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Veröffentlicht am 26.02.2019

ein Stück Zeitgeschichte

Was uns erinnern lässt
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1977: Das Zuhause der vierzehnjährigen Christine ist das ehemals mondäne Hotel Waldeshöh am Rennsteig im Thüringer Wald. Seit der Teilung Deutschlands liegt es hinter Stacheldraht in der Sperrzone ...

1977: Das Zuhause der vierzehnjährigen Christine ist das ehemals mondäne Hotel Waldeshöh am Rennsteig im Thüringer Wald. Seit der Teilung Deutschlands liegt es hinter Stacheldraht in der Sperrzone direkt an der Grenze. Schon lange findet kein Wanderer mehr den Weg dorthin. Ohne Passierschein darf niemand das Waldstück betreten, irgendwann fahren weder Postauto noch Krankenwagen mehr dort hinauf. Fast scheint es, als habe die DDR das Hotel und seine Bewohner vergessen.
2017: Die junge Milla findet abseits der Wanderwege im Thüringer Wald einen überwucherten Keller und stößt auf die Geschichte des Hotels Waldeshöh.
Auf der Suche nach den ehemaligen Bewohnern trifft sie auf Christine, die beiden Frauen freunden sich an.
Kati Naumann erzählt die Geschichte der Familie Dressel in kleinen Episoden die das genaue Spiegelbild des Lebens in der ehemaligen DDR ist. Vor allem die Repressalien die die Familie ausgesetzt ist, nur weil sie im Grenzgebiet leben sind unvorstellbar.
In der Gegenüberstellung die Gegenwart: Milla sucht Lost Places und möchte mehr darüber heraus finden. Sie hilft den Erben eine Wiedergutmachung zu beantragen.
Der Teil des Buches das in der Vergangenheit spielt ist einfach mitreißend und ungeheuer berührend, denn die Familie wird nicht nur vorgestellt und ihr Schicksal erzählt, sondern wir Leser werden mitgenommen in den Wald, in das Leben, in die DDR und auch in eine Familie die von Zusammenhalt und Hoffnung getragen wird.
In der Jetzt Zeit finden wir uns selber wieder. Internet, pubertierende Kinder, der Stress Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.
Frau Naumann schafft es Stimmungen mit ihrer bildhaften Sprache zu erzeugen die in dieser Art sehr selten ist, dadurch ist dieses Buch mit Sicherheit ein Lesehighlight in diesem Jahr für mich.
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Veröffentlicht am 22.02.2019

der Zweck heiligt die Mittel

Der Postbote von Girifalco oder Eine kurze Geschichte über den Zufall
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Eine Zeitreise in ein längst vergessenes Italien.
Süditalien 1969. Im verschlafenen Girifalco geht alles seinen gewohnten Gang - die anstehenden Kommunalwahlen sind schon das Aufregendste, was auf absehbare ...

Eine Zeitreise in ein längst vergessenes Italien.
Süditalien 1969. Im verschlafenen Girifalco geht alles seinen gewohnten Gang - die anstehenden Kommunalwahlen sind schon das Aufregendste, was auf absehbare Zeit zu erwarten ist. Doch im Geheimen zieht ein guter Geist die Fäden, ohne dass die anderen Dorfbewohner es ahnen: Denn der Postbote des Ortes ist ein melancholischer Einzelgänger, der die Philosophie liebt und Zufälle sammelt - und nebenbei heimlich in den Briefverkehr des Dorfes eingreift. So versucht er, den Dingen die richtige Richtung zu geben.
Unglücklich Liebende werden zusammengeführt, politische und amouröse Betrugsversuche verhindert, und Mütter bekommen plötzlich Post von ihren in der Ferne verschollen geglaubten Söhnen. Der Postbote von Girifalco scheint sich in seinem zurückgezogenen Dasein eingerichtet zu haben - bis ein mysteriöser Brief aus der Vergangenheit auftaucht, der das Dorfleben im Allgemeinen und seines im Besonderen gehörig ins Wanken bringt. Ein charmanter, lustiger, rührender Roman mit einem zu Herzen gehenden Protagonisten, der uns mitnimmt auf eine nostalgische Italienreise.Im Buch finden Sie ein ausführliches Verzeichnis der agierenden Personen.

Es ist ein ungewöhnlich leises Buch das trotzdem die volle Aufmerksamkeit fordert und auch bekommt. Der Postbote liest die Briefe die er verteilen soll und beantwortet sie auch. Er spielt Schicksal. Er meint es gut. Aber heiligt der Zweck immer die Mittel? Die Geschichte ist sehr intensiv und verlangt alle Sinne beim Lesen, der Leser riecht den Duft der Blumen, des frischen Brotes, er hört die Stimmen der Menschen wenn sie ihre Geschichte erzählen oder ihren Gesang, er sieht die verführerischen Frauen und die Schönheit der Landschaft, er fühlt die Sonne auf seiner Haut und den Regen im Gesicht. Er schmeckt den Wein und den Eintopf als ob er selber am Tisch sitzt. Es war ein seltenes Ereignis so ein Buch zu lesen, denn solche Autoren gibt es nicht oft.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Ökologie vs. Naturschutz

Wer Wind sät (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 5)
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Kriminalkommissarin Pia Kirchhoff wird zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen: Ein toter Nachtwächter lag mehrere Tage unentdeckt in einem Firmengebäude. Schnell wird klar, es war Mord. Gemeinsam ...


