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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Das Indien-Abenteuer geht weiter

Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half
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Dies ist nach „Der Fünfzigjährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte“ der zweite Band der sog. Göran-Borg-Trilogie des Autors, dessen Ende in der Tat Material für noch eine Fortsetzung ...


Dies ist nach „Der Fünfzigjährige, der nach Indien fuhr und über den Sinn des Lebens stolperte“ der zweite Band der sog. Göran-Borg-Trilogie des Autors, dessen Ende in der Tat Material für noch eine Fortsetzung bietet. Wer den ersten Band wie ich nicht gelesen hat, findet dennoch in die Geschichte hinein. Der 50jährige Göran aus Malmö flieht vor seiner Antriebslosigkeit und vor allem vermeintlichen Avancen eines neuen homosexuellen Bekannten nach Indien zu seinem Freund Yogi. Dessen geplante Hochzeit mit der Südinderin Lakshmi platzt, weil der Schwiegervater wegen finanzieller Probleme die Mitgift nicht zahlen kann. Auf sein Geheiß erwirbt Yogi für ihn eine Teeplantage, sitzt dabei aber einem Betrüger auf. Gemeinsam versuchen Yogi und Göran, dem Ruin zu entkommen, um die Hochzeit zu retten. Sie bringen die marode Teeplantage auf Vordermann und jagen den Betrüger. Dass sie dabei so manches Abenteuer erleben und in prekäre Situationen geraten, versteht sich fast von selbst.

Ausweislich des auf dem Cover befindlichen Aufklebers soll das Buch Lachgarantie haben. Ich selbst würde es eher nur als Schmunzelgarantie bezeichnen. Manche der Romanfiguren sind mit speziellen durchaus humorvollen Eigenarten ausgestattet, die zum inneren Lächeln verleiten, etwa die hochgestochene, verschnörkelte Ausdrucksweise von Yogi oder das strenge Regiment seiner Mutter. Allerdings ist es auch gerade Yogis Sprechstil, der mitunter etwas schwierig zu lesen ist, so dass ich um des besseren Verständnisses willen schon einmal eine Passage mehrfach lesen musste. Die Geschichte als solche ist erkennbar nur fiktiv, bietet aber mit ihren vielen Wendungen gute Unterhaltung. Recht interessant sind die über das Land Indien und seine Bewohner zu erhaltenden Informationen und die Eindrücke über die Großstadt Delhi sowie das Teeanbaugebiet Darjeeling.

Ein gut unterhaltender Roman.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rätselhaft selbst für erfahrene Krimileser

Beim Leben meiner Tochter
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Eine Familie aus Frankreich macht Urlaub auf La Réunion. Die Mutter Liane begibt sich vom Pool ins Hotelzimmer. Eine Stunde später folgt ihr der Vater Martial. Aus dem Zimmer sind sämtliche von Lianes ...

Eine Familie aus Frankreich macht Urlaub auf La Réunion. Die Mutter Liane begibt sich vom Pool ins Hotelzimmer. Eine Stunde später folgt ihr der Vater Martial. Aus dem Zimmer sind sämtliche von Lianes Sachen verschwunden, es selbst ist voller Blutspuren. Martial meldet seine Frau als vermisst. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf und kommt bald zu dem Schluss, Martial muss Liane getötet haben. Es gibt noch weitere Leichen. Seiner Verhaftung entkommt Martial durch Flucht mit der sechsjährigen Tochter Josapha. Mit ihr begibt er sich ans andere Ende der Insel, wo sie ihre Mutter wiedersehen soll. Was ist im Hotelzimmer passiert? Ist Liane wirklich tot und hat Martial sie umgebracht?


Diese Frage treibt mich während der 400 Seiten dieses spannenden Thrillers um und lässt ihn mich nur ungern aus der Hand legen. Im Laufe der Geschichte gibt es viele überraschende Wendungen und Erkenntnisse zur Person Martials. Der Autor gönnt uns keine Atempause beim Miträtseln, wie die Lösung des Falles aussehen könnte. Das Ende ist genial und schlüssig gelöst. Interessant sind die vielen Aspekte, die über Land und Leute des französischen Départements La Réunion zu erfahren sind. Allerdings wird der Lesefluss zuweilen dadurch behindert, dass allerlei mir unbekannte Eigennamen/-begriffe wie z.B. Cafrine, Kreolen, Zoreilles verwendet werden, deren Bedeutung obendrein in einem angehängten Glossar nicht vollständig erklärt ist.

Ein spannender Thriller, den ich wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 21.10.2023

Sehr berührende Geschichte über die Flucht eines Jungen

Das einzige Kind
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Sehr, sehr berührend ist die Geschichte schon rund um den kleinen Jungen Djoko, der in den Wirren vor und während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Jugoslawen zum Waisen wird und der mit Hilfe einer ...

