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Veröffentlicht am 03.10.2016

Oh hättest du geschwiegen, wärst du... - zumindest bei den selbsterlebten "Storys"

Staats‘ Geheimnisse – Mediterrane Rezepte und Storys von den Jachten der Superreichen
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Stephan Staats arbeitet als Chefkoch auf luxeriösen Jachten der Extraklasse und bereitet an diesen abenteuerlichen Arbeitsplätzen die außergewöhnlichsten Gerichte zu. In seinem kürzlich erschienen Kochbuch ...

Stephan Staats arbeitet als Chefkoch auf luxeriösen Jachten der Extraklasse und bereitet an diesen abenteuerlichen Arbeitsplätzen die außergewöhnlichsten Gerichte zu. In seinem kürzlich erschienen Kochbuch zeigt er nicht nur, welche Rezepte die reichsten Menschen der Welt zufrieden stellen, sich allerdings auch leicht nachmachen lassen, sondern erzählt auch von unfassbaren Begegnungen und davon, wie es an Bord in der Realität zugeht.
Die Rezepte sind verschiedenen Gebieten zugeordnet, da schließlich die landestypischen Aromen zentral seien sollen. So führt einen die kulinarische Reise nacheinander nach "Frankreich, Monaco" (S.10), "Spanien, Portugal, Balearen, Kanaren" (S.36), "Italien, Korsika, Sardinien, Malta" (S.78), "Albanien, Montenegro, Kroatien, Slowenien" (S.134), "Griechenland, Türkei, Zypern" (S.162), "Ägypten, Lybien, Marokko, Algerien, Tunesien" (S.196) und "Israel, Gazastreifen, Syrien, Libanon" (S.240). Demzufolge findet man von allem etwas in dem Buch, wobei sich unglaublich leichte Rezepte ebenso wie höchst aufwendige ausmachen lassen. Ob nun "gerösteter Knoblauch" (S.39), "Hummus" (S.205) und "eingelegte Zitronen" (S.231) oder die zeitintensiven "Bochettes" (S.232): Sicherlich sind die mediterranen Rezepte dieses Buches abwechslungsreich.
Allerdings bin ich der Auffassung, dass die meisten Zeitangaben geschönt sind, da man sicherlich länger als 25 Minuten für das Durchschnittsgericht dieses Werkes benötigt. Zugegebener Weise kann man sich bei den Gerichten auch sonst meist nicht spontan zum Nachkochen entscheiden, da man die Mehrzahl der Zutaten bestimmt nicht einfach vorrätig hat oder die Speisen auch gerne 14 Tage brauchen, um ihren Geschmack zu entfalten.
Doch wenn einen diese Kombination von sehr einfachen und komplexeren Rezepten anspricht, lassen sich in "Staats' Geheimnisse" garantiert tolle Ideen finden.
Von der Gestaltung her ist das Buch durchaus gelungen: Fotografien und Zeichnungen wechseln sich ab.
Allerdings sind noch die Geschichten zu erwähnen, welche zwischen die Rezepte gestreut wurden. Diese vermochten mich keineswegs anzusprechen, da ich sowohl ihren Inhalt als auch die Schreibweise als äußerst unangenehm empfunden habe. So wird von der schier unglaublichen Dekadenz der Superreichen berichtet, die Angst um den so wertvollen und von potenziellen Dieben bedrohten weißen Kaviar beschrieben oder von den Alkoholkonsum, Streitereien und Ähnlichem geschrieben. Andauernd stolperte ich über Aussagen wie "Mir war schnell klar, dass sie nicht der Typ für einen One-Night-Stand war. Oder sollte ich es nicht doch wenigstens bei ihr versuchen? Einen Moment bedauerte ich die Tatsache, dass es bei vielleicht nicht so leicht werden würde. (...) Wenn ich es täte, würde nicht nur unsere Beziehung, sondern der ganze Markt seine Unschuldigkeit verlieren (...)" (S.229). Immer wieder liest man von Nächten des Rausches - gerne auch mit Filmriss - und Ähnlichem.
Aber auch die Stimmung an Bord sollte ja wiedergegeben werden, sodass selbstverständlich auch hier kein Blatt vor den Mund genommen wird. Von Kollegen, die sich mal wieder "angeschissen kommen" (offenbar ein Synonym für "sich in die Küche begeben"), um nach dem heutigen Gericht zu fragen, die mit geflätschten Zähnen und einem - immerhin nicht mit der scharfen Seite - auf sie gerichteten Messern empfangen werden und davon unverständlicherweise nicht ganz so amüsiert sind wie der einzigartige Chefkoch (S.110). Seine Ausdrucksweise hat mich häufig ins Staunen versetzt, denn sie passte weniger zu einem edlen Koch und edlen Jachten, würde doch ein Seemann vor Neid erblassen...
So macht der Autor allgemein einen alles andere als sympathischen Eindruck auf mich und alleine die Vorstellung, wie er als junger und wirklich unerfahrener Koch darauf wartete, dass man ihn auf einem roten Teppich in Empfang nimmt und in die Küche geleitet, ist dafür ein Paradebeispiel.
Was er auch so alles, als für reiche Menschen normal ansieht, halte ich für bedenklich und abstoßend.
Diese Erzählungen, in die auch immer wieder ein paar Ausdrücke eingestreut wurden, die vor internationality nur so strotzen und bei mir nicht für Bewunderung ob der vielen Sprachkenntnisse sorgen, sind auch mein größter Kritikpunkt. Die Rezepte sind durchaus nett und abwechslungsreich, wenn auch nicht umwerfend, das Drumherum empfand ich sogar als lästig... Da kann dann auch die schöne Gestaltung nicht mehr viel reißen...

