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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2019

Ein Lesehighlight - ein wunderbarer Roman, genial erzählt

Der Sprung
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Ein Tag und eine Nacht verändern die Leben von einigen Figuren in Simone Lapperts genial erzähltem Roman. Das Buch ist definitiv ein Lesehightlight für mich.

Eine Frau, auf dem Dach eines Hauses. Ein ...

Ein Tag und eine Nacht verändern die Leben von einigen Figuren in Simone Lapperts genial erzähltem Roman. Das Buch ist definitiv ein Lesehightlight für mich.

Eine Frau, auf dem Dach eines Hauses. Ein Notruf einer vorbeigehenden Frau. Polizei, Neugierige, Anwohner. Alle, die mehr oder weniger nun mit der Frau auf dem Dach in den nächsten Stunden beschäftigt sind. Die meisten kennen sie gar nicht, aber da ist auch noch der Freund der Frau und die Schwester der Frau.
Simone Lappert erzählt von ihnen. In das Leben von zehn Figuren können wir Leser näher eintauchen. Man glaubt es kaum, auch wenn das Buch "nur" 330 Seiten stark ist, aber trotzdem ist da soviel Leben, soviel Nähe zu den Figuren entstanden.
"Der Sprung" erzählt von einem Zusammenspiel von Handlungen und Personen, die sich untereinander meist gar nicht kennen. Dennoch, ihr Leben verändert sich in diesen Stunden gewaltig. Nichts ist danach mehr wie vorher.

Sehr eindrucksvoll, wie die Autorin diese Figuren miteinander verknüpft hat, wie man mit jedem fühlen kann, je mehr man nach und nach über diese erfährt. Anfags denkt man, es sind so viele Fäden, aber sie sind so genial verwoben! Manchmal z.B. erlebt man Szenen, die mit einer Figur anfingen, dann aus den Augen einer andere Figur aus einem anderen Blickwinkel erlebt werden. Kurze Berührungspunkte, die nur dem Leser bewusst werden. Manchmal weiß man als Leser mehr, manchmal wird auch der Leser überrascht.

Der Schreibstil von Simone Lappert passt wunderbar zu diesen Geschichten, diesen Einblicken in die Seelen von so vielen Protagonisten. Neben allem erschreckenden Voyarismus, den dieses Ereignis auslöst, sind es die Protagonisten, die die Gefühle beim Lesen berühren. Abstoßende, erschreckene, bewundernswerte, mutige, feige, unverständliche und liebenswerte Taten geben sich hier die Hand. Immer wieder sind sehr tiefsinnige Gespräche über das Leben eingeflochten, die zeigen, dass es hier nicht um Oberflächlichkeiten, sondern um das Glück, die Zukunft, den Mut zu Veränderungen, um Schuld und Vergebung, das Loslassen, aber auch an den Glauben an sich selbst geht.

Eine einzige Frau, die ungewollt einen ganzen Erdrutsch an Emotionen auslöst.
Ein einziges Ereignis mit lawinenartigen Folgen.
Und am Ende eine Überraschung.
Ein ganz besonderer Roman, ein Buch, das ich nur so verschlungen habe.

Veröffentlicht am 12.09.2019

Witzig und aus dem alltäglichen Leben gegriffen...naja..fast;)

Nerventee
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Franzi lebt mit Ehemann Sebastian und den gemeinsamen Kindern in einem beschaulichen und ruhigen bayerischen Dorf. Wenn der Alltag zwischen Job und Familie sie nicht manchaml überfordern würde und ihr ...

Franzi lebt mit Ehemann Sebastian und den gemeinsamen Kindern in einem beschaulichen und ruhigen bayerischen Dorf. Wenn der Alltag zwischen Job und Familie sie nicht manchaml überfordern würde und ihr anstrengener Vater Sepp nicht dauernd mit einer Litanie an (unerwünschten) Verbesserungsvorschlägen auf der Matte stehen würde, dann wäre vieles für Franzi entspannter. Zur Beruhigung kredenzt ihr ihre mutter einen Nerventee mit Kräutern von Tante Hilde. Franzi erkennt sofort um was es sich da handelt: Cannabis. Und diesen "Nerventee" verteilt Tante Hilde munter und ahnungslos im ganzen Dorf.

Witzig, urkomisch, ransant und fesseld hat Autorin Antonia Vitz diesen Frauenroman geschrieben. An so manch einer Stelle erkennt man sich oder andere wieder, sei es bei den Alltagsproblemen um Haus oder Kinder, anstrengende Whats-App-Gruppen, Familen-Alltags-Sorgen oder dem Tratsch im Dorf.
Aber auch das was nicht so alltäglich ist, dass eine Familie ganz unbedarft und anfangs nichtwissend in die Aufregung rund um den Cannabis-Anbau hinein rasselt und der Umgang damit, ist - ja, ich nenne es mal beim Namen - saukomisch. Diese Szenen sind lustig überdreht, so dass man das Dauergrinsen nicht aus dem Gesicht bekommt.