Kriminalkommissarin Pia Kirchhoff wird zu einem ungewöhnlichen Tatort gerufen: Ein toter Nachtwächter lag mehrere Tage unentdeckt in einem Firmengebäude. Schnell wird klar, es war Mord. Gemeinsam mit Oliver von Bodenstein ermittelt Pia im Umkreis einer Bürgerinitiative, die gegen einen geplanten Windpark kämpft. Dabei stoßen sie auf ein Grundstück im Taunus, das plötzlich zwei Millionen wert ist – .einen Mann das Leben kostet …
Ich liebe die Krimis von Nele Neuhaus, sie überraschen mich jedesmal aufs Neue. Immer wenn ich denke jetzt weißt du das Motiv oder kennst den Mörder kommt eine überraschende aber logische Wendung und es geht von vorn los. Dies ist der fünfte Fall um die beiden Ermittler, ihr Privatleben entwickelt sich kontinuierlich weiter und die Fälle die sie bearbeiten sind in sich abgeschlossen. Also kann man jeden Krimi für sich lesen oder aber hinter einander wenn man nicht über das Privatleben gespoilert werden will.
Es ist immer ein aktuelles Thema das mit dem Mord in Verbindung steht in diesem ökologische, nachhaltige Energie auf der einen auf der anderen Seite die unberührte Natur und ihre Befürworter. Jeder Leser hat eine Meinung zu den Thema und man fühlt sich unmittelbar angesprochen. Zusammen mit dem flüssigen Schreibstil, keine verschachtelten Sätze und viel Spannung wird das Buch zu einem großen Lesegenuss.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Intuition

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Juni 1947: Auf den arktischen Winter ist ein ungewöhnlich heißer Sommer gefolgt. Die Ernährungslage ist immer noch desolat. Friederike Matthée ermittelt im Mordfall an einer ehemaligen Beamtin ...

Juni 1947: Auf den arktischen Winter ist ein ungewöhnlich heißer Sommer gefolgt. Die Ernährungslage ist immer noch desolat. Friederike Matthée ermittelt im Mordfall an einer ehemaligen Beamtin der Weiblichen Kriminalpolizei. Dieser Mordfall bringt sie und Richard Davies von der Royal Military Police wieder zusammen. Doch die Ermittlungen rühren an Geschehnisse aus der Vergangenheit, die auch Friederike schmerzlich betreffen und die das Vertrauen zwischen ihr und Davies für immer zu zerstören drohen.
Dies ist das zweite Buch mit Friederike Matthée, die sich weiter entwickelt hat. Im ersten Band wurde sie noch als sehr unsicher und gehemmt durch die Kriegsereignisse dargestellt. In diesem Buch ist sie selbstsicherer und mutiger in ihren Entscheidungen. Richard Davies hadert immer noch mit der Schuld überlebt zu haben.
Wieder wird das Nachkriegs-Köln und das Schicksal der Menschen eindrucksvoll geschildert. Der Hunger, der Wohnungsmangel und der Wunsch nach Vergessen egal ob man an den Verbrechen teil hatte oder nicht. Der Hunger nach Leben ist riesengroß.
Dieses Buch ist unabhängig vom ersten Band zu lesen, alle wichtigen Details aus dem Privatleben der beiden Ermittler werden erwähnt ohne das wenn man den ersten Band kennt gelangweilt ist.
Die Mordermittlungen ( jeder hat eine andere ) überschneiden sich und dadurch erhöht sich noch die Spannung.
Ein klassischer Krimi aber keine Massenware..

Veröffentlicht am 15.01.2019

Wunderschön

Und wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende
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Eigentlich wollte Julia nach der Trennung von ihrem untreuen Mann nur eine neue Wohnung - stattdessen bekommt sie ein Traumhaus. Gratis. Der Haken: Sie muss nicht nur die Pflege der im Koma liegenden Besitzerin ...

Eigentlich wollte Julia nach der Trennung von ihrem untreuen Mann nur eine neue Wohnung - stattdessen bekommt sie ein Traumhaus. Gratis. Der Haken: Sie muss nicht nur die Pflege der im Koma liegenden Besitzerin Frau Smit übernehmen, sondern auch die Verantwortung für eine Gruppe skurriler Außenseiter, die dort ein und aus gehen: ein misshandeltes Mädchen aus der Nachbarschaft, ein depressiver Gärtner, eine Friseurin, die einen illegalen Frisiersalon im Haus betreibt, der Dealer, der Frau Smit immer die besondere Zutat für ihren "Beruhigungstee" vor dem Schlafengehen besorgt hat. Das führt natürlich zu einigen Turbulenzen. Doch als der Neffe von Frau Smit seine Tante ins Hospiz abschieben will, halten Julia und ihre bunte neue Familie zusammen - und kämpfen mit allen Mitteln darum, die alte Dame nach Hause holen zu können.
Was? Wieso ? Warum? und mehr Fragen hat die Hauptperson dieses Buchs als sie das Haus das sie hüten soll, das erste Mal betritt. Auch ich als Leserin hatte diese Fragen mit jeder Seite wurde eine Frage beantwortet und eine neue aufgeworfen. Der Titel ist Programm, alle machen weiter bis es endlich gut ist.
Unterschiedliche soziale Probleme werden vorgestellt z.B.: Asyl oder Pflege. Dazu der Kampf gegen den bürokratischen Aufwand. .
So viel Spannung und Humor in einem Roman um soziale Probleme jeder Art hatte ich nicht erwartet und war positiv überrascht.
Die Charaktere sind alle mehr oder etwas weniger sympathisch. Auch die etwas weniger netten Leute werden so humorvoll dargestellt das der Leser sie mag.
Dieses Buch bekommt eine absolute Leseempfehlung.