Auf die eher weniger druckreifen Formulierungen hätte meines Erachtens besser verzichtet werden sollen, da sie das Niveau des Buches unnötig in die Tiefe ziehen...

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mein Leben hat es nicht verändert...

Life changing Food
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Dem Klappentext zufolge setzt die in diesem Buch vorgestellte Ernährungsweise das Hauptaugenmerk auf den achtsamen Umgang mit dem Körper, weswegen Nahrungsmittel, welche Energie spenden und somit leistungsfähiger ...

Dem Klappentext zufolge setzt die in diesem Buch vorgestellte Ernährungsweise das Hauptaugenmerk auf den achtsamen Umgang mit dem Körper, weswegen Nahrungsmittel, welche Energie spenden und somit leistungsfähiger machen oder einen „erstrahlen lassen“, verwendet werden. Dieses Prinzip nennt die 30jährige „Gesundheitsmanagerin, Food-Fotografin, -Stylistin, -Bloggerin sowie Rezeptentwicklerin“ (S.191) Eva Fischer Life-Changing-Food-Prinzip, kurz LCF. Der versprochene „life changing moment“ soll sich bereits nach 21 Tagen erleben lassen.
Bis einschließlich Seite 29 erklärt die Autorin ihren Ansatz, sodass man auch viel über die Bloggerin erfährt. So liest man beispielsweise, dass sich ihr life changing moment in einem Café bei einer „Matcha-Milch aus hausgemachter Mandelmilch mit Goji-Beeren“ (S.8) offenbarte. Da bei ihr im Alter von 21 Jahren Zöliakie, also Glutenunverträglichkeit, diagnostiziert wurde, musste sie ihre komplette Ernährung umstellen. Dies war auch ein wichtiger Schritt in Richtung LCF, da ihr die Bedeutung gesunder Ernnährung schlagartig klar und Ernährung, wie sie erklärt, zu ihrem neuen Lebensinhalt wurde. Des Weiteren beschreibt sie, wie gut sich mit LCF auch das Wohlfühlgewicht erreichen und halten lässt, gespickt mit Feststellungen wie: „Food is essential to life. Therefore make it good.“. Auch zeigt eine aus zwei Kreisen bestehende Zeichnung, dass die „comfort zone“ eines jeden nicht dort liegt, „where the magic happens“ (S.16)… Es folgen Tipps zum Einkaufen, ein paar „Guidelines“ – Richtlinien klingen tatsächlich viel zu unmodern – und auch Nährstoffe, ORAQ-Werte oder der Energiebedarf des Menschen finden im Folgendem Erwähnung.
Um die Rezepte zu katalogisieren – ein Aspekt, den ich nun doch ansprechend finde – zeigen blaue, orangene, hell- und dunkelgrüne Kästchen gluten- oder laktosefreie sowie vegetarische und vegane Rezepte an. Nach ein paar weiteren Informationen beginnt der Rezeptteil des Buches.
In „Morgens“ finden sich Rezepte wie „Mandel-Vanille-Reisflocken-Porridge mit Bananen und Rhabarberkompott“ (S.35), „Acai-Smoothie-Bowl“ (S.42), „Hirse-Kokos-Porridge mit Aprikosen, Cranberrys und Pistazien“ (S.48) oder „Bunt belegte Brote“ (S.61).
Es folgt das Kapitel „Heimische Superfoods“, welches vier Seiten umfasst und Leinsamen, Sprossen und Co. erklärt.
In „Mittags“ werden vor allem verschiedene Salatideen vorgestellt. Danach geht es um „Exotische Superfoods“ wie Maca oder Reishi, es folgen Rezepte für „Abends“. „Chili sin Carne mit Kakao und Pistazien“ (S.126) oder „Zander aus dem Ofen mit Zucchini-Nudeln, Heidelbeeren und Spargel“ (S.135) sind beispielsweise für diese Mahlzeit angedacht.
„Zwischendurch“ beinhaltet Rezepte wie „Dattelbrot“ (S.159) oder „Früchte-Nussbrot“ (S.161), verschiedene Shakes und Riegel.

