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Veröffentlicht am 31.01.2024

Die Diva

Maria Callas
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Ende letzten Jahres hätte sie ihren hundertsten Geburtstag feiern können, wenn sie nicht schon vor langen Jahren gestorben wäre, die einzigartige Opernsängerin Maria Callas. Dabei begann ihr Leben in einfachen ...

Ende letzten Jahres hätte sie ihren hundertsten Geburtstag feiern können, wenn sie nicht schon vor langen Jahren gestorben wäre, die einzigartige Opernsängerin Maria Callas. Dabei begann ihr Leben in einfachen Verhältnissen. In Amerika wurde die Callas geboren. Als die Eltern sich trennten, musste sie die Mutter zurück nach Griechenland begleiten. Das junge hatte nicht viel mehr als ihre Stimme. Schon in jungen Jahren begann sie an ihrer Stimme zu arbeiten und an ihrem Ausdruck zu feilen. Bald gab es erste Engagements. Bis sie ihren Mythos erschaffen hatte, dauerte es noch eine Weile, doch dann standen ihr die großen Opernhäuser offen.

Die große Diva, die zielstrebig arbeitet und sich durchsetzt, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite die gefühlvolle Frau, die sich an Anerkennung und Liebe sehnt. Zwei Seelen wohnen in ihrer Brust. Neben ihren grandiosen Interpretationen klassischer Musik, die auch heute noch unvergleichlich sind, offenbart sich eine Frau, die im Privaten, nach etwas strebt, was unerreichbar scheint. Eine in ihren Augen richtige Familie bleibt ihr verwehrt. Mit ihrer Mutter und ihrer Schwester hadert sie. Sicherheit bekommt sie durch ihre Engagements, für deren Gagen sie mitunter hart verhandelt.

Selbst wenn man wenig von klassischer Musik versteht, ist Maria Callas wohl Vielen ein Begriff. In dieser neuen Biografie unternimmt die Autorin eine Annäherung an die Künstlerin. Es scheint so als ob zwei Seelen in Marias Brust wohnen. Die herrsche, durchsetzungskräftige Sängerin, die unermüdlich probt und Aufführungen bestreitet. Und die anschmiegsame Frau, die auf altmodische Art versagt werden will. Mit viel Verve bringt die Autorin ihren Lesern und Leserinnen die Sängerin Maria Callas, aber auch den Menschen Maria Callas näher. Teilweise sehr kleinteilig erfüllt sie ihre Aufgabe. Vielleicht vermisst man etwas Leichtigkeit. Vielleicht gibt es ein wenig zu viele Allüren. Und doch bleibt man neugierig auf diese schillernde Persönlichkeit. Die Fotos sind sehr passend zu den einzelnen Kapiteln ausgesucht und unterstreichen die in den einzelnen Kapiteln beschriebenen Lebensabschnitte der Künstlerin. Eine Biographie, die einen anderen Blickwinkel auf die einzigartige Sopranistin öffnet.

Veröffentlicht am 28.01.2024

Die Weissagung

Das Mörderarchiv
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Als sie siebzehn waren gingen Frances, Rose und Emily zu einer Wahrsagerin. Eigentlich nur zum Spaß. Doch ausgerechnet Frances bekam vorhergesagt, dass sie eines Tages eines unnatürlichen Todes sterben ...

Als sie siebzehn waren gingen Frances, Rose und Emily zu einer Wahrsagerin. Eigentlich nur zum Spaß. Doch ausgerechnet Frances bekam vorhergesagt, dass sie eines Tages eines unnatürlichen Todes sterben würde. Und nun sechzig Jahre später wird Annie Adams, die Tochter von Frances’ Nichte, nach Gravesdown in Dorset beordert. Tante Frances hat ihr Testament geändert und will dies mit den möglichen Erben erörtern. Leider kommt es nicht dazu. Die Geladenen finden Tante Frances tot auf und die Weissagung scheint sich bewahrheitet zu haben. Es gibt Anzeichen dafür, dass hier ein Mord geschehen ist. Und es stellt sich heraus, wer den Mörder findet erbt.

Annie Adams ist eine der möglichen Erben. Hinzu kommen noch Saxon, Frances’ Stiefsohn und Oliver, der die Chance erhalten könnte, den ganzen Besitz für eine Immobilienfirma zu vermarkten. Wie soll Annie das denn angehen? Ihr Traum ist es, Autorin von Kriminalromanen zu werden. Aber in einen echten Krimi wollte sie nun wahrlich nicht hineingeraten. Und gekannt hat sie Tante Frances auch nicht. Ihre Mutter hat es nie zurück aufs Land gezogen. Sie ist eine Londoner Künstlerin, die auf ihre nächste Vernissage hinarbeitet. Allerdings gehört das Haus in Chelsea Tante Frances und damit zum Erbe. Es wäre schon schön, wenn Annie und ihre Mutter dort bleiben könnten.

