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Veröffentlicht am 25.01.2024

Eine grandios erzählte Geschichte

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
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Was habe ich diese Geschichte geliebt! Bin durch die Seiten geflogen, habe mitgefühlt und mitgezittert, habe alles bildlich vor Augen gehabt und ja, auch ziemlich Appetit bekommen.

Jennifer Quinn, 77 ...

Was habe ich diese Geschichte geliebt! Bin durch die Seiten geflogen, habe mitgefühlt und mitgezittert, habe alles bildlich vor Augen gehabt und ja, auch ziemlich Appetit bekommen.

Jennifer Quinn, 77 Jahre alt, backt für ihr Leben gern, auch ihre Eltern, Großeltern, Tanten etc. waren begeisterte Hobbybäcker und alle alten Familienrezepte hat Jennifer in einem eigenem Rezeptbuch gesammelt. Doch soll nun im Alter das Leben nicht mehr aufregend sein? Alle Ziele erreicht sein? Sie wagt es, zwar heimlich, sie bewirbt sich bei der großen TV Show "Backen auf der Insel". Sie glaubt eigentlich nicht daran, nach der Bewerbung noch einmal etwas vom Sender zu hören, daher verschweigt sie es vor ihrem Ehemann Bernie. Ihr zweites Geheimnis . Das erste ist sogar noch viel größer, sie bewahrt es schon so lange in ihrem Herzen, es wird für sie aber immer schwieriger es allein zu ertragen, aber es könnte ihre Ehe kurz vor der Diamanten Hochzeit sprengen.

Olivia Ford hat einen wunderbaren Schreibstil, man kann sich Jennifer, aber auch Bernie so leibhaftig vorstellen, man glaubt kaum, dass dieses Buch ihr Debütroman ist. Auch die immer wieder kurzen Zeitsprünge in die Vergangenheit, die eingeflochten werden, um Jennifers Geheimnis dem Leser näher zu bringen, sind gekonnt gesetzt, verknüpft werden sie zudem noch mit Backkreationen, die im Backduell eine Rolle spielen und jedesmal hören diese Rücksprunge an spannenden Stellen auf. Gerade ab der Mitte des Buches (immerhin 400 Seiten) konnte ich es gar nicht mehr weglegen und habe bis tief in die Nacht gelesen. Dies ist mal wieder eine Geschichte gewesen, bei der es mir auch schwer fiel die Protagonisten am Ende gehen zu lassen. Es geht nicht nur um Wünsche und Ziele im Alter, sondern auch um Vertrauen, aber vor allem auch Verständnis und das (liebevolle) Miteinander in einer Ehe. Am Ende erfährt man, dass die Autorin von der berührenden Liebesgeschichte ihrer Großeltern inspiriert wurde, das gibt einem gleich noch mehr das beruhigende Gefühl, dass hier beileibe nicht alles nur fiktiv ist.

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Jane Austen lässt grüßen

Die Pension am Meer
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Nachdem ihr Vater gestorben ist, sind Sarah, Viola, Emily und Georgiana mit ihrer Mutter, nachdem sie aufgrund der Erbschaftsbestimmungen nun in ein Haus an der Küste von Devonshire ziehen mussten, gezwungen ...

Nachdem ihr Vater gestorben ist, sind Sarah, Viola, Emily und Georgiana mit ihrer Mutter, nachdem sie aufgrund der Erbschaftsbestimmungen nun in ein Haus an der Küste von Devonshire ziehen mussten, gezwungen Geld zu verdienen. Sie eröffnen eine Pension, was sie vor etliche Herausforderungen stellt . Ihre älteste Schwester Claire ist vor einigen Monaten bereits zu einer entfernten Verwandten gezogen, was den vier anderen Schwestern immer noch Rätsel aufgibt. Doch durch die Arbeit und die finanziellen Sorgen haben sie derzeit genügend eigene Probleme.
Die ersten Gäste der Pension sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht: Geheimnisvoll oder anspruchsvoll, sympathisch oder anstrengend. Die älteste Tochter Sarah trägt durch die Erkrankung der Mutter die Hauptlast, doch auch die anderen versuchen sich einzubringen.

