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Veröffentlicht am 07.08.2022

Porträt einer bleiernen Zeit

Mit geballter Faust
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Mit geballter Faust wirft Nicoletta Giampietro einen Blick in die Zeit in Italien in den siebziger Jahren. Es sind die bleiernen Jahre mit politischer Radikalisierung der jungen Leute.
Im Mittelpunkt steht ...

Mit geballter Faust wirft Nicoletta Giampietro einen Blick in die Zeit in Italien in den siebziger Jahren. Es sind die bleiernen Jahre mit politischer Radikalisierung der jungen Leute.
Im Mittelpunkt steht die 14jährige Giulia, deren um 2 Jahre ältere Schwester Gabriella besonders engagiert ist.Auch Giulas Freunde Carmela und Michele stehen im Blickpunkt.
Die Fronten sind verhärtet und die Erbarmungslosigkeit dieser Zeit wird deutlich gezeigt.Das spaltet auch Freundschaften.
Die Schriftstellerin Nicoletta Giampietro bildet ein Jahrzehnt italienischer Geschichte ab. Sie wuchs selbst in Mailand in dieser Zeit auf. Daher glaube ich, dass die Beschreibungen eine hohe Glaubwürdigkeit haben.
Sie schreibt sehr detailliert, aber immer packend und zeigt, wie sich der Druck auf die Jugendlichen erhöht und wie die Situation schließlich eskaliert.
Ein wirklich starker Roman!

Veröffentlicht am 22.07.2022

Das Nachkriegsdeutschland im Blickpunkt

Findelmädchen
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Findelmädchen ist ein sehr emotionaler Roman, den man sich als Leser kaum entziehen kann. Und auch nicht will, denn die Geschichte ist packend.
Erzählt wird von der 15jährigen Helga und ihren Bruder Jürgen, ...

Findelmädchen ist ein sehr emotionaler Roman, den man sich als Leser kaum entziehen kann. Und auch nicht will, denn die Geschichte ist packend.
Erzählt wird von der 15jährigen Helga und ihren Bruder Jürgen, die in Kriegszeiten von den Eltern getrennt wurden. Nach Jahren in Frankreich nimmt sie der Vater wieder auf, nachdem er kurz zuvor aus russischer Gefangenschaft entlassen wurde.
Es ist dann durchgehend Helgas Blick auf das Nachkriegsdeutschland 1955. Nur einige bewegende
^1 Tagebucheintragungen werden beigemengt. Schauplatz ist Köln.
Noch gibt es viele zerstörte Gebäude, aber auch viel Aufbruchstimmung. Es ist ein realistisches Bild der Zeit, so empfinde ich es wenigstens. Es ist auch durchaus nicht unkritisch.

Verherrend aber sind die Zustände in einem Waisenhaus, geführt von Nonnen. Hier werden Kinder noch mit Zuch und Ordnung erzogen bzw. gequält. Das gilt besonders für die kleine Bärbel, da sie schwarz ist.
Hier macht Helga ein Praktikum und fasst Zuneigung zu dem Mädchen. Aber letztlich ist sie auch hilflos.
Interessanterwesie bekommt Helga später eine Stelle beim WDR, die ihr sehr liegt.

Helga funktioniert als sympathische mitleidende Figur, die man ebenso begleitet. Und einige Überraschungen warten noch im Buch!

Veröffentlicht am 18.07.2022

Eine Porträtmalerin im Wilden Westen

Susanna
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Alex Capus hat schon in vielen Büchern die Vergangenheit erfahrbar gemacht, da er historische Ereignisse erzählerisch zu schildern weiss.
Das gelingt ihm auch in diesem Roman über die titelgebende Susanna, ...



Alex Capus hat schon in vielen Büchern die Vergangenheit erfahrbar gemacht, da er historische Ereignisse erzählerisch zu schildern weiss.
Das gelingt ihm auch in diesem Roman über die titelgebende Susanna, die im 19.Jahrhundert schon als Kind in die USA auswanderte.Dort wurde sie eine bekannte Persönlichkeit, die i zwischen etwas in Vergessenheit geraten ist. Gut, das Capus an sie erinnert.

Zunächst widmet sich Alex Capus aber noch der Kindheits und Familiengeschichte Susannas in der Schweiz und schafft dabei zusätzliche lebhafte Figuren wie den Pferdekutscher Anton Morgenthalrt, den Deutschen Karl Valentiny und Susannas Eltern.
Susanna selbst ist eine besonders eigenwillige Figur.

Dann kommt der Amerikateil und auch hier sind Capus Beschreibungen zwingend.
Susanna wird Porträtmaler.

Susanna gehört zu Alex Capus besten Büchern.

Veröffentlicht am 13.07.2022

Fürst der Füchse: eine kritische Biografie

Fürst der Füchse
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Rolf Kauka war bekannt als Schöpfer von Fix und Foxi, Lupo, Bussi Bär und noch einige andere Comicfiguren.
Auch ich habe Fix und Foxi als Kind gelegentlich gelesen. Das Kauka der deutsche Walt Disney gewesen ...

Rolf Kauka war bekannt als Schöpfer von Fix und Foxi, Lupo, Bussi Bär und noch einige andere Comicfiguren.
Auch ich habe Fix und Foxi als Kind gelegentlich gelesen. Das Kauka der deutsche Walt Disney gewesen sein sollte, deckt sich nicht mit meinem Empfinden. In den siebziger/Achtziger Jahren war er nie so präsent wie die Micky Maus und Donald Duck-Hefte. Allerdings gab es Fix und Foxi schon in den fünfziger Jahren.

Diese Biografie hat Qualität. Sie ist detailliert und informativ. Man merkt sofort, wie sorgfältig und gründlich sie gemacht ist. Rolf Kauka war im Krieg von der Ideologie der Nationalsozialisten geprägt gewesen. Aber das waren viele. Doch er hatte seine Ansichten später nicht abgelegt sondern seine Weltanschauung in die Comics fließen lassen. Das geschah in der Regel so, dass es nicht offensichtlich und/oder sofort erkennbar war. Auffällig wird es aber im Asterix-Heft, in dem Kauka den Originaltext in seinem Sinne verfälschte.

Die Biografie konnte mich sehr interessieren und überzeugen, da der Autor Bodo V. Hechelhammer eine so schwierige Persönlichkeit ohne Polemik und auch ohne zu relativieren darstellen konnte.

Veröffentlicht am 07.07.2022

Ein Roman wie ein ausbrechender Vulkan

So forsch, so furchtlos
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Ein mutiger Roman um zwei Mädchen in Teneriffa. Dieser Schauplatz prägt die Geschichte mit. Wichtig ist die Erzählperspektive. Die Erzählerin ist eins der beiden Mädchen und aus ihrer Sicht entsteht ein ...

Ein mutiger Roman um zwei Mädchen in Teneriffa. Dieser Schauplatz prägt die Geschichte mit. Wichtig ist die Erzählperspektive. Die Erzählerin ist eins der beiden Mädchen und aus ihrer Sicht entsteht ein Porträt ihrer Freundin Isora und ihrer engen Freundschaft.
Sie sind wirklich forsch, aber auch wild, frech und neugierig und der Roman zeigt den Übergang von Kindheit zu Pubertät.
Prägend ist auch der flinke Stil mit den sprachlichen Mittel von Dichtheit und Intensität. Die spanische Schriftstellerin Andrea Abrieu ist wirklich eine Entdeckung.