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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2019

Spannender Krimi aus der Nachkriegszeit

Deutscher Frühling
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Die Geschichte ist im kriegsgeplagten Deutschland angesiedelt, zwischen den Jahren 1945 und 1949. Das Mädchen Luisa und der Wachtmeister Schmittgen haben im Krieg ihre Familien verloren und sich unfreiwillig ...

Die Geschichte ist im kriegsgeplagten Deutschland angesiedelt, zwischen den Jahren 1945 und 1949. Das Mädchen Luisa und der Wachtmeister Schmittgen haben im Krieg ihre Familien verloren und sich unfreiwillig zusammengetan. Die beiden werden von einem britischen Verbindungsoffizier, der ihre Orts- und Schwarzmarktkenntnisse nutzen möchte, angeheuert. Gemeinsam müssen sie mehrere Aufträge erledigen. Am Ende stellt sich heraus, dass nicht jeder ist was er vorzugeben scheint.

Gleich zu Beginn ist mir aufgefallen, wie gelungen die Atmosphäre dargestellt ist. Durch viele Kleinigkeiten wird ein deutliches Bild der damaligen Zeit und der Lebensumstände der Menschen vermittelt. Man merkt, dass hier viel Recherche betrieben wurde. Auch die lebendige Darstellung der Hauptcharaktere hat mir sehr gut gefallen, beide haben den Krieg nicht unbeschadet überstanden, sie tragen viel Last mit sich herum, haben sich angepasst um zu überleben, auch wenn dafür manchmal schlechtere Wesenszüge ans Licht kommen müssen. Einzig die zu lösenden Fälle hätten für meinen Geschmack teils etwas länger und komplexer sein dürfen. Insgesamt hat mir das Buch aber gut gefallen.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Gelungen, aber mit Schwächen

Stern des Nordens
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Beim Lesen ist mir erst aufgefallen, wie wenig ich eigentlich über Nordkorea weiß. Obwohl das Land in den Nachrichten sehr häufig präsent ist bekommt man wenig über Hintergründe oder die Menschen vor Ort ...

Beim Lesen ist mir erst aufgefallen, wie wenig ich eigentlich über Nordkorea weiß. Obwohl das Land in den Nachrichten sehr häufig präsent ist bekommt man wenig über Hintergründe oder die Menschen vor Ort mit und macht sich vermutlich auch zu wenige Gedanken darüber wie es ist unter einem solchen Regime zu leben. Das Buch kann dem Leser hier zumindest ansatzweise einen Einblick verschaffen, auch wenn vieles natürlich nur Fiktion ist.

In "Der Stern des Nordens" werden drei Geschichten erzählt. Da ist Jee-min, genannt Jenna, die für die CIA arbeitet und deren Zwillingsschwester vor Jahren spurlos verschwunden ist. Die beiden anderen Erzählstränge spielen in Nordkorea: Funktionär Cho steht eine wichtige Beförderung bevor. Zuvor wird allerdings sein Umfeld und seine Familie genau untersucht, was für ihn ein großes Risiko bedeutet. Denn er wurde adoptiert und kennt seine wahren Eltern nicht. Falsche Verwandtschaft kann sein Karriereende oder sogar Gefangenschaft bedeuten. Zuletzt ist da noch die Bäuerin Moon, die in der Provinz gegen Hunger und Korruption kämpft. Im Laufe der Geschichte werden die drei Erzählstränge nach und nach miteinander verbunden.

Als ich mit dem Buch begonnen hatte habe ich erwartet einen Thriller zu bekommen. Die Erzählung geht, zumindest bis kurz vor Ende des Buches, aber noch darüber hinaus, man erfährt viele Hintergründe und durch die Geschichte der Bäuerin Moon auch vieles über das Leben der einfachen Menschen. Zum Ende hin überwiegt dann die Action. Die Geschehnisse im Zug fand ich übertrieben, vor allem als hier versucht wurde ein Rätsel der Geschichte mit in die Story einzubauen und zu beantworten. Auch die übermäßig schnelle Karriere von Jenna fand ich recht unglaubwürdig. Binnen kürzester Zeit wird sie von der Professorin zur Top CIA Agentin, die sich John-Rambo-mäßig durch die Gegner prügelt und bei der auch mal der Amerikanische Präsident persönlich anruft um sie für eine Idee zu loben. Hier wäre weniger besser gewesen, zum Ende hin verliert sie durch diese übertriebene Darstellung zumindest bei mir einiges an Sympathie.

Abgesehen davon fand ich das Buch jedoch sehr lesenswert. Gerade die drei Erzählstränge machen es sehr abwechslungsreich, die Geschichte bleibt so stets sehr dynamisch. Die sehr detailliert beschriebene Atomosphäre in Nordkorea fand ich sehr authentisch, in vielen Situationen versucht man sich ein Leben unter diesen Umständen vorzustellen - und kann es nicht. Wenn hier bald noch ein zweiter Teil folgt würde es mich nicht wundern, eine gute Grundlage wäre vorhanden.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Eine Reise in die Vergangenheit

Der Gesang der Bienen
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Ein schwer verletztes Mädchen verändert das Leben des Zeidlers Seyfried. Seine Frau versucht dem Mädchen zu helfen und wird dafür zum Tode verurteilt. Weil sie eine Frau ist kann sie keine Heilerin sein ...

