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Veröffentlicht am 29.11.2017

Abwechslungsreiche Kurzgeschichten

Die Modernisierung meiner Mutter
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Anektoten, humorvolle Kurzgeschichten, Randnotizen - eine kleine, aber abwechslungsreiche Sammlung.

Bov Bjerg kann launig unterhalten und gut erzählen. Die einzelnen Episoden sind Streiflichter aus dem ...

Anektoten, humorvolle Kurzgeschichten, Randnotizen - eine kleine, aber abwechslungsreiche Sammlung.

Bov Bjerg kann launig unterhalten und gut erzählen. Die einzelnen Episoden sind Streiflichter aus dem Leben, aus verschiedenen Situationen erzählt.

Der Autor schafft es dabei, dass auch traurige und ernste Erlebnisse mit einem Augenzwinkern erzählte werden. Manchmal übertrieben, manchmal skuril anmutende Szenen, aus dem Leben gegriffen oder ganz banale Ereignisse - Bjerg schafft es bei allen, sie in Szene zu setzen.
Die ein oder andere Geschichte war mir zwar "to much" - die ersten waren weit besser als die letzten. Die waren für mich zu abgedreht oder auch überdreht.
Dennoch ein amüsantes Büchlein für zwischendurch.

Nach der gebundenen Ausgabe, nun auch als günstigeres Taschenbuch im aufbau-Verlag erschienen.

Veröffentlicht am 06.05.2017

Wissenschaft und Weltreligionen und der gemeinsame Nenner

Das Einstein Enigma
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Tomás Noronha ist ein portugiesischer Kryptanalyst. Bei einem Auftag in Kairo wird er von einer anziehenden Iranerin angesprochen um einen Geheimaufgrag in Teheran zu übernehmen. Er soll ein geheimes Dokument, ...

Tomás Noronha ist ein portugiesischer Kryptanalyst. Bei einem Auftag in Kairo wird er von einer anziehenden Iranerin angesprochen um einen Geheimaufgrag in Teheran zu übernehmen. Er soll ein geheimes Dokument, dass von Albert Einstein dereinst selbst codiert worden ist, entschlüsseln. Doch nicht nur die iranische Regierung interessiert sich dafür, auch der CIA, der Noronha ebenfalls "unter Vetrag" nimmt, da die Amerikaner glauben, das Dokument enthält einen Leichtbauplan der Atombombe.

Tomás Noronha gerät zwischen die Fronten, in verwickelte und gefährliche Situationen. Mit der Iranerin Ariana macht er sich auf die Suche nach dem Geheimnis des Dokuments und ihre Wege bringen sie auch mit Wisschenschaftlern und einem Bodhishattva im Tibet ins Gespräch. Mit ihnen diskutiert Tomás und lässt sich erklären. Und damit wird auch dem Leser wissenschafltiche Thesen aus dem Bereich Physik und Mathematik, religiöse Themen der Weltreligionen und vieles andere erklärt. Gibt es Zusammenhänge ? Gibt es Unterschiede bei den Interpretierungen ? Im Gegenteil, viele wisschenschafltiche Erklärungen fundamentieren religiöse Weisheiten.

Das Buch ist über 600 Seiten stark. Das Schriftbild ist aber angenehm groß und daher sind die Seiten schnell gelesen. Allerdings gibt es eine Anhäufung von Gesprächen, die um Grundsätze gehen. Die eigentliche Handlung, das Suchen nach dem Dokument, das Entschlüsseln dessen und dem eigentlichen Inhalt gerät dabei etwas ins Abseits, obwohl gerade am Anfang noch viele Szenen Action und Handlung beeinhalten. Je weiter die Geschichte voran schreitet, desto "inhaltlicher " wird sie. Einerseits fand ich es interessant, wie die Entwicklung z.B. Erkenntnisse sich gerade im letzten Jahrhundert im Bereich Physik rasant weiter entwickelt haben. Viele Begriffe aus diesem Bereich kannte ich zwar dem Namen nach, aber auch nicht mehr.
Vielleicht war ich für das Buch zu sehr Laie - ich weiß es nicht.