Julie Klassen erzählt abwechslungsreich aus verschiedenen Blickwinkeln, so dass man schnell die Schwestern und ihre ganz besonderen Begabungen, ihre Wünsche, Träume, aber auch ihre Belastungen und schweren Päckchen, die sie zu tragen haben, kennen lernt. Vieles ist bereits in ihrem Leben anders als geplant gelaufen, Verluste, Krankheiten und Operationen, Umzug und nun die finanzielle Situation. Doch sie halten zusammen, ergänzen und unterstützen sich gegenseitig. Die Gäste geben die nötigen Konflikte, die ein Roman braucht, um spannend und vor allem abwechslungsreich zu bleiben. Hier tragen Geheimnisse genauso dazu wie die ein oder andere Anziehungskraft, die manche Figuren im Roman verbindet und in eine Liebesgeschichte mündet. Die Figuren entwickeln sich, es geht um Vorurteile, um Selbstliebe, um Selbstachtung und um Wertschätzung. Julie Klassen hat es in eine bezaubernde und fesselnde Geschichte gepackt und es vor allem verstanden, in diese Zeit einzutauchen und den Leser dabei mitzunehmen. Sehr interessant war auch das Nachwort !

Ich habe die Schwestern ins Herz geschlossen und ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band, der auf Englisch bereits erschienen ist.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Düster, traurig, tragisch, aber bewegend und grandios erzählt

Mein Herz ist eine Krähe
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WOW, was für eine Geschichte!! Einerseits beklemmend, düster, tragisch, bewegend, voller Leid und Verlust, aber auch voller Mut, Kraft und Mutterliebe. Es geht unter die Haut, nimmt einen mit. Sprachgewaltig, ...

WOW, was für eine Geschichte!! Einerseits beklemmend, düster, tragisch, bewegend, voller Leid und Verlust, aber auch voller Mut, Kraft und Mutterliebe. Es geht unter die Haut, nimmt einen mit. Sprachgewaltig, ein kraftvoller Erzählstil, viele ganz besondere Sätze, die nachklingen und berühren und die auch Helligkeit in die Düsternis der Handlung bringen. Absolut packend. Ein grandioses Debüt von LIna Nordquist!

Es gibt zwei Erzählstränge, zwei Zeitebenen, dennoch handelt der Roman von einer Familie und einem bescheidenen Haus am Wald im schwedischen Hålsingland. Zwei komplett unterschiedliche Frauen, die eine ist stark, sie kämpft wie eine Löwin für ihre Kinder, ihr Heim, sie trotzt allen Widrigkeiten, ob Hunger, Not und Gewalt, und muss dennoch so viele Verluste ertragen. Das ist Unni, die 1897 mit ihrem Sohn Roar und ihrem Geliebten Armod von Norwegen nach Schweden flieht. Die andere ist Kåra, die mit ihrer Schwiegermutter Bricken 1973 um ihren Schwiegervater Roar trauert. Kåra, die ihre Ängste und Depressionen jahrzehntelang nur mit Medikamenten ruhig stellen konnte, die nie viele Worte verliert, aber einige dunkle Geheimnisse zu hüten hat. Mehr widerwillig lauscht sie Brickens Erinnerungen oder taucht in ihre eigene Vergangenheit ab. Abwechselnd erfahren wir so über das Leben der Familie, vom Anbeginn in Schweden bis zum Ende im Haus am Wald, über Stärke und Schwäche, über Liebe und das kleine Glück, über Einsamkeit und Trauer. Einiges ist harter Tobak, man muss es aushalten (können), es geht nicht nur um das karge Leben am Rande des Verhungerns oder um den Tod, es geht auch um Vergewaltigung und brutale Gewalt und einiges anderes Schwere. Es geht um Sprachlosigkeit innerhalb einer Familie, aber auch um wortloses Verständnis und Zusammenhalt. Um einen Wald , der Freund und Feind zugleich war. Der gegeben und genommen hat. Um Mut, um die Kraft einer Mutter, um eine Zeit, die noch gar nicht allzu lange zurück liegt und in der solche Dinge geschehen konnten. Wie vielleicht an manchen Orten auch heute noch.

Die beiden Erzählstränge steuern unaufhaltsam aufeinander zu, am Ende hat mich die Wendung, die ich schon einige Seiten vorher erahnt habe, dennoch überwältigt. Was für eine Geschichte!!! Sie wird noch lange in meinem Gedächtnis bleiben.

Auch wenn mich Unnis Geschichte mehr berühren konnte, ist doch Kåras Geschichte auch ein wichtiger Part. Durch sie schließt sich der Kreis der Ereignisse und der Geschichte um das Haus am Wald mit dem Namen "Frieden". Frieden gab es jedoch hier am Wenigsten und wenn, dann nur für kurze Zeit(en).




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Veröffentlicht am 15.01.2024

Loriot geht immer

Der ganz offene Brief
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Am 12. November 2023 wäre Loriot, oder mit vollem Namen Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow, 100 Jahre alt geworden. Er starb am 22. August 2011. Unvergessen sind seine Sketche im Fernsehen ...

