hat es in sich! Nach den ersten Seiten war ich entsetzt, traurig und den Tränen nahe, so zu Herzen ging mir das Schicksal der erst achtjährigen Katie, die innerhalb von ein paar Stunden zur Vollwaise wird. Durch den Schock verschließt sich das Mädchen und spricht nicht mehr. Im Kinderheim, ihrem neuen Zuhause nach dem Verlust ihrer Familie, igelt sie sich ein, bis der um einige Jahre älter Jonah dazustößt. Mit seinem außergewöhnlichen Zeichentalent und großen Einfühlungsvermögen gelingt Jonah das, was den engagierten Heimleitern nicht gelungen ist. Er bringt Katie wieder zum Sprechen. Die Beiden verbindet ab diesem Zeitpunkt eine ganz besondere innige Freundschaft, die jedoch jäh endet....
Siebzehn Jahre später sind Jonah's Gedanken noch immer bei Katie, die er seit dem Vorfall damals erfolglos sucht. Milow, der gemeinsame Freund der Beiden, hat es längst aufgegeben Jonah von seiner Suche abzubringen. Doch dieser gibt die Hoffnung nicht auf......

Der Roman ist in zwei Teile geteilt, wobei der erste Abschnitt, aus der Kinder- und Jugendzeit im Kinderheim, in Rückblenden erzählt wird. Der zweite Abschnitt spielt in der Gegenwart und wird im Präsens geschildert. Unsere Hauptprotagonisten sind nach diesen fast zwanzig Jahren bereits erwachsene Menschen.

Der erste Teil des Romans und ganz besonders das erste Kapitel, das von Katies Verlust erzählt, hat mich emotional auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt. Ich war geschockt und entsetzt und die Emotionen haben mich überwältigt. Die Autorin versteht es einfach großartig die Gefühlswelt der beiden Protagonisten zu beschreiben, sodass man als Leser in der Geschichte einfach mitlebt bzw. wie hier eben mitleidet. Man spürt diese tiefe Verbundenheit und innige Freundschaft der beiden Jugendlichen, denen sonst niemand mehr geblieben ist. Nur Milow, mit seiner Lockerheit und seinem überschäumenden Temperament, gelingt es der Dritte im Bunde zu werden. Ich habe ihn sofort ins Herz geschlossen. Dabei wird die Geschichte selbst nie kitschig und bleibt realitätsnah.
Auch das Kinderheim und ihre Betreuer, Julius und Tammy, sowie die sehr engagierte Ruby, Mitarbeiterin des Jugendamtes, wurden sehr positiv dargestellt. Alle drei setzen sich sehr für ihre Schützlinge ein. Meistens liest man doch vom Gegenteil....

Die Charaktere sind sehr menschlich und glaubhaft dargstellt - mit all ihren Fehlern. Dadurch wirken sie sehr lebendig. Alle von ihnen sind mir wirklich ans Herz gewachsen und werden sicherlich noch lange in meiner Erinnerung bleiben....
Die Autorin hat in diesem Roman auch das Thema Mutismus aufgegriffen und intensiv dazu recherchiert. Die Leser erhalten einen sehr guten Einblick in diese Kommunikationsstörung.

Nach all den Lobeshymnen zu diesem Roman, fragt ihr euch wahrscheinlich warum ich denn keine 5 Sterne gegeben habe...stimmst's?
Der zweite Teil des Romans, in denen uns Jonah, Katie und Milow als Erwachsene "gegenüberstehen", ist ebenfalls grandios geschrieben, kann jedoch mit dem ersten Abschnitt, der Zeit, die die Drei im Kinderheim verbracht haben, nicht gänzlich mithalten. Dafür findet sich im "Erwachsenenteil" viel mehr Spannung, die immer mehr aufgebaut wird. Das Ende wartet dann mit zwei vollkommen unerwarteten Wendungen auf und ließ mich wiederum entsezt nach Luft schnappen. Es bleibt aber etwas von einem "Bruch", das mich eben dazu veranlässt keine 5 Sterne zu geben, auch wenn mich dieser Roman wirklich sehr beeindruckt hat.

Schreibstil:
Susanne Ernst verfügt über einen sehr emotionalen und bildhaften Schreibstil, der sich wunderbar leicht lesen lässt und in dem man geradezu eintaucht und gar nicht mehr auftauchen möchte, bevor man nicht die letzte Seite inhaliert hat.
Die Protagonisten erzählen abwechselnd aus ihrer Sicht der Dinge in der Ich-Form. So entsteht noch ein viel innigeres Band zu den Jugendlichen. Man hat das Gefühl beide Protagonisten erzählen dem Leser direkt von Angesicht zu Angesicht ihre Geschichte.