Und am Schluß, dass hat mir wirklich sehr gut als Abschluss gefallen, kommt aber noch ein ganz ernstgemeintes Nachwort, bei dem es um den Genuß von Cannabis geht. Den Einsatz als verschreibungspflichtige Medikamente, die im Einsatz von Schmerztherapiepatienten helfen, aber natürlich auch das hinweisen auf bewußtseinsverändernde und abhängigmachende Drogen.

Beim Lesen des Romans hatte ich die Szenerie und vor allem die Handlung fast bildlich vor Augen, großes Lob an die Autorin! Ich könnte mir diesen Roman auch sehr gut als Filmvorlage vorstellen.
Mich jedenfalls hat dieses Buch so gefesselt, dass ich den Roman an einem Sonntag in einem Rutsch gelesen hatte.
Sehr gut gefallen hat mir zudem , dass viele Dialoge gespickt mit bayerischen (Ausdrucks)Schmankerln waren, aber so, dass man auch als Nicht-Bayer jenseits des Weißwurstäquators alles versteht.

"Nerventee" reizt die Lachmuskeln, es ist eine perfekte (Lese-)Mischung zum Abschalten und Amüsieren. Entspannend und anregend zugleich.


Volle Leseempfehlung und verdiente 5-Sterne !

Veröffentlicht am 05.09.2019

Überraschende Wendungen

Drei
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Drei Abschnitte drei Frauen - ein Mann.

Der Roman ist klar in drei Abschnitte bwz. Teile gegliedert.
Drei Frauen treffen auf einen Mann. Nacheinander. Sie kennen sich nicht, sie haben nur einen gemeinsamen ...

Drei Abschnitte drei Frauen - ein Mann.

Der Roman ist klar in drei Abschnitte bwz. Teile gegliedert.
Drei Frauen treffen auf einen Mann. Nacheinander. Sie kennen sich nicht, sie haben nur einen gemeinsamen Berührungspunkt: Gil.

Man kann diesen Roman sehr schwer beschreiben, denn vom Inhalt will ich gar nichts erzählen, man muss sich einfach darauf einlassen, sich überraschen lassen, auf eine unbekannte Handlung und die verschiedenen Wendungen im Roman. Der Verlag wirbt nicht umsonst mit dem Slogan : "Der Sensationsbestseller aus Israel, über den man eigentlich nichts verraten darf. Spoiler-Gefahr!", und das zu Recht. Man sollte einfach drauf loslesen, ungeachtet anderer Rezensionen oder Beschreibungen, einfach den Sprung ins Unbekannte wagen und sich überraschen lassen, dann wird man mit einer unglaublichen und fesselnden Geschichte belohnt.

Und für die, die doch ein paar weitgehendere Worte darüber lesen wollen ums sich ganz überzeugen zu lassen:
Der Roman fängt eigentlich ganz harmlos an, obwohl man im HIntergrund das Gefühl hat, dass ein gewisser Unterton Schwingungen ausstrahlt. Sobald man den ersten Teil gelesen hat, ist man allerdings gefangen. Die Geschichte hat eine unglaubliche Sogwirkung, der Schreibstil von Dror Mishani passt sehr gut zu dieser Geschichte. Immer wieder musste ich mich zurückhalten um nicht vorzublättern, was ich natürlich und zum Glück auch nicht gemacht habe, aber ich konnte das Buch dann nicht mehr aus der Hand legen.

DREI ist ein Buch, dass man nicht in eine bestimmte Schublade stecken kann, es ist eine Mischung aus Literatur, Schicksalsroman und Krimi. Geschrieben in einem wundbaren Erzählstil, so dass man die drei sehr unterschiedlichen Frauen mit all ihren Gefühlen, Wünschen und Problemen sehr gut kenennlernt. Gerade dies so aus der Feder eines Mannes beschrieben zu bekommen, finde ich, ist eine sehr beeindruckende Sache.

MIt diesem Roman hat der Diogenes Verlag wieder einmal ein sehr besonderes Buch herausgegeben !

Veröffentlicht am 05.09.2019

Tiefgründig, ergreifend und bezaubernd

Laufe Lebe Liebe
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Die 27jährige Ella wird im Park von der 13jährigen Milly angerempelt, der Inhalt ihres Kaffeebechers ergießt sich über ihre Jacke und Hose. Milly rennt jedoch einfach weiter und nur Ella bemerkt, dass ...

