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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2022

Eine tolle Umsetzung eines grandiosen historischen Romans

Der Pirat
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An historische Romane stelle ich sehr hohe Erwartungen was Recherche und Wahrheitsgehalt angeht. Das Werk von Mac P. Lorne konnte mich in beiderlei Hinsicht absolut begeistern! Die Vermittlung der geschichtlichen ...

An historische Romane stelle ich sehr hohe Erwartungen was Recherche und Wahrheitsgehalt angeht. Das Werk von Mac P. Lorne konnte mich in beiderlei Hinsicht absolut begeistern! Die Vermittlung der geschichtlichen Inhalte gelingt ihm meisterhaft und in Kombination mit dem großartigen Sprecher Reinhard Kuhnert ist ein tolles Hörbuch entstanden. Kuhnert erzählt mitreißend, bringt mit seiner Stimme Leben in die Geschichte und schafft es auch, dass weibliche Figuren nicht albern klingen. Allerdings hätte ich mir bei den Kapitelenden etwas längere Pausen gewünscht, denn dort geht es oft so schnell weiter, dass manche Szenen ineinander übergehen.

Der Hörer begleitet Francis Drake auf spannende Kaperfahrten, trifft historische Persönlichkeiten, wie Elisabeth I., und erlebt Englands beginnenden Aufstieg zur Weltmacht. Ein gewisses Interesse für Seefahrt sollte man aber mitbringen, denn Francis Drake ist Weltumsegler, Entdecker und Freibeuter und so dreht sich natürlich vieles um Seefahrt und Schiffe. Die Seemanöver sind sehr detailliert geschildert und es wird auf die Besonderheiten bei der Konstruktion der neuen englischen Schiffe eingegangen. Dabei fallen natürlich auch einige nautische Fachbegriffe. Für mich war dieser Teil sehr lehrreich und es war spannend zu erfahren, wie große Vorteile die Engländer aus moderneren Schiffen mit besseren Kanonen zogen.

Kurze Perspektivwechsel zu den Spaniern ermöglichen dem Leser auch einen Einblick in deren Denkweise und runden die Erzählung ab. Und auch Hintergründe zum Leben von Francis Drake dürfen in der Geschichte nicht fehlen, der als Mensch greifbar wird.
Der Höhepunkt des Hörbuchs ist natürlich die Schlacht gegen die Spanische Armada. Lorne beschreibt diese so detailreich, dass man sich die Manöver und die Scharmützel sehr gut vorstellen und den Kanonendonner fast hören kann.

Fazit
Spannend, unterhaltsam und lehrreich. Genauso sollte Geschichte vermittelt werden! Francis Drake fasziniert mich ja ohnehin seit Langem und in Kombination mit guter Recherche sowie spannender Vermittlung ergibt das für mich nicht weniger als den perfekten historischen Roman!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.02.2022

Eine großartig gelungene Neuerzählung

Tell
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Joachim B. Schmidt erzählt die Sage um den legendären Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell neu. Tell, ein schweigsamer und mürrischer Mann, lebt mit seiner Familie auf einem abgelegenen Bergbauernhof ...

Joachim B. Schmidt erzählt die Sage um den legendären Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell neu. Tell, ein schweigsamer und mürrischer Mann, lebt mit seiner Familie auf einem abgelegenen Bergbauernhof und will eigentlich nur seine Ruhe haben. Er führt ein einfaches Leben, wildert wo es zum Überleben nötig ist und ist am liebsten in den Bergen unterwegs. Das nimmt eine dramatische Wendung, als seine Wege die des Vogts Gessler und dessen Handlanger kreuzen.

Schmidts Interpretation der Geschichte um Wilhelm Tell konnte mich begeistern. Vor allem die schnelle Erzählweise mit den sehr häufig wechselnden Perspektiven hat mir sehr gut gefallen. Das ganze Buch hindurch reiht sich Szene auf Szene aneinander, die meisten Abschnitte sind dabei nur wenige Seiten lang, dann erfolgt schon wieder ein Schauplatz- und Perspektivwechsel. Die schnellen Sprünge zwischen den Szenen gelingen dem Autor dabei brillant, an keiner Stelle war ich verwirrt oder wurde aus der Geschichte gerissen. Am Ende ergibt sich ein von allen Seiten beleuchtetes Bild der Geschichte um Wilhelm Tell. Das Ganze ist dabei so spannend geschrieben, dass ich das Buch in einem Zug gelesen habe.

