Brutal ehrlich und richtig gut!
Career Suicide„Aber eine Welt außerhalb der Tokio-Blase kannte ich nicht. Als Teenager, die Schule abgebrochen, um Rockstar zu werden, hatte ich nie gelernt, ein eigenständiger Mensch zu sein. Wer bin ich eigentlich, ...
„Aber eine Welt außerhalb der Tokio-Blase kannte ich nicht. Als Teenager, die Schule abgebrochen, um Rockstar zu werden, hatte ich nie gelernt, ein eigenständiger Mensch zu sein. Wer bin ich eigentlich, und was mache ich hier?“
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Bill Kaulitz, das Gesicht der Band Tokio Hotel. Von den einen geliebt, von anderen gehasst. Aufgefallen ist er grundsätzlich schon immer.
Mit gerade mal 15 Jahren stürmte der Sänger der Band die Charts mit „Durch den Monsun“, der Beginn einer absoluten Erfolgsgeschichte, die am Ende so gefährlich wurde, dass Bill mit seinem Bruder Tom nach LA flüchtet, von wo aus er auf die ersten dreißig Jahre seines Lebens zurückblickt und mal wieder feststellt: Anderssein ist schön, ist richtig!
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Ich durfte „Career Suicide“ von Bill Kaulitz als Rezensionsexemplar lesen und habe mich mega gefreut. Als Jugendliche war ich Tokio Hotel-Fan. Definititv NICHT so ein kreischender Teenie, der überall nachgereist ist und heulend vor Hotels stand um ein Kind von Bill oder Tom zu wollen. Aber die Lieder konnte ich alle auswendig und auf einem Konzert war ich natürlich auch. Dementsprechend hat mich die Geschichte aus Bills Sicht natürlich mega interessiert. Ich wusste ja aus den Medien, dass das am Ende alles etwas „too much“ war, aber damals war ich schon nicht mehr so der Fan und habe das alles nur halbwegs mitbekommen. Umso krasser war die Biographie für mich.
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Das Vorwort? Puhh, sehr verwirrend. Da hatte ich schon echt Angst, dass das so jetzt 400 Seiten weitergeht. Aber dann ging Bills Geschichte los. So brutal ehrlich und genial, dass ich sie in zwei Tagen durchgelesen hatte.
Bill verschweigt nichts, weder die Kindheit in ärmlichen Verhältnissen und als Mobbingopfer für einige Kinder, noch den krassen Aufstieg, das knallharte Musikbusiness und welche Folgen damit einhergegangen sind. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass er sich mit dem Buch nicht nur Freunde gemacht hat. Aber eben genau das macht die Geschichte aus. Er schreibt so offen über wirklich alles, dass man ihm das auch abkauft. Selbst die unschönen Dinge. Und wenn es doch nun mal so war, dass irgendwann ohne Drogen nichts mehr ging, der Erfolg einfach zu viel wurde und man nach LA gezogen ist um „klein zu werden“? Dann steht das eben auch so drin. Warum soll man das umschrieben, nur damit für einige Mädels nicht die Wunschvorstellung der perfekten Teenie-Stars platzt?!
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Bills ersten dreißig Jahre lassen einen viel nachdenken, überdenken und trotzdem wieder in die alten Teeniejahre zurückversetzen und mir persönlich wurde mal wieder klar, dass Ruhm und Erfolg nicht alles sind und wie schön es doch sein kann, eben kein Promi zu sein.
Schade, dass das Vorwort so seltsam war, vielleicht bin ich aber auch einfach nicht intelligent genug dafür. Von mir gibt es 4 Sterne.