Fazit:
Definitiv ein Buch, das man gelesen haben sollte, auch wenn ich nicht die Höchst-Sternezahl vergebe. Wunderbarer emotionaler erster Teil, der mich auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt hat ohne kitschig zu werden. Der zweite Teil kann nicht ganz an den ersten anschließen, punktet aber mit Spannung und einigen überraschenden Wendungen. Ein Herzensbuch, das ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wunderbare Geschichte

Die Hüterin der Geschichten
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Darum geht's:
Jennia Beth Gibbs, genannt Jen, ist Lektorin in einem großen Verlagshaus. Für sie hat sich ihr langgehegter Traum erfüllt, als sie einen Job im kleineren, aber renommierten Verlag Vida House ...

Darum geht's:
Jennia Beth Gibbs, genannt Jen, ist Lektorin in einem großen Verlagshaus. Für sie hat sich ihr langgehegter Traum erfüllt, als sie einen Job im kleineren, aber renommierten Verlag Vida House bekommt. Als ehemalige Sachbuchlektorin ist sie eigentlich nicht für Romane zuständig und doch liegt eines Tages ein altes Konzept zu einer Geschichte auf ihren Tisch. Sie weiß nicht, woher dieses plötzlich kommt, denn im Vida House gibt es den sogegannten "Slash Mountain", ein "Berg" eingesandter Manuskripte, die niemand außer dem Chef persönlich anfassen darf. Als sie zu lesen beginnt, ist sie sofort fasziniert von der wundervollen Geschichte des Melungeon Mädchens Sarra aus den Blue Ridge Mountains. Die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert lässt ihr keine Ruhe und sie möchte unbedingt herausfinden, wer der Autor dieses mysteriösen Manuskriptes ist. Doch der Ort in den Appalachen, wo die Erzählung spielt und wo sie auch den Autoren vermutet, liegt nur unweit ihrer ehemaligen Heimat, in die sie nie wieder zurückkehren wollte...So viel zum Inhalt, der sich an und für sich schon richtig toll anhört.

Meine Meinung:
Bücher, die von Buchliebhabern handeln oder Menschen, die mit diesen zu tun haben, sind bei uns Bloggern ganz besonders beliebt. Warum wohl? Weil wir selbst unsere Bücher lieben und hegen und pflegen wie kleine Schätze!
Da ich beim Francke Verlag schon sehr oft wirklich großartige Bücher lesen durfte, stimmte hier für mich alles, um mich für "Die Hüterin der Geschickten" für eine Lovelybooks Leserunde zu bewerben. Und ich war eine der wenigen glücklichen Gewinnerinnen eines Romans, der mich wieder vollkommen überzeugt und der mir sehr gut gefallen hat.

Unsere Hauptprotagonistin Jen kommt aus einem kleinen Ort, der nicht gegensätzlicher zu ihrem jetzigen Wohnort New York sein könnte. In ihrer Heimatgemeinde ist ihr Vater ist das Oberhaupt einer sektenähnlichen Gemeinschaft. Die Frauen dort haben wenig zu sagen und werden schon als Teenager verheiratet. Geld ist kaum vorhanden und die Gegend ist sehr ärmlich. Jen ist eine der wenigen, die es schafft und die "Gemeinschaft der Brüder" verlässt. Sie ist deswegen nicht mehr gern gesehen, aber ihr Geld ist trotzdem äußerst willkommen. Als sie dorthin aufbricht, fühlt der Leser ihren großen Gewissenkonflikt. Sie unterstützt noch immer ihre Geschwister, doch zu ihren Vater hat sie ein äußerst schlechtes Verhältnis. In ihrer Kindheit hat sie kaum Liebe erfahren, denn ihre Mutter hat die Familie verlassen und der Vater und die Großmutter hatten nie ein nettes Wort für Jennia übrig. Sie leben nach der Gemeinschaft und einem Gott, der streng und unerbittlich ist. So ist es verständlich, dass Jen anfangs zögert genau dorthin zurückzukehren. Doch sie ist sich ziemlich sicher, dass der Autor des Manuskriptes Evan Hall ist, der sich nach seinem großen Erfolg als Jungautor total zurückgezogen hat. Hall schottet sich seitdem von seinen Fans ab, gibt keine Interviews und will kein Buch mehr schreiben. Ein harter Brocken für Jen und eine große Herausforderung, besonders da sie den Job erst angenommen hat.

