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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2023

War mit zu unterkühlt geschrieben

Die Parade
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Ein unbekanntes Land kurz nach einem brutalen Bürgerkrieg, nun beginnt der Wiederaufbau. Zwei Männer, nur „Vier“ und „Neun“ genannt, haben den Auftrag eine Straße vom provinziellen Süden in den innovativen ...

Ein unbekanntes Land kurz nach einem brutalen Bürgerkrieg, nun beginnt der Wiederaufbau. Zwei Männer, nur „Vier“ und „Neun“ genannt, haben den Auftrag eine Straße vom provinziellen Süden in den innovativen Norden zu asphaltieren. Die bessere Infrastruktur soll Wohlstand, Sicherheit und Fortschritt bringen. Vier und Neun haben einen engen Zeitplan, denn die Straße muss pünktlich zur großen Parade fertig werden.

Wie die beiden so gegensätzlichen Charaktere aufeinanderstoßen ist richtig gut beschrieben. Auf der einen Seite der kühle und regeltreue Vier, der sich nur auf die Arbeit und den Zeitplan konzentriert und jeden Kontakt mit den Einheimischen meidet. Ihm gegenüber Neun, der Neuling, der sich voller Begeisterung auf die Fremde Umgebung einlässt. Pflichterfüllung steht Empathie gegenüber. Womit leistet man die bessere Hilfe? Dave Eggers überlässt es dem Leser darauf eine Antwort zu finden.

Um mich richtig zu begeistern war mir der Stil viel zu unterkühlt und emotionslos. Die meisten Dialoge bleiben trivial, das Leid der Menschen, die Zerstörungen nach dem Krieg, alles ist so nebensächlich beschrieben als würde man gerade die Bauanleitung zu einem Regal lesen. Das Ende will dann nochmal richtig überraschen - nur gab schon früh ein paar Andeutungen und alles an der Geschichte schreit ICH BIN EINE PARABEL, da war es irgendwie klar, wie das Buch enden muss.

Fazit
Ein kurzweiliger Roman, um mich so richtig zu mitzureißen hätte es aber mehr Emotionen gebraucht.

Veröffentlicht am 06.08.2023

Rasante Action, aber noch Luft nach oben

Seventeen
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Aus dem Thema kann man viel machen, der Klappentext klingt gut, das kann alles werden, vom totalen Flopp bis zum Meisterwerk. Gelandet ist es am Ende im guten Mittelfeld.

Den betont lässigen Schreibstil ...

Aus dem Thema kann man viel machen, der Klappentext klingt gut, das kann alles werden, vom totalen Flopp bis zum Meisterwerk. Gelandet ist es am Ende im guten Mittelfeld.

Den betont lässigen Schreibstil muss man mögen, ich fand ihn ok. Genervt hat er mich bis zum Ende nicht, aber auch nicht übermäßig beeindruckt. Eher gestört hat mich, dass die Geschichte oft recht abgehetzt erzählt wird und die Handlung nie zur Ruhe kommt. Klar, das bringt Tempo rein, fühlt sich aber auch an als ob man mit einer Kanne Kaffee intus lesen würde. Man fliegt zwar durch die Seiten, aber irgendwann hat mich das auch ein wenig gestresst.

Die Handlung erinnert an einen modernen Actionfilm, es gibt wilde Verfolgungsjagden mit dem Auto, es wird viel geballert und natürlich auch gemeuchelt, das alles beschrieben mit dem trockenen Humor des Ich-Erzählers. So weit, so unterhaltsam. Gefehlt hat mir aber eine tiefergehende Erklärung zu diesem Serienkiller-Universum. Man bekommt immer nur Bröckchen hingeworfen, die ganz großen Zusammenhänge und Hintergründe werden aber nicht aufgeklärt.

Fazit:
Ein rasanter Thriller der solide Unterhaltung bietet, die wenigen Logiklücken sind wie bei einem Action-Blockbuster absolut verschmerzbar. So wirklich tief in Erinnerung wird Seventeen bei mir allerdings nicht bleiben. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es als Actionfilm nochmal besser funktioniert – ansehen würde ich mir eine Verfilmung auf jeden Fall!

Veröffentlicht am 25.06.2023

Noch viel Luft nach oben

Rot. Blut. Tot.
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Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Bis über die Hälfte war ich begeistert, dann begannen mich einige Verhaltensweisen der Charaktere zu stören.

Das Positive: Es ist zwar der zweite Band aus der ...

Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Bis über die Hälfte war ich begeistert, dann begannen mich einige Verhaltensweisen der Charaktere zu stören.

Das Positive: Es ist zwar der zweite Band aus der Reihe, man kann aber ohne Vorkenntnisse problemlos einsteigen. Der Beginn ist stark und schnell entwickelt sich ein Sog, die Handlung und regelmäßige Perspektivwechsel bringen Bewegung ins Geschehen. Der Ortswechsel von Kopenhagen zur Insel Mon hat mir gefallen, die Insel ist ein toller Schauplatz, den die Autorin atmosphärisch beschreibt. Sehr Ländlich, mit wabernden Nebelschwaden und einsamen Wäldern. Dazu passt auch die Verknüpfung mit der nordischen Mythologie gut. Die falschen Fährten sind zwar recht schnell aufgedeckt, die Auflösung bleibt aber lange genug unklar, so dass die Ermittlungen spannend sind.

