Hinter alten Mauern lauert der Tod
Das HospitalIn Berlin liegt eine brütende Hitze über der Stadt, als aus der Spree eine weibliche Leiche gefischt wird. Dem Opfer wurden die Lippen entfernt. Als Albert seine Lebensgefährtin Christine Lenéve von einer ...
In Berlin liegt eine brütende Hitze über der Stadt, als aus der Spree eine weibliche Leiche gefischt wird. Dem Opfer wurden die Lippen entfernt. Als Albert seine Lebensgefährtin Christine Lenéve von einer Auslandsreise vom Flughafen abholt, entdeckt er auf der Titelseite das Foto der Toten. Es ist seine frühere Kollegin und Freundin Nana. Beide arbeiteten verdeckt als Hacker im Untergrund, bevor Albert als Wirtschaftsredakteur zu einem Fernsehsender wechselte. Nana hatte sich besonders auf Pharmakonzerne eingeschossen, wobei ihr jedes Mittel recht war. Gemeinsam mit Christine und Benno, dem aktuellen Freund von Nana, versuchen sie dem Mörder auf die Spur zu kommen. Sie rechnen jedoch nicht mit einem eiskalten Serienkiller, der ein ganz besonderes Tötungsritual verfolgt....
Verschiedene Handlungsstränge machen es zu Beginn nicht ganz einfach in die Geschichte zu finden. Mit der ermittelnden Journalistin Christine Lenéve hatte ich bereits in "Federspiel" ein paar Probleme, was sich auch nicht im zweiten Teil geändert hat. Die Journalistin polarisiert und ist absolut kein Sympathieträger. Ihre teilweise sehr unüberlegten Alleingänge machen die Mörderjagd zwar spannender, ließen mich aber sehr oft den Kopf schütteln. Christine ist spontan, furcht- und kompromisslos. Sie handelt oft ohne zu denken und ist dabei auf der anderen Seite sehr intelligent und durchdacht. Eine Frau mit Widersprüchen!
Oliver Ménard zeichnet hier einen sehr eigenwilligen Charakter, der mit uns Lesern spielt und nicht um Sympathiepunkte bettelt. Das bereits in "Federspeil" angedeutete Problem von Christine wird auch in Teil 2 nicht gelöst, jedoch erfahren wir ein paar neue Einzelheiten zum Tod ihres Vater.
Als Gegenpart ist der ruhige Albert einfach perfekt. Bevor er handelt, überlegt er dreimal. Dass es trotzdem auch hier zu Reibereien kommen kann, ist jedoch aufgesetzt.
Unser Ermittler in den Mordfällen, Kommissar Tobias Dom, bleibt dem ganzen Roman über nur eine Randfigur und bekam seine Auftritte nur zu Beginn und am Ende des Thrillers. Christine ist und bleibt auch in Teil 2 die führende Kraft.
Oliver Ménard kann definitiv schreiben! Seine beiden Thriller leben von seinem detailverliebten und flüssigen Schreibstil. Wortwitz und Tempo lassen einem durch die Seiten fliegen. Nicht verschweigen sollte man allerdings einige brutale Grausamkeiten, die dieser Thriller ebenso beinhaltet. Die Auflösung ist logisch und alle Puzzlesteinchen ergänzen sich zu einem schlüssigem Gesamtbild.
Schreibstil:
Auch der zweite Thriller des Autors glänzt vorallem durch seinen mitreißenden Schreibstil, der sprachlich sehr gelungen und sogar leicht literarisch angehaucht ist. Von Beginn an gibt es einen hohen Spannungslevel, der allerdings nicht immer gehalten werden kann.
Das Buch ist in drei Abschnitte geteilt: "Sieben", "Eisiges Herz" und "Das Blut der Väter". Erzählt wird in der dritten Person aus der Sicht von Christine. Es gibt aber auch Einblicke in die Psyche des Mörders, die besonders spannend sind.
Fazit:
"Das Hospital" ist ein mitreißender und rasanter Thriller, der sich nicht hinter seinem Debüt verstecken muss. Der große Pluspunkt ist eindeutig der grandiose Schreibstil des Autors. Gerne gebe ich wieder 4 1/2 Sterne und freue mich schon auf die Fortsetzung.