Tell selbst ist ein Antiheld, er kämpft nicht für eine größere Sache, sondern will nur Gerechtigkeit für sich und die seinen nachdem er mit den Habsburger Soldaten aneinander geraten ist. Mit Fortschreiten der Geschichte wird auch die von Wilhelm Tell aufgedeckt, sein Verhalten und seine unnahbare Art werden dadurch verständlicher. Auch die Gegenseite um den Vogt Gessler, seinen Handlanger Harras und ein paar der Habsburger Soldaten bekommt ausreichend Platz in der Geschichte, mancher davon ist eine eher tragische als bösartige Figur. Überhaupt zeigt sich durch die Innenbetrachtung der Figuren, dass viele der Ereignisse und Schicksale hätten verhindert werden können, doch am Ende handelt eben jeder wie es von ihm erwartet wird und so nehmen die Geschehnisse ihren Lauf.

Fazit
Eine großartige und sehr spannende Neuerzählung der Tell-Sage. Absolut empfehlenswert für jeden der die Legende um Wilhelm Tell noch nicht kennt und genauso lesenswert für jeden der schon davon gehört hat.

Veröffentlicht am 02.02.2022

Ein tolles Buch, das mich in eine weit zurückliegende Vergangenheit entführt hat

Die Kinder von Nebra
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Ulf Schiewe baut seinen Roman auf einer sehr gut recherchierten historischen Basis auf. Das Leben der Menschen in der damaligen Zeit, ihre Häuser, Arbeit, Nahrung oder Kleidung sind detailliert aber dabei ...

Ulf Schiewe baut seinen Roman auf einer sehr gut recherchierten historischen Basis auf. Das Leben der Menschen in der damaligen Zeit, ihre Häuser, Arbeit, Nahrung oder Kleidung sind detailliert aber dabei immer interessant beschrieben. An vielen Stellen war ich überrascht welche Erfindungen es bereits in der Bronzezeit gab. Wo die historischen Quellen fehlen versucht der Autor die Lücken möglichst logisch zu füllen, auch das ist ihm großartig gelungen. So entwirft er ein Glaubenssystem mit verschiedenen Gottheiten, dort spielen heilige Stätten, Bräuche, Priester und Priesterinnen eine große Rolle. Der Leser kann auch die Entstehung der Himmelsscheibe miterleben und wie sie zu einem religiösen Objekt wurde. Vieles ist auch hier natürlich Spekulation, denn wir wissen zu wenig darüber, doch die Geschichte ist so schlüssig, dass es genauso hätte passiert sein können.

Die Geschichte beginnt gemächlich, stellt die Protagonisten vor und zeigt uns ihr Leben. Der Autor führt den Leser auch an die Glaubenswelt heran und zeigt wie das Herrschaftsgefüge aufgebaut war. Ich fand das sehr angenehm um in der lange zurückliegenden Zeit anzukommen. Viele der Namen klingen zunächst fremd und sind nicht immer leicht auseinanderzuhalten, hier hat mir das angehängte Personenregister gute Dienste geleistet.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und konnten mein Interesse wecken, die meisten tendieren aber dazu nur gute oder nur schlechte Seiten zu haben, auch Hauptdarstellerin Rana. Sie hat ein gutes Herz, kämpft für ihre Überzeugungen und gegen die Ungerechtigkeiten. Manchmal erinnerte sie mich mit ihrem impulsiven Trotz und der Aufmüpfigkeit an ein kleines Kind, gerade zu Beginn hat das meine Geduld mit ihr auf die Probe gestellt. In Laufe der Geschichte bessert sich das zum Glück und blitzt nur noch vereinzelt auf. Trotzdem mochte ich die Charaktere und habe ihre Geschichte sehr gerne verfolgt.

Veröffentlicht am 19.01.2022

Absolute Leseempfehlung

Die Berechnung der Sterne
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Im letzten Jahr habe ich „Space Girls“ gelesen und den Film „Hidden Figurs“ gesehen und war von beiden absolut begeistert. „Die Berechnung der Sterne“ greift das gleiche Thema auf, die Autorin platziert ...

Im letzten Jahr habe ich „Space Girls“ gelesen und den Film „Hidden Figurs“ gesehen und war von beiden absolut begeistert. „Die Berechnung der Sterne“ greift das gleiche Thema auf, die Autorin platziert ihre Geschichte aber in einer alternativen Vergangenheit und vermischt dabei sehr geschickt Historisches mit Fiktion.

