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Veröffentlicht am 19.09.2016

Und sie schenkte ihm ihr Herz…

Die Tage, die ich dir verspreche
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Gwen ist herzkrank – oder vielmehr war sie es. Immerhin hat sie ein neues Herz bekommen, doch auch wenn ihr alle versichern, dass nun alles gut würde, fühlt es sich für sie nicht so an. Anstatt sich über ...

Gwen ist herzkrank – oder vielmehr war sie es. Immerhin hat sie ein neues Herz bekommen, doch auch wenn ihr alle versichern, dass nun alles gut würde, fühlt es sich für sie nicht so an. Anstatt sich über das neu geschenkte Leben zu freuen, plagen sie Gewissensbisse: Nachts träumt sie von Unfällen, sieht überall Blut und weinende Familienmitglieder möglicher Spender. Deswegen fühlt sie sich auch so undankbar. Alle anderen, die ein Spenderherz transplantiert bekommen, sind doch so glücklich und diejenigen, die wie ihre Freundin Leni noch auf ein geeignetes Herz warten, würden es vielmehr verdienen als sie.
Gwens Stimmung bessert sich auch nicht, als sie wieder Zuhause sein darf, da wieder einmal „alles bestens“ verläuft. Nicht nur das neue Herz, welches in seinem ganz eigenen Rhytmus schlägt, sondern auch ihr Freund Alex, der sich das letzte Jahr so wundervoll um sie gekümmert hat, sind ihr ungeheuer fremd.
Als sie glaubt, nicht mehr so weitermachen zu können, beschließt sie, das Herz irgendwie loszuwerden. Dabei darf sie es nicht verkommen lassen, es darf keinen Schaden nehmen, damit es jemand Anderem das Leben zu retten vermag. Ihre Familie bemerkt ihre Trauer nicht, sondern plant stattdessen Gwens neue Zukunft – eine Zukunft, die sie gar nicht möchte.
Um Trost zu finden, meldet sie sich in einem Forum für Herzkranke an. Dort eröffnet sie dann auch den Beitrag „Herz zu verschenken“. Als dieser von Noah, dem Moderator, gelöscht wird, glaubt Gwen an einen Fehler. Schließlich meint sie ihr Angebot ernst, Noah jedoch denkt, dass der Account Gwerlin ein Fake ist. Weil er wütend ist, schreibt er auf ihre Frage, weswegen er den Beitrag gelöscht habe, dass er das Herz selber haben wolle und seine Mutter, eine Chirurgin, den Eingriff bestimmt vornehmen würde.
Selbstverständlich nimmt Gwen dies für bare Münze, recherchiert ein wenig im Internet und macht sich dann auf nach München, auf zu Noah.
Dieser ist logischerweise recht überrascht, als eine junge Erwachsene vor seiner Tür auftaucht, ihm ihre Narbe zeigt und etwas von einer Herztransplantation faselt. Auf einen Schlag versteht er, dass alles, was sie geschrieben hat, echt ist und sie dringend Hilfe benötigt. Also tut er so, als wäre er herzkrank und beginnt, Gwen – auch vor sich selbst – zu beschützen.

Schon zu Beginn des Buches kann man sich sehr gut in die Geschichte einfinden, da Gwen ganz offen über ihre Gefühle berichtet. Dabei ist es traurig, wie gefangen sie sich fühlt und wie schuldig. Allerdings werden diese Beschreibungen auch über das ganze Buch hinweg sehr häufig wiederholt, was bei mir irgendwann seinen Effekt verfehlte. Darüber hinaus fragte ich mich immer wieder, ob ihr Verhalten wirklich zu einer 19jährigen passt. Ich habe da meine Zweifel…
Da die Geschichte abwechselnd aus Gwens und Noahs Sicht geschrieben ist, erfährt man als Leser immer ganz genau von den Missverständnissen, welche sich zunehmend häufen. Auch von den vielen Gefühlen, die im Verlauf der Handlung auftauchen, bemerkt man sehr schnell etwas, da mit Ausführungen zu diesem Thema nicht gespart wird. Es ist wohl kein Geheimnis, dass Gwen und Noah immer stärker für einander empfinden, wobei mir ein paar Beschreibungen weniger besser gefallen hätten. Wer es aber gerne romantisch und voller Gefühlschaos mag, wird bei diesem Buch auf seine Kosten kommen.
Der Schreibstil ist recht angenehm, weswegen ich das Buch auch schnell durchgelesen und kaum aus der Hand gelegt habe. Weder finden sich hier detailverliebte poetisch anmutende Beschreibung, noch wirkt das Erzählte abgehackt.
Die Charaktere aus dem Buch sind sehr unterschiedlich, sodass man stets eine Weiterentwicklung feststellen kann. Auch wenn ich mir bezüglich der Authentizität von Gwen immer wieder etwas unsicher war, passen doch alle Figuren sehr in das Buch.