Das ist ein ungewöhnlicher Ansatz. Praktisch ihr ganzes Leben lang versucht eine Person den zukünftigen Mord an ihr zu klären bevor er geschehen ist. Und nun müssen die möglichen Erben es versuchen. Natürlich herrscht ein nicht unerheblicher Konkurrenzkampf. Annie ist dabei nicht in der besten Position, sie kannte die Tante nicht, das Landhaus nicht und das Mörderarchiv, welches Tante Frances über die möglichen Täter angelegt hatte, ist doch etwas überwältigend. Zu Beginn wirkt dieser Roman ein wenig behäbig. Gerade die Tagebucheintragungen nehmen der Erzählung die Geschwindigkeit. Auch wäre es interessant gewesen hin und wieder tatsächlich kleine Ausschnitte aus dem Archiv zu sehen als Foto oder Ausriss. Doch nach und nach findet man sich besser zurecht und die Geschichten aus Vergangenheit und Gegenwart finden ihren Bezug zueinander. Je besser man die Handlungsstränge durchschaut, desto packender wird die Story. Schlussendlich ist man in die Geschichte eingetaucht und dem englischen Flair verfallen. Obwohl es nicht eindeutig gesagt wird, könnten möglicherweise noch weitere Rätsel im Archiv schlummern.

Dieses Flair findet auch seinen Ausdruck in der Covergestaltung mit dem urbritischen Oldtimer und der Landhaussilhouette. Und es ist nicht Frances, die am Steuer sitzt.

Veröffentlicht am 27.01.2024

Totenblume

Grenzfall – In den Tiefen der Schuld
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Bernhard Krammers Kollegin Roza hat das Büro überstürzt verlassen und ist seitdem verschwunden. Bernhard hofft, sie in ihrer Wohnung zu finden. Doch dort wird eine Leiche gefunden. Nicht Roza zum Glück ...

Bernhard Krammers Kollegin Roza hat das Büro überstürzt verlassen und ist seitdem verschwunden. Bernhard hofft, sie in ihrer Wohnung zu finden. Doch dort wird eine Leiche gefunden. Nicht Roza zum Glück oder wie man das nennen will, denn nun fällt ein Verdacht auf die versierte Polizistin. Von der anderen Seite der österreichischen Grenze springt ihm Kommissarin Alexa Jahn bei. Sie und ihr Kollege Huber nehmen sich die Zeit. Schließlich haben Bernhard und Alexa gerade erst herausgefunden, dass sie Tochter und Vater sind. Das müssen sie noch sacken lassen. Um ihre Beziehung auszuloten können sie sich zumindest schon mal helfen.

Bei ihrem vierten Auftritt beginnen Bernhard Krammer und Alexa Jahn erst zu begreifen, dass ihre Vater-Tochter Beziehung noch auf wackeligen Füßen steht. Erst kurze Zeit wissen sie davon und nun wollen sie den richtigen Umgang finden. So leicht ist das nicht, denn Bernhard wird sehr von seiner Sorge um Roza eingenommen. So ganz kann er sich des aufkeimenden Verdachts, dass Roza etwas mit dem Tod der in ihrer Wohnung aufgefundenen Person zu tun haben könnte. Und eine Spur führt nach Deutschland, wo dann Alexa und Huber für die Ermittlungen zuständig sind.

Dieses österreichisch deutsche Team macht auch bei seinem vierten Auftritt Freude. Der Fall schließt direkt an den vorherigen an, wodurch klar wird, dass die Handlung aller bisherigen Bände erst einige Wochen umfasst. Auch wenn Bernhard Krammer zunächst etwas unwirsch auf seine Art der Nachforschungen besteht, kann doch nichts verhindern, dass er und seine Tochter als Team funktionieren, weil sie sich ähneln und auch ergänzen. Sehr gründlich folgen sie den wenigen Spuren und entschlüsseln die Geschichte einer Verbindung, die lange in die Vergangenheit zurückreicht. Vielleicht hätte man sich in einem Bereich noch einen anderen Ausgang gewünscht, doch die Story ist ausgesprochen fesselnd und traurig schön. Krammer und Jahn wachsen als Team zusammen und als Vater und Tochter stehen sie noch am Anfang. Da sieht man dem nächsten Band gerne entgegen.

Veröffentlicht am 23.01.2024

Gartentod

Hochmut kommt vor dem Farn
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Manne und Caro können es nicht fassen. Der Berliner Senat will ihre Parzellen an einen australischen Investor verkaufen. Eine Fabrik zur Produktion von Indoorgardening Systemen, ausgerechnet. Und keine ...

Manne und Caro können es nicht fassen. Der Berliner Senat will ihre Parzellen an einen australischen Investor verkaufen. Eine Fabrik zur Produktion von Indoorgardening Systemen, ausgerechnet. Und keine Eingabe hat etwas gebracht. Und nun ist die zuständige Senatorin tot aufgefunden worden. Natürlich starten die Ermittlungen in der Harmonie. Manne Novak und Caro von Ribbek, die inzwischen als Privatdetektive arbeiten, werden vom zuständigen Kommissar in die Ermittlungen einbezogen. Ihre Ortskenntnis ist in diesem Fall nicht zu toppen. Doch zunächst sind Manne und Caro etwas überrascht, weil sie die geschäftstüchtige Senatorin nach ihrem Tod auf ganz andere Weise kennenlernen.

