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Veröffentlicht am 30.01.2020

Großartig

Edward Hopper
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Ich liebe die Bilder von Edward Hopper und auch in diesem Buch sind die Gemälde großartig. Ein echter Genuß!
Der amerikanische Maler Edward Hopper konnte Menschen wie Landschaften! Tatsächlich ist manchen ...

Ich liebe die Bilder von Edward Hopper und auch in diesem Buch sind die Gemälde großartig. Ein echter Genuß!
Der amerikanische Maler Edward Hopper konnte Menschen wie Landschaften! Tatsächlich ist manchen Bildern eine gewisse Leere enthalten.
Manche hingegen sind schon mächtig, zum Beispiel Valley of the Seine.
Dann die Haltung der Figuren, aussagekräftige Tristesse, selbst wenn man die Gesichter nicht erkennen kann.
Bemerkenswert auch die Lichtspiegelungen, z.B. auf dem Fluss in Blackwell´s Island
und die zum Teil matten Farben, die dennoch lebendig sind (Road in Maine, Square Rock).
Das Blau hingegen leuchtet (Jo Sketching at Good Harbor Beach).
Ein ganz besonderer Abschnitt ist Schiffe und Leuchttürme.
Auch der (vielleicht nur konstruierte) Zusammenhang zwischen Hopper und Hitchcock ist reizvoll.
Erwähnenswert auch der Abschnitt Der Wald!

So glücklich ich über das Buch bin, verursacht doch gerade diese Qualität eine Sehnsucht, Hopper-Gemälde mal wieder in echt in einem Museum zu sehen. Lange ist es her!

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Veröffentlicht am 29.01.2020

Virtuos

Die Reisenden
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Es ist eine komplexe US-amerikanische Familiengeschichte, darunter auch der weiße Rufus, der die afroamerikanische Claudia heiratet. Beide Familienzweige werden ausgiebig betrachtet. Die abgebildete Zeit ...

Es ist eine komplexe US-amerikanische Familiengeschichte, darunter auch der weiße Rufus, der die afroamerikanische Claudia heiratet. Beide Familienzweige werden ausgiebig betrachtet. Die abgebildete Zeit geht von 1950 bis 2010 und zeigt überwiegend die Schauplätze Georgia und New York, zeitweise auch Vietnam.
Viele, viele Figuren wirken mit. Manche tauchen nur kurz auf. Es gefällt mir aber auch gut, wie die Nebenfigur einer Episode später dann selbst im Mittelpunkt steht. Regina Porter gibt jeder Figur eine individuelle Persönlichkeit und Sprache.
Virtuos konstruiert ist es für den Leser nicht immer einfach zu folgen und Figuren und Zeiten korrekt zuzuordnen. In dieser Herausforderung liegt aber auch ein Reiz des Buches. Viele kleine Episoden ergeben ein Gesamtbild, das die Gesellschaft der USA über Jahrzehnte spiegelt.
Für mich bisher DER Roman des noch jungen Jahres!

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Veröffentlicht am 22.01.2020

Ein Aal wird nie einfach nur ein Aal sein

Das Evangelium der Aale
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Unglaublich, was man in diesem Buch über Aale erfährt, es sind erstaunliche Tiere. Ich habe sogar vorsichtshalber mal gegoogelt, ob das auch stimmt, was der Autor Patrick Svensson alles über Aale erzählt, ...

Unglaublich, was man in diesem Buch über Aale erfährt, es sind erstaunliche Tiere. Ich habe sogar vorsichtshalber mal gegoogelt, ob das auch stimmt, was der Autor Patrick Svensson alles über Aale erzählt, aber tatsächlich!
Erwartungen an poetische Momente werden schon durch das vorangestellte Zitat von Seamus Heaney, dem großen irischen Lyriker und Literaturnobelpreisträger, geweckt. Das wird auch teilweise erfüllt, zum Beispiel bei den Passagen, die er zusammen mit seinem Vater beim Angeln verbrachte. Es ist auch ein Erinnerungsbuch an den Vater.
Aber Patrik Svenssons Sprache ist auch skandinavisch zurückhaltend und mehr durch Faktenwissen und bemerkenswerte Interpretationen geprägt. Dazu gehören auch die Abschnitte mit den Theorien von Aristoteles und viel später die vom jungen Freud.