Alles in allem ist „Die Tage, die ich dir verspreche“ ein Buch mit traurigem und berührendem Thema, welches sich gut lesen lässt und mit vielen Gefühlen aufwartet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dying is fine, but Death – wenn sich die Angst ihren Weg in einen unbeschwerten Sommer bahnt.

Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen
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Ben ist anders als alle Menschen, denen Hanna je begegnet ist. Er sprüht Graffitis – an das Rathaus, an das Haus seiner Familie oder als Geburtstagsgeschenk für Hanna an die Schule – sein Einfallsreichtum ...

Ben ist anders als alle Menschen, denen Hanna je begegnet ist. Er sprüht Graffitis – an das Rathaus, an das Haus seiner Familie oder als Geburtstagsgeschenk für Hanna an die Schule – sein Einfallsreichtum was Lebensweisheiten, die er kinderlicht aus der Luft zu fischen scheint, wirkt unermesslich; er zeichnet – ohne aufblicken zu müssen, weil die Motive in ihm schlummern, lässt er den Bleistift über Papier huschen, er ist der beste Märchenerzähler, den Hanna kennt. Außerdem ist er ihr bester Freund, und das obwohl sie so unterschiedlich sind…

So viele Erinnerungen teilt sie mit Ben: Wie er bei einem Gewitter einen Baum hinaufklettert, mit den Worten, Blitze schlügen in Bäume, nicht in Kinder, ein. Und plötzlich ist er fort. Erst nach einem Monat, in dem Hanna merkt, wie sehr sie ihren besten Freund braucht, kehrt er wieder zurück und ist verändert. Auf Hannas Fragen reagiert er ausweichend, sodass Hanna Angst bekommt, ihn zu verlieren.
Dann, das Abi in der Tasche, bekommt sie die Möglichkeit, sich gänzlich gegen ihn zu entscheiden, oder mit ihm ein Abenteuer zu wagen. Angst hatte sie schon genug in ihrem Leben, wie Ben ihr oft genug gezeigt hat, und so wagt sie sich auf eine Reise, deren Ziel sie nicht kennt. Ben hat bereits alles vorbereitet, sodass sie sich, als sie das Meer erreichen, so frei und unbeschwert wie nie fühlen. Sie überwinden Ängste und verstehen, was ihnen im Leben wichtig ist, was sie erreichen möchten.
Diese traumhafte Zeit bekommt jedoch erste Risse, als Chloé, ein blondes Mädchen in Ben und Hannas Alter, an dem von den beiden Freunden eroberten Strandabschnitt auftaucht und ihnen eine düstere Geschichte erzählt. So traurig und unrealistisch sie auch ist – Chloé beharrt darauf, dass sie die Wahrheit erzählt. Sollen die beiden Unbeschwerten die Warnung ernst nehmen? Sich den Spaß, die Freiheit nehmen lassen? Sofort? Oder erst wenn Dinge, Wahrnungen gleich, auftauchen und Unwahrscheinliches passiert?
Oder in dem Moment, in dem einer der beiden in einer stürmischen Nacht alles zu verlieren droht? Einfach aufzugeben und die Angst gewinnen zu lassen könnte nach diesem Sommer doch eigentlich nicht mehr in Frage kommen… Oder?

