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Veröffentlicht am 24.08.2018

sensibel erzähltes Buch

Das Vogelhaus
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Das Vogelhaus der niederländischen Autorin Eva Meijer ist ein kleiner, aber feiner Roman über eine reale Frau, die sich für Vögel interessierte und über sie schrieb. Len Howard.

Man könnte sich wundern, ...


Das Vogelhaus der niederländischen Autorin Eva Meijer ist ein kleiner, aber feiner Roman über eine reale Frau, die sich für Vögel interessierte und über sie schrieb. Len Howard.

Man könnte sich wundern, warum diese Frau sich für Vögel wohl mehr interessierte als für Menschen, doch schnell wird klar, welche Persönlichkeiten die Vögel doch haben. Mit den Meisen Glatzköpfchen und Sternchen folgt man über Jahren den intelligenten Tieren.

Der Text wechselt kapitelweise ab zwischen dem Leben von Len Howard,ab 1900 über viele Jahrzehnte hinweg und den Passagen dazwischen, die sich der Entwicklung der Tiere widmet und ihre Zutraulichkeit zeigt, die Len Howard letztlich als Freundschaft empfindet.

Ich habe das ruhig und sensibel geschriebene Buch sehr genossen!

Veröffentlicht am 18.08.2018

Husch Josten: Land sehen

Land sehen
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Romane über Glauben und Religion in Umgebung eines Klosters sind selten. Man denkt an Umberto Eco, aber wir sind in diesem Buch in der Gegenwart.
Nach vielen Jahren trifft der Ich-Erzähler Hora seinen ...

Romane über Glauben und Religion in Umgebung eines Klosters sind selten. Man denkt an Umberto Eco, aber wir sind in diesem Buch in der Gegenwart.
Nach vielen Jahren trifft der Ich-Erzähler Hora seinen Onkel Georg wieder, der überraschenderweise Mönch geworden ist. Hora kennt ihn nur als weltoffenen Mensch und jetzt gehört Georg zu den Pius-Brüdern, der erzkonservativen Traditionalisten.
Hora beginnt darüber nachzudenken und versucht zu verstehen, was Georg dazu bewegt hat. Er besucht sogar für 3 Tage ein Kloster. Gerade in diesen Passagen gibt es sehr schöne Beschreibungen und Husch Jostens ruhiger Stil entfaltet sich.

Ein Großteil der Handlung nehmen Horas Überlegungen und Gedanken ein. Fast ist es überraschend, dass sich das Buch in der zweiten Hälfte doch noch in eine Familiengeschichte entwickelt und sogar zurück in die Zeit vor Georgs Geburt geht. Die dreißiger, vierziger Jahre in Deutschland beinhaltet ein Familiengeheimnis, über das nicht gesprochen wurden. Hier möchte ich aber besser nicht zu viel verraten.

„Land sehen“ ist ein lesenswerter Roman!

Veröffentlicht am 17.08.2018

Die Flucht

Das Verschwinden des Josef Mengele
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Bei Kriegsende flüchtet der K-Z-Arzt Josef Mengele nach Argentinien. Es ist das Argentinien Perons und Evita, die den Tätern Deutschlands eine neue Heimat bieten.
Mengele baut sich mit neuer Identität ...

Bei Kriegsende flüchtet der K-Z-Arzt Josef Mengele nach Argentinien. Es ist das Argentinien Perons und Evita, die den Tätern Deutschlands eine neue Heimat bieten.
Mengele baut sich mit neuer Identität ein neues Leben auf. Das Leben meint es in den fünfziger Jahren gut mit ihm. Einen kurzen Besuch in Deutschland riskiert er, geht dann aber schnell zurück nach Argentinien. Doch Anfang der sechziger Jahre wird dort nach Kriegsverbrechern gesucht, Eichmann wird vom Mossad nach Israel entführt. Mengele muss wieder untertauchen.

Olivier Guez sachlicher Stil erinnert leicht an Eric Vulliards Fiktionalisierung historischer Ereignisse. Auch Guez Text wirkt streckenweise wie ein Sachbuch, Dialoge gibt es wenig, aber es ist auf seine Art doch wieder Prosa mit einem journalistischem Ansatz und ermöglicht es, dem Schicksal der Täter nach dem Krieg zu folgen.

Olivier Guez führt viele Fakten auf, teilweise überraschende. Seine Recherchearbeit muss enorm gewesen sein!