Sehr, sehr berührend ist die Geschichte schon rund um den kleinen Jungen Djoko, der in den Wirren vor und während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Jugoslawen zum Waisen wird und der mit Hilfe einer Anzahl ihm wohlgesonnener Menschen schließlich bis in das für ihn sichere Österreich flüchten kann. Doch das allein reicht mir anders als anderen Rezensenten nicht aus, um das Buch mit Höchstnote zu bewerten. Ich hadere ein wenig damit, dass aus der Perspektive und nach den Erinnerungen des kleinen Protagonisten seine abenteuerliche Flucht geschildert wird. Zwar setzt die Kindheitserinnerung wohl durchaus schon im Alter von etwa drei Jahren ein. Doch habe ich meine Zweifel, ob sich ein kleiner Junge wirklich so detailliert an alles erinnern kann. Er wird in seinem Denken und Tun auch eher wie ein Erwachsener denn als ein Kind dargestellt. Ebenso stört mich, dass sich immer alles recht schnell zum Guten für Djoko wendet, was nicht sehr realitätsgerecht erscheint. Da fällt mir als Beispiel etwa der Umstand ein, dass mehrere für Djoko quasi unbekannte Personen diesen rasch adoptieren wollen. Positiv war für mich aber auf jeden Fall etwas über den Kriegsverlauf im ehemaligen Jugoslawen zu lesen, womit ich bislang nicht so vertraut war.
Insgesamt bewerte ich das Buch mit dreieinhalb Sternen.

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Mutter-Tochter-Beziehung

Bei euch ist es immer so unheimlich still
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In diesem Roman treten erneut Evelyn und Silvia Borowsky (Mutter und Tochter) auf, die schon in dem Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ der Autorin eine Rolle spielen. ...


In diesem Roman treten erneut Evelyn und Silvia Borowsky (Mutter und Tochter) auf, die schon in dem Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ der Autorin eine Rolle spielen. Es handelt sich allerdings um keinen Fortsetzungsroman, da die erste Geschichte chronologisch früher angesiedelt ist. Beide lassen sich vollkommen unabhängig voneinander lesen. Inhaltlich steht das komplizierte Mutter-Tochter-Verhältnis im Vordergrund. Evelyn konnte bzw. durfte als Frau ihrer Zeit (1950er Jahre) nach der Geburt ihrer Tochter zunächst nicht ihre sie voll ausfüllende Berufstätigkeit als Ärztin fortsetzen, weil das seinerzeit gesellschaftlich unerwünscht war. Indirekt hat das dann dazu geführt, dass sie ihrer Tochter nicht die notwendige Liebe geben konnte und aus dieser ein „schwarzes Schaf“ wurde. Also eine Thematik, die selbst heute noch von Bedeutung ist, sehen sich berufstätige Mütter doch immer noch gelegentlich dem Vorwurf einer Rabenmutterschaft ausgesetzt. Auch andere gesellschaftlich relevante Themen werden berührt, wie das Unvorbereitetsein während des Übergangs von Berufstätigkeit in den Ruhestand oder das Leben auf dem Dorf, wo ein jeder alles vom anderen weiß und niemand dem Dorfklatsch ausgesetzt sein will. Alles liest sich recht flüssig, wenngleich sich Ähnliches bereits gehäuft auf dem Buchmarkt findet. Insgesamt ist die Geschichte mit ihren Wendungen etwas konstruiert und sind die Romanfiguren eher gekünstelt und nicht gerade Sympathieträger

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Veröffentlicht am 20.04.2022

Historisch-wissenschaftlicher Roman rund um die Grapholgie und das Verhältnis BRD/DDR im Jahr 1974

Die Diplomatenallee
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Diese Familiengeschichte mit zeitgeschichtlichem Bezug fasziniert durch ihren wissenschaftlichen Hintergrund, die Graphologie.
Die Mittdreißigerin Heike führt im Bonn des Jahres 1974 ein bürgerliches Familienleben ...

Diese Familiengeschichte mit zeitgeschichtlichem Bezug fasziniert durch ihren wissenschaftlichen Hintergrund, die Graphologie.
Die Mittdreißigerin Heike führt im Bonn des Jahres 1974 ein bürgerliches Familienleben mit Mann und Kindern und einem Schreibwarenladen. Noch zehn Jahre zuvor befand sie sich, sehr begabt, im Studium der Graphologie mit einem renommierten Professor als Förderer, der sie vor Jahren vor ihrem gewalttätigen Vater in Schutz nahm. Das hat sie jäh abgebrochen, weil ihr bewusst unfachmännisch eingesetztes Wissen vermeintlich Unglück über eine Kommilitonin brachte. Jetzt, im zeitlichen Zusammenhang mit der Eröffnung der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn, verlangt der Professor, der für die Stasi arbeitet, von ihr Wiedergutmachung in Form graphologischer Tätigkeit auch für die Stasi. Doch auch der Bundesnachrichtendienst will sie einspannen. Die Ereignisse spitzen sich zu und Heikes Familienleben ist bedroht.
Was den Themenkomplex der Graphologie anbelangt, so ist dieser höchst interessant. Mir war gar nicht bewusst, welch hohe Bedeutung diese Wissenschaft in den 1960er/1970er Jahren in Deutschland (in beiden Teilen) hatte. Behörden, Unternehmen und eben auch Geheimdienste bedienten sich ihrer. Immer wieder werden Analysemöglichkeiten bzgl. der Handschrift in die Geschichte eingeflochten. Der Strang der Familiengeschichte dagegen fing gut an, fiel dann aber angesichts der immer dramatischer werdenden Ereignisse zusehends ab. Die Romanfiguren rund um Heike und ihre Familie wirkten auf mich recht gekünstelt und unwirklich. Am Ende der Geschichte habe ich Antworten auf Rolle und Verbleib einiger Personen vermisst.
Ein unterhaltender Roman, der zur Beschäftigung mit der Graphologie animiert.

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