Von der Aufmachung her ist das Buch wirklich nett gemacht: Ein paar Worte sind, dem Kapitel angepasst, farblich unterlegt, einige der Gerichte sind ansprechend fotografiert (bei den meisten sucht man Bilder jedoch vergeblich) und man findet dank der Übersichten zu Beginn eines jeden Kapitels schnell ein gesuchtes Rezept. Auch das Lesebändchen gefällt mir sehr. Genervt haben mich hingegen die Zitate von Followern ihres Blogs (?), die der LCF-Ernährung voll des Lobes sind. Um ein solches mal herauszugreifen möchte ich Sarah, 31, zitieren: „Mit LCF habe ich einen neuen Weg eingeschlagen: Ich liebe diese kreativen Möglichkeiten, aus Gemüse, nährenden Hülsenfrüchten und Getreide bunte Geschmackserlebnisse zu zaubern. LCF ist für mich eine einfach umzusetzende Anleitung zur Ernährungsumstellung für ein besseres Leben.“ (S.97)
Darüber hinaus halte ich die Verwendung zahlreicher Superfoods für sehr kostspielig – als ich beispielsweise nach den Preisen für Reishi gesucht habe, war ich baff…
Sicherlich finden die Rezepte bei vielen Menschen Anklang, die auch ein „Matcha-Milch-Aha-Erlebnis“ hatten… Ich halte die meisten Rezepte für sehr umständlich und bin von den vielen exotischen Zutaten (selbst für kleine Gerichte) sehr überrascht. Jeden Tag aus diesem Buch zu kochen wäre mir zu aufwendig – ohne ein Koch-Muffel zu sein… Die meisten Rezepte sprachen mich einfach nicht an…

Zwar ist der Ansatz, sich gesund zu ernähren, möglichst viel Gemüse zu essen und frisch zu kochen, sehr löblich, jedoch denke ich, dass mit diesem Buch Gluten- oder Laktoseunverträgliche mehr anfangen können als der Durchschnitts-Esser. Und so richtig neu ist der Gedanke, möglichst wenig Weizen zu sich zu nehmen ja auch nicht gerade… Darüber hinaus hatte ich auch eher regionale Produkte erwartet, stattdessen braucht man eigentlich für jedes Gericht zahlreiche exotische Zutaten – regional-saisonales sucht man umsonst…

Veröffentlicht am 15.09.2016

Recht einseitig…

Kokosöl
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Dieses Buch widmet sich sehr umfassend dem Kokosöl, welches gut für Gesund- und Schönheit sein soll.
In der Einleitung wird die Geschichte der Kokosnuss nachvollzogen, von sich um sie rankenden Mythen ...

