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Veröffentlicht am 14.01.2020

Wenigstens sind wir nicht Single!

Three Women – Drei Frauen
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“Wenigstens sind wir nicht Single!”, das Zitat scheint das Motto der Protagonistinnen des Buches zu sein. Lisa Taddeo hat unzählige Gespräche mit drei Frauen geführt und zu einem Roman verarbeitet.

Da ...

“Wenigstens sind wir nicht Single!”, das Zitat scheint das Motto der Protagonistinnen des Buches zu sein. Lisa Taddeo hat unzählige Gespräche mit drei Frauen geführt und zu einem Roman verarbeitet.

Da ist Maggie, die noch minderjährig und von ihren Eltern wenig beachtet, Verbindung zu ihrem Lehrer sucht.
Lina ist mit einem Mann verheiratet, der sie seit Jahren nicht mehr angefasst hat. Ihre Wünsche lebt sie mit ihrer Jugendliebe Aidan aus, immer darauf hoffend, dass er sich von seiner Frau trennt und Lina und ihren zwei Kindern ein Heim bietet.
Sloane ist eine Frau aus der Upper-Class. Auch sie sehnt sich danach gesehen und begehrt zu werden.

Alle drei Frauen eint ihr Wunsch, sich gewollt zu fühlen.

Die Frauen entscheiden sich, in einem System, das sie benachteiligt, wenigstens ein Fitzelchen Glück mitzunehmen. Gleichzeitig unterstützen sie damit unbewusst dieses System und schädigen ihr Selbstbewusstsein.
Einerseits wird beschrieben wie die Protagonistinnen unter der Unsolidarität anderer Frauen leiden, andererseits schlafen sie selbst mit verheirateten Männern.

Taddeo beschreibt nachvollziehbar die Zusammenhänge, die Hintergründe.
Ich kann die Frauen verstehen, kann mich in gewisser Weise mit ihnen identifizieren, habe teilweise ähnliche Momente erlebt.
Du achtest so sehr, darauf dass es dem anderen gut geht, dass du nicht merkst, was du willst. Sein Glück ist deine Befriedigung.

Das Buch war interessant, die Schilderungen glaubwürdig und sicher erkennen sich Leserinnen in vielen Situationen wieder.

So spannend es ist, die Geschichten dreier realer Frauen als Roman verpackt zu lesen, so frustrierend ist das Ende. Es gibt keine entscheidende Weiterentwicklung der Protagonistinnen. Es zeigt sich kein Ausweg.
Die Autorin hätte hier aus der Realität ausbrechen und ein fiktives Ende anfügen können.

Die Prämisse “Hauptsache nicht Single”, wurde nicht in Frage gestellt.

Was, wenn diese Männer, egal, was die Frauen tun, einfach nicht lieben können?
Was, wenn sich das System nicht ändert?

Es gibt hier keinen Gegenentwurf einer Frau, die sich von ihrem Partner trennt und selbständig und glücklich lebt. Einer Frau, die versucht für sich selbst Liebe zu empfinden, die sich von anderen Menschen auf gesunde Art abgrenzt und kein respektloses Verhalten duldet.

Dennoch eine absolute Leseempfehlung!
Ein Buch über Vorurteile, gesellschaftlichen Druck, Definitionsmacht, Selbstbetrug und Rollenbilder.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.01.2020

Ein packender Roman über zwei junge Frauen, die für ihre Würde und Freiheit kämpfen

Die dunklen Mauern von Willard State
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Ein packender Roman über zwei junge Frauen, die für ihre Würde und Freiheit kämpfen

Die 17-jährige Izzy Stone lebt bei einer Pflegefamilie, da ihre Mutter ihren Vater erschossen hat. Auf der neuen Schule ...

Ein packender Roman über zwei junge Frauen, die für ihre Würde und Freiheit kämpfen

Die 17-jährige Izzy Stone lebt bei einer Pflegefamilie, da ihre Mutter ihren Vater erschossen hat. Auf der neuen Schule machen es ihr die Mitschüler nicht leicht. Besonders Shannon hat es auf sie abgesehen. Alex dagegen bietet Izzy ihre Freundschaft an. Doch meint sie es ehrlich oder steckt sie mit der hinterhältigen Shannon unter einer Decke?
Zusammen mit ihrer Pflegemutter katalogisiert Izzy für ein Museum die Gegenstände einer längst geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Dabei findet sie das Tagebuch der jungen Clara Cartwright und erfährt mehr über die unmenschlichen Lebensbedingungen im Willard State Asylum in den 1920er Jahren.

Wir folgen zwei Handlungssträngen - dem von Izzy und dem Claras.
Clara ist die Tochter eines wohlhabenden Mannes. Ihr einziges “Vergehen” ist, dass sie sich in einen Mann verliebt hat, den die Eltern nicht gutheißen. Ihr Vater lässt sie einweisen. Wie kann sie den Arzt von Willard nur überzeugen, dass sie nicht geistig krank ist?