Bei ihrem dritten Fall haben Manne Novak und Caro von Ribbek eigentlich keine Zeit für Ermittlungen. Mannes Sohn heiratet in London und eine indische Hochzeit bedarf akribischer Vorbereitungen. Doch nun geht es darum, die Harmonie zu retten und jeglichen Verdacht von den Mitgliedern abzuwenden. Wegen der Brisanz des Falls wird gleich das LKA eingeschaltet. Doch diesmal ist nicht Kommissar Lohmeyer am Zug, sondern sein Kollege Carsten Blume. Mit dem lässt es sich viel besser zusammenarbeiten. Caro und Manne werden sogar zu offiziellen Beratern ernannt. Allerdings haben sie zunächst nicht viel Erfolg bei ihren Nachforschungen.

Wie immer gekonnt vorgetragen wird dieses Hörbuch von Uve Teschner. Dabei graben Manne und Caro diesmal nicht so sehr im Garten, sondern eher im Umfeld der Senatorin. Obwohl mit humorigen Elementen wirkt dieser Kriminalroman doch ernster als seine Vorgänger. Gemeinsam mit Carsten Blume sind Manne und Caro unterwegs wie richtige Polizisten. Den Stolz darüber, dass sie dazu gehören, merkt man ihnen an. Obwohl ihre Ermittlungen erst ein wenig schleppend verlaufen, haben sie irgendwann doch eine Ahnung und dann wird es richtig spannend. Da hat man das Hörbuch tatsächlich schneller beendet als vorher vermutet. Es war nicht mehr möglich abzuschalten. Und als Caro dann noch eine ordentliche Rede hält, kann man ihr volles Verständnis entgegenbringen. Eine sehr empfehlenswerte Reihe, die hoffentlich noch ein Weilchen weitergeht.

Veröffentlicht am 21.01.2024

Gesang der Amsel

Lichtungen
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Wann kommst du?, lautet der Satz, der Lev nach Zürich holt. Er wird seine Jugendfreundin Kato wiedertreffen. Schon als Kinder haben sie sich kennengelernt. Damals war Lev krank und Kato wurde an sein Krankenbett ...

Wann kommst du?, lautet der Satz, der Lev nach Zürich holt. Er wird seine Jugendfreundin Kato wiedertreffen. Schon als Kinder haben sie sich kennengelernt. Damals war Lev krank und Kato wurde an sein Krankenbett geschickt, um ihm die Aufgaben zu bringen. Gerade Kato, die von den anderen etwas schräg angesehen wurde. Doch Lev merkt schnell, Kato hat einen wachen Geist und für diese Außenseiterposition kann Lev keinen Grund finden. Aber das ist lange her. Inzwischen ist die Mauer gefallen und viele Rumänen haben sich die neue Freiheit genommen, den Westen zu erkunden, während Lev in heimatlichen Gefilden geblieben ist.

Ihre Wege führen in unterschiedliche Richtungen und möglicherweise doch irgendwann zusammen. Zumindest über die Postkarten sind sie in Verbindung geblieben. Und nun fährt Lev nach Zurüch. Wie Lichtungen ragen die Erinnerungen auf. Wie war es mit Kato? Wo war sei vor Zurüch? Und davor? Und wo war er? Wie hat sich ihre Freundschaft entwickelt? Hätte da mehr sein können? Kann da mehr sein? Hätten sie sich überhaupt kennengelernt, wenn seine Erkrankung nicht gewesen wäre? Und ihre schönen Bilder, viele davon vergänglich, weil auf die Straße gezaubert.

Erwachsenwerden im damals noch kommunistischen Rumänien. Ein Land mit einer wechselvollen Geschichte, welche sich auch in den Familienerzählungen niederschlägt. Veränderungen bringt die Wende auch in diesem etwas entlegenen Land. Lev und Kato werden als Kinder eher vom Zufall zusammengebracht. Und doch wächst eine zarte, aber unverbrüchliche Freundschaft. Aus ihren Erinnerungen und Gedanken speist sich dieser berührende Roman, der langsam zum Anfang führt. In teilweise poetischen Bildern beschreibt die Autorin die Erinnerungsinseln. Die Beschreibung als Lichtung erscheint sehr treffend. Der Gesang der Amseln, Katos ausdrucksvolle Bilder, ihre Neugier an der Welt. Dagegen Levs Heimatverbundenheit. Iris Wolf weiß wie sie ihre Leser und Leserinnen fesselt und Bilder vor ihren Augen erstehen lässt. Stimmig und schön anzuschauen ist auch das Titelbild.