Dieses Buch widmet sich sehr umfassend dem Kokosöl, welches gut für Gesund- und Schönheit sein soll.
In der Einleitung wird die Geschichte der Kokosnuss nachvollzogen, von sich um sie rankenden Mythen wird berichtet und ihre Bedeutung als Handelsgut seit mehr als 2000 Jahren herausgestellt. Selbst der Sonnenorden der Kokosesser, welcher mir zuvor gänzlich unbekannt war – wird angeführt.
Im Kapitel „Bausteine der Ernährung“ wird beschrieben, welche Fette unser Organismus braucht und welche Bestandteile sie haben. Dieses Kapitel konnte mich nicht so ganz packen, da mir die Mengenangaben verschiedener Säuren, Spurenelemente oder Vitamine gegeben ehrlich gesagt nicht wirklich weiter geholfen hat… Jedenfalls stellt sich bei diesen Betrachtungen heraus, dass, auch wenn andere wertvolle Inhaltsstoffe in anderen Fetten in höherer Dosis zu finden sind, der Anteil an Laurinsäure bei Kokosöl vergleichsweise hoch ist.
Diese Erkenntnis bildet gewissermaßen das Grundgerüst für das sich nun anschließende Kapitel „Gesundheit und Wohlbefinden“, in dem die schier unglaublichen Anwendungsbereiche von Kokosöl beleuchtet werden. Ob beim Abnehmen, Hauterkrankungen und -verletzungen, Infektionen, Schwangerschaft, Stillzeit, Mundhygiene oder Tierwohl vermag Kokosöl zu helfen, so die Autorin. Allerdings stehe ich diesen Ausführung kritisch gegenüber, besonders nachdem ich zu der Stelle gekommen bin, in der behauptet wird, dass Kokosöl bereits Demenz vollkommen geheilt hat und Krebspatienten beinahe vollständig genesen ließ. Wenn 2 EL Kokosöl am Tag eine derart gute Therapie wären, würde man wohl kaum noch auf teure Medikamente mit starken Nebenwirkungen zurückgreifen… Werden Produkte derart hochgelobt, erscheint mir das bedenklich… Zumalen Kokosöl – in geringster Dosis beispielsweise lediglich zum Braten verwendet – hier als wahrer Alleskönner dargestellt wird.
Im nächsten Kapitel geht es darum, wie man „Kosmetik für Haut und Haar“ aus Kokosöl herstellen kann. Die Rezepte und Anleitungen reichen hier von Hautlotionen über Sonnenschutz bis hin zu Deos und Zahnpasta.
Anschließend findet man im Kapitel „In der Küche“ zahlreiche Rezepte, wobei meist ein bis zwei Esslöffel Kokosöl zum Braten genommen werden, sodass selbstverständlich die Bandbreite enorm ist – was man nicht alles in Kokosöl anbraten kann! Dennoch ist es sicherlich lobenswert, dass für jede Mahlzeit mehrere leicht zuzubereitende Gerichte, verständlich erklärt, angeführt werden. In verschiedene Unterthemen gegliedert finden sich so vegane, Paleo-, asiatische, Geflügel-, Backrezpte und vieles mehr. Sehr übersichtlich, jedoch nicht bebildert, findet man Speisen ganz unterschiedlichen Geschmacks.

So bin ich mir nicht ganz sicher, was ich von diesem Buch halten soll. Sicherlich hat die Autorin viel Recherche betrieben, um an die ganzen Informationen zu kommen, allerdings wirkt das Ganze auf mich nicht so richtig authentisch. Beim Lesen hatte ich immer wieder den Eindruck, Franziska von Au müsse schlank, faltenfrei, absolut gesund und umwerfend sein – so wie sie die Wirkungen des Kokosöls hochlobt. Nach kurzer Suche und dem Betrachten eines Fotos beschleicht mich das Gefühl, dass sie ihre 2 EL am Tag nicht so wirklich konsumiert… Andere ihrer Titel wie „Rote Bete: Die heilsamen Kräfte der Wunderknolle“ lassen mich vermuten, dass man die großen Wirkungen einer einzelnen Pflanze nicht so ganz wörtlich nehmen und stattdessen das wertvolle in einem jeden Naturprodukt suchen sollte.
Des Weiteren finde ich einige der angeführten stichhaltigen Beweise von höchst zuverlässigen Erhebungen nicht ganz so überzeugend: Zum Beispiel bezweifle ich, dass Insulaner in abgelegenen Gebieten deswegen seltener Herzinfarkte erleiden, weil sie vermehrt Kokosöl zu sich nehmen. Sind nicht vielmehr die anderen Lebensumstände (weniger Stress als in einer Leistungsgesellschaft) die Ursache? Diese Frage monokausal zu beantworten, finde ich nicht hinreichend...
Außerdem werden immer wieder die gleichen Passagen wiederholt - zum Beispiel ist der gleiche Text sowohl auf Seite 104 als auch auf Seite 92,f. zu finden oder über Zecken auf den Seiten 97 und 106.

