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Veröffentlicht am 04.10.2017

Mord am Brenner

Nachts am Brenner
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Nachts am Brenner ist ein konventionell geschriebener Krimi, der stark mit seinem Tiroler Schauplatz verbunden ist.
Das hat man erwarten können, mich interessierte aber die Hauptfigur, der Kommissar Johann ...

Nachts am Brenner ist ein konventionell geschriebener Krimi, der stark mit seinem Tiroler Schauplatz verbunden ist.
Das hat man erwarten können, mich interessierte aber die Hauptfigur, der Kommissar Johann Grauner, der den Roman deutlich prägt. Er ist ein Mensch, der nichts überstürzt und eher überlegt vorgeht. Darin erinnert er mich ein wenig an Figuren von Friedrich Dürrenmatt, aber das kann auch eine zufällige Assoziation sein. Es ist gut beschrieben, wie er die Dinge bei der Ermittlung auf sich wirken lässt und wie erdenkt und Schlüsse zieht. Diese Mühe machen sich viele moderne Krimis nicht mehr, da haben die Ermittler einfach irgendwelche Eingebungen oder Glück.
Grauner ist altmodisch, verlässt sich mehr auf seine grauen Zellen als auf moderne Technik. Er ist ein Bewahrer, kein Innovator. Immer wieder untermauern einzelne Passagen Grauners Charakter, zum Beispiel wenn er Mahler hört.

Leider muss ich sagen, dass ich lange brauchte, um mich in den Roman richtig einzufinden und eine Distanz habe ich von Anfang bis Ende behalten. Während Grauner eine ganz gut gemachte Figur ist, wird sich bei den Nebenfiguren nicht viel Mühe gegeben. Kaum eine hat Profil. Am meisten vielleicht noch Alba, die aber nur einen kurzen Auftritt hat.

Der Fall an sich konnte mich kaum interessieren, ich bin allerdings auch kein expliziter Krimifan, daher ist mein urteil in dem Zusammenhang wenig aussagefähig. Die ersten beiden Teile habe ich nicht gelesen, vielleicht entgeht mir daher auch etwas.
Es bleibt ein Roman mit einer nachdenklichen Hauptfigur, dem man gut folgen kann.

Veröffentlicht am 24.09.2017

Effektreicher Thriller

Durst (Ein Harry-Hole-Krimi 11)
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Jo Nesboe ist neben Don Winslow zur Zeit wohl der König des modernen Thrillers.
Er arbeitet in den Romane der Harry Hole-Reihe sehr stark mit Effekten, die an Brutalität nichts zu wünschen lassen. Das ...

Jo Nesboe ist neben Don Winslow zur Zeit wohl der König des modernen Thrillers.
Er arbeitet in den Romane der Harry Hole-Reihe sehr stark mit Effekten, die an Brutalität nichts zu wünschen lassen. Das spricht die unterbewusste Seite der Leser an und ist eins der Mittel zum Erfolg. Immerhin ist es schon der elfte Teil der Reihe.
Harry Hole als Hauptfigur trägt die Romane, daher war Durst anfangs langweilig, bis er endlich auftauchte. Harry Hole hatte sich eigentlich vom Ermittlerdienst zurückgezogen und lehrt an einer Universität, doch es braucht nicht viel, ihn für einen Fall wieder zurück zu holen.

Auch Harrys private Situation spielt eine Rolle, als seine Frau Rakel schwer erkrankt. Eine Prüfung für Harry, die seine Teilnahme am Fall einschränkt.

Mich stören einige Klischees, die eingesetzt werden. So richtig weiß man nicht, was das Ganze soll. Letztlich ist es in erster Linie nur (aber immerhin) eine Variante, denn der psychopathische Killer ist diesmal nicht der normale Serienmörder sondern ein Vampirist, der mit einem Stahlgebiss die Frauen, die er überfällt, in den Hals beißt und ihr Blut trinkt.

