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Veröffentlicht am 30.06.2018

April

Fiona: Den Toten verpflichtet
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So ganz einverstanden war Fiona Griffiths’ Vater nicht als sie zur Polizei ging, bei den Uniformierten ging es ja noch, aber bei der Kriminalpolizei. Doch nach einer langen Krankheit, die Fiona als Jugendliche ...

So ganz einverstanden war Fiona Griffiths’ Vater nicht als sie zur Polizei ging, bei den Uniformierten ging es ja noch, aber bei der Kriminalpolizei. Doch nach einer langen Krankheit, die Fiona als Jugendliche durchlitten hat, ist die junge Frau froh, einen so normalen Job zu haben. Und die Chance des Kripojobs musste sie einfach wahrnehmen. Die Arbeit ist einfach unabsehbar, die eher langweilige Ermittlung im Fall einer Unterschlagung ist im Grunde genauso wichtig wie der grausame Mord an einer jungen Prostituierten und ihrer kleinen Tochter April. Obwohl sie ihre eigentliche Aufgabe noch nicht vollständig erledigt hat, will Fiona unbedingt in ihrem ersten Mordfall ermitteln.

So offen ist Fiona mit ihrer Vergangenheit nicht und doch ist dieses Loch im Lebenslauf da und jeder weiß davon. Fiona ist gut in ihrem Job. Manchmal schlampig und faul, kann sie ihre Vorgesetzten zur Weißglut treiben. Dann wieder trifft sie intuitiv richtige Entscheidungen und bringt ihre Kollegen wichtige Schritte voran auf dem Weg zur Lösung der Fälle. Da hat es ihr Chef mitunter sehr schwer mit ihr. Warum ihr Aprils Schicksal so wichtig ist, weiß Fiona lange nicht, fast ist ihr das kleine Mädchen zu einer Schwester geworden, eine verstorbene kleine Schwester.

Bei ihrem ersten Auftritt ist Fiona Griffiths gerade zur Kriminalpolizei gekommen. Wie öde die tägliche Routine sein kann, lässt sich an den Schilderungen aus ihrer Sicht gut nachvollziehen. Wer kennt das schließlich nicht, einen Berufsalltag, der einem schwer werden kann, wenn so viele ähnliche Sachen täglich neu abgearbeitet werden müssen. Doch dann wieder überschlagen sich die Ereignisse, das Adrenalin fließt, vor Spannung ist es kaum auszuhalten. Fiona läuft zu Höchstform auf, ihre Gedanken rotieren und bringen sie zu so ungewöhnlichen Lösungsansätzen, dass ihr schon von vornherein klar ist, da braucht sie ihren Chef nicht erst zu fragen. Da wird der Vergleich mit dem eigenen Leben schon schwieriger, wer hat schon die Gelegenheit, auf eigene Faust loszuziehen, wer will überhaupt schon solche Gelegenheiten haben. Schließlich kann man auch in Gefahr geraten. Lieber lässt man sich von Fiona atemlos machen. Ihre vielschichtige Persönlichkeit ist gekonnt geschildert, wenn man vielleicht auch nicht jede ihrer Handlungen verstehen kann, weil man einfach zu normal ist.

Fiona - eine Polizistin auf der Suche nach sich selbst - gelungen beschrieben bei der authentisch dargestellten Ermittlung in einem verzwickten Kriminalfall.

Veröffentlicht am 28.06.2018

Die Seuche

Cat & Cole 1: Die letzte Generation
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Seit zwei Jahren lebt Cat alleine in der Wildnis. Ihr Vater wurde gefangen genommen. Die Menschheit steht am Rande eines Abgrunds. Wehrlos gegen ein Virus, dass den Einzelnen zu einem Monster werden lässt, ...

Seit zwei Jahren lebt Cat alleine in der Wildnis. Ihr Vater wurde gefangen genommen. Die Menschheit steht am Rande eines Abgrunds. Wehrlos gegen ein Virus, dass den Einzelnen zu einem Monster werden lässt, bevor er im Tode für seine Umgebung zur größten Gefahr wird. Da nutzt die schönen neue Technik nichts mit ihren Panels, Apps, Heiltechs oder Genkits. Ausgerechnet Cat verträgt die meisten Apps nicht, so dass ihr Leben natürlicher ist als das der meisten anderen. Doch so fehlt ihr auch ein gewisser Schutz und nur knapp kann sie großer Gefahr entkommen. Sie will den Kampf gegen das Virus aufnehmen. Gemeinsam mit dem Soldaten Cole.

Tja, ist es nun eine schöne neue Welt, in der man sich nach Wunsch verändern kann, in der man alles hat, außer seiner Freiheit, in der alles reglementiert hat und vieles verboten. Oder ist das ohne die Bequemlichkeit vorzuziehen, in der an jeder Ecke die Gefahr der Ansteckung lauert, der Infizierung mit einem tödlichen Virus, der ein grauenhaftes Ende bringt. Cat lebt in der Gefahr, doch die Infizierten werden immer mehr und man kann ihnen kaum noch ausweichen. Als Cole daher mit einer Nachricht ihres inzwischen verstorbenen Vaters auftaucht, versucht Cat alles, um eine Möglichkeit zu finden, die Krankheit auszulöschen.