Ein schwer verletztes Mädchen verändert das Leben des Zeidlers Seyfried. Seine Frau versucht dem Mädchen zu helfen und wird dafür zum Tode verurteilt. Weil sie eine Frau ist kann sie keine Heilerin sein und ist mit dem Teufel im Bude, so lautet der Urteilsspruch. Ihr Mann macht sich auf die Reise ins ferne Bingen um die Fürsprache der berühmten Äbtissin Hildegard einzuholen. Er hat nicht viel Zeit, man hat ihm nur 16 Tage gegeben bis das Urteil vollzogen wird.

Der Roman entführt ins Jahr 1152, in die Zeit von Kaiser Friedrich Barbarossa und Hildegard von Bingen. Dem Autor gelingt es dabei sehr gut die damalige Zeit bildhaft darzustellen. Auch die Charaktere sind gut beschrieben, sie haben ihre Ecken und Kanten und viele von ihnen tragen Geheimnisse mit sich herum, die nach und nach aufgedeckt werden. Das ganze Buch über begleiten einen die Biene, man erfährt über ihre damalige wichtige Bedeutung und lernt viel über die Zeidlerei, das Sammeln von Honig wilder Bienen. Dadurch, dass jedes Kapitel aus einer anderen Sicht beschrieben wird, bekommt man zusätzlich auch einen kleinen Einblick ins Klosterleben und -bau.

Bis auf ein paar allzu glückliche Zufälle am Ende hat mir das Buch gut gefallen. Aufgrund der gut dargestellten Charaktere und der spannenden Geschichte kann ich es dennoch empfehlen.

Veröffentlicht am 04.05.2024

Ein würdiger Abschluss

Verraten
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Das Finale ist guter, aber nicht herausragender Krimi, der die Reihe zu einem würdigen Abschluss bringt. Viele Figuren aus den Vorgängern tauchen wieder auf, mal ganz nebenbei erwähnt, mal spielen sie ...

Das Finale ist guter, aber nicht herausragender Krimi, der die Reihe zu einem würdigen Abschluss bringt. Viele Figuren aus den Vorgängern tauchen wieder auf, mal ganz nebenbei erwähnt, mal spielen sie bei den Ermittlungen eine Rolle. Man merkt, dass der Autor möglichst viele Handlungsstränge zu Ende bringen will, in der Summe war es dann aber manchmal fast ein wenig zu viel des Guten.

Der Fall selbst ist ziemlich verwinkelt, mit vielen Handlangern, Beteiligten und natürlich einem großen Drahtzieher. Den Überblick über das Figurengeflecht und ihre Verwicklungen zu behalten war nicht immer einfach. Für mich hätte man ein paar der Figuren und Nebenhandlungen weglassen können, 200 Seiten weniger hätten dem Buch nicht geschadet.

Aber das ist ein Jammern auf hohem Niveau, auch weil man von den ersten Bänden der Reihe einfach sehr verwöhnt ist. Denn trotz aller Kritikpunkte ist es ein über große Teile spannender Krimi mit ein paar sehr nervenaufreibenden Szenen und einem gelungenen Plottwist. Man merkt wie viel Adler Olsen daran lag, den Kreis zu schließen und ein rundes Ende für seine Protagonisten zu schaffen.

Ich habe das Finale, das einen versöhnlichen Abschluss der tollen Reihe schafft, gerne gelesen. Der Autor hat bereits versprochen sich nach einer Auszeit neuen Büchern zu widmen – ich bin sehr gespannt, was da auf uns zukommt!

Veröffentlicht am 08.02.2024

Das Leben einer armen Familie in Korea

Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
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Cho Nam-Joo bleibt sich bei dem worüber sie schreibt treu. Gewohnt nüchtern erzählt sie die Geschichte armer Menschen, thematisiert die Benachteiligung der Frauen und beschreibt, wie die Menschen sich ...

Cho Nam-Joo bleibt sich bei dem worüber sie schreibt treu. Gewohnt nüchtern erzählt sie die Geschichte armer Menschen, thematisiert die Benachteiligung der Frauen und beschreibt, wie die Menschen sich gesellschaftlichen Erwartungen und Druck unterordnen und dadurch selbst auf der Strecke bleiben. Sie wirft einen genauen Blick auf die südkoreanische Gesellschaft und legt den Finger tief in die Wunde, wobei mit Hinblick auf das Alter des Buches natürlich die Frage bleibt, ob sich inzwischen an manchen Stellen zumindest ein kleiner Wandel ergeben hat. Es wäre den Menschen sehr zu wünschen.

Mit ihrer Umsetzung konnte mich die Autorin diesmal allerdings nicht zu 100% abholen. Sie springt für meinen Geschmack etwas zu abrupt zwischen Gegenwart und Vergangenheit und beschreibt einige groteske Situationen die ich nicht wirklich einordnen konnte. Zusätzlich wird es an manchen Stellen unnötig derb, darauf hätte ich verzichten können. Irgendwann fiel es mir auch schwer mit Manis Familie nur Mitleid zu empfinden, wegen ihrer Antriebslosigkeit schlicht sich bei mir auch ein leichter Ärger und etwas Unverständnis ein.

Cho Nam-Joo erzählt schonungslos eine Geschichte über gescheiterte Lebensentwürfe und Armut. Für mich persönlich war es nicht der beste Roman der Autorin, „Kim Jiyoung, geboren 1982“ konnte mich deutlich mehr abholen. Lasst euch davon aber nicht abhalten, wenn euch „Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah“ interessiert, dann gebt dem Buch eine Chance!