Sicherlich ist Kokosöl ein tolles Naturprodukt, welches der Gesundheit nicht unzuträglich ist und Haut und Haare zu pflegen vermag. Die in den Inhaltstoffen liegenden Gründe hierfür werden ausführlich in diesem Werk behandelt und der große Rezeptteil ist sehr vielfältig, jedoch auch nicht gänzlich überzeugend. Das Fazit, welches ich aus dem Buch ziehe, ist, dass es sicherlich nicht schaden kann, mehr Kokosöl zu verwenden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schwierig...

The Girls
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Nachdem die enge und langjährige Freundschaft zu ihrer besten Freundin Connie in die Brüche gegangen ist, fehlt der vierzehnjährigen Evie Boyd zunehmend der Halt. Das sich so nach Liebe verzehrende Mädchen ...

Nachdem die enge und langjährige Freundschaft zu ihrer besten Freundin Connie in die Brüche gegangen ist, fehlt der vierzehnjährigen Evie Boyd zunehmend der Halt. Das sich so nach Liebe verzehrende Mädchen hat nun niemanden mehr, mit dem es verzweifelte Versuche, Haut und Haare in eine möglichst ansprechende Form zu bringen, somit beispielsweise durch kaltes Wasser ihre Poren zu verkleinern, unternehmen kann oder salzige Cracker essen kann, um dann schnell 10 Hampelmänner aus schlechtem Gewissen machen zu müssen. Da ihre Eltern seit einer Weile getrennt leben, stößt sie auch Zuhause nicht auf Zustände, die sie glücklich machen würden – denn was sie am meisten braucht wäre Beachtung.
Doch wer soll ihr die geben? Etwa ihr Vater, der mit seiner neuen Freundin weit fort in eine Wohnung gezogen ist, die durch die Dekoration alleine – wächsern glänzendes Obst in einer Schale auf dem Küchentisch – von einer ausschließlich für Erwachsene gedachten Zone zeugt? Oder Evies Mutter die, auf einem niemals enden wollenden Selbstfindungstrip, mit über Flammen erwärmten Kajalstiften Balken in das geschminkte Gesicht zaubert, bei denen Kleopatra vor Neid erblasst wäre? Kurz bevor sie sich ein Horoskop erstellen lässt und sich auf die Suche nach einem neuen Lebensgefährten macht? Wohl kaum.
Und so streift Evie durch den Ort – irgendwo in Kalifornien – bis sie eines Tages eine alles verändernde Begegnung hat. Vielleicht wäre „Begegnung“ das falsche Wort, aber immerhin sieht sie jemanden, der etwas in Evie bewegt: Im Müll nach Essbarem suchend, die schwarzen Haare lang und an den Rändern ganz ausgefranzt, trägt sie schmuddelig wirkende Kleidung und sieht selber auch nicht gerade wie frisch gewaschen auf. Diese Frau, wahrscheinlich nur ein paar Jahre älter als Evie, vielleicht 19 Jahre alt, stolziert mit so einer Freizügigkeit in Begleitung anderer, ebenso sonderbar wirkenden Mädchen, durch die Welt, dass Evie direkt in ihren Bann gezogen wird. Aber auch lange nach diesem Ereignis lässt die Erinnerung Evie nicht los.
Als sie dann ein paar Tage später wieder auf die Schwarzhaarige trifft, fühlt sie sich wie magisch angezogen und spricht das erste Mal mit ihr, Suzanne.
Um ihr noch näher sein zu können, folgt Evie Suzanne und den anderen Mädchen auf eine Ranch, die der behüteten Welt ihres Heims so fern scheint: Inmitten von Müll, in armen Verhältnissen, wohnen eine Reihe Hippies und fröhnen dem unbeschwerten Leben: Freie Liebe und eine Gemeinschaft, die zusammenhält – das sind die Gegebenheiten, die Evie ausschließlich wahrnimmt. Für sie ist die Ranch ein wunderbarer Ort.
Da sie zuvor immer wieder sexuelle Kontakte gesucht, jedoch nie das bekommen hatte, was sie wollte, beginnt sie sich von den Konventionen zu lösen, die sie von ihren Eltern kennt.
Beim Klang einer verstimmten Gitarre am lodernden Lagerfeuer, umgeben von Ausreißern bekommt sie das, was sie sich so sehr wünscht: Beachtung – und Liebe. Mit dem exessiven Konsum von Drogen scheint jedem alles möglich, die Welt steht ihnen offen.
Bald verfällt Evie nicht nur Suzanne und der Idee von Freiheit, sondern auch dem Anführer, Russell, dem seine Anhänger schier grenzenlose Kräfte nachsagen.
Aber hinter der Fassade nicht enden wollender Freiheit verbirgt sich etwas Dunkles, eine brutale Tat, die die ohnehin schon von den „normalen“ Bürgen verachtete Gruppe in ein noch schlechteres Licht rückt. Etwas, dass Evies Leben nachhaltig verändern und die Menschen in Angst versetzen wird…
Auch heute noch, als erwachsene Frau, ist Evie von der Vergangenheit gefangen. Gerade jetzt, als sie in dem leeren Haus eines Freundes Unterschlupf finden konnte und sein Sohn zusammen mit seiner Freundin auftaucht. Schließlich stellen Julian und Sasha unangenehme Fragen zur Vergangenheit, zu der Sekte – und den Morden…