Harry Hole und seine Kollegin Katrine Bratt erkennen schließlich schon früh im Roman, dass der Serientäter kein Unbekannter ist. Eigentlich ist es sogar der Mörder selbst, der sich zu erkennen gibt, da er ein Opfer überleben lässt. Das es noch zusätzliche Überraschungen geben wird, muss man den Leser von Thrillern nicht extra erklären.

Anfangs tat ich mich schwer mit dem Roman, bis er mich in der zweiten Hälfte doch noch packte. Was man den Autor lassen muss, ist der Drive und die Intensität, die er immer mehr aufbaut. Darin ist Jo Nesboe ungeschlagen, er hat seine bewährten Methoden. In kurzen Kapiteln wird zwischen verschiedenen Handlungssträngen hin und her geschwenkt. Auch das trägt dazu bei, dass Spannung aufgebaut und dann nicht so schnell wieder gelegt wird.
Aber es fehlt doch eindeutig an Konsistenz in der Handlung und viele Passagen sind zu konstruiert, zum Beispiel die in denen Harry und der Psychopath Valentin sich persönlich gegenüberstehen und vollkommen unglaubwürdige Dialoge führen.. Deswegen halte ich „Durst“ für einen relativ schwachen Roman, der auch bis auf das Finale nicht das Tempo von z.B. „Leopard“ (der 9.Teil) hat..

Was mich am Roman bleiben hat lassen war der Umstand, dass ich das Hörbuch gewählt hatte und Uve Teschner mit seiner einmaligen Stimme einfach nur großartig und mit Intensität liest.

Veröffentlicht am 24.07.2017

Nach 100 Seite wird es zum Rohrkrepierer

Love Emergency - Zufällig verliebt
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Love Emergency! Der Titel erinnert an eine Mischung aus der Fernsehserie Emergency Room und den Samantha Young Love-Stories.
Diese Konstellation finde ich originell und das ist der Grund, warum ich mir ...

Love Emergency! Der Titel erinnert an eine Mischung aus der Fernsehserie Emergency Room und den Samantha Young Love-Stories.
Diese Konstellation finde ich originell und das ist der Grund, warum ich mir das eBook gekauft habe obwohl ich eigentlich nicht zur Zielgruppe gehöre.

Schauplatz ist Atlanta in den USA. Das erklärt auch das etwas konservative Verhalten der Leute.
Madison hatte wirklich Pech, weil sie sich in den falschen verliebte. Cody hatte sie nur ausgenutzt.
Madison Foley und ihr neugeborenes Baby sind in einer Notlage. Das jemand ihr hilft, macht Mut in einer immer egoistischer werdenden Welt.
Der Sanitäter Hunter Knox ist eigentlich zu gut um wahr zu sein. Naja, das ist bei Liebesromanen wohl unumgänglich. Interessant finde ich aber, dass er Arzt werden möchte, seine Chefin aber anzweifelt, ob er dafür schon die nötige Reife hat.
In einer Verfilmung bräuchte man für ihn einen neuen jungen George Clooney.

Der Roman hat Wortwitz ohne zu übertreiben!
Für meinen Geschmack zu explizit beschrieben sind aber die Liebesszenen, die eigentlich auch zu früh in der Handlung schon vorkommen. Da hackt es wieder mit Zielgruppe, die solche detaillierten Beschreibungen offenbar erwarten.

Dann aber taucht Maddys Exfreund wieder auf und es gibt Ärger. Nicht ganz unerwartet und überraschungsfrei!
Leider war ich nur mit den ersten Hundert Seitens des Buches zufrieden, aber immerhin.

Veröffentlicht am 04.06.2017

Bleibt in Ansätzen stecken

Roofer
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Roofer ist kein wirklich schlechter, aber doch etwas biederer Jugendroman. Es geht um eine Gruppe von Jugendliche, die den Kick in gefährlichen Stunts suchen.
Die Roofers gehen Risiken ein, indem sie ...