Bei den Charakteren hingegen ist noch viel Luft nach oben. Vor allem Super-Recognizerin Marit kam mir unausgereift vor. Ihre Fähigkeit, das Erkennen und Unterscheiden von Gesichtern, wurde nicht wirklich greifbar, auch nicht warum sie hier einer Gesichtserkennungssoftware überlegen ist oder wie genau ihre Arbeit aussieht. Marits Rolle besteht vor allem darin von Ermittler Jesper angeschmachtet zu werden. In der ersten Hälfte des Buches habe ich von ihr den Eindruck eines zurückhaltenden, eher wenig selbstbewussten Charakters erhalten, dazu passt dann gar nicht, dass zwischendurch immer mal wieder erwähnt wird, dass sie in einem geheimen „Klub“ ist, der gerne mal Nachts für Gerechtigkeit sorgt. Auch Kriminalkommissar Jesper bleibt sehr blass, er soll vermutlich der Gegenpart zu seiner aufbrausenden Chefin Kirsten sein. Doch wo bei Kirstens resoluter Art zu dick aufgetragen ist, empfand ich Jesper als zu zaghaft. Wenn er dann mal aus sich herauskommt, passt das nicht zu dem Bild passt das die ganze Zeit davor von ihm gezeichnet wurde.

Fazit
Ein Buch, bei dem mich der Plot zwar gut unterhalten konnte, die Charaktere aber noch viel Potential haben.

Veröffentlicht am 14.06.2023

Konnte mich nicht wirklich fesseln

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
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Ironmongers erstes Buch („Der Wal und das Ende der Welt“) fand ich richtig gut, „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“ konnte da leider nicht ganz mithalten. Ich habe mich recht schwer getan in die Geschichte ...

Ironmongers erstes Buch („Der Wal und das Ende der Welt“) fand ich richtig gut, „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“ konnte da leider nicht ganz mithalten. Ich habe mich recht schwer getan in die Geschichte zu finden und anschließend konnte sie mich dann nicht so richtig fesseln. Vermutlich lag es an den Zeitsprüngen, die zu Beginn des Buches recht kurz aufeinander folgen und die Handlung etwas chaotisch erscheinen lassen, bevor die Erzählung dann endlich etwas länger auf einer Zeitebene verweilt. Durch den hektischen Einstieg blieben mir auch die Charaktere blieben mir bis zum Schluss seltsam fremd. An einigen Stellen blitzt dann zwar wieder auf, dass Ironmonger sehr bewegend schreiben kann, gerade zum Ende hin steigert sich das enorm, insgesamt hat er mich mit dem Buch aber zu selten fesseln können.

Die Thematik Klimawandel fand ich sehr interessant in die Geschichte eingebaut, Ironmonger schreibt über Ursachen, Auswirkungen und bringt auch Lösungsansätze. An manchen Stellen wird er dabei aber arg belehrend, was das Lesen dann etwas anstrengend macht.

Fazit
Ein durchaus lehrreiches Buch, das eine wichtige Botschaft vermittelt. Mich konnte die Geschichte trotzdem nicht so wirklich abholen, es fehlte die erzählerische Leichtigkeit des Erstlings und die Protagonisten blieben mir zu farblos.

Veröffentlicht am 20.05.2023

Kann mit Band 1 nicht mithalten

Das Kind in mir will achtsam morden
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Das Buch beginnt direkt nach dem Ende des ersten Teils. Wer Band 1 noch nicht kennt sollte unbedingt damit beginnen - schon alleine weil der Auftakt einfach großartig ist. Band 2 ist zwar auch unterhaltsam, ...

Das Buch beginnt direkt nach dem Ende des ersten Teils. Wer Band 1 noch nicht kennt sollte unbedingt damit beginnen - schon alleine weil der Auftakt einfach großartig ist. Band 2 ist zwar auch unterhaltsam, fällt aber im direkten Vergleich an manchen Stellen schon ziemlich ab.

Vor allem die ständige Bezugnahme auf das „innere Kind“ war mir irgendwann zu viel und die Dialoge mit dem „inneren Kind“ nervten mich im Laufe der Geschichte immer mehr. Die Krimi-Story ist in viel Nebensächliches eingebettet, auch das hat mir weniger gut gefallen als beim Vorgänger. Der Autor hat sich seinen wunderbar bösartigen Humor beibehalten, die meisten der Witze und Gags fand ich super, ein paar funktionierten dafür nicht so gut.

Nicht anschließen kann ich mich der immer wieder zu hörenden Kritik, dass der Autor das Hörbuch nicht gut liest. Ich fand er macht es gut und werde auch beim Nachfolger wieder zum Hörbuch greifen.

Fazit
Insgesamt war es für mich eine sehr kurzweilige Unterhaltung. Wie jede Fortsetzung muss sich auch „Das Kind in mir will achtsam morden“ an seinem Vorgänger messen - und der war einfach großartig, da ist es dann auch sehr schwer nochmal genauso nachzulegen.