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Veröffentlicht am 16.03.2022

Meditation mit Federvieh

Brüten
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Die amerikanische Schriftstellerin Jackie Polzin hat mit Brüten einen Debütroman mit unerwarteten Thema vorgelegt.
Die Gedanken der Erzählerin drehen sich die ganze Zeit um ihre Hühner.
Eigentlich interessieren ...

Die amerikanische Schriftstellerin Jackie Polzin hat mit Brüten einen Debütroman mit unerwarteten Thema vorgelegt.
Die Gedanken der Erzählerin drehen sich die ganze Zeit um ihre Hühner.
Eigentlich interessieren mit Hühner nicht. Aber was an dem Roman dran ist, ist der einnehmende, warmherzige Erzählton.

Die Geschichte des Hühnerhofs ist aber auch eine des Niedergangs.
Ein Hauch von Nature writing und es ist auch ein wenig eine Meditation.

Ich habe das originelle Buch gerne gelesen und würde gerne wieder etwas von Jackie Polzin lesen.

Veröffentlicht am 03.03.2022

Zwischen Deutschland und Italien

Ellis
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Selena Mariani erzählt in ihrem Debütroman empathisch und sensibel von der tiefen, aber wechselhaften Freundschaft zweier Mädchen, Grace und Ellis. Nach den Jugendszenen treffen die beiden sich auch als ...

Selena Mariani erzählt in ihrem Debütroman empathisch und sensibel von der tiefen, aber wechselhaften Freundschaft zweier Mädchen, Grace und Ellis. Nach den Jugendszenen treffen die beiden sich auch als junge Frauen wieder.
Die Perspektive ist durchgängig die von Ells, die halb Italienerin, halb Deutsche ist. So spielen auch so einige Passagen in Italien. Diese Konflikt mit der Herkunft ist ein wichtiges Thema im Buch.
Die Kapitel springen zeitlich viel.Das ergibt einen eigentümlichen Erzählfluss.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen.

Veröffentlicht am 23.02.2022

engagiert

Das Mädchen mit dem Drachen
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Das Mädchen mit dem Drachen, der neue Roman der Autorin von Der Zopf ist wieder ein gutes, unterhaltendes Buch geworden, wobei einige der beschriebenen Stellen betroffen machen.

Laetitia Colombani führt ...

Das Mädchen mit dem Drachen, der neue Roman der Autorin von Der Zopf ist wieder ein gutes, unterhaltendes Buch geworden, wobei einige der beschriebenen Stellen betroffen machen.

Laetitia Colombani führt mit ihrem Roman den Leser an der Seite der französischen Lehrerin Lena nach Indien.
Lena erkennt Probleme in der Gesellschaft, z.B. Kinderarbeit, bei der die Kinder nicht in die Schule gehen können.
Daher beschließt sie eine Schule aufzumachen, um den Kindern Chancen zu ermöglichen.
Dabei müssen aber auch die konservativen Eltern überzeugt werden.
Weitere brisante Themen werden Thematisierung: Diskriminierung von Menschen durch Einteilung in Kasten, Misshandlungen von Frauen und arrangierte Ehen von Halbwüchsigen.

Das Buch ist interessant. Kritisieren würde ich nur, dass mit der Protagonistin ein Blick von außen auf das Land geworfen wird. Veränderungen werden von innen dauerhaft möglich sein. In dem Zusammenhang kommt die indische Aktivistin Preeti, mit der Lena sich verbindet, etwas zu kurz.
Laetitia Colombani meidet den Pathos nicht, das könnte kritische Leser stören.

Davon abgesehen, sind die Sympathien der Autorin ganz offensichtlich auf der Seite derer, die etwas zum Besseren bewegen wollen und sich engagieren. Und das ist auch gut so.

Das relativ kurze Hörbuch wird von Cathlen Gawlich gesprochen und sie hat eine angenehme Stimme, die Empathie mit den Figuren vermittelt.