Für am Thema interessierte Leser ist Olivier Guez preisgekröntes Buch empfehlenswert, wer jedoch einen spannend lesbaren Roman sucht, ist hier vielleicht nicht ganz richtig.

Veröffentlicht am 16.08.2018

Frische Literatur aus den USA

Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte
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Rachel Khongs Debütroman Goodbye, Vitamin erhielt in der Deutschen Übersetzung den langen Titel „Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte“. Immerhin kommt dieser Satz tatsächlich vor und das Steak wurde ...

Rachel Khongs Debütroman Goodbye, Vitamin erhielt in der Deutschen Übersetzung den langen Titel „Das Jahr, in dem Dad ein Steak bügelte“. Immerhin kommt dieser Satz tatsächlich vor und das Steak wurde anschließend sogar noch gebraten und verzehrt. Ein Hinweis auf den sanften Humor, der die Handlung umhüllt. Das Thema selbst ist ernst. Eine junge Frau ist nach einer schweren Trennung zurück in ihr Elternhaus in San Francisco gekehrt und will sich ein Jahr lang um den Vater kümmern, der an Alzheimer erkrankt ist. Manchmal hat er noch lichte Momente, manchmal ist er unkontrolliert, z.B. wirft er einmal seine Hosen in die Bäume oder oft sperrt er sich ein und will niemand an sich heranlassen.
Ruth ist nach der Trennung noch aus der Spur, doch setzt sie sich ein, dem Vater Normalität zu ermöglichen, z.B. soll er noch einmal ein Seminar leiten. Natürlich inoffiziell. Einige Studenten, die ihn als Professor sehr mochten, folgen tatsächlich. Der Roman lebt von diesen kleinen skurrilen Szenen, aber am meisten von der Sprache des Buches, die geprägt ist von Ruth Gedanken und Empfindungen.

Der Roman ist sehr amerikanisch, das ist positiv gemeint. Er steht in einer noch jungen Tradition, die von Autoren wie Dave Eggers, Vendela Vida, Jonathan Lethem, Judy Budnitz u.a. geprägt wurde. Sie stehen für mich für eine USA, die nicht Trumps Weltsicht folgen.

Rachl Khongs Kapitel sind oft kurz, die Sätze prägnant, oftmals außergewöhnlich, dennoch gut lesbar.
Ich würde gerne mehr von ihr lesen und hoffe auf weitere Romane.

Veröffentlicht am 12.08.2018

Entschlossenheit führt zum Erfolg

Ein Song bleibt für immer
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Was von Cover- und Buchgestaltung wie ein einfacher romantischer Roman daherkommt, ist dann doch etwas mehr. Es ist ein Roman über eine junge Frau, die sich trotz schwerer Krankheit den Wunsch erfüllen ...

Was von Cover- und Buchgestaltung wie ein einfacher romantischer Roman daherkommt, ist dann doch etwas mehr. Es ist ein Roman über eine junge Frau, die sich trotz schwerer Krankheit den Wunsch erfüllen will, Sängerin zu werden. Fast unmöglich, wenn man an Mukoviszidose leidet und nur eine Lebenserwartung von ca. 30 Jahren hat. Der Roman basiert auf dem Leben von Alice Martineau und sie hat es geschafft. In Lesepausen kann man ihre Songs hören, eine Mischung aus Singersongwriter und Pop. Hört doch zum Beispiel mal in ihren Song If I fall hinein. Dieser Song spielt in einer wichtigen Szene im Buch eine große Rolle.

Die Lovestory zwischen Alice und Tom spielt eine Rolle im Roman, aber nicht unbedingt die Hauptrolle. Alice Kampf um ihre Musik und gegen ihre Krankheit steht im Mittelpunkt. Und es ist auch ein Kampf gegen die Zeit. Manchmal hätte ich mir gewünscht der Schreibstil von der Autorin Alice Peterson wäre nicht ganz so glatt, aber immerhin schafft sie es doch, Alice Martineau eine Persönlichkeit zu geben, die ihre Stärke zeigt.
Gelungen sind auch die Einschübe von Alice Mutter mit Mary´s Tagebuch, die Alice Zustand reflektieren.

Insgesamt ein gute Portrait einer jungen Frau mit Persönlichkeit. Ein Roman, den man schnell lesen kann.