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Veröffentlicht am 09.01.2022

Geschichte ruft

Miss Maxwells kurioses Zeitarchiv
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Madeleine Maxwell bekommt von ihrer ehemaligen Lehrerin ein unerwartetes Jobangebot. Das St. Mary’s Institut betreibt Archäologie der ganz besonderen Art. Dafür muss Madeleine jedoch erstmal die Zusatzausbildung ...

Madeleine Maxwell bekommt von ihrer ehemaligen Lehrerin ein unerwartetes Jobangebot. Das St. Mary’s Institut betreibt Archäologie der ganz besonderen Art. Dafür muss Madeleine jedoch erstmal die Zusatzausbildung bestehen und bevor sie die überhaupt antreten kann, gilt es die Verschwiegenheitserklärung zu unterschreiben. Und jeder Fehler kann bedeuten, dass sie raus ist. Wie schnell das gehen kann, erfahren einige Mitbewerber gleich am Anfang. Doch Madeleine „Max“ boxt sich durch. Auch wenn sie sich nicht überall Freunde macht, ihre Jungfernreise besteht sie mit Bravour. Ihre erste echte Zeitreise. Archäologen und Archäologinnen wie sie dürfen bei historischen Ereignissen dabei sein.

Madeleine „Max“ Maxwell betritt die Bühne der Reihenheldinnen. Und schon bei ihrem ersten Auftritt hat sie einige gefährliche Abenteuer zu bestehen. Auf ihren Reisen sollen sie Informationen sammeln und Fragen klären, die in der Geschichte Rätsel aufgeben. Doch wie alle Zeitreisenden dürfen sie nicht eingreifen. Der Fluss der Historie muss erhalten bleiben, damit die Zukunft wie bekannt stattfinden kann. Natürlich gibt es eine Grauzone, denn wer würde einem Kind, das stürzt nicht wieder aufhelfen. Schnell muss Max feststellen, dass es nicht so einfach ist, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und sie bemerkt auch, dass in den Zeitläufen mehr Reisende unterwegs sind als geahnt.

Archäologie mal anders - wie im Klappentext aufgeführt, so könnte man diesen ersten Band und sicher auch die anderen der Reihe betiteln. Zwar muss zunächst die Ausbildung bestanden werden, damit die handelnden Personen und mit ihnen die Leser erstmal erfahren, worum es geht. Doch dann entspinnt sich eine interessante Handlung um Gegenwart und Vergangenheit. In Institut muss man wirklich aufpassen, weil nicht alle mit offenen Karten spielen. Und so kann Max manchmal nur raten, wer Freund oder Feind ist. Das Leben im Institut mutet mitunter wie ein Dasein im Internat an, mit Aktivitäten ebenso wie Feiern oder Gelagen. Ein kleines Manko möglicherweise, denn es hat etwas aufgepfropftes. Insgesamt jedoch bietet dieser Roman eine klasse Idee, die gut und spannend in Szene gesetzt wurde.

Veröffentlicht am 03.01.2022

Der Unsichtbare

Illegal
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Schon seit ungefähr zehn Jahren lebt der Ghanaer Kodjo in Berlin. Solange er verheiratet war einigermaßen legal, doch seit der Scheidung ist er ein Illegaler. Sein erstes Bestreben ist es daher, unsichtbar ...

Schon seit ungefähr zehn Jahren lebt der Ghanaer Kodjo in Berlin. Solange er verheiratet war einigermaßen legal, doch seit der Scheidung ist er ein Illegaler. Sein erstes Bestreben ist es daher, unsichtbar zu sein. Er will in Berlin bleiben. Als er sich mal wieder in der Übergangsbehausung aufhält, beobachtet er im Haus gegenüber einen Mord. Und weil er diesmal doch gesehen wird, ist er selbst es, der in Verdacht gerät. Kodjo bleibt keine andere Möglichkeit, als den wahren Täter zu entlarven. Die Polizei geht schließlich der Einfachheit halber dem einzigen Hinweis nach, den sie hat.

Bei Kodjo handelt es sich um einen intelligenten jungen Mann. Nach seinen Erzählungen kommt er aus einer wohl situierten Familie in Ghana und sein Auftreten bestätigt das. Dennoch lebt er illegal in Berlin. So ganz klar ist nicht, weshalb er nicht zurückgeht, um legal wieder einzureisen. Nachdem er den Mord beobachtet hat, kann er logischerweise nicht einfach zur Polizei. Mit den wenigen Informationen, die er hat, versucht er selbst zusammen mit ein paar Freunden und Freundinnen, den Täter zu finden. Die Gruppe arbeitet geschickt und trägt gewitzt einige Informationen zusammen. Doch was, wenn der Mörder merkt, dass er enttarnt wurde?