„Zu meinem Geburtstag schenkte Ben mir eine Sachbeschädigung. Natürlich hätte Ben nie daran gedacht, mir ein normales Geschenk zu machen, aber damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.“ Von der ersten Seite an, packte mich das Buch. Sehr schnell ging der Schreibstil von ironiebeladenen Beschreibungen zu unglaublich bildhaften, poetischen und sehr klanghaften Beschreibungen über, wobei die zahlreichen Ausdrücke keine schon x-mal in unzähligen Büchern oder Gedichten verwendete Flosken von dem Charme der wie Sterne funkelnden Augen darstellen, sondern neue Ideen und Kreationen sind. So konnte ich mich in dem Buch verlieren, denn aus einer so zauberhaft erzählten Geschichte aufzutauchen fällt sehr schwer. Die sprachliche Leistung, die Ulla Scheler, gerade als sehr junge Debüt-Autorin, erbringt, ist wirklich bemerkenswert! Das Meer scheint stets greifbar nah zu sein, still schwingt es immerzu mit und taucht so in der Wortwahl häufiger auf.
Dabei versteht es die Autorin mit ihrer ruhigen, aber energiegeladenen Schreibweise den Figuren nicht nur Form zu geben, sondern ihnen auch schon auf den ersten Seiten Leben einzuhauchen. Dadurch, dass Hanna, aus deren das Buch geschrieben ist, häufiger an die Vergangenheit erinnert wird oder beschreibt, was einzelne Personen in ihren Augen ausmacht, lernt man die Charaktere auf eine ganz besondere Art kennen. Sehr schnell konnte ich mir vorstellen, wie sich Ben und Hanna, am Strand sitzend, Gedichte oder Geschichten vorlesen und wie Hanna in die Bücher kritzelt, was Ben eigentlich nicht ausstehen kann, bei ihr aber gut findet, weil sie ihm so vertraut ist und nur so echt ist.
Wie sich die beiden anstacheln und sich ihre Freundschaft ändert, ist in meinen Augen zwar klischeehaft – dass sie sich näher kommen ist ja wohl recht absehbar – aber auf so einfühlsame Weise geschildert, dass es einen nicht annervt. Nur zwischendurch vielleicht mal.
Sehr habe ich auch die Gespräche genossen, da sie oftmals ein Hin- und Herwerfen sarkastischer Bemerkungen sind, welches durchscheinen lässt, wie sehr sich die Charaktere letztendlich – trotz möglicher Differenzen – mögen.
Die Handlung an sich ist meines Erachten leider sehr vorhersehbar, was für mich ein weiterer Kritikpunkt ist. Allerdings ist die Idee als solche gelungen… An dieser Stelle lässt mich das Buch zwiegespalten zurück, die Legende – ob wahr oder nicht – gewissermaßen auf ein Ereignis zurückzuführen ist. Und eben dieses erscheint mir arg unrealistisch… Zweifelt man dieses jedoch an, fällt die halbe Handlung wie das berühmte Kartenhäuschen/ das on einer Gebäude-Sprengung betroffene Hochhaus zusammen.

Letztendlich bin ich mit dem Buch aber mehr als zufrieden, das Ende ist rund und vielversprechend und der Schreibstil verdient ein „phantastisch“. Mir hat es sehr gefallen, Ben und Hanna zu begleiten und zu beobachten, wie sie Stück für Stück erwachsener werden. Besonders schön waren für mich auch die Passagen, in welchen beispielsweise aus Gedichten von E.E. Cummings zitiert wird und diese Zeilen einfach perfekt zum Erzählten passen. Gerade wegen des Schreibstiles sehe ich auch über meine Kritikpunkte hinweg und vergebe – nach längerem Kampf – dennoch 4,5 euphorisch ihr Funkeln auf das Meer zaubernde Sterne. Wenn man ein Buch hauptsächlich aufgrund der Erzählweise lesen kann und mag, wird einem „Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen“ zusagen können.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gelungene Auswahl

Meistererzählungen
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In diesem Sammelband finden sich Poes Detektiv-, Schauer- und Abenteuergeschichten „Die Maske des Roten Todes“, „Hopp-Frosch“, „Der stibitzte Brief“, „Ligeia“, „Der Fall des Hauses Ascher“, „Die Morde ...

In diesem Sammelband finden sich Poes Detektiv-, Schauer- und Abenteuergeschichten „Die Maske des Roten Todes“, „Hopp-Frosch“, „Der stibitzte Brief“, „Ligeia“, „Der Fall des Hauses Ascher“, „Die Morde in der Rue Morgue“, „Der Goldkäfer“, „Das Gebinde Amontillado“, „Die Tatsachen im Falle Valdemar“, „William Wilson“, „Ein Sturz in den Malstrom“, „Grube und Pendel“, „Das verräterische Herz“ sowie „Der schwarze Kater“. So lernt man berühmtere wie auch weniger bekannte Werke kennen.
Die Ausdrucksweise sprach mich – mit ein paar Ausnahmen – sehr an.
„Ich wußte, was der alte Mann empfand, und eigentlich tat er mir leid, wiewohl in meinem Herzen ein Kichern saß.“ (S.345)
Allerdings stutze ich hin und wieder über einige Wörter, so beispielsweise bei „Kattun“ (S.346), welches anstelle von Baumwolle verwendet wurde. Dies schreibe ich jedoch dem Jahr der Veröffentlichung, 1979, zu, auch wenn es mich durchaus manchmal verwirrte.
Während einige Erzählungen verstörend wirken, erscheinen andere im Vergleich eher harmlos. Zuvor hatte ich noch nichts von Poe gelesen, muss aber gestehen, dass mir nach ein paar Geschichten die Abwechslung fehlte. Auch wenn sie an sich recht vielfältige Schauplätze, Figuren und Themen beinhalten, ist der Tod in jeder von ihnen so präsent, dass man um den Verlauf der Handlung schon recht schnell weiß.
So wurde mir auch ein gutes Stück der Spannung genommen, auch wenn dieser Aspekt Poe-eigen ist.
Am besten hat mir die Erzählung „Das verräterische Herz“ gefallen.
Im Anhang finden sich noch einige erklärende Anmerkungen zu der Übersetzung, eine kurze Biografie Poes, sowie eine Beschreibung seines Stils und seiner sprachlichen Wirkungsmittel, sodass man sich noch auf eine andere Art und Weise mit den hier vereinten Werken auseinandersetzen kann.