Der Schreibstil ist locker und es lässt sich gut lesen. Die Dialoge passen, auch die Handlung ist bis auf ein paar Ausnahmen gut beschrieben. An manchen Stellen wird - im Gegensatz zur sonst ruhiger verlaufenden Handlung - etwas zu stark auf Action gesetzt, so erscheinen diese Szenen fast wie aus einem Spionagethriller.

Insgesamt kann ich trotz meiner nur 3-Sterne-Bewertung das Buch an alle weiterempfehlen, die sich gerne mit Wissenschaft beschäftigen und speziell eine Interesse an der modernen Physik und Mathematik haben und sich gerne in diesem Bereich weiterbilden möchte oder auf den neuesesten Stand bringen möchten. Es ist gut verpacktes Unterrichtsmaterial, das vieles Interessant leicht erklärt.
Am Ende verbindet der Autor die gesponnen Fäden, allerdings hat er mich am Ende doch nicht mit seinem Weg und der Auflösung überzeugen können.

Veröffentlicht am 30.03.2017

Vergangenheit und Geheimnisse

Die Zitronenschwestern
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Elettras Mutter liegt schon ein Jahr im Koma, die Bäckerei, die sie von ihr übernommen hat, musste sie aus finanziellen Gründen schließen. Was nun? Da entdeckt Elettra innerhalb weniger Tage einige Hinweise, ...

Elettras Mutter liegt schon ein Jahr im Koma, die Bäckerei, die sie von ihr übernommen hat, musste sie aus finanziellen Gründen schließen. Was nun? Da entdeckt Elettra innerhalb weniger Tage einige Hinweise, die auf eine Mittelmeerinsel hindeuten. Liegt da die Vergangenheit ihrer Mutter ? Viel weiß sie nicht darüber, auch wer ihr Vater war, hat ihre Mutter ihr immer verheimlicht. Kurzentschlossen bricht Elettra auf um mehr zu erfahren.
Dort angekommen entdeckt sie ein altes Kloster. Bewohnt von drei Frauen. Was für ein Geheimnis verbergen sie ? Elettra spürt, dass sie hier mehr heraus finden kann. Dass ihre Mutter hier gelebt hat. Was verbergen die Frauen? Und können sie sich zusammentun um das Kloster zu retten?

Valentina Cebeni hat nicht nur Geheimnisse aus der Vergangenheit, Freundschaft, Liebe und schöne Landschaften, ein ganz eigenes Inselvölkchen, sowie Kummer und Intrigen miteinander verwebt, sondern auch mit dem Duft von Anisbrötchen, Zitronen und manch anderer Leckerei mit einbezogen. Gut, dass auch die Backrezepte zu den beschriebenen Backwerken abgedruckt sind und zum nachbacken einladen.

Die Autorin schildert aus Sicht von Elettra, die hinter ihre Ursprünge, die Vergangenheit der Mutter kommen will, aber auch einsam ist und sich nach Liebe sehnt. Nach einem Zugehörigkeitsgefühl. Die anderen Protagonisten haben auch ihre Last zu tragen und daher hat jede ihr kleines oder größeres Geheimnis.

Die Geschichte ist interessant, verwickelt und ein interessantes Ambiente wird beschrieben. Erst nach und nach lüftet sich ein Geheimnis nach dem anderen, zudem gibt es auch Spannungen zwischen den aktiven Protagonisten. Doch um das Kloster zu retten müssen sie zusammen halten. Eigentlich eine spannende Ausgangslage. Dennoch konnte es mich nicht wie gewollt fesseln, da es doch für mich einige unnötige Längen gab. Und manch eine Stelle, die entweder zu zufällig oder zu unrealistisch war. Aber es gab auch viele Momente, wenn es um die Landschaft oder die Backkunst ging, bei denen ich das Beschriebene vor Augen hatte.
Der Roman spielt in den 1980er Jahren und man merkt, dass es eine andere, ruhigere, aber auch vom Verhalten eine verschlossenere Gesellschaft auf dieser Insel war. Eine andere Zeit, die hier im Roman beschrieben worden ist.

Für alle, die gerne Frauenromane mit Verwicklungen, Liebe, Geheimnissen lesen und sich über die abgedruckten Backrezepte freuen, empfehle ich es mit Einschränkungen weiter. Aber vielleicht gefällt es euch besser als mir ?
Das Cover ist jedenfalls herrlich erfrischend, anziehend und peppig gemacht!