Anders als vom Cover erwartet, spielt der Hauptteil der Geschichte im grausigen Willard Asylum sowie in der Gegenwart in Izzys High-School.
Beide Protagonistinnen leiden darunter, dass ihre Stimmen nicht gehört werden, dass sie von Dritten benutzt und drangsaliert werden.
Der Plot ist sehr bedrückend. Dennoch konnte ich nicht aufhören zu lesen, da ich herausfinden wollte, welche Verbindung die beiden Frauen zueinander haben und wie ihre Geschichten enden. Durch verschiedene Wendungen lässt die Spannung nicht nach.

Der Roman zeigt die Geschichte der damalige Psychiatrie und die unmenschlichen Behandlungsmethoden. Im Anhang schildert die Autorin einige Hintergründe der Zeit. Menschen konnten schon bei geringen Auffälligkeiten wie einem öffentlichen Wutausbruch, Depressionen oder einem Streit eingewiesen werden und lebten teilweise bis zu ihrem Tod in den Anstalten. Frauen wurden zwangssterilisiert.

Ein ergreifendes Buch für Leserinnen mit starken Nerven.

Veröffentlicht am 13.01.2020

Ein packender Roman über zwei junge Frauen, die für ihre Würde und Freiheit kämpfen

Die dunklen Mauern von Willard State
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Die 17-jährige Izzy Stone lebt bei einer Pflegefamilie, da ihre Mutter ihren Vater erschossen hat. Auf der neuen Schule machen es ihr die Mitschüler nicht leicht. Besonders Shannon hat es auf sie abgesehen. ...

Die 17-jährige Izzy Stone lebt bei einer Pflegefamilie, da ihre Mutter ihren Vater erschossen hat. Auf der neuen Schule machen es ihr die Mitschüler nicht leicht. Besonders Shannon hat es auf sie abgesehen. Alex dagegen bietet Izzy ihre Freundschaft an. Doch meint sie es ehrlich oder steckt sie mit der hinterhältigen Shannon unter einer Decke?
Zusammen mit ihrer Pflegemutter katalogisiert Izzy für ein Museum die Gegenstände einer längst geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Dabei findet sie das Tagebuch der jungen Clara Cartwright und erfährt mehr über die unmenschlichen Lebensbedingungen im Willard State Asylum in den 1920er Jahren.

Wir folgen zwei Handlungssträngen - dem von Izzy und dem Claras.
Clara ist die Tochter eines wohlhabenden Mannes. Ihr einziges “Vergehen” ist, dass sie sich in einen Mann verliebt hat, den die Eltern nicht gutheißen. Ihr Vater lässt sie einweisen. Wie kann sie den Arzt von Willard nur überzeugen, dass sie nicht geistig krank ist?

Anders als vom Cover erwartet, spielt der Hauptteil der Geschichte im grausigen Willard Asylum sowie in der Gegenwart in Izzys High-School.
Beide Protagonistinnen leiden darunter, dass ihre Stimmen nicht gehört werden, dass sie von Dritten benutzt und drangsaliert werden.
Der Plot ist sehr bedrückend. Dennoch konnte ich nicht aufhören zu lesen, da ich herausfinden wollte, welche Verbindung die beiden Frauen zueinander haben und wie ihre Geschichten enden. Durch verschiedene Wendungen lässt die Spannung nicht nach.

Der Roman zeigt die Geschichte der damalige Psychiatrie und die unmenschlichen Behandlungsmethoden. Im Anhang schildert die Autorin einige Hintergründe der Zeit. Menschen konnten schon bei geringen Auffälligkeiten wie einem öffentlichen Wutausbruch, Depressionen oder einem Streit eingewiesen werden und lebten teilweise bis zu ihrem Tod in den Anstalten. Frauen wurden zwangssterilisiert.

Ein ergreifendes Buch für Leserinnen mit starken Nerven.

Veröffentlicht am 13.01.2020

Ein packender Roman über zwei junge Frauen, die für ihre Würde und Freiheit kämpfen

Alles, was sie hinter sich ließ
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Die 17-jährige Izzy Stone lebt bei einer Pflegefamilie, da ihre Mutter ihren Vater erschossen hat. Auf der neuen Schule machen es ihr die Mitschüler nicht leicht. Besonders Shannon hat es auf sie abgesehen. ...

Die 17-jährige Izzy Stone lebt bei einer Pflegefamilie, da ihre Mutter ihren Vater erschossen hat. Auf der neuen Schule machen es ihr die Mitschüler nicht leicht. Besonders Shannon hat es auf sie abgesehen. Alex dagegen bietet Izzy ihre Freundschaft an. Doch meint sie es ehrlich oder steckt sie mit der hinterhältigen Shannon unter einer Decke?
Zusammen mit ihrer Pflegemutter katalogisiert Izzy für ein Museum die Gegenstände einer längst geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Dabei findet sie das Tagebuch der jungen Clara Cartwright und erfährt mehr über die unmenschlichen Lebensbedingungen im Willard State Asylum in den 1920er Jahren.

