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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2022

Ehe in der Krise

Ein unvollkommener Ehemann
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Sheila O Flanagan hat die Geschichte einer Ehekrise geschrieben.
Auslöser ist der Seitensprung des Ehemanns mit der Nachbarin.
Das schön gemalte Cover zeigt ein Paar, die sich den Rücken zuwenden.

Da ...

Sheila O Flanagan hat die Geschichte einer Ehekrise geschrieben.
Auslöser ist der Seitensprung des Ehemanns mit der Nachbarin.
Das schön gemalte Cover zeigt ein Paar, die sich den Rücken zuwenden.

Da das Buch bei Suhrkamp erschienen ist, erwartete ich etwas anspruchsvolleres. Auch ist der Roman merkwürdig altmodisch und konservativ gehalten.
So dauerte es eine Weile, in das Buch hineinzukommen.

Erzählt wird ausschließlich aus der Sicht der Icherzählerin Roxy, die nach dem Vorfall mit den Kindern zunächst zu ihrer Mutter zieht. Aber zu einer endgültigen Trennung von Dave kann sie sich noch nicht entschließen.
Aus Daves Sicht wird nicht erzählt, dabei wäre der Roman mit 2 Perspektiven vielleicht lebendiger geworden.
Aber das statische des Stils liegt nicht nur an der Perspektive, es gibt auch sonst keine großartigen Beschreibungen oder geht irgendwo in die Tiefe.
Man muss dem Buch aber lassen, dass es den Prozess einer Trennung in Gänze zeigt.

Veröffentlicht am 04.06.2022

harmlose Familiengeschichte

Sommerschwestern
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Eine Familiengeschichte mit 4 erwachsenen Schwestern, die teilweise eine schwierige Beziehung zur kühlen Mutter haben. Diese hat die 4 nach Holland eingeladen, um ihnen etwas mitzuteilen. Die Spannung ...

Eine Familiengeschichte mit 4 erwachsenen Schwestern, die teilweise eine schwierige Beziehung zur kühlen Mutter haben. Diese hat die 4 nach Holland eingeladen, um ihnen etwas mitzuteilen. Die Spannung des Buches erschließt sich daraus, was das sein kann. Und vom Wortwitz bei den Dialogen zwischen den Figuren, die gleichzeitig ein Familienporträt ergeben.. Die vier Schwestern Doro, Yella, Amelie und Helen sind ziemlich unterschiedlich. Leider überzeugen sie als Persönlichkeiten nicht. Da hätte Monika Peetz vielleicht ihnen etwas deutlichere Merkmale geben sollen. So bleiben sie einfach nicht in Erinnerung. Am ehesten vielleicht noch Yella, die auch Mutter ist.
Manko des Buches ist aber auf jeden Fall das sehr verhaltene Erzähltempo.
Zunächst sidn die Schwestern unter sich, die Mutter kommt erst spät hinzu.

Monika Peetz Roman Sommerschwestern ist wahrlich keine große Literatur, aber zum berieseln vielleicht gerade richtig.

Veröffentlicht am 09.05.2022

Die Achtziger

Die Welt, die meine war
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Der Norwegische Schriftsteller Ketil Bjornstad handelt die Achtziger Jahre an. Jedenfalls so, wie er sie empfunden hat.Aber viel kann ich auch für mich ableiten. Auch für mich waren die Achtziger Jahre ...

Der Norwegische Schriftsteller Ketil Bjornstad handelt die Achtziger Jahre an. Jedenfalls so, wie er sie empfunden hat.Aber viel kann ich auch für mich ableiten. Auch für mich waren die Achtziger Jahre prägend.
Jedes Jahr wird beleuchtet. Dadurch wird es zu einem großen Projekt. Aber es bleibt relativ unverkrampft und lesbar.
Bjonstad ist 1980, zu Anfang des Buches 28 Jahre alt. Er ist auch Musiker, klar dass die Musik der Zeit ihm neben Literatur auch wichtig ist, aber auch Film und Philosophie.
Es begegnen uns politische und kulturelle Ereignisse und Momente der Zeit. Manches hatte ich glatt vergessen.Dem Roman sind einige Erinnerungen zu verdanken.

Veröffentlicht am 13.03.2022

Deutsch-dänische Zusammenarbeit

Gezeitenmord
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Gezeitenmord ist ein leicht zugänglicher Thriller, der routiniert geschrieben ist. Der dänische Autor Dennis Jürgensen ist offensichtlich ein erfahrener Schriftsteller.
Es ist der erste Fall für Lykke ...

Gezeitenmord ist ein leicht zugänglicher Thriller, der routiniert geschrieben ist. Der dänische Autor Dennis Jürgensen ist offensichtlich ein erfahrener Schriftsteller.
Es ist der erste Fall für Lykke Teit und Rudi Lehmann und damit ein vermutlich Serienbeginn.
Mich interessierte, dass der Fall im Watt an der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark erfolgt und daher die Ermittler dieser Länder zusammenarbeiten.

Lykke Telt ist eine spannende Figur. Sie ist noch jung und als Kriminal-Assistentin noch nicht so erfahren.
Eine originelle Figur ist Hand Odin, ihr Chef.
Der deutsche Kommissar Rudolf Lehmann ist aber auch nicht schlecht. Locker, offen und humorvoll.
Der Roman lebt von seinen Figuren!
Sprachlich ist der Roman nicht herausfordernd, fast schon ein wenig flach.

Der Mordfall hat mich dann auch nicht unbedingt besonders gefesselt. Da ich kein richtiger Krimifan bin, ist das nicht maßgebend. Mich hat mehr das drumherum interessiert.

Veröffentlicht am 02.03.2022

Dieser Essay, den ich nie hatte schreiben wollen

Mein Abschied von Deutschland
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Matthias Polityckis Romanen bin ich gewogen, z.B. zuletzt 2020 Das kann uns keiner nehmen.

Dass er plötzlich ausgewandert ist, hat mich überrascht. In diesem Essay „Mein Abschied von Deutschland“ schreibt ...

Matthias Polityckis Romanen bin ich gewogen, z.B. zuletzt 2020 Das kann uns keiner nehmen.

Dass er plötzlich ausgewandert ist, hat mich überrascht. In diesem Essay „Mein Abschied von Deutschland“ schreibt er ausführlich über seine Probleme mit Sprach- und Denkverbote.

Auch nachdem ich dieses Buch beendet habe,verstehe ich Poltyckis drastische Reaktion nicht. Die meisten von uns können froh sein, in Deutschland leben zu dürfen.

Jeder Satz des Essays zeigt Polityckis Wut und der kompletten Ablehnung. Meiner Meinung nach verhindert das, der Problematik wirklich auf den Grund zu gehen.

Seinen Einwänden kann man entgegensetzen, dass sprachlicher Wandel unvermeidbar, oft auch nützlich ist. Die Sprache, die wir in früheren Jahrzehnten benutzt haben, kann man durchaus kritisieren. Political correctness ist nicht per se schlecht. Eine Sprache, die Menschen nicht herabsetzt, ist zu begrüßen.

Dennoch, Matthias Politycki bringt zahlreiche Beispiele, wo das ganze zu weit geht. Wo die Sprache lächerlich wird, wo es zur Zensur und Selbstzensur kommt. Diese Passagen in dem Essay unterstütze ich.