Veröffentlicht am 03.03.2017

"Goldene Zwanziger"

Noble Gesellschaft
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Herbst 1925, Berlin: Erst verschwindet wieder einmal ein Dienstmädchen spurlos, dann begeht ein ehemaliges Flieger-Ass Selbstmord. Oder war es doch Mord ?
Carl von Bäumer, Starschauspieler bei der UFA, ...

Herbst 1925, Berlin: Erst verschwindet wieder einmal ein Dienstmädchen spurlos, dann begeht ein ehemaliges Flieger-Ass Selbstmord. Oder war es doch Mord ?
Carl von Bäumer, Starschauspieler bei der UFA, und sein Lebensgerährte Paul Genzer, Kommissar, ermitteln. Immer mehr wird klar, dass nichts so einfach scheint, wie es anfangs aussieht und das hinter allem ein großes Geflecht an Beziehungen und alten Wunden besteht, die sich nun, Jahre später in eine Flut aus Rache verwandeln....

Man taucht durch Joan Weng tief ein in die 20er Jahre. Doch egal, ob es die Gangsterseite, die Seite der "noblen Gesellschaft" ist, jeder, wirklich jeder ist aus meinen Augen sehr skurril. Es ist der oft beschriebene Tanz auf dem Vulkan, extentrisches Leben, Abgreifen, Verbrechen, Leben nach einem Krieg, Egomanie, Koks, Affären,Bigamie, Gefühlskälte, Schmuggel....kaum einer der Protagonisten ist nicht irgendwie mehr oder minder davon betroffen. Oder er gehört auf die Seite der Dienstboten, einfachen Arbeiter, die - im Gegenteil zur verschwenderischen Oberschicht - ein einfaches Leben fristen müssen.
Die Autorin hat damit vieles eingefangen, was in den 20er Jahren des vorherigen Jahrhunderts an der Tagesordnung war. Nicht überall, nicht ausschließlich, allerdings sind sie hier die Protagonisten.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr lebendig, sie weiß mit Worten umzugehen. Allerdings haben mich die vielen Protagonisten, die vielen Wechsel in den Abschnitten, oftmals etwas verwirrt. Hilfreich ist hier zum Glück ein vorangestelltes Personenregister, das mir sehr geholfen hat.
Es gibt nicht nur die vielen Einblicke in die Leben der Akteure, sondern auch im Laufe der Geschichte immer mehr Opfer. Wer steckt hinter allem ? Gehören sie zusammen ?
Carl von Bäumner ermittelt. Seine Erkenntnisse werden am Ende zum Schuldigen führen, manche seiner Wege werden zu oberflächlich erklärt. Zwischendurch hatte ich Probleme die Übersicht zu behalten, auch wenn am Ende alles relativ schlüssig aufgeklärt worden ist und die Autorin sich ein tolles Konstrukt an Verwirrungen und Beziehungen ausgedacht hat. Als Leser hat es mich allerdings mittendrin etwas überfordert.

Fazit:
Eher eine Gesellschafstudie. Die Krimihandlung lief eher nebenher und war für mich zu überladen. Zu viele (unsymphatische) Protagonisten haben mich nicht fesseln können. Allerdings hat die Autorin einen lebendigen Schreibstil und hat die gewollt überzeichnete Zeitstudie der Goldenen Zwanziger hat auch Humor.

Veröffentlicht am 21.12.2016

Streiflichter - Einblicke in das Leben von Mata Hari

Die Spionin
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Paulo Coehlo fängt mit dem Prolog gleich mit dem Ende von Mata Hari an. Es ist der 15. Oktober 1917 und es wird ihr Todesdatum werden. Hingerichtet von einem Erschiessungskommando in Vincennes, Frankreich. ...

Paulo Coehlo fängt mit dem Prolog gleich mit dem Ende von Mata Hari an. Es ist der 15. Oktober 1917 und es wird ihr Todesdatum werden. Hingerichtet von einem Erschiessungskommando in Vincennes, Frankreich. Nüchtern und gleichzeitig doch emotional werden ihre letzten Schritte beschrieben.

