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Veröffentlicht am 24.10.2022

Humorvoller Roman über Aliens

Shorty
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Der Autor hat sich mit seinen Jennerwein-Krimis einen Namen gemacht. Hier nun zeigt er sich von einer anderen Seite, ohne auf seinen bekannten Humor zu verzichten. Über den sympathischen, wenngleich beruflich ...

Der Autor hat sich mit seinen Jennerwein-Krimis einen Namen gemacht. Hier nun zeigt er sich von einer anderen Seite, ohne auf seinen bekannten Humor zu verzichten. Über den sympathischen, wenngleich beruflich nichtsnutzigen Protagonisten Shorty wird uns die Welt der Aliens näher gebracht. Shorty nämlich erhält während eines Jobs als Elektriker über eine Stimme in seinem Smartphone den Auftrag, einen Kurzschluss auszulösen und auf diese Weise die Welt zu retten. Die Durchführung des Auftrags läuft schief, ohne dass Shorty hierfür verantwortlich wäre. Jedenfalls gerät die Welt in seiner Stadt und auf der ganzen Welt aus den Fugen und Shorty wird als der Schuldige dargestellt. Für ihn beginnt eine Odyssee, die ihn in unterschiedliche Universen führt, wo er andere Lebensformen kennenlernt.
Die Geschichte sprüht nur so von Fantasie, Wortwitz, lustigen Wortschöpfungen und ebensolchen Situationen. Manchmal scheint der Autor sich selbst immer noch mehr überbieten zu wollen, so dass es dann gelegentlich für mich doch zu viel des Guten war. Bei allem vordergründig Humorigen wird auch auf ernste gesellschaftliche Probleme eingegangen. Insgesamt fühlte ich mich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 02.10.2022

Wir schaffen das

Der neunzigste Geburtstag
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Der Roman erinnert an „Unterleuten“ von Juli Zeh. Die Geschichte spielt in einem Dorf im Brandenburgischen, wo die beiden betagten Geschwister Leo und Hedwig ihren Altersruhesitz auf dem ehemaligen Gutshof ...

Der Roman erinnert an „Unterleuten“ von Juli Zeh. Die Geschichte spielt in einem Dorf im Brandenburgischen, wo die beiden betagten Geschwister Leo und Hedwig ihren Altersruhesitz auf dem ehemaligen Gutshof ihrer Eltern genommen haben. Beide haben drei Gesellschaftsformen erlebt – den Nationalsozialismus, anschließend sie das Leben im Westen und er im Osten, und nun die Nachwendezeit. Die Vorbereitungen zur Feier von Hedwigs 90. Geburtstag lassen beide viel auf ihre Lebensläufe zurückblicken. Ein zur Zeit der Erscheinung des Hardcovers aktuelles Thema – der Flüchtlingsstrom nach Deutschland im Jahr 2015 – nimmt sehr viel Raum ein. Die früher politisch bei den Vorgängern der Grünen aktiv gewesene Hedwig möchte Geldgeschenke einer Flüchtlingshilfsorganisation spenden und freut sich über den geplanten Bau einer Flüchtlingsunterkunft in ihrem Dorf. Dann kommt jedoch alles ganz anders …
Geschichtlich und gesellschaftspolitisch ist der Roman interessant und gelungen. Allerdings ist er nicht einfach zu lesen. Die Sprache ist häufig etwas altertümlich, passt damit natürlich gut zum Alter der beiden Protagonisten und dem sprachwissenschaftlich interessierten ehemaligen Bibliothekar Leo. Durch Zeitablauf ist die Geschichte natürlich etwas überholt.

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Veröffentlicht am 27.08.2022

Originell in Aufmachung und Inhalt

Der Hausmann
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Dieses Buch unterscheidet sich so völlig von den Romanen, die ich sonst lese. Ich hatte aber richtig Spaß bei der Lektüre.
Verschiedene Erzählarten wechseln sich ab, dargeboten jeweils von einer der Hauptromanfiguren ...

