Profilbild von wortgeflumselkritzelkram

wortgeflumselkritzelkram

Lesejury-Mitglied
offline

wortgeflumselkritzelkram ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit wortgeflumselkritzelkram über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.01.2017

Konnte mich leider nicht mitreißen ...

Under Ground
0

"Under Ground" von S. L. Grey ist 2016 bei Heyne erschienen.

Hinter dem Pseudonym S.L. Grey verbergen sich die Bestsellerautoren Sarah Lotz und Louis Greenburg, die sich hier mit der Frage beschäftigen, ...

"Under Ground" von S. L. Grey ist 2016 bei Heyne erschienen.

Hinter dem Pseudonym S.L. Grey verbergen sich die Bestsellerautoren Sarah Lotz und Louis Greenburg, die sich hier mit der Frage beschäftigen, wie Menschen reagieren, wenn sie sich in einer Extremsituation wiederfinden.

In den USA grassiert ein tödliches Grippevirus und während die normale Welt im Chaos versinkt, flieht eine Gruppe gut betuchter Menschen in einen unterirdischen Luxusbunker. Dort müssen diese ganz unterschiedlichen Personen versuchen, miteinander klar zu kommen. Doch schon bald tauchen erste Spannungen auf, die in Panik gipfeln, als der Erbauer des Bunkers tot aufgefunden wird. Denn mit ihm ist auch der Code zum Öffnen der Türen verloren gegangen. Und als dann Wasser und Sauerstoff knapp werden, beginnt ein Kampf ums Überleben.

Zu meinem Glück gibt es zu Beginn des Buches eine Seite, auf der ein Querschnitt des Bunkers gezeichnet und die Namen der Bewohner aufgelistet sind. So konnte ich immer wieder zurück blättern und nachlesen, wer wer ist, denn dies konnte ich mir über die gesamte Länge des Buches nicht merken. Ob es an dem Schreibstil lag – die einzelnen Kapitel werden jeweils aus Sicht unterschiedlicher Bewohner geschrieben und dann leider auch mal in Ich-Form, dann wieder nicht. Oder lag es daran, dass die Personen eigentümlich flach und leblos blieben. Auch die Beziehungen unter den Bewohnern bleiben charakterlos und undurchsichtig.

Durch die räumliche Enge sind die Probleme und Konflikte im Bunker vorprogrammiert. Trotzdem wirkt vieles auf mich konstruiert und bleibt spannungslos. An vielen Stellen musste ich mich immer wieder motivieren, weiter zu lesen.

Das Ende ist zwar überraschend, wirkt allerdings auch gestelzt, v. a. weil schon wieder der Erzählstil gewechselt wird und (Achtung Spoiler) in Tagebucheinträgen weiter geführt wird.

Sorry – dieses Buch kann ich leider nicht empfehlen. Die Autoren hatten eine tolle Idee (allerdings auch keine neue), die sie allerdings in meinen Augen ohne wirkliche Spannung und Tiefe umgesetzt haben.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Leider abgebrochen ...

Ein Meer aus Tinte und Gold (Das Buch von Kelanna 1)
1

Heute lese ich „Das Buch von Kelanna, Band 1- Ein Meer aus Tinte und Gold“ von Tracy Chee, erschienen 2016 bei Carlsen.

Inhalt laut Verlagshomepage: Seit Sefias Vater ermordet wurde, kämpft sie mit ihrer ...

Heute lese ich „Das Buch von Kelanna, Band 1- Ein Meer aus Tinte und Gold“ von Tracy Chee, erschienen 2016 bei Carlsen.

Inhalt laut Verlagshomepage: Seit Sefias Vater ermordet wurde, kämpft sie mit ihrer Tante Nin ums Überleben. Aber dann wird Nin entführt und die einzige Spur zu ihr ist ein Buch: ein scheinbar nutzloser Gegenstand in einem Land, in dem fast niemand um die Existenz des geschriebenen Wortes weiß. Doch kaum berührt Sefia das makellose Papier, spürt sie eine magische Verbundenheit und lernt die Zeichen zu deuten. Sie führen sie nicht nur auf eine gefährliche Reise, sondern auch an die Seite eines stummen Jungen, der selbst voller Geheimnisse steckt. Gemeinsam wollen sie Nin finden – und den Tod von Sefias Vater rächen.

„Es war einmal und es wird eines Tages sein. So fangen alle Geschichten an.“

Was für ein vielversprechender Klappentext und was für ein wunderschöner erster Satz. Dazu das schöne Buchcover und der Titel des Buches – das hat mich in seinen Bann gezogen und so kaufte ich mir dieses Buch – trotz vorweihnachtlichem Buchkaufverbot – ganz spontan.