Der Beginn dieses Kriminalromans ist klasse gemacht. Der illegale, aber unschuldige Kodjo, der , um sich von dem Verdacht zu befreien, versucht, den Täter selbst ausfindig zu machen. Und wie klug und gewieft er sich dabei anstellt. Man ist ganz bei ihm und hofft vielleicht etwas naiv, dass er Erfolg hat. Schließlich soll der wahre Täter gestellt werden. Toll, wie seine Freunde und Freundinnen ihm helfen. Hobbydetektive zwar, aber durchaus ernst zu nehmen. Doch im weiteren Verlauf gerät die Geschichte wie schon im Klappentext angedeutet zur Jagt auf Kodjo. Während der Lektüre dieses Teil beginnt man, sich zu fragen, ob die Polizei wirklich so schlecht ist, dass man ihr überhaupt nicht vertrauen kann. Und vielleicht ist man etwas treu doof, aber da verliert einen die Handlung. Und der Schluss wirkt gerecht, aber nicht richtig. In Teilen wartet dieser Roman mit einer sehr spannenden und gut konstruierten Geschichte auf.

Veröffentlicht am 10.12.2021

Das Uhrengeheimnis

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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Nathaniel genannt Thaniel arbeitet als einfacher Telegraf für das Innenministerium. Sein Leben verläuft eher eintönig. Er hat eine kleine Wohnung und unterstützt seine Schwester. Eines Abends findet Thaniel ...

Nathaniel genannt Thaniel arbeitet als einfacher Telegraf für das Innenministerium. Sein Leben verläuft eher eintönig. Er hat eine kleine Wohnung und unterstützt seine Schwester. Eines Abends findet Thaniel eine fein gearbeitete Taschenuhr. Rästelhaft, wie die Uhr in sein Zimmer gelangte. Nathaniel macht sich auf die Suche nach der Herkunft der Uhr. In dieser Zeit des Jahres 1883 verbreiten sich Gerüchte, dass ein Anschlag auf Scotland Yard geplant sein könnte. Die Telegrafendrähte zwischen den Ministerien laufen heiß. Doch immer noch bleibt das Rätsel um die Uhr und eine Spur führt Thaniel zu einem Uhrmacher, der in Japan geboren wurde.

Der einfache Angestellte Nathaniel, der eigentlich einen anderen Lebenstraum hatte, kommt hier in Berührung mit einer anderen Welt. Der Uhrmacher Keito Mori mit japanischen Wurzeln führt in in ein japanisches Dorf, das zu Anschauungszwecken in London aufgebaut wurde. Und auch einen Einblick in seine Handwerkskunst gibt er dem jungen Thaniel Steepleton. Nathaniel ist fasziniert von den filigranen Uhrwerken, die Mori herstellt und bei denen es sich eher um Kunstwerke denn als um bloße Uhren handelt. Dass Angebot bei Mori einzuziehen, nimmt Nathaniel gerne an. Vielleicht erzählt Mori ihm noch mehr über die Uhr und deren Funktionsweise.

Der Beginn dieser phantastischen Geschichte überzeugt ungemein. Das geheimnisvolle Auftauchen der Uhr, die Suche nach dem Uhrmacher, die drohende Gefahr eines Anschlags. Schritt für Schritt nähert sich Nathaniel dem Rätsel und taucht dabei in nicht nur in eine fremde Kultur ein, sondern er betritt auch Kreise, mit denen er sonst nicht in Berührung gekommen wäre. Doch als es beginnt um den Hintergrund von Moris Anwesenheit in London zu gehen, wird die Lektüre schwieriger und wirkt verworren, noch später geht weiteres Interesse verloren, weil die Handlung von einer folgerichtigen Abfolge in eine Phantastik überführt wird, für die man als Leser geschaffen sein muss. Dennoch bleibt Nathaniel sympathisch und die Vermischung möglicher historischer Begebenheiten mit einigen übersinnlichen Elementen bildet einen Ansatz, der neugierig macht. Sehr ansprechend ist auch das liebevoll gestaltete Cover.

Veröffentlicht am 04.12.2021

Lebenswille

Elbstürme
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Nachdem sie sich hat überreden lassen, Henry zu heiraten und mit ihm und ihrer neugeborenen Tochter nach England zu gehen, lebt Lily zwar nicht in glücklicher Ehe, aber doch mit gewissen Freiheiten. Als ...

Nachdem sie sich hat überreden lassen, Henry zu heiraten und mit ihm und ihrer neugeborenen Tochter nach England zu gehen, lebt Lily zwar nicht in glücklicher Ehe, aber doch mit gewissen Freiheiten. Als nach ungefähr drei Jahren erfährt, dass ihr Vater erkrankt ist, eilen sie und Henry zurück nach Hamburg. Dort muss Lily sich wieder in die alte Enge einfügen, womit sie eigentlich nicht gerechnet hatte. Aber Henry und die Familie verlangen nachdrücklich, dass sie sich an die Konventionen hält. Doch Lily kann nicht anders, sie muss ihre alten Freundinnen wiedersehen und vielleicht auch Jo, ihre große Liebe.

