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Veröffentlicht am 04.07.2019

Nicht-Maigret-Roman

Striptease
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Georges Simenon taucht in diesem relativ kurzen Nicht-Maigret-Roman tief in das Sujet der Stripteasebars in Cannes um 1954 ein. Eine Welt, die er anscheinend gut kannte und genossen hatte.
Der Roman hat ...

Georges Simenon taucht in diesem relativ kurzen Nicht-Maigret-Roman tief in das Sujet der Stripteasebars in Cannes um 1954 ein. Eine Welt, die er anscheinend gut kannte und genossen hatte.
Der Roman hat eine bemerkenswerte Dichte, wenn auch wenig Story.
Dennoch erfährt man einiges davon, wie die Stripteasetänzerinnen leben, von ihren Eifersüchteleien und Leidenschaften.
Zwar hat mich dieses Sujet nicht ganz so zwingend ergriffen wie Simenons Roman Das Haus am Kanal, aber lesenswert ist Striptease doch.
Für mich ist Simenon ein bemerkenswerter Autor, wenn er etwas anderes als Krimis schreibt.
Auch das Nachwort mit dem Titel “Eine Studie weiblichen Verlangens” von Ulrich Wickert ist gelungen. Er berichtet z.B. von seiner Begegnung mit Günter Grass, der tatsächlich viel von Simeons Non-Maigrets gehalten hatte. Wickert kann auch einiges von Simenons privaten Leben berichten, dass wohl genauso turbulent war wie seine Romane.

Veröffentlicht am 22.06.2019

Neuanfang in Rügen

Inselküsse
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Die alleinerziehende Töpferin Marie lebt mit ihren Kindern (Karo und die Zwillinge Til und Ole) in Berlin und ab und zu kümmert sie sich um ihre Nachbarin Ruth, die schon älter ist. Aus ihnen wird schließlich ...

Die alleinerziehende Töpferin Marie lebt mit ihren Kindern (Karo und die Zwillinge Til und Ole) in Berlin und ab und zu kümmert sie sich um ihre Nachbarin Ruth, die schon älter ist. Aus ihnen wird schließlich eine Zweckgemeinschaft, die gemeinsam in ein Haus auf der Insel Rügen zieht. Hier kann Marie einen lukrativen Auftrag übernehmen.
Einfach wird es aber nicht, denn das alte Haus hat seine Macken.
Zu Maries Glück lebt ein ebenfalls alleinerziehender, gutaussehend der alleinstehender fleißiger Handwerker in der Nähe. Was für ein Klischee!
Immerhin wird das später gebrochen, indem die Beziehung doch nicht so glatt geht wie erwartet und Christian die Insel Rügen zeitweise sogar verlässt.

Der Roman ist unterhaltsam, aber auch sehr vorhersehbar und nach bewährter Masche geschrieben. Er erinnert mich an das Herzschmerzkino Sonntag abends im ZDF.
Das Buch ist schon sehr harmlos, aber das Zielpublikum erwartet vermutlich nichts anders und einige gut gemachte Passagen entschädigen ausreichend.

Veröffentlicht am 14.06.2019

10 Essays

Vom Verschwinden der Rituale
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Vom Verschwinden der Rituale heißt das neue Essay von Byung-Chul Han, der wahrscheinlich der momentan angesagteste deutschsprachige Philosoph ist.
Ich lese die 10 Kapitel aber als einzelne Essays. Alle ...

Vom Verschwinden der Rituale heißt das neue Essay von Byung-Chul Han, der wahrscheinlich der momentan angesagteste deutschsprachige Philosoph ist.
Ich lese die 10 Kapitel aber als einzelne Essays. Alle Kapitel tragen eigene Titel. Das letzte könnte auch als erstes geschrieben sein. Es gibt nur der Titel “Vom Verschwinden der Rituale”  als übergeordnetes Thema, das sie verbindet, wenn überhaupt.
Das mindert natürlich nicht unbedingt die Qualität. Zum Beispiel empfand ich das Essay, in dem Byung-Chul Han über einen Texte von Peter Nadas reflektiert, sehr ansprechend. Das gilt auch für das Gespräch zwischen Foucault und dem Filmemacher Werner Schroeter, das in “Spiel um Leben und Tod” behandelt wird.
Wenn aber Hegel und Marx ins Spiel gebracht werden, erlahmt mein Interesse.
In Reich der Zeichen wird es wieder interessanter, da es um Haikus geht.
Auch ein paar der anderen Kapitel sind lesenswert. Vom Duell zum Drohnenkrieg zum Beispiel ist thematisch brisant.

