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Veröffentlicht am 07.09.2020

Wahrheit hinter der Lüge

Feuerrache
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Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter wohnen die Schwestern Sara und Lina in Stockholm. Die beiden gehen sehr unterschiedlich mit ihrer Trauer um. Es sieht so aus, als würden sich Sara und Lina entzweien. ...

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter wohnen die Schwestern Sara und Lina in Stockholm. Die beiden gehen sehr unterschiedlich mit ihrer Trauer um. Es sieht so aus, als würden sich Sara und Lina entzweien. Doch das Leben muss weitergehen und Sara nimmt ein Stellenangebot bei der Armee an. Schließlich hat sie den Militärdienst abgeleistet und damit eine gewisse Vorbildung. Sara ist sogar froh, dass sie zunächst in der Poststelle landet, denn für komplizierte Aufgaben fühlt sie sich noch nicht wieder gewappnet. Sara hofft, dass sie endlich Ruhe hat vor den unheimlichen Mächten, die ihr in letzter Zeit nach dem Leben getrachtet haben.

Ob dieser Traum zur Wahrheit wird? Zu Beginn dieses Abschlussbandes der Widerstandstrilogie sieht es nicht so aus. Noch immer weiß Sara nicht, wieso verschiedene Organisationen sie und genau genommen alle, die sie liebt, bedrohen. Sie weiß nur, dass sie manchmal nicht mehr sicher ist, ob sie ihre sieben Sinne noch beieinander hat. Es ist einfach zu mysteriös, wie ihre Widersacher wieder und wieder an sie herankommen. Sara sieht nur noch ihre engen Freunde Sally und Andreas als Vertraute an. Sonst herrscht in ihrem Leben keine Sicherheit mehr. Kann sie überhaupt noch jemandem vertrauen?

Der Abschlussband der Trilogie um die unheimlichen Erlebnisse der jungen Sara ist wirklich gelungen. Auch wenn die Informationen zu Beginn etwas langsam sprudeln und auch eher fragmentarisch erscheinen, gelingt es der Autorin immer wieder über strecken zu packen und zu konsternieren. Tatsächlich fängt man an, sich zu fragen, welche Informationen möglicherweise gesteuert gestreut werden. Dieses Wecken des Zweifels ist ausgesprochen gelungen. Da ist man mitunter beinahe froh, wenn es Momente zum Durchatmen gibt. Zum Finale hin wird es nochmal mächtig spannend. In einem furiosen Showdown treffen die Widersacher aufeinander und man kann lange nicht erahnen, wer schließlich am längeren Hebel sitzt.

Der Abschluss der Widerstandstrilogie fesselt mit politischen und ökonomischen Zusammenhängen und die Wahrheit hinter den vielen Lügen zu entschlüsseln, fasziniert ungemein.

Veröffentlicht am 06.09.2020

Aufs Ganze

Die Unschärfe der Welt
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Ins Banat ist Florentine ihrem Hannes gefolgt. Als neue Pfarrersfamilie bewohnen sie das zur Gemeinde gehörende Haus, dessen Türen immer offen stehen. Wie weit ab sie von der Zivilisation sind, merkt Florentine ...

Ins Banat ist Florentine ihrem Hannes gefolgt. Als neue Pfarrersfamilie bewohnen sie das zur Gemeinde gehörende Haus, dessen Türen immer offen stehen. Wie weit ab sie von der Zivilisation sind, merkt Florentine als sie befürchten muss, dass mit ihrer Schwangerschaft etwas schief gehen könnte. Zum Bahnhof gelangt sie mit einem Pferdefuhrwerk. Zum Glück geht alles gut, denn Samuel wird ihr einziges Kind bleiben. Hannes hat es als Pfarrer nicht immer leicht. Manchmal ist er unsicher wie er dem Leid in den Familien begegnen soll. Besonders wenn der Tod vor der Zeit Einzug hält in einem Haus.

Zu Beginn meint man, die Handlung spielt möglicherweise zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Doch da täuscht man sich, Geschätzt setzt die Geschichte in den 1970ern ein. Ein Besuch aus der DDR lässt die Familie eine andere Wirklichkeit erfahren, was den Vater durchaus in Gefahr bringen kann. In sieben Kapiteln erzählt die Schriftstellerin von Florentine und ihrer Familie. Auf den ersten Blick scheinen diese Geschichten nur wenig zusammen zu hängen. Doch je weiter man liest, desto mehr lernt man die intelligent durchdachte Storyline zu schätzen. Immer neue Facetten kann man entdecken. Auf erstaunliche Weise schließt sich endlich ein Kreis und die verwobenen Lebenswege finden zu einer ausgewogenen Ruhe.