Dieses Buch unterscheidet sich so völlig von den Romanen, die ich sonst lese. Ich hatte aber richtig Spaß bei der Lektüre.
Verschiedene Erzählarten wechseln sich ab, dargeboten jeweils von einer der Hauptromanfiguren – die klassische Erzählung von Tim, ein Chat zwischen seiner Lebensgefährtin Thea und ihrer Freundin/Kollegin, ein Blog einer älteren Hausnachbarin, Deutschschreibübungen eines jungen, geflüchteten Ukrainers und schließlich noch eine Graphic Novel, mit der der Illustrator Tim groß herauskommen will. Diese Erzählweise passt gut zu den kunterbunt zusammengewürfelten Bewohnern des Mietshauses in dem lebhaften Berliner Viertel Neukölln, deren verschiedene soziale Probleme thematisiert werden, manche mit aktuellem Bezug.
Das Buch kann ich empfehlen.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Der Holodomor in der Ukraine

Denk ich an Kiew
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Die Fertigstellung dieses Romans überschneidet sich, von der Autorin so niemals erwartbar, mit den aktuellen Ereignissen in der Ukraine und beleuchtet eine mir bis dato unbekannt gewesene weitere Gräueltat ...

Die Fertigstellung dieses Romans überschneidet sich, von der Autorin so niemals erwartbar, mit den aktuellen Ereignissen in der Ukraine und beleuchtet eine mir bis dato unbekannt gewesene weitere Gräueltat der Russen zulasten der ukrainischen Bevölkerung, nämlich den sog. Holodomor. Darunter ist die von Stalin in den 1930er Jahren systematisch herbeigeführte Hungersnot in der Ukraine zu verstehen, mit der er dort die Zwangskollektivierung durchsetzen wollte. Am Beispiel der Ukrainerin Katja und ihrer Familie, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA emigriert ist, wird das unsägliche Leid der Ukrainer geschildert. Im zeitlichen Wechsel hierzu wird in die USA ins Jahr 2004 gesprungen, wo die inzwischen betagte Katja ihrer Enkelin die von ihr verfassten Tagebücher zum Lesen gibt, damit ihre Familie nach Jahrzehnten der Unkenntnis die Vergangenheit ihrer Ahnin erfährt.
Trotz aller so bedrückenden und herzzerreißenden Schilderungen in der Stalin-Zeit haben mir die diesbezüglichen Abschnitte sehr viel besser gefallen als die Gegenwartsgeschichte, die auf mich etwas künstlich aufgesetzt wirkt, zumal hier noch eine Herz-Schmerz-Geschichte der Enkeltochter verarbeitet wird. Auch erscheinen mir die Dialoge zwischen den einzelnen Romanfiguren unwirklich und die fünfjährige Urenkeltochter zu altklug und erwachsen. Dennoch, aufgrund des gelungen dargestellten historischen Themas erhält das Buch von mir eine Vier-Sterne-Bewertung.

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Veröffentlicht am 21.08.2022

Eine Geschichte über Trauer

Schlangen im Garten
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Für den Diogenes-Verlag so typisch mit Wiedererkennungswert ist das Buchcover, das ein Gemälde von Paul Gauguin zeigt. Der Roman als solcher reiht sich ebenfalls gut ein in die von diesem Verlag veröffentlichten ...

Für den Diogenes-Verlag so typisch mit Wiedererkennungswert ist das Buchcover, das ein Gemälde von Paul Gauguin zeigt. Der Roman als solcher reiht sich ebenfalls gut ein in die von diesem Verlag veröffentlichten Bücher, die oftmals anspruchsvoll sind. Vorliegend geht es um Trauerbewältigung, der sich ein Vater und seine drei Kinder nach dem Tod der Mutter ausgesetzt sehen. Ihr Umfeld – Nachbarn, Lehrer, sogar ein „Traueramt“ - stellt ganz eigene Anforderungen, wie mit Trauer umzugehen ist und wann mit ihr einmal Schluss zu sein hat. Doch die Familie hat ein ganz eigenes Tempo und rückt in ihrer Trauer endlich allmählich zusammen. Hilfreich sind dabei noch mehrere nach und nach in die Geschichte eingeführte Nebenfiguren, die in irgendeiner Beziehung zur Verstorbenen standen und jetzt märchenhafte Erinnerungen an sie erfinden. Diese genau wie so manche andere Einzelheit sind sehr surreal, die Sprache bildhaft und voll der Metaphern. Wer also Realist durch und durch ist, wird dieses Buch vielleicht nicht so mögen. Eines schafft es aber auf jeden Fall – die Botschaft zu übermitteln, dass Trauer sehr individuell ist und jeder Trauernde für sich den Weg zurück ins Leben finden muss.

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