Schon auf den ersten Seiten des Buches erfährt man beinahe den gesamten Inhalt, welcher dann aber, in vier Teile gegliedert, ausführlicher behandelt wird. Zu Beginn kam mir Evie wirklich armselig vor, wie sie hinter der Aufmerksamkeit von Männern her war und sich unter Einfluss zu vieler Teenie-Magazin genährten Phantasien (und Drogen) unglaublich viele Hoffnungen machte und den Druck auf sich verstärkte. Auch die Beschreibungen an solchen Stellen, wenn beispielsweise ein Raum beschrieben wird, der nach Masturbation riecht (S.50), oder das große Verlangen Evies nach körperlicher Nähe thematisiert wird, konnten mich wenig reizen.
Dazu kommt noch, dass ich von dem Anfang sehr verwirrt war: Irgendeine Person lebt in einem geliehenen Haus und hat etwas mit einer Sekte zu tun, wenn man zwei völlig zugedröhnten Jugendlichen, welche plötzlich auftauchen, Glauben schenken darf. Dabei springt die Erzählungen alle paar Zeilen, weil ein neuer Abschnitt beginnt. Aus den paar so erhaltenen Fetzten, konnte ich mir kein stimmiges Bild machen… Und fragte mich, wovon das Buch eigentlich handeln soll…
Nach und nach werden dann die Verhältnisse beschrieben, in denen Evie als Kind lebte. Manchmal war sie mir dabei so fremd, dann tat sie mir ein wenig Leid und als nächstes hätte ich sie am liebsten durchgeschüttelt… Immer wieder haben ihre Taten bei mir Entsetzten ausgelöst oder ich habe mich gefragt, wie man nur so verblendet sein kann… Eine Sympathieträgerin ist die Protagonistin in meinen Augen nicht…
Dem Buch diente die Manson-Family rund um Charles Manson als Vorlage. Vor dem Buch hatte ich noch nichts über Manson gehört oder gelesen, weswegen ich mich nach den ersten (äußerst verwirrenden) Seiten etwas über das Thema informierte. Das half mir beim Zusammenfügen der Fragmente ungemein, denn zuvor hatte ich den Zusammenhang der Hippie-Gruppe und kaltblütigen Morden nicht so ganz nachvollziehen können.
Allerdings muss ich sagen, dass ich mir mehr Inhalt erhofft hatte, denn im Prinzip bleiben noch viele Fragen offen: Wie konnte Russell – Charles Manson gleich – so viele Leute in seinen Bann ziehen, ihre Brieftasche öffnen oder was war die Lehre, auf die immer wieder angespielt wurde? Aus dem Buch jedenfalls geht das nicht hervor…
So bleibt es beim Lesen dieses Werkes wohl nicht aus, etwas über Manson zu lesen, um überhaupt nachvollziehen zu können, womit man es genau zu tun hat.
Auch wunderte ich mich beim Lesen darüber, wie schnell sich ein Mensch wandeln, wie schnell er seine Gewohnheiten und seine Manieren ablegen kann, um seinen neuen „Freunden“ besser zu gefallen…