Und auch die nächsten Sätze lasen sich poetisch, bildhaft und vielversprechend. Und die Idee von einer Welt ohne Bücher, außer dem einen, das Sefia mit sich trägt und Magie, die im Geheimen gewoben wird – das fand ich ganz wundervoll.

Aber – meiner Meinung nach will dieses Buch zuviel. Es ist von allem zu viel: zu viele Personen mit wunderschönen Namen, die ich mir leider nicht alle merken konnte. Da es kein Personenverzeichnis gibt, musste ich immer wieder zurück blättern, raten oder irgendwann von selber wieder drauf kommen, wer das nun alles war. Zuviel Geschichte in der Geschichte: Es werden mehrere Geschichten parallel erzählt. Da ist zum einen die von Sefia. Dann die Geschichte von Lon, dem Jungen, der in einer Bibliothek arbeitet. Das hat mich zu Beginn unendlich verwirrt – war doch eigentlich erst immer die Rede davon, dass es keine Bücher mehr gibt. Dann taucht auf einmal ein Kapitän auf und weitere Personen erscheinen und erst später kristalliert sich für mich heraus, dass dies eine Geschichte in der Geschichte ist. Gleichzeitig ändert sich auch immer wieder die Schrift im Buch. Einzelne Kapitel sind unterschiedlich geschrieben, manche Sätze sind durchgestrichen. Einzelne Buchstaben werden hervor gehoben. Neben den Seitenzahlen sind manchmal Wörter gedruckt. Und auf alles muss man irgendwie achten und einen Sinn hinein geben.

Alles zusammen sollte wahrscheinlich Spannung hervor rufen – mich hat es leider nur verwirrt. Immer wieder wurde ich in neue Handlungsstränge hinein geworfen.

Ich finde, dass den einzelnen Personen und Geschichten auch durch diese ganze Vielfalt eben nicht mehr die entsprechende Aufmerksamkeit gegeben werden kann.

Und das war mir irgendwann zu viel.

Ich habe tatsächlich seit langem ein Buch abgebrochen – trotz der wunderschönen Sprache und der vielversprechenden Idee.

Vielleicht nehme ich es irgendwann noch mal zur Hand. Vielleicht lag es an mir …

Veröffentlicht am 16.01.2017

Was für ein großartiges Buch ...

Lokal
0

„Lokal – Das Kochexperiment“ von Georg Schweisfurth und Simon Tress ist 2016 im Südwest Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Georg Schweisfurth ist Metzger und hat mit seinem Freund Simon Tress, Deutschland ...

„Lokal – Das Kochexperiment“ von Georg Schweisfurth und Simon Tress ist 2016 im Südwest Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Georg Schweisfurth ist Metzger und hat mit seinem Freund Simon Tress, Deutschland bekanntestem Bio-Spizenkoch, schon ein gemeinsames Buch („Fleisch“) herausgegeben. Nun wagen die zwei sich an den Begriff „Lokal“, wobei dieser dafür steht, dass sie Lebensmittel beziehen, die lediglich 15 km um den eigenen Lebensmittelpunkt herum produziert werden. Dies verbinden sie mit einer Reise zu elf verschiedenen Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, um echten = lokalen Geschmack zu finden. Verbunden ist diese Reise mit einer Challenge: Außer einem Sack mit gutem Salz haben die beiden Köche nichts dabei und müssen nun mit den gegebenen lokalen Lebensmitteln ein schmackhaftes Gericht kreieren.

Das ist kein Kochbuch, es ist auch kein Reiseführer oder ein Buch über Warenkunde. Es ist eigentlich alles und noch viel mehr.

Die beiden Freunde Schweisfurth und Tress reisen an elf verschiedene Orte und lernen dort die Region und die dort lebenden Menschen kennen. Dies sind bekannte Städte wie z. B. Heilbronn, Wien oder Berlin.

Oder auch Bremen. Hier erfährt man als Leser zunächst ein wenig Geschichtliches über die Stadt und das Umland. Als nächstes begleitet man die zwei Autoren zu den verschiedenen Orten, an denen sie quasi ihre „Lokalitäten“, die sie verarbeiten wollen, sammeln. Das sind in dem Fall eine Gärtnerei, eine Imkerei, eine Hofmolkerei und ein Bio-Hof. Und bei jeder Station lernt man die Menschen kennen, die dort arbeiten und welche Philosophie sie vertreten. Untermalt ist dies von Interviews und wunderschönen Farbfotografien.