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Veröffentlicht am 14.02.2022

Japan heute

Butter
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Butter ist ein japanischer Roman, der bei Aufbau-Verlag bzw. Blumenbar in der Übersetzung von Ursula Gräfe erschien.

Die Handlung ist raffiniert gestaltet.
Eine Journalistin,die eine Mörderin im Gefängnis ...

Butter ist ein japanischer Roman, der bei Aufbau-Verlag bzw. Blumenbar in der Übersetzung von Ursula Gräfe erschien.

Die Handlung ist raffiniert gestaltet.
Eine Journalistin,die eine Mörderin im Gefängnis besucht, um sie zu interviewen. Das klingt nach Psychothriller, doch Butter ist ein Roman, der in erster Linie ein Bild des modernen Japans und seiner Gesellschaft zeigt. Es geht vor allen um die Rolle der Frau und die eigene Entwicklung.

Das Lebensgefühl von Rika Machida, der Journalistin in Tokio wird erfahrbar. In einem männerdominierten Beruf muss sie sich durchsetzen. Sie hat einen Freund, lebt aber nicht mit ihm zusammen. Wie schon in anderen zeitgenössischen, japanischen Romanen meine ich das Thema Einsamkeit deutlich zu spüren.
Von der wegen Mordverdachts im Gefängnis sitzenden Bloggerin Manako Kajii ist Rika zunächst fasziniert und sie folgt den kulinarischen Tipps dieser Frau. Das ändert ihr Leben.

Die vom Verlag angebotene Vergleiche zu Han Kang und mehr noch zu Sayaka Murata sind nicht schlecht und auch bei Butter entwickelt sich die Handlung ungewöhnlich.


Asako Yuzuki ist eine Entdeckung und ich hoffe, auf weitere Bücher von ihr.

Veröffentlicht am 05.02.2022

einnehmend erzählt

Erschütterung
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Percival Everett entwirft in seinem Roman Erschütterung das Bild eines eigentlich durchschnittliches Mannes, der an der Erkrankung seiner 12jährigen Tochter zu verzweifeln droht.
Erzählt wird durchgängig ...

Percival Everett entwirft in seinem Roman Erschütterung das Bild eines eigentlich durchschnittliches Mannes, der an der Erkrankung seiner 12jährigen Tochter zu verzweifeln droht.
Erzählt wird durchgängig und konsequent aus seiner Perspektive, deshalb ist man als Leser dicht an der Figur dran.
Zunächst wird das Familien- und Berufsleben gezeigt. Zach Wells ist Paläontologe und arbeite und unterrichtet an der Uni. Mit seiner Ehefrau lebt er eine zufriedenstellende, aber langweilige Ehe. Aber beide lieben ihre Tochter Sarah. Als diese eine seltene Krankheit bekommt, bringt das Zach in eine Krise.
Interessant sind auch die Szene an der Uni. Dort bewundert die Studentin Rachel ihn sehr und sucht seine Nähe.

Der Roman wurde aus dem Amerikanischen von Nikolaus Stingl übersetzt und ich denke, es handelt sich um eine sprachlich gute Leistung von Autor und Übersetzer. Besonders die Dialoge sind gewitzt, aber vor allen die inneren Gedanken Zachs vermögen zu fesseln.
Zwischen den Kapiteln gibt es kurze paläontologische Notizen, die die Handlung immer wieder erden. Später verschwinden diese Zwischenstellen aber und die Handlung verdichtet sich immer mehr.

Es gibt auch einzelne Episoden, die herausragen, z.B. eine Szene in der Wüste mit den Studenten, bei der eine Bedrohung durch eine Klapperschlange und die Paris-Reise, die die Familie gemeinsam unternimmt. Im letzten Romandrittel gibt es Passagen in New Mexico.

Es ist ein interessanter Roman und ich hoffe, bald weitere Bücher von Percival Everett lesen zu können.

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