Zu Beginn fragt man sich logischerweise nach dem Sinn, kein Wunder, denn man weiß nicht, was auf einen zukommt. Doch mit jeder Geschichte wird der Zusammenhang klarer und man wird immer mehr gefesselt von den Menschen, die über ihr Leben berichten. Sie alle haben ihren eigenen Blick auf die Zeit. Die Umwälzungen in Rumänien, aber auch die Zeit der Wende, hinterlassen Spuren in dem Erleben, der Lebenssicht. Etwas eigen wirken sie, aber auch stark und irgendwie so normal und gleichzeitig besonders. Dieser Roman schleicht sich nach und nach an, um lange in Erinnerung zu bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.09.2020

Drehbuch

Wenn der Postmann nicht mal klingelt
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Ihre Freundin Diana zieht zu Okko an die Nordsee. Loretta Luchs gönnt ihr das Glück, aber etwas traurig ist sie, etwas sehr. Deshalb ist es eine willkommene Abwechslung als sie die Theaterschauspielerin ...

Ihre Freundin Diana zieht zu Okko an die Nordsee. Loretta Luchs gönnt ihr das Glück, aber etwas traurig ist sie, etwas sehr. Deshalb ist es eine willkommene Abwechslung als sie die Theaterschauspielerin coachen soll. Isolde hat ein Drehbuch zu einem Fernsehfilm geschrieben, mit dem angelehnt an Lorettas Fälle ein Krimi entstehen soll, in dem eine Sexhotline-Mitarbeiterin durch Zufall in Kriminalfälle stolpert. Emily Eichberger übernimmt die weibliche Hauptrolle und sie hat darum gebeten, mehr über Lorettas Arbeit zu erfahren, um ihre Rolle authentischer gestalten zu können. Bald erfährt Loretta, dass Emily anonyme Anrufe erhält. Ein neuer Fall für Loretta?

Während ihres Urlaubs an der Nordsee haben Loretta und ihre Freunde den TV-Kommissar Harry Vaske kennengelernt. Und dieser hatte die Idee zu dem Film und er hat auch Emily für die Rolle begeistert. Nun soll es an die Vorbereitungen gehen. Loretta weiß nicht so so recht, was sie Emily erzählen soll und so nimmt sie die Schauspielerin kurzerhand mit zu ihrer Arbeitsstelle. Dort reagiert Emily ein wenig überrascht, dass in einem Callcenter doch nur normale Menschen tätig sind. Schließlich sieht man am Telefon sein Gegenüber normalerweise nicht.

Auch in ihrem vierten Fall, bei dem es so scheint, als gebe es keinen Fall, taucht eine Leiche auf. Die Umstände des Todesfalls sind für Loretta nicht gerade schön. Der Leser ist dagegen gespannt, wie es mit der Sache weitergeht. Die anonymen Anrufe, ein Todesfall und die Aussicht auf einen Fernsehkrimi, das verspricht eine packende Geschichte, in der wie wir es von Loretta Luchs kennen auch der Humor nicht zu kurz kommt. Lorettas neuer Mitbewohner Baghira weckt sofort Sympathien und auch sonst wissen Loretta und ihre Freunde, den geneigten Leser gut zu unterhalten. Diese turbulente Krimireihe ist immer für ein paar lustige und spannende Lesestunden gut.

Veröffentlicht am 03.09.2020

Was wäre wenn?

Tante Poldi und die Schwarze Madonna
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Was wäre wenn sie nur noch eine bestimmte Zeit zu leben hätte? Mit dieser Frage muss sich die Tante Poldi diesmal beschäftigen. Sie ist mal wieder ganz unschuldig in einen Fall gestolpert. Nach einem Exorzismus ...

Was wäre wenn sie nur noch eine bestimmte Zeit zu leben hätte? Mit dieser Frage muss sich die Tante Poldi diesmal beschäftigen. Sie ist mal wieder ganz unschuldig in einen Fall gestolpert. Nach einem Exorzismus ist eine junge Nonne verschwunden. Und offensichtlich gibt es Leute, die wollen, dass die Poldi aus Sizilien verschwindet. Und das, wo sie langsam heimisch geworden ist und gedacht hat, dass sie Freunde gefunden hat. Natürlich kann sie es nicht lassen, der Sache auf den Grund zu gehen. Und ihr Neffe und Chronist bekommt eine Geschichte in die Feder diktiert, bei der er nur für den grundsätzlichen Wahrheitsgehalt bürgt.

