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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2017

Hamburger Franzosenzeit

Im Feuer der Freiheit
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Bele Freudenberg schafft es in ihrem ersten historischen Roman "Im Feuer der Freiheit" eine Liebesgeschichte und einen historischen Inhalt gleichwertig zu vermitteln. Das ist geschickt gemacht. Der Roman ...

Bele Freudenberg schafft es in ihrem ersten historischen Roman "Im Feuer der Freiheit" eine Liebesgeschichte und einen historischen Inhalt gleichwertig zu vermitteln. Das ist geschickt gemacht. Der Roman ist gut lesbar und besitzt mit der jungen Fanny Breedenbek eine lebhafte Hauptfigur, die in Hamburg 1813 die Zeit der napoleonischen Kriege miterlebt. Eine Zeit der Unsicherheit, die schließlich die Besetzung durch die Franzosen zeigt.Aus heutiger Zeit sehr interessant. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Rolle der Frau in dieser Zeit. Fanny klagt nicht zu Unrecht, dass sie als junge Frau nicht aktiv werden kann. Zum einen stehen ihr Informationen oder Möglichkeiten kaum zur Verfügung, andererseits wird ihr Einsatz auch nicht gewünscht. Man kann ihren Zorn gut verstehen. Als junge Dame aus gutem Haus ist sie nach Tod ihres Onkels Mündel von Georg von Alvesloh, in dessen Vergangenheit es in Geheimnis gibt. Die Liebesgeschichte zwischen Fanny und Alvesloh gestaltet sich mit den üblichen Versatzstücken, aber doch recht unkitschig, glaubwüridg und mit viel Wortwitz.
Es gibt auch noch ein paar Nebenfiguren, die mit viel sympathie geschildert werden, zum Beispiel der Straßenjunge Jakob, Fannys leichtsinnige Freundin Caro, Miss Tibby und Johann.
Bele Freudenberg ist eine gute Neuentdeckung im Genre des historischen Roman.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Schneeflockentanz

Ein Tanz im Schnee
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Ein Tanz im Schnee ist ein kurzer Roman, da er die üblichen Versatzstücke des typischen Liebesroman weglässt und sich stattdessen auf ein realistisches und relevantes beziehungsproblem konzentriert. Piper ...

Ein Tanz im Schnee ist ein kurzer Roman, da er die üblichen Versatzstücke des typischen Liebesroman weglässt und sich stattdessen auf ein realistisches und relevantes beziehungsproblem konzentriert. Piper und Noah liebten sich, aber sie sind auch gegensätzlich veranlagt. Piper legt Wert auf Sicherheit und ist Heimatverbunden, Noah ist abenteuerlich und scheut keine Risiken.Deswegen trennt sie sich. nach 7 Jahren treffen sie sich wieder, sie sind gereift und es funkt noch immer zwischen ihnen. Doch die damaligen Probleme sind immer noch präsent. Ob sie es schaffen, ihre Beziehung auf eine neue Ebene zu heben und kompromisse zu finden, ist de Frage, das hält den Roman spannend. Die Dialoge hat Maggie McGinnis auf einem guten Niveau gehalten. Auch der Wortwitz in den Dialogen ist gelungen. Das und manche der leicht skurillen Nebenfiguren sowie die Beschreibungen des US-amerikanischen Kleinstadtlebens erinnern mich latent an die beliebte Serie Gilmore Girls. Wer diesen warmherzigen Humor mag, wird von diesem leichten, aber nicht oberflächlichen Buch nicht enttäuscht sein.

Veröffentlicht am 20.11.2017

Krimi mit Elemente des Psychothrillers

Die Henry Frei-Thriller / Böses Kind
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Zitate von Paul Auster und Roger Smith sind dem Buch vorgestellt und verraten schon die Absicht, gut erzählte Literatur und Thriller zu verbinden.
Der Untertitel “Der erste Fall für Kommissar Henry Frei” ...

Zitate von Paul Auster und Roger Smith sind dem Buch vorgestellt und verraten schon die Absicht, gut erzählte Literatur und Thriller zu verbinden.
Der Untertitel “Der erste Fall für Kommissar Henry Frei” deutet auf den Beginn einer neuen Serie an.
Das Cover sieht scheußlich aus, aber das hat ja keinen Einfluß auf die Geschichte, die es schafft, zu überzeugen.

Die dreifache Mutter Susanne (Suse) Piernat ist alleinerziehend und überfordert. Ihre älteste Tochter Jacqi ist vermisst.
Die Handlung teilt sich auf in Abschnitte mit Suse und den Ermittlern.
Kriminalhauptkommissar Henry Frei und seine Kollegin Louisa Albers sind ein gutes Team.
Dazu kommt noch Charlie, ein neuer Ermittler, asiatischer Herkunft.