Der nachfolgende Roman gliedert sich in drei Abschnitte. Die ersten beiden stellt der Autor als Abschiedsbrief und Rekapitulation aus der Sicht von Mata Hari, die als Margaretha Zelle in 1876 in Leeuwarden geboren wurde, dar. Darin schildert sie, warum sie bereits in jungen Jahren die Niederlanden verlassen wollte und wie es kam, dass sie von der Liebe nichts hielt. Relativ nüchtern lässt Coehlo sie in diesem fiktiven Brief von ihrer Ehe, in der sie viel Gewalt ertragen musste, und ihren Kindern berichten. Eine Schlüsselszene ist ein miterlebter Selbstmord. Von da an will Margaretha sich und vor allem ihr Leben ändern. Liebe war bei ihr immer nur Mittel zum Zweck. Sie wollte hoch hinaus, berühmt werden und vor allem unabhängig. Sie wollte das Leben, dass sich ihr bot, geniesen.
Bis zum Schluß konnte (und wollte) sie nicht daran glauben, dass sie hingerichtet werden würde. Sie hatte bis zum Schluß gehofft.

Manchmal sind im Brief Fakten eingewoben (so z.B. eine Liste von Gegenständen, die sie hinterlassen hat). Dennoch sind es nur Streiflichter, vielleicht wichtige Wendepunkte, daher bleiben nach dem Lesen bei mir Lücken, was sie alles erlebt hat. Vor allem die Figur der Mata Hari wird hier sehr egozentrisch, naiv und prunksüchtig dargestellt. Es fehlen Gefühle. Am Ende soll sie sich trotzallem verliebt haben, doch diese Gefühle werden hier nur am Rande, unvollständig und wenig nachvollziehbar dargestellt, so dass man den Wandel nicht richtig nachvollziehen kann.

Im dritten Teil kommt dann ein Perspektivwechsel. Der Anwalt berichtet und rechtfertigt sich. Er stellt die größerern Zusammenhänge dar, die, die Mata Hari (angeblich) nicht überblicken konnte. War sie nun Spionin oder nicht ? War sie ein Bauernopfer des anklagenden Anwaltes ? Helfen konnten bzw. wollten ihr auch ihre früheren zahlreichen Verehrer ihr nicht mehr. Sie war ein sinkender Stern und keiner wollte mit ihr herab gezogen werden.
In einem Zeitalter, in der die Männer das sagen hatten, haben Männer über sie, die so völlig anders war, gerichtet. Und am Ende ist es ein Mann, der sie betrauert.

Ein Buch, das mir, die ich über Mata Hari bisher wenig wußte, vieles über ihr Leben und Sterben näher gebracht hat. Mir einige Informationen geliefert hat. Dennoch blieb mir ihre Geschichte zu streiflichtartig erzählt. Es ist keine Biografie - die Segmente, die Coelho hier mit dem fiktiven Roman liefert, haben zwar meine Neugier geweckt, aber mich am Ende etwas ratlos zurück gelassen. Hat er Mata Hari, die als notorische Lügnerin galt, in ihrem (fiktiven) Brief naiv wirken lassen oder war sie es wirklich? Vor allem passt dann ihre zietierte Lyrik nicht dazu. Genauso widersprüchlich sehe ich ihre Liebe am Ende, die ihr (angeblich) zum letzten Verhängnis wurde.
Vieles fehlte mir in diesem Roman, aber es war ein Anstoß mich einmal näher mit ihrer interessanten Figur zu beschäftigen.

Der Diogenes Verlag hat ein sehr schönen Rahmen für das Buch geschaffen. Das Cover und die Buchgröße passen in das Gesamtkonzept des Verlages. Das Cover ziert ein Bild von Mata Hari, es erweckt beim Leser gleich Interesse an dem Roman. Auch die im Buch vorhandenen Bilder von Mata Hari haben mir sehr gut gefallen.

Fazit:

Interessante Perspektive auf die schillernde Persönlichkeit Mata Hari. Konnte mich allerdings nicht vollständig überzeugen, da der Roman nur streiflichtartig Einblicke in ihr Leben gab .