Es folgen kurz aufgelistet, welche Produkte die zwei gefunden und verarbeitet haben und schließlich der ausführliche und gut bebilderte Rezeptteil, der mit einer kleinen Waren- und Küchenkunde endet. Die einzelnen Arbeitsschritte sind ausführlich und gut beschrieben. Und vor allem sind die Rezepte nicht zu außergewöhnlich, als dass man sie nicht nachkochen wollte, wie z. B. gesalzenes Honig-Milch-Eis oder Ragout vom Lamm mit Kartoffel-Steinpilz-Stampf oder kalte Kartoffel-Meerrettich-Suppe.

Die Idee, die hinter diesem Buch steht, finde ich grandios. Warum immer in die Ferne schweifen und Lebensmittel aus fernen Ländern nutzen? Sinniger und sinnvoll ist das Nutzen der „lokalen“ Lebensmittel – das ist echte Regionalität!

Den beiden Freunden Schweisfurth und Tress ist hier ein ganz wundervolles Buch gelungen, das durch seine Vielfalt nicht nur zum Nachkochen anregt, sondern auch zum Blättern und Schmökern verführt. Und es lädt vor allem den Leser dazu ein, mit alten Koch- und Einkaufsgewohnheiten zu brechen und „Lokal“ zu denken!

Eine absolute Kaufempfehlung!

Veröffentlicht am 16.01.2017

Absolute Leseempfehlung

Die Vermissten
0

"Die Vermissten" von Caroline Eriksson ist 2016 im Penguin Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Greta, Alex und Tochter Smilla machen während ihres Urlaubs eine Bootstour. Als Alex und Smilla von einem Inselausflug ...

"Die Vermissten" von Caroline Eriksson ist 2016 im Penguin Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Greta, Alex und Tochter Smilla machen während ihres Urlaubs eine Bootstour. Als Alex und Smilla von einem Inselausflug nicht zurückkehren, macht sich Greta zunächst beunruhigt, später zutiefst verzweifelt auf die Suche nach den beiden und wendet sich schließlich an die Polizei. Doch dann wird deutlich, dass Gretas eigene Geschichte Rätsel aufweist, ebenso wie das Verschwinden von Alex und Smilla und der Leser fragt sich, ob Greta nicht sogar etwas damit zu tun hat….

„Ein Mann und ein Mädchen gehen auf einer kleinen Insel an Land. Sie kommen nicht zurück. Was kann da passiert sein? Es gibt Unmengen an denkbaren Erklärungen, rede ich mir ein.“

Die Autorin hat Sozialpsychologie studiert – das merkt man. Die Geschichte um Greta ist psychologisch äußerst gut durchdacht. Nichts ist so, wie es scheint …

Als Leser wird man direkt in eine düstere und spannende Handlung hinein geworfen und fragt sich über die gesamte Dauer des Buches, was da eigentlich passiert ist und wie alles zusammenhängt. Warum verschwinden Alex und Smilla? Warum geht Greta nicht direkt zur Polizei? Wer ist der Anrufer, der Greta anruft? Diese Spannung wird auch die ganze Zeit aufrechterhalten, indem uns die Autorin in die Gedankenwelt Gretas eintauchen lässt. Mit Andeutungen aus Gretas Vergangenheit bleibt das Geschehen undurchsichtig.

„Wieder packt mich dieses Gefühl, als würde ich das alles nur spielen, als hätten meine Gedanken und Taten etwas Gekünsteltes. Als wäre meine Suche nichts als ein Fantasiegebilde. Als hätte ich im Grunde Zugang zur Wahrheit, würde sie aber bewusst ignorieren.“

Einige Kapitel sind in kursiver Schrift geschrieben. Hier bleibt bis kurz vorm Ende offen, wer diese Zeilen schreibt.

Das führt natürlich auch zu Verwirrungen. Wahn oder Wirklichkeit – was ist real?

„Was geschieht eigentlich gerade mit mir? Verliere ich die Fähigkeit, zwischen Wirklichkeit und Traum zu unterscheiden? Vernunft und Wahnsinn?

Doch kurz vor Schluss fügen sich die Puzzleteilchen zu einem überraschenden Finale.

Obwohl ich gerade im Mittelteil Schwierigkeiten hatte, der Handlung zu folgen, hat mich dieses Buch komplett überzeugt. Der Spannungsbogen, der wirklich die ganze Zeit aufrecht erhalten wurde, brachte mich fast dazu, an meinen Fingernägeln zu knabbern. Und die düstere Atmosphäre, die die Autorin durch ihren Schreibstil schafft, untermalt das Geschehen aufs feinste.

Eine absolute Leseempfehlung für jeden Thriller-Fan!