Ich bin froh, diese Meistererzählungen gelesen und Poes Stil kennengelernt zu haben. Auch wenn man diesen Band kaum an einem Stück lesen kann, empfehle ich ihn jedem weiter, der sich einen Eindruck von Edgar Allen Poes Erzählweise verschaffen möchte. Dafür sind die „Meistererzählungen“ bestens geeignet, sicherlich aber auch, wenn man bereits Werke von ihm kennen gelernt hat. Allerdings muss ich gestehen, dass ich bei der Lektüre feststellen konnte, dass er meinen Geschmack nicht gänzlich trifft; hat man mehrere Erzählungen gelesen, sind die folgenden Geschichten zu vorhersehbar. Darüber hinaus muss man sich immer wieder eine Auszeit gönnen, da das Gelesene sonst zu bedrückend wird.

Ich vergebe 4 am düsteren Nachthimmel funkelnde Sterne

Veröffentlicht am 15.09.2016

Weniger Lebensratgeber als Biografie..

Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist
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Wie man sein eigenes erfülltes und glückliches Leben führt soll man mithilfe dieses Buches verstehen können. Dabei greift der Autor Stefan Bollmann auf das Leben und Wirken sowie die Gedanken von Goethe ...

Wie man sein eigenes erfülltes und glückliches Leben führt soll man mithilfe dieses Buches verstehen können. Dabei greift der Autor Stefan Bollmann auf das Leben und Wirken sowie die Gedanken von Goethe zurück, sodass man beim Lesen auf „Goethes Pfaden“ wandert. denn das Buch ist so gestaltet, dass man sich in einen imaginären Goethe-Park begibt, um dort einen Weg nach dem anderen zu beschreiten.
So wird man durch die Themen „Wie man die Jugend übersteht – und ein eigenes Leben beginnt“, „Wie man eine Lebenskrise meistert – und dabei zum Autor wird“, „Wie man erwachsen wird – und warum sich der Aufwand lohnt“, „Goethes ungeschriebene Lehre vom Glück“, „Wie man zu sich selbst findet – und dabei zum Künstler wird“, „Wie man sein Liebesleben erneuert – und richtig über Sex spricht“, „Vom Auskosten des Augenblicks“, „Wie man Ordnung in sein Leben bringt – und sich eine produktive Umgebung schafft“, „Wie sich Leidenschaft erklärt – und warum wir wieder ruiniert werden müssen“, „Wie man der eigenen Kreativität folgt – und über sich hinauswächst“ sowie „Ausgang: Goethe, der Befreier“ geführt.
Beim Lesen erreicht man so immer neue Etappen, welche sich mit dem Leben und der Entwicklung Goethes befassen, sodass man einen anderen Blickwinkel auf ihn erhält. So beschreibt Bollmann beispielsweise wie der junge Goethe mit Lebens- oder Schaffenskrisen umging.

Das Buch ist sehr unterhaltsam und leicht verständlich geschrieben, sodass man es schön flüssig lesen kann. Auch wenn mir nach der Lektüre ein Leben ohne Goethe nicht gänzlich sinnlos erscheint, denke ich, dass viele der angesprochenen Aspekte zur Führung eines eigenen Lebens sehr hilfreich sind. Dieses Buch macht Mut, dass zu tun was man möchte, im Jetzt zu leben und – sobald man sich Sicherheiten geschaffen hat – auch Risiken einzugehen, um sich seine Wünsche erfüllen zu können. Genauso solle man auch der eigenen Kreativität folgen und nach Goethes Sinn nicht leben indem man den Dichter kopiert, sondern auf seine Art der Problembewältigung Acht gibt und sie auf das eigene Leben anpasst.
Manchmal hat das Buch dennoch seine Längen, beispielsweise wenn erneut von einer Reise Goethes berichtet, eine Lebensweisheit besonders ausgiebig beleuchtet wird, oder bei einer, meines Erachtens nicht ganz so bedeutenden, Tat nach dem größeren Sinn gesucht wird. Als sehr ansprechend hingegen empfand ich jene Stellen, die sich mit den Werken Goethes und ihrem biografischen Hintergrund befassen.