Zu Beginn, wenn man noch nicht durchschaut, in welche Richtung sich diese Dystopie entwickelt, überlegt man, ob man sich die Beschreibungen der Auswirkungen der Krankheit oder der wenigen ausgesprochen schwer erträglichen Schilderungen der wenigen Gegenmaßnahmen wirklich genehmigen muss. Doch je mehr Substanz die Geschichte im weiteren Verlauf bekommt, desto mehr wird man von der Handlung gepackt. Kleinigkeiten können vielleicht früh erahnt werden, doch jeder unerwartete Kniff und jede Überraschung führen dazu, dass man sich mehr und mehr in dieses Buch hinein versenkt und schließlich nach mehr gierend die letzte Seite mit einem - Schade, schon vorbei - umblättert.

Da muss doch noch was kommen! Hoffnung macht die Internetseite der Autorin, auf der für Herbst 2018 ein Folgeband angekündigt ist. Möge die Übersetzerin schon mal ihren Bleistift spitzen.

Veröffentlicht am 16.06.2018

Eisnacht

Der Bote
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Es sieht nicht gut aus für Kommissar Fredrik Beier. Er erwacht in einem Krankenhaus, offensichtlich hat er sich mit Medikamenten vollgepumpt, erinnern kann er sich jedoch an nichts. Wollte er sich umbringen? ...

Es sieht nicht gut aus für Kommissar Fredrik Beier. Er erwacht in einem Krankenhaus, offensichtlich hat er sich mit Medikamenten vollgepumpt, erinnern kann er sich jedoch an nichts. Wollte er sich umbringen? Den Tod seines kleinen Sohnes, den er in seinen Augen mitverschuldet hat, kann er sich nicht vergeben. Doch viel Zeit hat er nicht, um sich Gedanken zu machen. Bald schon kommt er mit einem Fall in Verbindung, der seine ganzen Fähigkeiten als Ermittler fordert. Kafa Iqbal ist zum ersten Mal als leitende Ermittlerin eingesetzt und sie bekommt es gleich mit einem Toten zu tun, der eigentlich schon seit Jahren als tot gilt.

In seinem zweiten Fall droht Fredrik Beier abzustürzen, so scheint es jedenfalls. Nur die komplizierten Nachforschungen um die Geheimnisse der Toten lassen ihn die trüben Gedanken für eine Weile vergessen. Was oder wer steckt hinter den Taten? Je tiefer die Polizisten graben, desto ungereimter werden die Spuren zunächst. Nichts will richtig zusammen passen. Einige Hinweise deuten allerdings in die Vergangenheit. Eine Vergangenheit, in der die politische Lage noch eine andere war und es auch mal zu geheimen Militäreinsätzen kommen konnte.

Gefühlt besteht das Buch aus zwei Hälften oder auch zwei Fällen, von denen die erste bzw. der erste etwas behäbig erscheint, so dass die Lektüre nicht so richtig in Gang kommen will. In der zweiten Hälfte bzw. dem zweiten Fall, der natürlich mit dem ersten zusammenhängt, wird es dann plötzlich so spannend, dass man kaum noch von dem Buch lassen kann. Das Geschehen schraubt sich zu einem fulminanten Finale hoch, das einen erbeben lässt. Fredrik Beier und Kafa Iqbal erweisen sich als tolles Team, das nicht lockerlässt, wenn es gilt, ein Verbrechen aufzuklären. Widerstände werden ignoriert und stacheln eher an, noch tiefer zu blicken.

Gekonnt vorgetragen von Dietmar Wunder überzeugt dieser zweite Kriminalroman um Fredrik Beier noch mehr als sein erster Auftritt.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Amanda

Der einsame Bote
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Kommissar Tommy Bergmann kann nicht aufhören, nach Amanda zu suchen. Obwohl alle glauben, sie muss tot sein und auch ihr mutmaßlicher Mörder gilt als verstorben. Es gibt keinen Beweis, Bergmann will unbedingt ...

Kommissar Tommy Bergmann kann nicht aufhören, nach Amanda zu suchen. Obwohl alle glauben, sie muss tot sein und auch ihr mutmaßlicher Mörder gilt als verstorben. Es gibt keinen Beweis, Bergmann will unbedingt die Wahrheit finden. Doch er riskiert seinen Job, wenn er nicht locker lässt. Unerwartet jedoch bekommt ein Beteiligter Postkarten, die so aussehen, als könnten sie nur vom Täter stammen. Bergmann begibt sich nach Vilnius, von wo die Karten angeblich abgeschickt wurden. Kann er dort eine Spur finden? Indessen wird an der norwegischen Grenze eine Leiche gefunden, die offensichtlich auf eine ähnliche Art zu Tode kam wie frühere Opfer.

