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Veröffentlicht am 23.06.2018

Unsympathisch und einfach enttäuschend. Ich hatte mir mehr erwartet.

Big Pig, Little Pig
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Kurz gesagt: Leider gefiel mir dieses Buch überhaupt nicht. Ich hatte mich zwar auf ein erzählendes Sachbuch eingestellt, aber dass dieses Buch sich so dermaßen in die Länge zieht, hätte ich nicht gedacht. ...

Kurz gesagt: Leider gefiel mir dieses Buch überhaupt nicht. Ich hatte mich zwar auf ein erzählendes Sachbuch eingestellt, aber dass dieses Buch sich so dermaßen in die Länge zieht, hätte ich nicht gedacht. Der Grundgedanke, ob man Tiere schlachten kann, die man liebt, ist spannend, und ich bin der festen Überzeugung, dass ich es nicht könnte, doch Jaqueline Yallop und ihr Mann sind da anscheinend härter im Nehmen. Während zu Beginn des Buchs noch gestaunt wird, was für schöne Tiere Schweine doch sind und historische Gegebenheiten mit Forschung und Charakterstudien zusammentreffen, hätte ich mir doch mehr erhofft. Die „harten Fakten“ über Schweine füllen derweil auch den Großteil des Buches und der Leser bekommt stets vor Augen geführt, wie intelligent und treuherzig Schweine doch sind, um dann gegen Ende entsetzt und enttäuscht zu sein über die Wahl, die Yallop und ihr Mann treffen. Kurz vor der Schlachtung tanzt das zu tötende Schwein noch im Heu und freut sich seines Lebens, und man hofft auf einen humanen Moment der Einsicht, doch die Autorin zeigt kaum eine Regung und bleibt hart. Zur Veranschaulichung werden dann noch Fotos von einer strahlenden Yallop mit einer Würstchenkette in der Hand gezeigt. Den Schlachtungs- und Zerlegungsvorgang bekommt der Leser auch in seiner Ganzheit erläutert, Leser mit schwachem Magen sollten hier vielleicht einige Seiten überblättern.

"Wir waren gründlich und pragmatisch. Es wirkt alles überschaubar. Gefühle spielen dabei scheinbar überhaupt keine Rolle. Wie schwer kann es denn schon sein, ein Schwein zu töten?"

Kurz und knapp: Das Genre „erzählendes Sachbuch“ ist mir nicht fremd, fremd war jedoch diese komplette Abwesenheit von Einfühlvermögen. Jaqueline Yallop baut zwar ein Verhältnis zu ihren Schweinen auf und bemerkt auch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten, dennoch führt auch ihre ausgiebige Recherche über Schweine, ihre Intelligenz und ihre Zutraulichkeit nicht dazu, dass sie sich von ihren Gefühlen mitreißen lässt. Zudem werden die Schweine zu vielen Gelegenheiten nur als „Schlachtkörper“ gesehen, was im starken Kontrast zu ausführlichen Beschreibung zu der Schönheit der Tiere und der Ähnlichkeit zum Menschen steht. „Big Pig, Little Pig“ (im Übrigen die Namen der Schweine) kann ich leider überhaupt nicht weiterempfehlen, da es mir zu kaltblütig, zu „unmenschlich“ war.

Veröffentlicht am 13.09.2017

Eine Reise in die Zukunft, in der der Tod keine Rolle mehr spielt – spannendes Konzept, leider komplett ohne Immersion.

Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm
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Mit “Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm”erzählt Richard Morgan die spannende Geschichte von Takeshi Kovacs, Agent (wenn man es denn so nennen kann) einer speziell ausgebildeten Einheit, dem ...

Mit “Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm”erzählt Richard Morgan die spannende Geschichte von Takeshi Kovacs, Agent (wenn man es denn so nennen kann) einer speziell ausgebildeten Einheit, dem Envoy Corps. Dieser wird zu Beginn der Handlung getötet, nicht jedoch sein Stack – der Teil, in dem sein Geist gespeichert wird. Dieser wird bei jedem Menschen auf Harlans Weltund auch auf der Erde in den Nacken eingesetzt und sichert die Unsterblichkeit. Durch regelmäßige Backups wird weiterhin gesichert, dass im Falle eines Mordes der Ermordete gerichtlich aussagen kann. Die von Morgan gezeichnete Welt ist skurril und von technischem Fortschritt geprägt, aber auch ziemlich furchteinflößend. So muss Kovacs nach seinem Resleeving (das Dekantieren des Geistes in einen neuen Körper) direkt im einem Mordfall auf der Erde ermitteln. Was zunächst wie ein klarer Fall aussieht, entpuppt sich bald als Wirrwarr aus miteinander verstrickten Geschehnissen und Kovacs ist sich bald nicht mehr sicher, welchem Sleeve man noch trauen kann – steckt vielleicht jemand anders in dem Körper?

Männer und Frauen waren nicht mehr als Handelsobjekte, genauso wie alles andere. Man konnte sie einlagern, transferieren oder dekantieren. Unterschreiben Sie bitte hier unten.

In einer reißenden Geschwindigkeit erzählt Richard Morgan diese futuristische Geschichte. Doch leider wurde mir ab Seite 2 bereits klar, dass mir der Erzählstil überhaupt nicht zusagt. Es gibt spannungsgeladene Szenen, Leute werden gefoltert, aber irgendwie bin ich als Leser nicht ganz dabei. Die Immersion fehlt, der Einblick in die Gefühlswelt des Protagonisten. Zwar wird der Leser mit Kovacs existenzieller Krise konfrontiert, nimmt aber wenig daran teil. Der Gedanke, dass man nach dem Dekantieren des Geistes in einen neuen Körper “Startschwierigkeiten” hat oder gar psychische Probleme entwickelt, die den Sleeve als Fremdkörper erscheinen lassen, ist superspannend und auch authentisch. Die ganze Welt, auf der Kovacs umherwandelt, erscheint dem Leser fremd und zugleich bekannt. Die technologische Hochburg, die aber in umso dubiosere Gefilde ausartet, je tiefer man in bestimmte Stadtbezirke eindringt, regt zum Nachdenken über die Vor- und Nachteile dieser Entwicklungen an. Die Beschreibungen von Harlans Welt, auf der Kovacs aufgewachsen ist und gelebt hat, sind interessant und man möchte eigentlich viel mehr darüber erfahren. Die Situation der Raumfahrt ist auch weit nach 2200 noch nicht so weit fortgeschritten, als dass man innerhalb von einem kurzen Zeitraum auf einen anderen kolonisierten Planeten reisen könnte; die Reise zu Harlans Welt dauert beispielsweise gut 100 Jahre. Deshalb reisen auch seltenst Sleeves über diese Distanz, sondern schicken lieber ihren Stack bei Instant-Reise digital auf andere Planeten und nutzen einen Sleeve, der dort vorhanden ist. Ein hochinteressantes und vor allem sehr realistisches Konzept! Ich muss sagen, die Zukunft, die Morgan beschreibt, nutzt unglaublich spannende Konzepte, ohne diese jedoch groß zu erklären. Beispielsweise erfährt man bis zum Ende nicht, was genau ein Neurachem ist und was dieser exakt bewirkt. Klar erfährt der Leser die grundlegenden Funktionen, aber so vieles bleibt verborgen.

Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: http://killmonotony.wordpress.com