Alles in allem lässt mich „The Girls“ zwiegespalten zurück: Zu Beginn war ich verwirrt und ärgerte mich beinahe durchgehend über Evie. Dann verbesserte sich allmählich die Sprache, denn der Schreibstil wurde bildhafter, kraftvoller und verlor etwas von der ständig mitschwingenden sexuellen Komponente. Diese tauchte später allerdings immer wieder auf, drängte sich in den Vordergrund und löste bei mir Genervtheit aus. Irgendwann ist ein Thema für mich auch zu genüge behandelt und muss nicht noch einmal aufgegriffen werden. Außerdem finde ich das Ganze, bedenkt man Evies junges Alter, extrem bedenklich, beachtet man auch, dass sie sich innerhalb von drei Monaten so „radikalisiert“. Auch stößt mir Übel auf, wie verbreitet Drogenkonsum in den beiden Erzählsträngen (1969 und Gegenwart) ist: Ob nun bei der 14 Jahre alten Evie und ihrer Freundin, dem gerade volljährigen Brunder Connies, auf der Ranch sowieso, bei dem zwölfjährigen Teddy (von Evie runtergemacht, weil sein Gras ja so minderwertig sei), bei der neuen Freundin von Evies Vater oder bei Julian und Sasha, die eigentlich nonstop unter dem Einfluss irgendwelcher Substanzen stehen.
Mir erscheinen die Charaktere nicht wirklich glaubhaft, viele Stellen wurden für meinen Geschmack zu sehr ausgearbeitet, andere hingegen nicht ausreichend behandelt. Dennoch ist das Buch wegen des (meist) sehr ansprechenden Schreibstiles sehr packend…

Und nun weiß ich, obwohl ich das Buch ganz gelesen habe, nicht so recht, was ich von ihm halten soll…

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich hatte mehr erwartet…

Darkmere Summer
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Kate ist sich sicher, dass ihr die besten Ferien überhaupt bevorstehen: Leo hat sie eingeladen, den Sommer zusammen mit ein paar Freunden auf dem Schloss in Darkmere, welches er vor kurzem geerbt hat, ...

Kate ist sich sicher, dass ihr die besten Ferien überhaupt bevorstehen: Leo hat sie eingeladen, den Sommer zusammen mit ein paar Freunden auf dem Schloss in Darkmere, welches er vor kurzem geerbt hat, zu verbringen. Doch als sie das idyllische Darkmere erreichen, beginnt die auf der Fahrt eigentlich ganz heiter gewesene Stimmung allmählich zu kippen… Und je mehr Zeit sie in dem alten Schloss verbringen, desto vergifteter wird die Atmosphäre. Obwohl ein Urlaub mit Sommer, Sonne und Strand geplant war, nehmen zunehmend Drogen und Alkohol überhand, mehrere rätselhafte Unfälle geschehen, die Jugendlichen werden immer gehässiger und hin- und wieder meinen einige Geister zu sehen. Auch wenn das mit der exessiven Feierlaune zusammenhängen könnte, beginnt Kate Nachforschungen zu der Geschichte Darkmere’s anzustellen und stößt dabei auf die düstere und bewegte und bewegende Vergangenheit dieses Ortes…
Könnte das Darkmere Castle wirklich verflucht sein? Und wären sie dann nicht alle in Gefahr?