Für mich ist „Warum ein Leben ohne Goethe sinnlos ist“ alles in allem eher weniger ein Lebensratgeber als eine Biografie, die gleichzeitig einen anderen Blickwinkel auf Goethe wie auch ein paar Leitsätze zu Führen des eigenen Lebens gibt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Interessante Betrachtung

Das Seelenleben der Tiere
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Nach Büchern wie „Bäume verstehen“, „Die Gefühle der Tiere“, „Das geheime Leben der Bäume“ oder“Menschenspuren im Wald“, stellt der Förster und Autor Peter Wohlleben in seinem neuen Werk „Das Seelenleben ...

Nach Büchern wie „Bäume verstehen“, „Die Gefühle der Tiere“, „Das geheime Leben der Bäume“ oder“Menschenspuren im Wald“, stellt der Förster und Autor Peter Wohlleben in seinem neuen Werk „Das Seelenleben der Tiere“ die Frage, ob Tiere eine Seele haben.
Um dieser Frage einigermaßen gerecht zu werden, muss man sich erst mit dem Gefühlsleben der Tiere befassen. „Gefühlsleben?“, könnte man sich fragen, denn immerhin gilt schon lange, dass nur wir Menschen zu diesem in der Lage sind, ganz im Gegensatz zu Tieren, welche doch lediglich, Biorobotern gleichend, durch Instinkte begründete Regungen zu zeigen in der Lage sind. Doch muss man sich, betrachtet man neuere wissenschaftliche Erkenntnisse, fragen, ob man es sich derart leicht machen kann. Abgesehen davon, dass Menschen ebenfalls Tiere sind, lassen sich schon allein durch die Beobachtung dieser in der Regel so unterschätzten Wesen, Rückschlüsse auf ein emotionales, ja sogar bewusstes, Leben schließen.
Deswegen erläutert Peter Wohlleben, welche Versuche, Beobachtungen oder Erfahrungen Aufschluss darüber geben können, was in Tieren auf emotionaler Ebene vor sich gehen könnte oder vor sich geht.
Dabei benutzt er viele anschauliche Beispiele, sodass der Leser beispielsweise erfährt, wie die treuen Kolkraben die Namensgebung handhaben oder wodurch sich die Empathie bei Waldmäusen zeigt. Dadurch wird ein breites Spektrum an Emotionen und Verhaltensmustern dargelegt, womit der Autor auch zu verdeutlichen versucht, dass der Unterschied zu uns Menschen bei Weitem nicht so groß ist, wie wir es gerne behaupten.

Es ist sehr spannend, von Beobachtungen oder Forschungsergebnissen zu lesen, zumal diese in einer sehr gut zugänglichen Art und Weise übermittelt werden. Denn , wie schon im Vorwort erklärt, möchte Peter Wohlleben trockene Informationen für den Leser verständlich machen, sie auflockern und mit eigenen Erfahrungen bestücken, sodass ein möglichst abwechslungsreicher und umfassender Einblick in die Gefühlswelt der Tiere gegeben werden kann.
Durch die lockere Schreibweise lässt sich das Buch wirklich sehr entspannt lesen und ist auch schnell beendet. Auch die Mischung verschiedener Betrachtungsweisen hat mir sehr gefallen und die Abwechslung bezüglich der in Augenschein genommenen (wilden sowie gezähmt- und gezüchteten) Tiere war sehr ansprechend.
Dank der vielen im Buch angesprochenen Aspekte, gelingt es dem Autor, den Leser zum Nachdenken anzuregen und zu einem etwas anderen Blickwinkel auf Tiere zu geben.
Allerdings findet sich in einigen Kapiteln nichts Neues, da man, selbst wenn man sich nicht intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat, von einigen Experimenten bereits gehört oder gelesen hat. Darüber hinaus wirkte das Fazit am Ende des Buches auf mich etwas übereilt und holprig, sodass es meines Erachtens dem Vorangegangenen nicht gerecht wurde.

Somit kann ich dieses Buch, obwohl es auch die ein oder andere leichte Schwäche aufweist, empfehlen, da viel Faszinierendes und Erstaunliches in ihm steckt, sodass es Tiere doch in ein etwas anderes Licht zu rücken vermag.