Dieser dritte Teil der Reihe um Tommy Bergmann schließt direkt an den zweiten Teil an. Es könnte ratsam sein, nochmal ein wenig im Vorgängerband zu blättern, um sich einiges in Erinnerung zu rufen. Der Eindruck, die beiden Bücher wären besser gleichzeitig veröffentlicht worden möglicherweise sogar in einer zusammengefassten Ausgabe, lässt sich nicht ganz vermeiden. Trotz dieser Ausgangslage ist der geschilderte Fortgang der Handlung sehr spannend. Auch wenn Bergmann und seine Kollegin Susanne Bech nicht Hand in Hand ermitteln, sondern eher nebeneinander her, ergibt sich gerade daraus für den Leser ein echtes Potential, da er zum Teil mehr weiß als jeder Ermittler für sich.

Nachdem man diesen sehr ins Persönliche des Kommissars gehende Fall gelesen hat, ist man etwas verunsichert, wie man Tommy Bergmann charakterisieren soll. Steht er schon zu Beginn seiner Nachforschungen am Rande einer Suspendierung, kann er dieser nun noch entgehen. Seine teilweise sehr erschreckenden Handlungsweise passen mitunter nicht zu seiner begnadeten Kombinationsgabe. Nichtsdestotrotz ist man gefesselt von der Lektüre und man drückt den Ermittlern in jedem Moment die Daumen, sie mögen den Wettlauf gegen die Zeit gewinnen. Doch es wird immer knapper und damit unwahrscheinlicher, dass es zu einem glücklichen Ende kommen kann. Selbst in letzter Minute noch hält der Autor einige Überraschungen bereit, die dafür sorgen, dass es einem kalt den Rücken runterläuft.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Amphitheater

Dunkles Arles
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Endlich mal ein gemeinsames Wochenende für Capitaine Roger Blanc und seine Untersuchungsrichterin Aveline. Arles scheint dafür der ideale Ort zu sein, nicht zu weit weg, aber doch weit genug, um vor zufälligen ...

Endlich mal ein gemeinsames Wochenende für Capitaine Roger Blanc und seine Untersuchungsrichterin Aveline. Arles scheint dafür der ideale Ort zu sein, nicht zu weit weg, aber doch weit genug, um vor zufälligen Treffen einigermaßen geschützt zu sein. Allerdings geht schon beim ersten Zusammentreffen in dem berühmten Amphitheater von Arles so ziemlich alles schief. Aveline wird Zeugin eines Mordes und dem Täter gelingt es, ihre Tasche zu stehlen. Eine Tasche, in der sie wichtige Dokumente aufbewahrte, die sie nach dem Wochenende mit nach Paris nehmen wollte. So wird aus dem geplanten Kuschelwochenende eine Jagd nach einem Mörder und eine Suche nach einer Tasche.

Mal etwas anderes: Capitaine Roger Blanc wildert in einem fremden Revier, denn schließlich ist er in Arles nicht zuständig. Für die örtliche Polizei ist er nur ein Zeuge oder sogar ein Verdächtiger und mit allem, was er sagt, muss er vorsichtig sein. Schließlich darf niemand von seinem Treffen mit der verheirateten Aveline wissen. Und doch will Blanc klären, wieso das Opfer ums Leben gebracht wurde. Doch so wie Aveline und Roger hinter den Tätern her sind, so sind auch die Täter hinter den beiden heimlichen Geliebten her. Als dann auch noch der Kollege Tonon im Amphitheater auftaucht, ist Blanc vollends verblüfft. Diesen wähnte er doch in einer Kurmaßnahme.

Die Idee, seinen Capitaine quasi undercover ermitteln zu lassen, ist sehr gelungen. Damit hebt sich dieser fünfte Band von seinen Vorgängern ab und wird für die Leser besonders interessant. Spannend auch die Entdeckung von Aveline in einem anderen Umfeld und nicht nur für ein kurzes Stelldichein. Roger Blanc wird hier ein ums andere mal überrascht und nur meistens positiv. Seine Aveline ist schon ein Früchtchen. Zwar werden einige Hinweise etwas ausführlich abgehandelt, doch insgesamt bekommt man einen packenden Einblick in das Südfrankreich nach der Wahl des Herrn Macron, der nicht nur in Europa, sondern auch in seinem Land einiges durcheinander gewirbelt hat. Da scheinen einige im Geheimen zu wirken und gleichzeitig um ihre Pfründe zu fürchten. Warum aber dieser Mord geschah, wird nach und nach preisgegeben. Nach und nach durchblickt man die Hintergründe des Geschehens und man fragt sich…. Nun, dass behält die Rezensentin lieber für sich, schließlich soll jeder Leser selbst entdecken, welch ausgeklügelte Geschichte der Autor präsentiert. Ein Fall, den Roger Blanc überleben muss und der ihm vielleicht die eine oder andere Illusion nimmt.