Elinor erreichte das Schloss als junges Mädchen im Jahre 1825. Da das Gesicht ihrer wunderschönen großen Schwester durch einen Unfall entstellt wurde, musste sie die Rolle der heiratsfähigen jungen Dame einnehmen und wurde so recht plötzlich und unerwartet die Ehefrau von St Cloud.
Doch alles, was sie sich an Hoffnungen ausgemalt hatte, zerbröckelt nach und nach. Das Schloss ist für eine andere – ihre Schwester – hergerichtet worden, wie ihr bereits klar wird, als sie die eingemeißelten Initialen von ihr über dem Eingang entdeckt. Auch die Angestellten nehmen sie nicht als die Gemahlin von St Cloud wahr. Darüber hinaus bereitet ihr Gatte Elinor die Hölle auf Erden. Nach und nach merkt sie auch, dass etwas Verbotenes auf Darkmere Castle vor sich geht…

Die Geschichte wechselt immer wieder zwischen der Gegenwart, welche von Kate beschrieben, und der Vergangenheit, die aus Elinors Sicht erzählt wird.
Mir gefällt der Teil um die Jugendlichen ehrlich gesagt nicht ganz so gut, denn auch wenn es immer wieder mal spannend wird, fehlte mir persönlich der versprochene Grusel. Immer wieder ist nicht klar, ob wirklich etwas passiert ist, oder etwas nur im Rausch geschehen ist. Oder es wird aus einem furchtbaren Unfall doch ein nicht ganz so tragischer Vorfall, bei dem sich Betroffene nicht einmal verletzt haben… Auch war ich von vielen Charakteren immer stärker genervt: Leo hält sich für unwiderstehlich und unsterblich, meint den Obercoolen mimen zu müssen, wird dafür aber von allen bewundert. Allgemein schaukelt sich die Lage innerhalb der Clique immer weiter hoch, jedoch erscheint es mir zu häufig wie unspektakuläres Teeny-Gehabe, was mich generell annervt. Und Kate ist sich häufig nicht sicher, was sie von Darkmere Castle oder der Clique halten soll. Mal erscheint sie durchaus reif und erwachsen, doch im nächsten Moment möchte man am liebsten die Hände vorm Kopf zusammenschlagen. Die Charaktere sind weniger fein ausgearbeitet, was es auch erschwert, mit ihnen zu fühlen. Von manchen war ich nach einer Weile so angenervt, dass ich mich fragte, wann ihnen denn endlich auch so ein Unglück geschehen könnte… Da die Jugendlichen so farb- und leblos beschrieben werden, viel es mir auch oft schwer, sie auseinander zu halten. So erschienen mir einige der Jungen als eine Masse, die eh nur dem nacheifert, was Leo verlangt. Auch die vielen Drogen und der viele Alkohol tragen nicht dazu bei, sie sympathisch zu finden. Was mir auch nicht gefällt ist, dass Straftaten unter dem Deckmantel der guten Laune und des unbeschwerten Sommers getarnt und toleriert werden…
Die Kapitel, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen, haben mir jedoch besser gefallen. Zwar sind auch hier viele Handlungen und Entwicklungen mehr als vorhersehbar und die Charaktere auch nur etwas besser beschrieben, jedoch ist das Erzählte hier atmosphärischer. Darüber hinaus gefällt mir der Schreibstil in diesem Teil mehr: Während in der Gegenwart eine lässige Jugendsprache verwendet wird, bedient sich die Autorin in der Geschichte um Elinor einer klingenden und feineren Sprache. Spannender waren diese Kapitel für mich zudem auch.

Alles in allem handelt es sich bei „Darkmere Summer“ um einen leicht zu lesenden Jugendroman, der trotz einiger Längen nicht viel Zeit in Anspruch nimmt. Meines Erachtens hätte man die Drogen-Exess-Szenen aus der Gegenwart etwas kürzen und dafür die Geschichte um Elinor noch etwas mehr ausarbeiten sollen. Insgesamt kommt die Ausarbeitung der Charaktere zu kurz, weswegen sie größtenteils eine unsympathische Masse bilden. Ich habe lange darauf gewartet, dass endlich etwas Spannendes geschieht und wurde letztendlich nicht so wirklich überzeugt. Vom Schreibstil her unterscheiden sich die beiden Erzählstränge sehr, ich ziehe dem stumpfen Schreibstil bei den jugendlichen Feierszenen die etwas erwachsenere Ausdrucksweise im Teil um Elinor vor. Dennoch bleibt auch sie locker, sodass sich das Buch recht schnell lesen lässt.
Aber auch das Ende lässt mich zwiegespalten zurück: Zum Teil ist es verwirrend, stellt aber in Bezug auf die Spannung gewissermaßen einen Höhepunkt dar.

Ich vergebe daher 2,5/5 düstere Sterne