Die Stärke des Autors liegt in der Bandbreite an Themen und Bezüge, die er einsetzt.

Veröffentlicht am 10.06.2019

Action in Südafrika

Mord am Mandela Square
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Mord am Mandela Square von Matthias Boll handelt in Südafrika, aber mit deutschen Protagonisten.

Während der Text die meiste Zeit vor sich hin plätschert, gibt es auch Szenen, die sprachlich dermaßen ...

Mord am Mandela Square von Matthias Boll handelt in Südafrika, aber mit deutschen Protagonisten.

Während der Text die meiste Zeit vor sich hin plätschert, gibt es auch Szenen, die sprachlich dermaßen gestelzt sind, das man sich nur wundern kann.
Auch die Dialoge würde ich als schwach einstufen.
Probleme habe ich mit der Hauptfigur Frank Sattler, ein Wissenschaftler, zu dem ich kaum Zugang finde und den ich als Naivling und als Fremdkörper in Südafrika empfinde. Andere Figuren sind auch nicht besser gelungen, wie z.B. Pia, die kaum als Charakter entwickelt wird und der labile, wenig glaubhafte Vinesh. Ansätze gab es bei Mfuneni.

Südafrika bleibt überwiegend Kulisse. Es dauert ca. 2/3 des Buches bis ein paar gute Beschreibungen gibt: Die Gluthitze, die Häfen vor Kapstadt, Robben Island, die Wasserfallidylle etc.

Der Plot ist sehr actionreich. Zu den besseren Actionszenen gehört zum Beispiel der Pavianangriff. Weitere Action folgt, damit wird versucht, sich durch den Roman zu retten. Für 3 Punkte reicht es aber, da mir das letzte Drittel des Romans dann doch noch etwas besser gefallen hat.

Der Roman ist den Thriller-Lesern zu empfehlen, die kontinuierliche Action und einen wissenschaftlich geprägten Plot suchen.

Veröffentlicht am 04.06.2019

turbolent erzählt

Ein Himmel voller Sterne
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Marie-Sabine Rogers „Das Leben ist ein listiger Kater“ war ein sehr überzeugender Roman. Zeit, mal wieder ein Buch von der französischen Bestseller-Autorin zu lesen.
Ein Himmel voller Sterne ist von 2017 ...

Marie-Sabine Rogers „Das Leben ist ein listiger Kater“ war ein sehr überzeugender Roman. Zeit, mal wieder ein Buch von der französischen Bestseller-Autorin zu lesen.
Ein Himmel voller Sterne ist von 2017 und um es vorweg zu nehmen, es kommt nicht ganz zu dem erhofften Lesesog. Dennoch hat auch dieses Buch seine Qualitäten. Es ist ausgeflippter, rasanter und fantasievoll.
Der Comiczeichner Merlin lebt ganz in seinem Werk. Ihn inspirieren seine nächsten. Seine Frau Prune wird im Comic zur vollbusigen Phobe, sein Nachbar Laurent wird zu Jim, dem Helden der Serie wild Oregon. Selbst die Katze wirkt mit. Da gibt es einige sehr amüsante Szene.
Als Merlins Nachbar und Freund Laurent stirbt kommt er in eine Schaffenskrise, aber dann steigert er sich wieder rein und lässt der Phantasie freien Lauf.
Nicht selten sprechen und diskutieren seine Comicfiguren mit Merlin.
Würde das Buch verfilmt, bestände der Film zur Hälfte aus Realszenen, zur anderen Hälfte aus Cartoons.
Manchmal wird mir das beim lesen etwas zu viel, zu überbordend, manches verpufft auch. Der Einfallsreichtum der Autorin vermag aber zu beeindrucken.