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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2018

Neues von den Hausbesetzern

Alle für einen
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Es handelt sich nach „Allein kann ja jeder“ und „Zusammen ist (k)ein Zuckerschlecken“ um den dritten Band rund um die atypischen, völlig inhomogenen Hausbesetzer einer alten Villa – die unkonventionelle ...

Es handelt sich nach „Allein kann ja jeder“ und „Zusammen ist (k)ein Zuckerschlecken“ um den dritten Band rund um die atypischen, völlig inhomogenen Hausbesetzer einer alten Villa – die unkonventionelle Rentnerin Rosa, ihre allein erziehende Tochter und Heftchenschreiberin Ellen mit pubertierender Tochter Kim, dem ehemaligen und deshalb gerne kommandierenden Soldaten Hans sowie dem hausfraulich bewanderten ehemaligen Betrüger Konrad. Neue und alte Herausforderungen sind zu meistern. Die Villa soll endlich von ihnen gekauft werden können, Konrad möchte den Kontakt zu seiner Tochter herstellen, Rosa organisiert eine Benefizauktion, Ellen beginnt eine Karriere als Romanautorin, Kims Freund Tarik muss von dem Verdacht eines Verbrechens befreit werden.

Es ist ein schöner Mehrgenerationenroman, der Leser aller Altersgruppen ansprechen wird. Auch wer die Vorgängerbände nicht kennt, findet gut in die Geschichte hinein, da auf frühere Geschehnisse immer wieder eingegangen wird. Gute Unterhaltung ist auf jeden Fall vorprogrammiert. Dafür sorgen schon die teilweise schrägen Romanfiguren mit ihrem individuellen persönlichen background. Auch an sich ernste Themen werden witzig aufgearbeitet. Positiv hervorzuheben ist die Liebe zum Detail. Gefallen hat mir, dass Ellen gerade den ersten Romanband als Roman verfasst. Das Ende geht für alle gut aus, wie es sich für einen Unterhaltungsroman gehört. Es lässt auf jeden Fall Raum für eine Fortsetzung.

Eine schöne, sich gut lesende Lektüre.

Veröffentlicht am 03.08.2018

Ein sehr ungewöhnliches Mädchen erzählt aus seinem Leben

Weit weg von Verona
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Dieses ist der erste Roman der Autorin, der in ihrem Heimatland England bereits 1971 erschienen ist.
Das Buch ist wirklich lesenswert und fasziniert durch seine bemerkenswerte Protagonistin, der 12jährigen ...

Dieses ist der erste Roman der Autorin, der in ihrem Heimatland England bereits 1971 erschienen ist.
Das Buch ist wirklich lesenswert und fasziniert durch seine bemerkenswerte Protagonistin, der 12jährigen Jessica Vye. Aus ihrer Perspektive ist die Geschichte erzählt, die zur Zeit des Zweiten Weltkrieges in England angesiedelt ist. Schon zu Beginn charakterisiert sie sich als nicht ganz normal, nicht sehr beliebt, immer wissend, was die Leute denken, schlecht die Klappe halten könnend und unweigerlich immer und überall die Wahrheit sagend. Und exakt so erleben wir Jessica im Laufe der Begebenheiten, von denen sie sehr eloquent erzählt, sei es ihr Besuch in einem Slum, einer zur Upper Class gehörenden Familie, eines Cafés oder ihrer Schule. Wirklich bewundernswert wird Jessica dadurch, dass sie sich – etwas selbst verliebt - schon im Alter von erst neun Jahren für eine echte Schriftstellerin hält und dann mit zwölf tatsächlich bei einem Gedichtwettbewerb gewinnt. Bibliophilen Lesern wird auch gefallen, dass sie alle englischen Klassiker, die die örtliche Bibliothek vorrätig hat, dem Alphabet nach liest. So unterhaltend der Plot auch ist, werden wir nicht von den furchtbaren Ereignissen aus dem Krieg verschont. Denn auch Lebensmittelkarten, Gasmasken, Luftschutzkeller, Bombardierungen gehören zu Jessicas alltäglichem Leben.

Veröffentlicht am 20.07.2018

Über das Leben eines Arbeiters

Der Sprengmeister
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Henning Mankell ist sicher vielen durch seine Romane um Kommissar Wallander ein Begriff. Das vorliegende Buch ist nun sein Debütroman, geschrieben im Jahr 1973. Er ist kurz und besonders, gerade deshalb ...

