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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2019

Gibt es ein Leben nach dem Tod?

Die Leben danach
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Geistergeschichte, Liebesgeschichte, Zeitreise – der Autor bietet einen interessanten Mischmasch für viele Leser. Insbesondere spricht er aber all diejenigen an, die sich gerne mit der Thematik eines Lebens ...

Geistergeschichte, Liebesgeschichte, Zeitreise – der Autor bietet einen interessanten Mischmasch für viele Leser. Insbesondere spricht er aber all diejenigen an, die sich gerne mit der Thematik eines Lebens nach dem Tod beschäftigen.
Protagonist ist der 33jährige Jim, der nach einem Herzstillstand für einige Minuten klinisch tot ist. Der Umstand, dass er keine Erinnerung an diese Phase hat – kein Licht am Ende des Tunnels, keine Engel, kein jüngstes Gericht – lässt ihn für die eigene Sterblichkeit sehr sensibel werden. Der Tod scheint überall zu sein. Es gibt einen Geist, der ein Restaurant heimsucht, dessen frühere Bewohner auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen sind. Jim lebt sogar in einer Stadt, in die zahlreiche Leute im Rentenalter ziehen. Jim und seine Highschool-Liebe Annie machen sich daran, Beweise für ein Leben nach dem Tod zu suchen. Dabei stoßen sie auf die Physikerin Sally, die glaubt, dass die Menschen nur zu 93 % in dieser Welt existieren, und die eine Maschine geschaffen hat, die den Lebenden erlaubt, Kontakt mit den Toten aufzunehmen. Aber werden Jim und Annie Antworten finden oder noch unsicherer als vorher zurückgelassen?
Die wissenschaftlichen und fiktionalen Aspekte der Geschichte sind faszinierend und regen zum Nachdenken an, die Teile über Liebe und Ehe sind sehr berührend. Gefallen haben mir auch die ironischen Überlegungen bezüglich Kirche und Spiritualität. Eingefügte und vom Druck her abgesetzte Kapitel über die Bewohner des Spukhauses versetzen einen in Grauen.
Wer über die großen Dinge des Lebens nachdenken mag und sich auf das abstrakte Thema einlässt, wird dieses Buch mögen.

Veröffentlicht am 27.01.2019

Interessante Geschichte über eine Schauspielerinnendynastie

Die Frau im hellblauen Kleid
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Die Autorin ist – vor allem österreichischen Lesern – bekannt für ihre Krimis um die Journalistin Sarah Pauli. Hier nun hat sie sich an einem Roman versucht, der ihr ebenfalls gelungen ist.
Es geht um ...

Die Autorin ist – vor allem österreichischen Lesern – bekannt für ihre Krimis um die Journalistin Sarah Pauli. Hier nun hat sie sich an einem Roman versucht, der ihr ebenfalls gelungen ist.
Es geht um vier Generationen von Schauspielerinnen – Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und Enkelin. Erstere hat Ende der 20er Jahre in Wien am mit der Schauspielerei angefangen und sich gegen alle Widerstände aus der eigenen Familie und der Politik des immer einflussreicher werdenden Nationalsozialismus durchgesetzt. Ihre Tochter und deren Nachfahrinnen sind in ihre Fußstapfen getreten, zuletzt die Urenkelin im Jahr 2014. Die Mutter schreibt ein Drehbuch zu einer Kinofilmdokumentation über ihre Familie, zu dem die Großmutter mit eigenen Erinnerungen beiträgt. Dabei kommen eine Menge Geheimnisse über die Frauen zu Tage.
Das Buch fand ich recht lesenswert. Es hat mir so viele neue Kenntnisse aus der Theater- und Filmwelt vermittelt. So manches Klischee wurde bedient. Sehr interessant war der geschichtliche Hintergrund im Dritten Reich, vor dem die Geschichte spielt. Die Protagonistinnen wurden allerdings zu positiv dargestellt.
Eine nette, unterhaltende Lektüre.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Das eigene Leben als Roman

Und du kommst auch drin vor
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Weil ich auch als Erwachsene gerne gelegentlich zu Jugendbüchern greife, bin ich zu diesem Hörbuch gekommen. Der Lesung lässt sich sehr gut folgen. Die Vorleserin Jasna Fritzi Bauer ist aufgrund ihres ...