Die 27jährige Ella wird im Park von der 13jährigen Milly angerempelt, der Inhalt ihres Kaffeebechers ergießt sich über ihre Jacke und Hose. Milly rennt jedoch einfach weiter und nur Ella bemerkt, dass diese ihr Handy beim Zusammenprall verloren hat. Ella versucht sie einzuholen, doch Milly ist so schnell, dass Ella sie aus den Augen verliert. Doch dieser Sprint löst in ihr Erinnerungen aus, Erinnerungen an gute Zeiten, gute Gefühle. Ella gelingt es Verbindung zu Milly aufzunehmen und gerät in einen Sog, aus dem sie sich nicht lösen kann und auch gar nicht will. Denn so unterschiedlich die beiden auch sind, verbindet sie mehr als sie denken. Die Mauer, die Ella um sich errichtet hat, beginnt zu bröckeln. Seit acht Jahren flieht Ella von einem Ort zum anderen, hat viele Ecken der Welt bereist, doch eigentlich flüchtet sie nur vor sich selbst und ihren Gefühlen.
Mit Milly und ihrem Vater Tom und ihrem Onkel Lias tritt eine Familie in ihr Leben, die schwer unter dem Tod von Mutter/Frau/Schwester leidet. Ella kann nicht einfach wegschauen, sie sieht die Verzweiflung, das Leiden und versteht genau, was sie durchmachen.

A.D.Wilk hat mich mit diesem Buch sehr berührt, sie hat diese Geschichte so lebendig geschildert, man fühlt und leidet mit den Figuren, die Gespräche und die Entwicklung werden authentisch und berührend erzählt, man wird regelreicht eingesogen in dieses Buch und kann es kaum aus der Hand legen.
Die Verletzlichkeit und das Leid der Figuren werden tiefgründig und berührend geschildert. Es geht aber vielmehr um das Wiedererstarken, das Hoffnung schöpfen, den Weg hinaus aus dem Leid, dies alles wurde hier eindrucksvoll und authentisch beschrieben. Man erlebt mit, dass hier die verschüttenden Lebensgeister durch das Zusammenspiel neu zum Leben erwachen. Dabei spielt Liebe, die Liebe zum Laufsport, aber auch eine Portion Humor eine große Rolle.
Als Leser fühlt und leidet man mit, aber das mithoffen spielt eine größere Rolle. Die Figuren Ella und Milly, aber auch Lias und Tom, sie alle möchte man in den Arm nehmen, mit ihnen befreundet sein. Sie wirken so real.

Leid und Liebe, Ansporn und Verzweiflung, Schuld und Trauer, Hoffnung und Humor - das sind die Schlagworte, die den Inhalt beschreiben.
Tiefgründig, authentisch, berührend, bezaubernd, fesselnd und bewegend sind die Attribute, die den Schreibstil der Autorin beschreiben.

Für mich war gehört das Buch zu den Lesehightlights dieses Jahres.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Gefühle und Emotionen einer ganzen Stadt

Wir gegen euch
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Was soll man über ein Buch von Backman schreiben ? Ich liebe seine Bücher. Backman hat einen unverwechselbaren und sehr gefühlvollen Schreibstil. Er kann nicht nur einen Hauptprotagonisten beschreiben, ...

Was soll man über ein Buch von Backman schreiben ? Ich liebe seine Bücher. Backman hat einen unverwechselbaren und sehr gefühlvollen Schreibstil. Er kann nicht nur einen Hauptprotagonisten beschreiben, sondern eine ganze Stadt zum Leben erwecken. Ein großartiges Geflecht an Beziehungen, Gefühlen und Lebenswegen. Man fühlt und leidet und hofft mit allen mit. Seine Figuren sind vielschichtig, sie sind nie nur böse oder nur gut, sie sind eine Mischung aus allem . Jeder macht Fehler, jeder hat seine gute Seiten (na ja, fast jeder), handelt richtig und auch mal falsch (oder umgekehrt).

"Wir gegen Euch" ist die Fortsetzung von "Die kleine Stadt der großen Träume". Björnstadt, der Eishockeyclub und die Menschen, die wir schon aus dem ersten Band kennen, spielen auch hier eine große Rolle. Wie geht es weiter ? Auch wenn ich den ersten Band vor 1,5 Jahren gelesen hatte, ich war so schnell wieder im Geschehen, habe die Figuren wieder sehr schnell parat gehabt. Backman fesselt, weil er immer wieder Anspielungen, Andeutungen macht, die auf das tragische Ende hinweisen, man aber bis zum Schluß nicht weiß, wie es ausgeht, was passieren wird.

Diese Geschichte bewegt, weill man von der ersten Seite an mitfühlen kann, man ist Teil dieser Stadt, sieht die Fehler und das Scheitern der Menschen, aber auch ihre Wünsche, ihre Hoffnungen, ihre Liebe und ihr Streben nach Glück. Es geht ums Vergessen, um einen Neuanfang und all seinen Schwierigkeiten. Es geht um Macht und Intrigen. Um gute und schlechte Tage, um gute und schlechte Taten. Und alles ist vermischt, verwebt, verbunden. Die Menschen und ihre Taten. Eins löst das andere aus. Agieren und reagieren.
"Wir gegen Euch" erzählt von einer ganzen Stadt, von einem Zusammenspiel von Ereignissen, die zu einem emotionalen Ende führen. Backman kann grandios erzählen.
Er versteht es einfach zu fesseln und daher gibt es auch von mir volle Punktzahl für dieses Buch und eine unbedingte Leseempfehlung.