Patrik Svensson führt einen im Verlaufe des Buches weit in die Welt, bis auf die Mayflower oder in die Blechtrommel von Günter Grass bis hin zu Graham Swifts Wasserland.Ein Feuerwerk an Bezügen aus Philosophie und Literatur.

Das rätselhafte am Aal macht ihn zu etwas besonderen und bewirkt, dass sich Menschen so sehr mit ihnen beschäftigen und dass die Aalfischer ein besonderer Schlaf Mensch sind.
Der Aal als Symbol für unsere komplexen Beziehungen zu allem Leben.

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Veröffentlicht am 21.12.2019

rasant

Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod
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Freefall ist der ideale Roman für eine lange und langweilige Zugfahrt, da Spannung und Dramatik kontinuierlich aufrechterhalten werden und man sich von der Handlung kaum losreißen kann.
Das wechselnde ...

Freefall ist der ideale Roman für eine lange und langweilige Zugfahrt, da Spannung und Dramatik kontinuierlich aufrechterhalten werden und man sich von der Handlung kaum losreißen kann.
Das wechselnde Erzählen in 2 Ebenen mit Allison und ihrer Mutter Maggie funktioniert ausgezeichnet. Sie hatten sich entfremdet, aber der Vorfall des Flugzeugabsturz bewegt beide. Während Ally, die den Absturz überlebt hat, sich durch die Wildnis retten muss und dazu auch noch verfolgt wird, beginnt Maggie über das Geschehene zu forschen, um mehr über den Vorfall zu erfahren.
Es ist langer Weg, der sie wieder zusammenführt und gefährliche Hindernisse sind zu bewältigen.
Viele Szene sind rasant geschrieben.
Bei der Masse an Debüts im Genre bin ich überrascht, wie gut der Thriller ist.

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Veröffentlicht am 25.11.2019

Intensives Portrait einer Malerin

Frieda
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Mit Frieda hat Dagmar Fohl einen historischen Roman geschrieben, der sich den Konventionen des historischen Unterhaltungsroman entzieht, einfach nur deswegen, weil auch ihre Heldin Elfriede Lohse-Wächtler ...

Mit Frieda hat Dagmar Fohl einen historischen Roman geschrieben, der sich den Konventionen des historischen Unterhaltungsroman entzieht, einfach nur deswegen, weil auch ihre Heldin Elfriede Lohse-Wächtler (Frieda) sich den familiären und gesellschaftlichen Konventionen entzog. Frieda ist 1899 geboren. Als sie 16 Jahre alt war, kämpft sie für ihre Eigenständigkeit als Malerin. Aber es sind auch die Kriegsjahre, und die sind hart.

Frieda lebt für ihre Kunst. Dafür muss sie einen Preis zahlen, aber ich sehe die Figur nicht als tragisch oder gescheitert an. Dafür lebt sie zu leidenschaftlich und ganz und gar.
Als Leser ist man nahe bei ihr, ihren Gedanken und Emotionen. Das hat die Autorin wundervoll gestaltet, man ist als Leser dankbar, eine Figur so sehr zu begegnen.

Doch ihre Emotionen nehmen überhand. Sie ist so überreich an Empfindungen, das sie sich nicht mehr kontrollieren kann und wird in eine Irrenanstalt eingewiesen.
Doch sie malt wie besessen weiter.Ihre avantgardistische Bilder sind bemerkenswert.

Die Intensität nimmt immer mehr zu. Für den Leser streckenweise schwer zu ertragen, aber man kann sich auch nicht entziehen.

Frieda ist ein Buch, auf das man sich ganz einlassen muss und es ist ein beeindruckendes Portrait einer Malerin, deren Werk zum Großteil als entartete Kunst vernichtet wurde und die doch noch nicht ganz vergessen wurde. Umso wichtiger dieses Buch. Preisverdächtig!