Der Leser erhält ebenfalls Einblicke in das unvollendete Manuskript, das Ende des 20. Jahrunderts spielt und vom Melungeon Mädchen Sarra und dem Anthropologie-Studenten Randolph handelt. Wie sich der junge Mann aus gutem Hause und das junge Mädchen treffen, ist sehr spannend und anschaulich erzählt. Auch erfährt man mehr über die Melungeons, die in den Appalachen leben und die gemischtrassiger Herkunft sind. Sie sollen eine Mischung aus Indianern, Afrikaner und den zugewanderten Europäern sein. Sie haben helle, meist blaue Augen, dunkle Haare und olivfarbene Haut. Die Menschen mieden sie und es gab damals viele böse Gerüchte über diesen unbekannten Volksstamm, vergleichbar mit den Hexenverleumdungen. Im Laufe der Handlung kommen sich Sarra und Rand näher und versuchen gegen all die Anfeindungen der Menschen zu überleben.

"Unsere Geschichten haben Macht. Sie leben, sie sprechen zu uns, sie inspirieren. Sie bewirken Veränderung. Aber sie sind auch zerbrechlich. Ihre Botschaft kann so leicht durch die Zeit oder durch mangelndens Interesse verloren gehen....." -- Seite 373 --

Der einzige kleine Minuspunkt ist der Epilog der Geschichte, der doch ein paar kleine Fragen unbeantwortet lässt. So bleibt aber auch noch ein bisschen Stoff für eine Fortsetzung....

Schreibstil:
Lisa Wingate hat nicht umsonst den Christy Arward 2015 gewonnen. Ihr wunderbarer poetischer und empfindsamer Schreibstil, der sich angenehm lesen lässt, hat mich von Beginn an bezaubert. Auch einige humorvolle Einlagen durch Jen's Hund "Freitag", ein äußerst knurriger Chihuahua, lockerte die Geschichte immer wieder auf, die manchmal (wenn es um Jens Familie ging) ein bisschen bedrückend war. Auch die sehr bildhaften Beschreibungen der Landschaft und der Gegend ist wirklich gelungen. Der christliche Aspekt ist sehr unaufdringlich in die Story eingeflochten.

Fazit:
Ein hervorragender Roman, der zeigt wie wichtig Geschichten und dessen Botschaften sind. Der angenehme Schreibstil und die fesselnde Story ließen mich vollkommen in diesen Roman eintauchen und alles rund um mich vergessen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Toller Reihenauftakt!

Die Nightingale-Schwestern
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Den ersten Teil dieser Reihe habe ich mir aus der Bücherei ausgeliehen, da ich mir nicht sicher war, ob ich mit der Geschichte etwas anfangen kann. Ich war doch etwas skeptisch, da ich Angst hatte eine ...

Den ersten Teil dieser Reihe habe ich mir aus der Bücherei ausgeliehen, da ich mir nicht sicher war, ob ich mit der Geschichte etwas anfangen kann. Ich war doch etwas skeptisch, da ich Angst hatte eine kitschige Ärztegeschichte vor mir zu haben. Doch das war völlig unbegründet!
Ich bin absolut positiv überrascht von den Nightingale Schwestern, das mir wie eine Mischung aus Downtown Abbey und Greys Anatomy vorkommt. Warum?
Zum ersten Vergleich, weil es in der Zwischenkriegszeit spielt...also ein bisschen später als zu Beginn von Downtown Abbey. Jedoch haben wir es hier auch mit einem zu tiefst traditionellen Haus, der Nightingaler Krankenschwesterschule, zu tun. Hier werden großteils Mädchen aus besseren Kreisen ausgebildet, aber auch fleißige junge Frauen aus der unteren Schicht gelingt manchmal die Aufnahme. Der Roman erzählt von drei sehr verschiedenen Mädchen aus unterschiedlichem Milieu. Der Leser erhält einen tollen Einblick in das Leben der drei Hauptprotagonistinnen und deren Familien.
Der Vergleich zu Greys Anatomy drängt sich auf, weil es in einem Krankenhaus spielt...ja, ich weiß, etwas einfach, aber der Leser erhält hier auch einen tiefen Einblick in den damaligen Krankenhausalltag und die Pflege allgemein und dies kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges. Dies wird sehr interessant dargestellt und man erkennt, wie viel sich in den letzten achzig Jahren in Sachen Medizin getan hat.