Wir folgen zwei Handlungssträngen - dem von Izzy und dem Claras.
Clara ist die Tochter eines wohlhabenden Mannes. Ihr einziges “Vergehen” ist, dass sie sich in einen Mann verliebt hat, den die Eltern nicht gutheißen. Ihr Vater lässt sie einweisen. Wie kann sie den Arzt von Willard nur überzeugen, dass sie nicht geistig krank ist?

Anders als vom Cover erwartet, spielt der Hauptteil der Geschichte im grausigen Willard Asylum sowie in der Gegenwart in Izzys High-School.
Beide Protagonistinnen leiden darunter, dass ihre Stimmen nicht gehört werden, dass sie von Dritten benutzt und drangsaliert werden.
Der Plot ist sehr bedrückend. Dennoch konnte ich nicht aufhören zu lesen, da ich herausfinden wollte, welche Verbindung die beiden Frauen zueinander haben und wie ihre Geschichten enden. Durch verschiedene Wendungen lässt die Spannung nicht nach.

Der Roman zeigt die Geschichte der damalige Psychiatrie und die unmenschlichen Behandlungsmethoden. Im Anhang schildert die Autorin einige Hintergründe der Zeit. Menschen konnten schon bei geringen Auffälligkeiten wie einem öffentlichen Wutausbruch, Depressionen oder einem Streit eingewiesen werden und lebten teilweise bis zu ihrem Tod in den Anstalten. Frauen wurden zwangssterilisiert.

Ein ergreifendes Buch für Leserinnen mit starken Nerven.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2020

Wie wird eine Mutter geformt?

Jesolo
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Andrea will keine Kinder, will in der Stadt leben und arbeitet gerne. Und dann ist sie plötzlich schwanger und zieht auf eine Baustelle im Haus ihrer Schwiegereltern mit einem Mann, den sie nicht liebt.

"Jesolo" ...

Andrea will keine Kinder, will in der Stadt leben und arbeitet gerne. Und dann ist sie plötzlich schwanger und zieht auf eine Baustelle im Haus ihrer Schwiegereltern mit einem Mann, den sie nicht liebt.

"Jesolo" liest sich nicht angenehm. Andrea verhält sich frustrierend passiv, treibt dahin, macht im Kopf Listen, dekliniert das ABC der Mutterschaft durch und träumt immer wieder von Wasser und Ohnmacht. Scheinbar wird sie, sobald sie schwanger ist, zum Spielball der Anderen, wird geformt und beeinflusst. Und kann sich nur mit unterschwellig aggressiven Aktionen wehren.

Ich habe selbst keine Kinder, habe aber oft davon gelesen, welchen Einfluss der Partner, Familie, Nachbarn, gesellschaftliche Vorstellungen auf eine Mutter nehmen.

Die Autorin Tanja Raich stellt dies so dar, als sei es unabwendbar. Als werde die Frau schwanger zum Objekt, zur Trägerin eines neuen Lebens, die von Hormonen vernebelt, stumm bleibe.

Aber Andrea ist auch bereits vor der Schwangerschaft unentschieden, hat keinen konkreten Plan für ihre Zukunft, ist mit Georg nicht glücklich. Sie weiß nur, dass sie keine Kinder will, nicht aufs Dorf ziehen will, weiter arbeiten will.

Warum zur Hölle bekommt sie dann das Kind? Die Autorin verrät es nicht.

Ich vermute, die Autorin übergeht dies aus erzählerischen Gründen, um zu verdeutlichen, welche Konsequenzen eine Schwangerschaft haben kann. Aber diese Konsequenzen warten auch auf eine Frau, die sich auf ihr Kind freut. Es kann zu großer Frustration führen, wenn die Frau zwar glückliche Mutter ist, aber nicht von ihrem Mann unterstützt wird, wenn sie aus dem Beruf ausscheidet und nicht weiss, ob die Stelle bei ihrer Rückkehr noch da ist, wenn die Anderen alles besser wissen und sich einmischen.

Ein Kind zu haben, berührt die Partnerschaft, den Beruf, die Unabhängigkeit, das Bild bei Verwandten und Nachbarn. Kindergärtenplätze, Gesetze zum Arbeitsschutz und finanzieller Unterstützung sowie zum Schwangerschaftsabbruch werden relevant.

Frauen müssen sich über ihre Wünsche klar sein, sie äußern und sich mit ihrem Partner einigen. Tut man dies nicht, kann es laufen wie in diesem Roman.

Ein sehr wichtiges Thema!