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Veröffentlicht am 22.06.2022

Alltagssituationen satirisch beleuchtet

Die Seehunde haben heute Ruhetag
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28 kurze Satiregeschichten auf 132 Seiten. Der Autor präsentiert Alltägliches auf skurrile Art und recht fantasievoll. So nimmt er etwa das Smart Home, einen Restaurantbesuch oder die Frauenquote gehörig ...

28 kurze Satiregeschichten auf 132 Seiten. Der Autor präsentiert Alltägliches auf skurrile Art und recht fantasievoll. So nimmt er etwa das Smart Home, einen Restaurantbesuch oder die Frauenquote gehörig auf die Schippe. Das geschieht äußerst humorvoll, was den Leser immer wieder zum Schmunzeln bringt. Manchmal war es mir schon zu viel des Wortwitzes, weshalb ich empfehle, das Büchlein nicht in einem Rutsch zu lesen, sondern immer wieder Lesepausen einzulegen.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Autobiographie über eine Kindheit in Persien

Ein vibrierendes Kind
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Der inzwischen verstorbene Autor ist 1947 im Iran geboren und 1965 zum Studium nach Deutschland gekommen. Seither war er nur einmal kurzzeitig in seine Heimat zurückgekehrt. Im vorliegenden Buch gibt er ...

Der inzwischen verstorbene Autor ist 1947 im Iran geboren und 1965 zum Studium nach Deutschland gekommen. Seither war er nur einmal kurzzeitig in seine Heimat zurückgekehrt. Im vorliegenden Buch gibt er nicht chronologisch und bruchstückhaft seine Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend wieder. Der Iran ist für deutsche Leser schon gegenwärtig fremd. Erst recht fremd aber mutet die gegenständliche Zeit an. Das Land hieß noch Persien und ihm stand noch der Schah vor. Über die politischen und religiösen Zustände zu lesen, ist sehr interessant und Vieles davon war für mich neu. Sehr bedrückend ist der Umgang mit den Menschen, vor allem dem einfachen Volk. Hausangestellte sind Analphabeten, die Frauen unter ihnen sind offen sexuellem Missbrauch ausgesetzt. Auch der Vater des Autors beansprucht als Mann eine dominierende Stellung. Seine Frau, die Mutter von Said, hat er im Alter von 14 Jahren geschwängert und schon vor dessen Geburt verstoßen; in der Folgezeit war er mehrere Male verheiratet. Seinem Sohn gegenüber verhält er sich aber stets recht liebevoll. Das Familienbild entspricht der Vorstellung, wie wir sie von einer islamischen Familie haben – Großfamilie mit sehr viel Zusammenhalt. Inhaltlich erfährt der Roman eine Krönung durch seine besondere formale Gestaltung. Er liest sich wie ein langes Gedicht, die einzelnen Kapitel sehen äußerlich wie Strophen aus und sind komplett in Kleinschrift gehalten.
Sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Polit-Satire mit gestörtem Protagonisten

Salonfähig
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Auch für nicht-österreichische Leser ist unschwer zu erkennen, dass der Protagonist dem (inzwischen Ex-)Kanzler Sebastian Kurz – hier die Person Julius Varga – als Vorbild nacheifert. Um Authentizität ...

Auch für nicht-österreichische Leser ist unschwer zu erkennen, dass der Protagonist dem (inzwischen Ex-)Kanzler Sebastian Kurz – hier die Person Julius Varga – als Vorbild nacheifert. Um Authentizität bedacht und deshalb kontraproduktiv handelnd, imitiert er ihn in jeglicher Hinsicht. Selbst bekleidet er nur eine niedere Position in der Jugendorganisation der Partei des Kanzlers. Er ist massiv persönlichkeitsgestört und verfällt immer mehr dem Wahn. Es kommt einem das Schaudern beim Lesen, wie menschenverachtend es in der jungen, auf Macht und Spaß bedachten Partei zugeht, umso mehr als hier ein Körnchen Wahrheit verarbeitet sein wird. Gruselig sind das Interesse des Protagonisten an weltweiten Terroranschlägen und seine wiederkehrenden Albträume.
Ein moderner Roman, sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 05.05.2022

Anekdoten aus dem Leben historischer Persönlichkeiten

Fast ein Idyll
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Wer sich für das Leben namhafter historischer Persönlichkeiten interessiert, wird an diesem Buch viel Freude haben. Eine ganze Reihe nur wenige Seiten lange Erzählungen machen den Leser bekannt mit Episoden ...

Wer sich für das Leben namhafter historischer Persönlichkeiten interessiert, wird an diesem Buch viel Freude haben. Eine ganze Reihe nur wenige Seiten lange Erzählungen machen den Leser bekannt mit Episoden aus dem Leben von zumeist Schauspielern, Schriftstellern, Tänzern, Komponisten, Malern, Politikern der Zeitgeschichte. Es handelt sich dabei etwa um Namen wie Jane Austen, Bertha von Suttner, Ludwig van Beethoven, Max Schmeling. Nicht alle werden jedem geläufig sein. Mir sagte z.B. der Name Henriette Caillaux nichts. Aber es besteht ja dank Google die Möglichkeit, sich schnell über die Personen zu informieren. Das eigentlich Pfiffige ist, dass unklar bleibt, ob sich die geschilderten Ereignisse tatsächlich zugetragen haben. Bei den Personen, die einem bekannt sind, ist man oft geneigt zu sagen, dass etwas Wahres dran sein könnte. Die Erzählungen sind witzig dargestellt und verblüffen sehr, so dass die Lektüre insgesamt kurzweilig ist.

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Flucht vor der Familiengeschichte

Schallplattensommer
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Aus Alina Bronskys Feder stammen schon einige schöne Jugendromane, und ich würde auch den vorliegenden in diese Gruppe klassifizieren, wenngleich er sich gut von Lesern aller Altersklassen lesen lässt. ...

Aus Alina Bronskys Feder stammen schon einige schöne Jugendromane, und ich würde auch den vorliegenden in diese Gruppe klassifizieren, wenngleich er sich gut von Lesern aller Altersklassen lesen lässt.
Protagonistin ist die fast siebzehnjährige Maserati, die mit ihrer Oma einen heruntergewirtschafteten Gasthof in einem Dorf vermutlich im Brandenburgischen betreibt. An diesen Ort hat sie sich in selbst gewählte Isolation begeben, um sich und die demente Oma vor der Mutter zu schützen. Die konkrete Familiensituation bleibt mysteriös. Es werden allerdings genug Andeutungen gemacht, um sie sich als Leser zusammenfügen zu können. Und das ist gerade typisch für die Autorin, dass sie den Leser mit manchem allein lässt. So dürfte Maseratis Mutter als ganz junge Frau Sängerin gewesen sein und dann den Fuß in die Welt der Schickeria gesetzt haben. Wegen Vernachlässigung ihrer Kinder wurden ihr diese weggenommen. Maserati selbst scheint ebenso den jungen Männern den Kopf zu verdrehen, einem ehemaligen tauben Mitschüler und zwei frisch zugezogenen Cousins aus reichem Hause. So ziehen sich die Andeutungen über Maseratis Familie und das Gefühlschaos in Maserati wegen der jungen Männer durch das Buch. Viele Situationen beruhen auf Missverständnissen. Die Dialoge sind oft lakonisch. Sehr vielfältig sind die vielfältigen Vornamen, mit denen Maserati von dem einen Cousin belegt wird und die allesamt Namen von Autoherstellern sind.

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