Im ersten Band der Reihe geht es um das erste Lernjahr an der Nightingale. Die drei Hauptprotagonistinnen Dora, Helen und Millie beginnen ihr erstes Lehrjahr bzw. Millie bekommt eine zweite Chance es zu wiederholen.
Dora ist diejenige, die aus ärmlichen Verhältnissen kommt und es geschafft hat an der Nightingale aufgenommen zu werden. Dies hat sie vorallem der neuen Leiterin zu verdanken, die auch Mädchen, die nicht aus der Oberschicht kommen, eine Chance gibt. Und so erhält Dora die Chance, sich zu beweisen. Und Dora ist ehrgeizig, denn sie will vorallem ihrem Stiefvater entfliehen.
Millie, die eigentlich Lady Amelia Charlotte Benedict heißt, muss das erste Jahr wiederholen, da sie meistens ganz andere Dinge im Kopf hat, als zu lernen. Ihr fällt es besonders schwer, die strengen Regeln im Hause einzuhalten. Trotzdem möchte sie unbedignt Krankenschwester und auf keinen Fall verheiratet werden. Sie ist eine moderne junge Frau, die auf eigenen Füßen stehen will, die jedoch die alleinige Erbin eines großen Familiensitzes ist.
Die Dritte im Bunde ist Helen, deren Mutter Mitglied des Kuratoriums ist und die jeden Schritt ihrer Tochter ausspioniert. Außerdem wird Helen von den Mitschülerinnen gemobbt, die denken, sie verrät ihrer Mutter alle Vorkommnisse im Internat. Dabei ist die junge Frau eine sehr unglückliche Seele, die von ihrer Mutter kontrolliert wird und keine Freundinnen hat, bis ihre beiden Zimmerkolleginnen, Dora und Millie, ein bisschen auf sie zugehen und bemerken, wer so hinter der wirklichen Helen steckt.
Neben den interessanten Begebenheiten an der Schule, die sehr lebendig beschrieben werden und auch mit Humor glänzen, spielt auch der familäre Hintergrund der drei jungen Frauen eine große Rolle. Überraschende Wendungen und Schicksalschläge, humorvolle Begebenheiten und die beginnende Freundschaft zwischen den drei so unterschiedlichen Mädchen, ließen mich an den Seiten kleben.

Das Ende des ersten Teiles ist rund und es gibt keinen Cliffhanger. Man könnte es auch als Einzelband stehen lassen, jedoch ist man nach dem zuklappen der letzten Seite begierig darauf weiterzulesen und zu erfahren, wie es mit Dora, Millie und Helen im zweiten Lehrjahr weitergeht.
Eine Reihe, die ich mir als Verfilmung sehr gut vorstellen könnte!

Charaktere:
Dora, Millie und Helen, deren Familien, aber auch die anderen Mädchen aus dem Internat und das Lehrpersonal, werden hier sehr anschaulich beschrieben. Ich hatte alle Personen in meinem Kopf und von jedem ein Bild vor Augen, und dass bis zum letzten Nebenprotagonisten. Gratulation an die Autorin! Besonders bei so vielen Personen und unterschiedlichen Charakteren bleiben oft einige Protagonisten blass, was hier aber definitiv nicht der Fall ist. Die Mädchen entwickeln sich weiter und man klebt an den Seiten, um zu erfahren, was als Nächstes passieren wird..

Schreibstil:
Der wunderbar flüssige Schreibstil der Autorin lässt einem durch den fast 600 Seiten dicken Roman nur so durchfliegen. Die Kapitel haben die passende Länge und trotz der vielen Seiten, gab es weder Längen oder Einbrüche. Durch den Wechsel der Perspektiven aus der jeweiligen Sicht der drei Mädchen, kann der Leser diese aus verschiedenen Blickwinkeln miterleben, was die Geschichte durchgehend spannend und ereignisreich macht.

Fazit:
Ein toller Beginn einer Reihe, die viel Potential hat und bereits einen starken Anfang hinlegt. Tolle Charakterbeschreibungen, lebhafter Schreibstil und absolut keine Längen, ließen mich die fast sechshundert Seiten im Rekordtempo lesen. Was will man mehr von einem Buch? Für mich gibt es keinen einzigen Kritikpunkt, deshalb vergebe ich 5 Sterne und freue mich auf Band 2.