Das Grundkonzept der Geschichte basiert dabei auf einer fiktiven Änderung der Geschichte: die USA haben den Wettlauf ins All gewonnen und nach dem Meteoriteneinschlag werden Kooperationen mit anderen Nationen, sogar China und Russland, eingegangen um die Raumfahrt voranzutreiben. Deutlich weniger fiktiv ist die Darstellung der damaligen Gesellschaft. Die Menschen sind sehr konservativ, People of Color werden diskriminiert und die Rolle der Frau ist es Mutter und Ehefrau zu sein.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Elma York erzählt. Ihre Aufgabe beim Raumfahrtprogramm ist es die Flugbahnen der Raketen zu berechnen, was mangels Computern mit Stift und Papier erfolgte. Doch Elma ist nicht nur eine begnadete Mathematikerin, sondern auch Pilotin. Im ersten Weltkrieg flog sie, wie viele andere Frauen, Versorgungsflüge. Ihr großes Ziel ist es am Raumfahrtprogramm teilnehmen und die Kolonie auf dem Mond mitaufzubauen.

Das Raumfahrtprogramm steht stets im zentralen Fokus der Geschichte, Einblicke in das vom Meteoriten zerstörten Washington erhält der Leser nicht. Das wäre natürlich sehr interessant gewesen, war aber auch nie Ziel des Romans. Kowall schreibt klar eine Gesellschaftskritik und kein Katastrophenszenario. Die Handlung bietet also wenig Action, ist aber trotzdem nie langweilig.

Die Protagonisten haben mir sehr gut gefallen, der Autorin gelingt meist eine ausgewogene Mischung aus Stärken und Schwächen. Elma York ist eine begnadete Mathematikerin, doch sie lebt in einer Welt wo sie durch ihr Geschlecht weniger zählt. Zwar hat sie einen Doktortitel, doch sie wird nur als Mrs York, die Ehefrau eines Ingenieurs, gesehen. Vor Menschen zu reden fällt ihr sehr schwer, ihre körperlichen Reaktionen durch diese Phobie und dass sie bei manchen Gelegenheiten auch mal kneift macht sie sehr menschlich. Elmas stets vorbildlicher Mann hingegen war mir ein wenig zu perfekt und bleibt dadurch meist etwas blass.

Das Ende der Geschichte bleibt offen, denn das Buch ist der erste Band einer Reihe. Auf die Fortsetzung bin ich bereits sehr gespannt und muss hoffentlich nicht zu lange darauf warten, denn im Englischen sind bereits drei Bände erschienen.

Ein großes Lob möchte ich noch für das Nachwort aussprechen, hier erläutert die Autorin an welchen Stellen sie von der Realität abgewichen ist und welche historischen Personen Vorbilder für einige ihrer Figuren waren. Bei einem Roman der manche Ereignisse der Geschichte abändert finde ich das zwingend notwendig und war sehr froh darum.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.01.2022

Einfach großartig

Tinte & Siegel
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Das Buch entwickelt schon nach den ersten Seiten einen unglaublichen Sog. Die Geschichte beginnt mit Gordies Tod und verliert an keiner Stelle ihr Tempo. Das soll nicht heißen, dass das Buch vor Actionszenen ...

Das Buch entwickelt schon nach den ersten Seiten einen unglaublichen Sog. Die Geschichte beginnt mit Gordies Tod und verliert an keiner Stelle ihr Tempo. Das soll nicht heißen, dass das Buch vor Actionszenen nur so strotzt. Ein paar Kämpfe sind natürlich vorhanden, doch auch die Ermittlungsarbeit zu beobachten und Kevin Hearnes fantastische Welt zu entdecken macht großen Spaß. Den Anhang mit Erklärungen zu den Wesen und Übersetzungen einiger gälischer Begriffe habe ich dabei aber dringend benötigt. Das übrige Hintergrundwissen ist geschickt mit der Handlung verwoben und vereinzelte Rückblenden lassen uns die Protagonisten besser kennenlernen. Der Plot ist dabei sehr geradlinig erzählt und nicht überladen, so dass ich mich nie überfordert fühlte.

Der Siegelmagier Al, seine schlagkräftige Unterstützerin Nadia und ein Hobgoblin ergeben ein sehr sympathisches und interessantes Trio. Band zwei wird bereits in diesem Jahr erscheinen. Ich freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit den dreien und bin natürlich gespannt, ob Al einen Lehrling findet, der länger am Leben bleibt.

Fazit
Das Buch bietet eine sehr gelungene Mischung, ich habe mitgerätselt, mitgefiebert und mich dabei an vielen Stellen köstlich amüsiert. Für letzteres sorgte vor allem Hearnes herrlicher Humor, auch wenn der an manchen Stellen etwas derb ist.