Weil ich auch als Erwachsene gerne gelegentlich zu Jugendbüchern greife, bin ich zu diesem Hörbuch gekommen. Der Lesung lässt sich sehr gut folgen. Die Vorleserin Jasna Fritzi Bauer ist aufgrund ihres jungen Alters prädestiniert, in die Rolle der jugendlichen Protagonistinnen zu schlüpfen. Inhaltlich ist hat die Geschichte einen pfiffigen Ansatz. Die Jugendliche Kim besucht im Deutschunterricht eine Buchlesung und erkennt in dem vorgestellten Buch sich selbst und ihr Leben wieder. Was ihr allerdings zu schaffen macht, ist, dass ein Klassenkamerad in der Geschichte stirbt. Kim versucht alles, um dieses Ende in der Realität zu verhindern und lässt sich dabei von ihrer besten Freundin helfen. Gefallen hat mir, dass in der Kürze dieses Hörbuchs – 216 Minuten – vielfältige Probleme von Jugendlichen angesprochen werden (Trennung der Eltern, Pubertät, unterschiedliche soziale Hintergründe), so dass sich diese mit den Romanfiguren gut identifizieren können.

Veröffentlicht am 19.01.2019

Eine schöne Urenkelin-Urgroßvater-Beziehung

Fünf Tage im Mai
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Es werden exemplarisch fünf Tage im Mai aus den Jahren 1986 bis 2004 im Leben der Tirolerin Illy geschildert, die für sie und ihren geliebten Urgroßvater „Tat’ka“ = Väterchen von besonderer Bedeutung ...

Es werden exemplarisch fünf Tage im Mai aus den Jahren 1986 bis 2004 im Leben der Tirolerin Illy geschildert, die für sie und ihren geliebten Urgroßvater „Tat’ka“ = Väterchen von besonderer Bedeutung für ihr gesamtes Leben sind. Das geht von der Erstkommunionsfeier über einen hohen Geburtstag von Tat’ka bis hin zu seiner Beerdigungsfeier. Und doch reichen diese einzelnen Tage, um über das gesamte Leben der Romanfiguren informiert zu werden. Von Wichtigkeit ist dabei Illys erste Liebe, die kein gutes Ende nimmt und bei ihr zu schweren Schuldgefühlen führt. Erst durch Tat’ka, einem eigenwilligen Tiroler Urgestein, wird ihr vor Augen geführt, dass jeder für sein eigenes Leben verantwortlich ist.
Die Geschichte umfasst nur 220 Seiten und lässt sich entsprechend schnell lesen. Viel Handlung gibt es nicht. Die besondere Beziehung zwischen Urgroßvater und Enkelin berührt sehr. Gerne hätte ich aber noch mehr über Tat’ka gelesen, der sich in seinen 100 Lebensjahren einige Husarenstücke geleistet hat. Seine Tiroler Mundart in den wörtlichen Reden wirkt sehr authentisch und hat mir ebenso gefallen wie einige Begriffe, die auf die österreichische Herkunft der Autorin deuten (z.B. Hosensack).

Veröffentlicht am 15.12.2018

Leere im Ruhestand

Herr Katō spielt Familie
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Auf jeden Fall sollte man wissen, dass die Autorin japanische Wurzeln hat und die Geschichte in einer Tokioter Vorstadt angesiedelt ist. Japanische Bücher trafen bisher nur selten meinen Lesegeschmack. ...

Auf jeden Fall sollte man wissen, dass die Autorin japanische Wurzeln hat und die Geschichte in einer Tokioter Vorstadt angesiedelt ist. Japanische Bücher trafen bisher nur selten meinen Lesegeschmack. Vorliegendes Buch ist da aber eine Ausnahme.
Der Protagonist Herr Kato weiß mit seinem neuen Lebensabschnitt als Ruheständler nichts anzufangen. Seine Frau und er leben nebeneinander her, einstige Träume und Wünsche hat er aufgegeben. Auf einem Spaziergang begegnet er der jungen Mie, die die Agentur „Happy Family“ betreibt und deren Mitarbeiter als sog. Stand-ins bzw. Einspringer Menschen spielen, die es so nicht gibt. Herr Kato lässt sich zur Mitarbeit überreden und übernimmt etwa die Rolle eines Großvaters, der von seinem Enkel nichts wissen will, oder des Ehemannes, der endlich einmal seiner Frau zuhört. Es bleibt nur bei wenigen Einsätzen, aber seine Tätigkeit verändert ihn dann auch zum Positiven in seinem eigenen Ehetrott. Gerade diese allmähliche Wandlung zu lesen, fand ich faszinierend. Allerdings hätte ich mir etwas mehr Länge gewünscht. Der poetische, melancholisch anmutende Schreibstil gefällt mir gut.