In diesem Nachfolgeband zu dem historischen Roman „Elbleuchten“ darf man erfahren, wie es mit Lily und Jo Ende des 19. Jahrhunderts weitergeht. Die Tochter aus gutem Haus und der Arbeiter, kann diese Liebe eine Zukunft haben? Aus ihrer Ehe, in der keine Liebe herrscht, möchte Lily am liebsten ausbrechen. Ihre größte Angst ist allerdings, dass Henry ihr Hannah wegnehmen könnte. Und auch ihre Eltern scheinen eher zu Henry zu stehen. Ihr Bruder Franz hat wohl seine eigenen Probleme. Seine ebenfalls unglückliche Ehe macht ihn nicht umgänglicher, ihm Gegenteil, er lässt seine schlechte Laune an der Familie aus. Und Lilys beste Freundin Emma, die Medizin studiert hat, müht sich, den Schein zu wahren und der Obrigkeit vorzugaukeln, dass sie eine bloße Krankenschwester ist.

Mit Lilys Leben geht es genauso dramatisch weiter wie im ersten Band. Es scheint sich wirklich alles gegen sie und die Menschen, die ihr wichtig sind, zu wenden. Auch wenn sie schließlich eine Art Frieden findet, wird ihr doch etwas arg viel zugemutet. Das macht die Lektüre bzw. das Hören dieses Romans etwas schwierig. Es fehlen einfach die hellen Momente, die Hoffnung, die Besserung wenigstens in einigen Bereichen. Es scheinen beinahe alle Männer der sogenannten feinen Gesellschaft keine menschliche Bildung zu haben, während die einfachen Leute menschlicher agieren, aber dafür meist jede Menge Pech haben. Es fehlt ein gewisser Ausgleich. Spannend ist dagegen die dramatische Handlung und beeindruckend mit welcher Kraft Lily ihren Weg geht und nie aufgibt. Sehr stimmungsvoll vorgetragen wird dieses Hörbuch wie auch beim ersten Band von Tanja Fornaro.

Veröffentlicht am 26.11.2021

Düstergrün

Talberg 1935
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Nach dem Studium ist Wilhelm Steiner nach Talberg zurückgekehrt, um die Stelle des Dorflehrers anzutreten. Geheiratet hat er Elisabeth Wegebauer, doch auch noch einigen Ehejahren kündigt sich kein Erbe ...

Nach dem Studium ist Wilhelm Steiner nach Talberg zurückgekehrt, um die Stelle des Dorflehrers anzutreten. Geheiratet hat er Elisabeth Wegebauer, doch auch noch einigen Ehejahren kündigt sich kein Erbe an. Und nun liegt Wilhelm mit gebrochenen Knochen tot am Fuße des Turms, den er selbst hat errichten lassen. Der Polizeimajor Karl Leiner, ein Neffe des Bäckers, kommt in den Ort, um zu klären, ob es sich um ein Verbrechen gehandelt hat. Von den Dorfleuten erfährt Karl erstmal nicht sehr viel. Nur Wilhelms Frau ist etwas freundlicher zu dem Major. Sie scheint allerdings auch nicht viel zu wissen oder zu sagen.

In diesem ersten Roman einer Trilogie herrscht eine sehr düstere Stimmung. Die dunkelbewaldeten Hügel und Berge wirken bedrückend und es scheint so, als seien die Dorfbewohner durch die äußere Umgebung beeinflusst missgestimmt, neidisch und missgünstig. Die meisten Familien hatten im ersten Weltkrieg herbe Verluste hinzunehmen und nun im Jahr 1935 spürt man schon die negativen Auswirkungen des neuen Regimes. Dem Major Leiner wird Misstrauen entgegen gebracht. Gerade in den betroffenen Familien, den Steiners und Wegebauers, herrscht Schweigen und Personen, die befragt werden sollten, tauchen zu den Vernehmungen nicht auf. Und dann wird eine weitere Leiche gefunden.

Dieser Roman ist bestimmt von den Innensichten der handelnden Personen und den ausführlichen Beschreibungen der eher unwirtlichen Umgebung und weniger von der politischen Lage wie man anhand der Jahreszahl anzunehmen verleitet wird. Das Setting weckt Erinnerungen an Ganghofer-Verfilmungen mit ihrem Waldesrauschen. In dem man sich durch die Gedankengänge der Protagonisten hangelt, versucht man hinter die Vorgänge um den Tod des Wilhelm Steiner zu kommen. Auch wenn man eine Sache ab einem gewissen Zeitpunkt ahnt, ist man am Ende doch überrascht wie sich alles klärt. Ob es jedoch ein Dorf geben kann, das nur von Düsternis geprägt ist und keine einigermaßen glückliche Bewohner hat, erscheint doch ein wenig schwierig nachzuvollziehen. Dafür kann man sich schön aufregen über einige Unsympathlinge, die mit ihren Verhaltensweisen eher Unmut ernten, gerade auch, weil sie meinen, sie kämen mit allem durch. Bei diesem Buch handelt es sich mehr um einen Heimatroman als um einen Thriller. Kommt man damit klar, wird man gut unterhalten.

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