Am 12. November 2023 wäre Loriot, oder mit vollem Namen Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow, 100 Jahre alt geworden. Er starb am 22. August 2011. Unvergessen sind seine Sketche im Fernsehen mit Evelyn Hamann oder auch die Filme Ödipussi und Papa ante portas. Wer hat ihn nicht gleich vor Augen, wenn sein Name fällt? Auch seine Karikaturen, vor allem seine Knollennasenmännchen, sind charakteristisch für ihn.

Was ich bislang nicht kannte, war seine Kolumne in der Zeitschrift Quick, die zwischen 1957 und 1961 als "offener Brief erschien. 115 Beiträge sind es am Ende geworden. Sein Stil, unverwechselbar und großartig, auf die Spitze getrieben und auf den Punkt gebracht. Und nun zum ersten Mal in einem Buch zusammengefasst, das im Diogenes Verlag erschienen ist. Es fehlen natürlich auch nicht die charakteristischen Zeichnungen Loriots. Ein Vorwort erläutert wie es dazu kam und was für Hindernisse es gab, im Nachgang gibt es auch zeitgenössische kritische Leserbriefe.

Inhalt der satirischen Briefe ist ein buntes Potpourri an Themen, die so einzigartig humoristisch aus der Feder Loriots geflossen sind, es war herrlich zu lesen. Hier geht es um die in der damaligen Zeit aktuellen Themen, die die Quick aufgegriffen hatte und Loriot "ins Auge gefallen waren". Es geht um ebenso um Kleinigkeiten wie Briefmarken, aber auch um große Dinge, wie z.B. den Karneval, neue Verkehrsregeln oder die große Politik.....Zeitgeschichte eben, Loriot hat vieles aufgegriffen, ob Kleinigkeiten oder große Themen. Manchmal gibt es von den Herausgebern des Buches kleine Kommentare am Ende des jeweiligen Briefes, in denen der Bezug zum damaligen aktuellen Zeitgeschehen erläutert wird. Ein herrliches Buch, das ich sicherlich noch oft in die Hand nehmen werde. Für jeden Loriot Liebhaber eigentlich ein Buch, dass man gelesen haben sollte.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Der Luther der Medizin

Die Magd des Medicus
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Ein echter Wälzer mit über 500 Seiten, aber eine so interessante Geschichte, ich habe in den letzten Tagen viel mehr gelesen als sonst. Durch die Autorin habe ich nicht nur die historische Person 𝗣𝗮𝗿𝗮𝗰𝗲𝗹𝘀𝘂𝘀 ...

Ein echter Wälzer mit über 500 Seiten, aber eine so interessante Geschichte, ich habe in den letzten Tagen viel mehr gelesen als sonst. Durch die Autorin habe ich nicht nur die historische Person 𝗣𝗮𝗿𝗮𝗰𝗲𝗹𝘀𝘂𝘀 und sein Leben kennengelernt, sondern konnte auch in die Lebensumstände in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts regelrecht"eintauchen". Alles wurde beim Lesen vor meinen Augen sehr lebendig. Astrid Fritz hat zudem einen sehr fesselnden Erzählstil und hat sich weitgehend an historisch überlieferte Fakten gehalten, die natürlich mit fiktionalen Elementen ergänzt wurden, z.b der Magd Barbara, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Nicht nur in die Lebensweise/Art erhält man durch diesen historischen Roman Einblick in die damalige Zeit, sondern auch wie medizinisch behandelt wurde, wie man reiste, wie Nachrichten versandt wurden und vieles mehr. Dabei wurde von der Autorin alles mit Leben gefüllt, ob alltägliches, oder zwischenmenschliches, besonders aber über das Leben und Wirken von Theophrastus Bombast von Hohenheim, der sich später Paracelsus nannte.

Zum Inhalt:
Ausgerechnet in den Dienst des buckligen Stadtarztes von Basel soll Barbara gehen. Als Tochter eines als unehrenhaft geltenden Abdeckers hat sie allerdings auch keine großen Wahlmöglichkeiten und kann froh sein, überhaupt jemanden zu finden, der sie einstellt. Wegen seiner unkonventionellen Methoden und der aufbrausenden Art wird Paracelsus jedoch immer wieder angefeindet, nicht von den einfachen Menschen, denen er hilft und sie heilt, sondern von anderen Gelehrten und Stadträdten, denen er gerne auch ungeschönt seine Meinung sagt und seine Auffassung von "moderner" medizinischer Behandlung und vor allem Lehre, denn auch hier geht er neue Wege und sieht sich als "Luther der Medizin". So eckt er immer wieder an. Schnell lernt die Magd den Arzt zu schätzen, obwohl er es auch ihr nicht immer leicht macht.. Doch dann muss Barbara sich entscheiden, ob sie weiter zu ihm halten kann – und welches ihr eigenes Ziel im Leben ist.

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