Der Krimi um einen Mörder und ein entführtes Mädchen ist nicht gerade außergewöhnlich, aber man kann dem Buch über einem langen Zeitraum gut zuhören. Mir gefallen auch die privaten Szenen, z.B. Henry und sein Sohn Benedikt, der Asberger hat, Louisa ist gerade Mutter geworden und deswegen während des Dienstes oft müde. Susanne kommt im Alltag kaum zurecht, da ihr exmann keinen Unterhalt bezahlt. Deswegen muss sie einen anstrengenden, schlechtbezahlten Halbtagsjob bewältigen und gleichzeitig ihre Kinder versorgen.

Zum Fall wird zusätzliche Spannung aufgebaut. Die Polizei findet einen toten Hund und später sogar eine Leiche. Höchste Dringlichkeit entsteht.

Mehr will ich nicht von der Handlung verraten, nur dass sie sich immer mehr verdichtet.
Der Krimi überzeugt durch die glaubhaften Figuren und die geschickte Plotgestaltung!

Veröffentlicht am 18.11.2017

Spionagethriller der alten Schule

Das Vermächtnis der Spione
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John Le Carre war und ist der Meister des Spionage-Romans. Das liegt zum einen daran, dass das Genre heute nicht mehr so verbreitet ist, zum anderen daran, dass zu Le Carre’s Stilmittel die moralische ...

John Le Carre war und ist der Meister des Spionage-Romans. Das liegt zum einen daran, dass das Genre heute nicht mehr so verbreitet ist, zum anderen daran, dass zu Le Carre’s Stilmittel die moralische Instanz gehört, die er vertritt und die er seinen Hauptfiguren, bei all deren Zweifeln manchmal, verleiht. Das ist heutzutage verpönt und da andere Große des Genres bereits verstorben sind, bleibt nur Le Carre.
Sein Geniestreich bei diesem Roman ist die Erzählweise als Mischung aus vergangenen und heutigen Ereignisse während eines Verhörs, dass Jahrzehnte zurückliegende Ereignisse zu Tage bringt. Dieses Stilmittel hat der Autor auch früher schon erfolgreich genutzt und es sagt mir sehr zu.
Ich habe zu dem Hörbuch gegriffen und profitiere noch zusätzlich von der Stimme von Walter Kreye. Er gibt der Hauptfigur zusätzlich Profil und verleiht ihm Persönlichkeit. Der Bericht des alten Mannes, der vor langer Zeit vom Geheimdienst angeworben wurde, ist erstaunlich emotional.
Zuerst erzählt er von seinen Eltern und seinen ersten Lebensjahren und von den Kriegsjahren bis er als junger Mann in die Bretagne zurückkehrte.
Danach geht es um den Vorfall mit 2 toten Spionen 1961 an der Berliner mauer, der Operation Windfall und den Verwicklungen dazu. Die Kinder der toten Agenten Alec und Liz wollen nah all der Zeit die Hintergründe geklärt haben.

Das Vermächtnis der Spione ist am Anfang überwiegend gute Unterhaltung, aber meiner Meinung nach wird es zu lang. Die Spannung hält nicht durchgängig, erst Recht wenn dem Leser(Hörer die Vorgeschichte nicht bekannt ist. Die Handlung wird detailliert, wer nicht zu den Kennern der George Smiley-Romane gehört, kann teilweise den Hintergründen nicht folgen. Aber am Schluß gibt es auch mit George Smiley ein Wiedersehen.
Es bleibt eine gute Erzählhaltung und Wortwitz. Ich gebe 4 Sterne!

Veröffentlicht am 17.11.2017

Im Havelland

Dunkel Land
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Gestresst und entnervt bin ich aus dem Büro nach Hause gekommen und habe mich mit diesem Buch auf die Couch gelegt und bin gleich darin versunken. Hervorragend, das brauchte ich jetzt.
Der Roman ist gut ...

Gestresst und entnervt bin ich aus dem Büro nach Hause gekommen und habe mich mit diesem Buch auf die Couch gelegt und bin gleich darin versunken. Hervorragend, das brauchte ich jetzt.
Der Roman ist gut lesbar, hat einen interessanten Plot und gute, wenn auch nicht so außergewöhnliche Figuren.
Die Icherzählerin gerät an eine außergewöhnliche Stellung, sie betreut einen Kriminalisten, der nach einer Verletzung teilweise gehandicapt ist, sich aber dennoch weiterhin in Kriminalfällen als Profiler engagiert.
Die Idee mit dem lückenhaften Kurzzeitgedächtnis gab es allerdings schon öfter.
Verena und Carl werden schnell ein funktionierendes Team. Dann gibt es da noch ein Kind, Verenas Nichte, um die sie sich kümmert. Weitere gute Nebenfiguren sind der Colonel, Stella und Carls Tante.

Originell, dass der Roman im Havelland handelt. Fontanes berühmtes Gedicht von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ist dem Roman vorgestellt und wird sogar im Verlaufe der Handlung thematisiert.
Diese Gegend wirkt eigentlich nach dem kalten Dunkelland, für das manche Deutschland halten.
Der Kriminalfall selbst ist relativ unspektakulär, aber es geht ja auch mehr darum, das neue Team in diesem ersten Teil einer möglichen Reihe vorzustellen. Ich war zufrieden!