Poldis 61. Geburtstag naht heran. Und sie befürchtet, den Tag nicht zu überleben. Aber noch hat sie Zeit bis dahin. Vielleicht hilft ihr der Fall. Was aber, wenn sie eher Verzicht üben muss, um dem Tod zu entrinnen. Soll sie sich in eine dröge Langweilerin verwandeln, um ein paar Jahre herauszuschlagen? Oder soll sie die Zeit, die ihr möglicherweise bleibt, in vollen Zügen genießen. Poldi wäre nicht Poldi, wenn dazu nicht eine ganz eigene Meinung hätte. Zumindest eine Party wird es geben.

Nach dem Ausflug zum geschriebenen Wort, wird hier wieder ein Hörbuch genossen, so ist der Wechsel des Hörbuchsprechers nicht so abrupt. Denn auch Christian Baumann versteht sein Handwerk und mit seiner Poldi fühlt man sich wohl. Dass Poldi manchmal etwas zu unglaubwürdige Wendungen aus dem Hut zaubert, verzeiht man ihr gerne, denn mit ihrer schrulligen Art trägt sie zu einem kurzweiligen Zeitvertreib bei. Besonders zu Beginn ist das Rätsel um die schwarze Madonna sogar sehr spannend. Und nach drei Bänden ist das Wiedertreffen mit Tante Poldi, der Familie, dem Chronisten und allen anderen aus Torre Achirafi wie ein Heimkommen zu guten alten Freunden. An der der zurechtgebogenen Logik stößt man sich nicht groß, lieber genießt man die anheimelnde Stimmung, die Tante Poldi um sich herum verbreitet.

Veröffentlicht am 31.08.2020

Forschergeist

Die Tinktur des Todes
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Nur so eben ist Will Raven, der Schulden hat, seinen Häschern entkommen. Leicht ramponiert tritt er seine Stelle als Famulus bei dem namhaften Dr. Simpson an. Raven will unbedingt Arzt werden und so erhofft ...

Nur so eben ist Will Raven, der Schulden hat, seinen Häschern entkommen. Leicht ramponiert tritt er seine Stelle als Famulus bei dem namhaften Dr. Simpson an. Raven will unbedingt Arzt werden und so erhofft er sich, in dieser angesehen Praxis Erfahrungen sammeln zu können. Insgeheim wünscht er sich, das Rätsel um den Tod seiner Freundin Evie lösen zu können. Dass es da möglicherweise noch mehr zu erfahren gibt, merkt Will als er zufällig von dem grausamen Tod einer weiteren jungen Frau erfährt. Obwohl das Hausmädchen der Simpsons zunächst nichts von Raven wissen will, hilft sie ihm mit ihren frechen und klugen Sprüchen.

Im Jahr 1847 ist dieser Roman angesiedelt. Die Forschung über die moderne Anästhesie hat gerade zu ersten Ergebnissen geführt, die es den Kranken leichter machen sollen, eine Operation zu überstehen. Äther ist das Mittel der Wahl. Doch nicht immer geht alles gut. Es passiert, dass Patienten einfach nicht mehr aufwachen. Und so suchen die Ärzte nach der richtigen Dosis oder dem optimalen Mittel. Als Frauenheilkundiger ist Dr. Simpson sehr bewandert und er lässt es sich nicht nehmen, bei bedürftigen Patientinnen auch mal auf sein Honorar zu verzichten. Will Raven ist häufig an seiner Seite, immer begierig etwas zu lernen.

Mit diesem historischen Kriminalroman kann man etwas über die Anfänge der heutigen Medizin lernen. Das stellt sich als sehr fesselnd heraus. Manchmal sind die Schilderungen nicht ganz leicht zu ertragen, denn Ärzte müssen manchmal recht ruppig sein, um erfolgreiche Behandlungen durchzuführen. Da kann man froh sein, wenn man gnädig in Narkose gelegt wird und nichts mitbekommt. Dass Will Raven dazu noch in einen Kriminalfall verwickelt wird, macht die Sache noch interessanter. Wie verzweifelt muss seine Evie gewesen sein? Gut verständlich, dass Will Raven herausfinden will, wieso so sie sterben musste. Was er dabei herausfindet, spricht für ein grausames Verbrechen. Dieser Kriminalroman punktet durch den mitreißend und deutlich geschilderten Stand der Medizin. Die sympathischen Protagonisten tragen ein Übriges dazu bei, dass man froh ist, dieses Buch in der Hand zu halten.