Henning Mankell ist sicher vielen durch seine Romane um Kommissar Wallander ein Begriff. Das vorliegende Buch ist nun sein Debütroman, geschrieben im Jahr 1973. Er ist kurz und besonders, gerade deshalb aber so lesenswert. Mit Oskar Johansson einen einfachen Arbeiter aus Schweden zum Protagonisten zu machen, ist sehr ungewöhnlich. Obwohl dieser sich tatsächlich als niemand Besonderem ansieht, stellt sich beim Lesen rasch heraus, dass dem überhaupt nicht so ist. Sein Leben wird nämlich von seiner sozialistischen Grundüberzeugung sowie dem Glauben an die Revolution geprägt, außerdem von dem Umstand, dass er als 23jähriger 1911 während der Arbeit bei einer Sprengstoffexplosion zum Krüppel wurde, überlebte und in seinem Beruf weiter arbeitete. Im Alter erzählt er einem unkonkret bleibenden Ich-Erzähler aus seinem Leben. Er selbst bestimmt das Erzähltempo, auf Fragen geht er nicht ein, die Geschehnisse sind nicht chronologisch geordnet, es erfolgen Wiederholungen. Heraus gekommen ist eine fragmentarische Aneinanderreihung von wesentlichen Ereignissen aus Oskars Leben und von seinen politischen Vorstellungen, die aber ein vollständiges Bild von Oskar zeichnen.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Plötzlich wieder Single

Liebe zukünftige Lieblingsfrau
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Der Autor, der dieses Hörbuch auch selbst liest, ist ein Hamburger Journalist mit griechischen Wurzeln und dem einen oder anderen vielleicht durch seine recht bekannte gleichnamige Kolumne für die Website ...

Der Autor, der dieses Hörbuch auch selbst liest, ist ein Hamburger Journalist mit griechischen Wurzeln und dem einen oder anderen vielleicht durch seine recht bekannte gleichnamige Kolumne für die Website des SZ Magazins ein Name. Das Hörbuch ist eine Mischung aus einer Anzahl von Kolumnenfolgen und der interessanten Schilderung, wie es zu der Kolumne gekommen ist. Pantelouris wurde nach mehr als 10 Jahren Ehe wider seinen Willen von seiner Ehefrau verlassen und ungewollt zum Single, der sich nach langer Zeit auf dem so ganz anders gewordenen Dating-Markt wieder nach einer Frau umsehen muss. Die Trennungssituation führte bei ihm zu einem Schreibtief, das bei einem freien Journalisten wie ihm, der jetzt für Ehegatten- und Kindesunterhalt aufzukommen hat, fatale finanzielle Folgen hat. Rettung kam von seinem Chefredakteur, der ihm das Schreiben der Kolumne vorschlug. Für Pantelouris hatte das den Nebeneffekt, seine persönliche Situation aufzuarbeiten und nebenbei Adressat unzähliger Heiratsanträge von Leserinnen zu werden. Das Hörbuch hat eine etwas melancholische Grundstimmung, was auf die Situation des sitzen gelassen werden zurückzuführen ist. Ein Zuhörer in einer Trennungssituation gerät vielleicht in eine traurige Stimmung und sollte besser vom Buch lassen. Auf jeden Fall ist positiv, dass der Autor nicht knallhart mit seiner Exfrau abrechnet und er Hoffnung für Männer in gleicher Lage gibt, weil er recht schnell gleich drei Frauen kennenlernt, die in den Status seiner neuen Lieblingsfrau gelangen könnten.
Ich kann das Hörbuch sehr empfehlen.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Über eine persische Familie

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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Zu diesem Buch habe ich gerne gegriffen, weil der Klappentext versprach, Informationen über eine mir doch eher fremde, nämlich die persische Kultur zu erhalten. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Wandel ...


Zu diesem Buch habe ich gerne gegriffen, weil der Klappentext versprach, Informationen über eine mir doch eher fremde, nämlich die persische Kultur zu erhalten. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Wandel in der persischen Kultur in den vergangenen etwa 100 Jahren wird anschaulich anhand der Familie des Iraners Zod geschildert. Dessen Eltern flohen aus Russland nach Teheran vor den Bolschewiken, um es besser zu haben, und betrieben dort ein Café mit exklusiver persischer Küche. Zod führte es dann später zu Zeiten der Monarchie und dann der islamischen Republik fort. Der politische bzw. religiöse Wandel hält einen harten Schicksalsschlag für Zod parat und er sieht sich veranlasst, seine beiden Kinder ins sichere Exil nach Amerika zu schicken. Erst 30 Jahre später kehrt seine Tochter mit der Enkelin erstmals nach Teheran zurück und für sie sind die nunmehrigen Verhältnisse ein Schock.
Die Verknüpfung zwischen Hintergrundinformationen über Land bzw. Kultur und unterhaltender Familiengeschichte ist gut gelungen. Viele der harten Gebräuche im Iran machen betroffen und lassen uns die westliche Lebensweise umso mehr schätzen. So ist es etwa kaum vorstellbar, dass ein Mann ungestraft ein minderjähriges Mädchen im Gesicht mit Säure verätzen darf und es sogar von seiner eigenen Familie verstoßen wird, weil es den Heiratsantrag des Mannes verschmäht. Außerhalb des Vorstellungsvermögens liegt auch der Umstand, dass Männer und Frauen eine Badeanstalt nur getrennt zu unterschiedlichen Zeiten besuchen dürfen. Wie angenehm lesen sich demgegenüber die vielen Passagen, die dem Zubereiten persischer Speisen gewidmet sind; hier läuft einem direkt das Wasser im Mund zusammen. Einzig zu bemängeln habe ich gelegentliche verwirrende Zeitsprünge, die äußerlich nicht einmal als solche kenntlich gemacht sind.
Insgesamt kann ich das Buch empfehlen.