Roofer ist kein wirklich schlechter, aber doch etwas biederer Jugendroman. Es geht um eine Gruppe von Jugendliche, die den Kick in gefährlichen Stunts suchen.
Die Roofers gehen Risiken ein, indem sie auf Baugerüsten in erheblicher Höhe herumturnen, absturzgefahr ist stets gegeben. Sie filmen das und stellen es in youtube ein. Auf diese Leute stösst Alice durch ihre flippige Freundin Nasti, die sich in einen der Jungs verliebt und bereit für eine Mutpürobe ist. Es soll ein Liebesbeweis sein. . Die Szenen bei den Mutproben sind auch tatsächlich nicht schlecht beschrieben, das ist bildhaft gestaltet, obwohl manches zu aufgesetzt wirkt, selbst im ersten Kapitel merkt man das schon: "Und in meinem Kopf klatscht ein Körper auf Asphalt. In Endlosschleife. Immer wieder."
Mich beeindruckt das sprachlich nicht. Routiniert geschrieben ist das schon, wenn auch wenig aufregend.

Das Erwartbare wird geboten, aber wenig überraschendes.
Täuschend ist der Klappentext, bei dem man erwarten könnte, die Icherzählerin Alice bzw. ihre beste Freundin würden auch zu Roofern, aber ganz so ist das nicht.

Allzu ins Detail wird bei den Jugendlichen nicht gegangen.Sie sind weitgehend. profillos gezeichnet.
Selbst Alice mit ihren familiären und schulischen Problemen ist eine wenig originelle Figur. Nasti wird leicht klischehaft geschildert. leider wird es dadurch langweilig, da man kaum mit den Figuren mitlebt.
Es gibt dann noch Nikolas, der als Jugendlicher auf der Straße lebt. Da gibt es berührende Passagen, wenn er etwa seine Granny besucht und Gedichte liest, aber eigentlich wird auch aus dieser Figur viel zu wenig gemacht. Es werden Ansätze gebildet, aber nicht weiter ausgebaut. Als Leser frage ich moich da, was ich damit anfangen soll.

Die Roofers gehen Risiken ein, die Autorin weniger! Insgesamt ist der Roman sowohl sprachlich als auch inhaltlich limitiert. Ich kann ihn nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 31.05.2017

Durchwachsener klassischer Krimi

Es klingelte an der Tür
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Ich bin kein Neo Wolfe-Kenner und las daher unvoreingenommen diesen Teil der Krimireihe.
Stilistisch ist es geradlinig und konsequent plotdriven. Der Fall geht aus von einem Buch über das FBI, so etwas ...

Ich bin kein Neo Wolfe-Kenner und las daher unvoreingenommen diesen Teil der Krimireihe.
Stilistisch ist es geradlinig und konsequent plotdriven. Der Fall geht aus von einem Buch über das FBI, so etwas hat es tatsächlich gegeben. Die Idee ist originell, die Umsetzung dialoglastig.
Das der Icherzähler nicht Nero Wolf selber ist, hat mich erstaunt.
Es ist die Sicht von Wolfes Assistenten Archie Goodwin, die die Geschichte prägt.

Nero Wolf ist ein typischer New Yorker, obwohl er sonst sehr eigen ist, das schwingt irgendwie mit und erzeugt Atmosphäre. Wolfe wirkt manchmal arrogant, aber das kann auch durch die Erzählstimme von Archie Goodwin vermittelt sein. Nero Wolf erscheint dandyhaft, dann aber trinkt er Bier.

Interessehalber habe ich auch einmal in die Fernseh-Serie „A Nero Wolfe Mystery -The Doorbell Rang “ hineingesehen, die erstaunlich werkgetreu ist. Nicht schlecht gemacht, aber das nur nebenbei. Zurück zum Buch.
Es ist nicht so altmodisch wie erwarten, wobei dieser Teil von 1965 auch ein später der Reihe ist. Der Fall ist nicht ganz unkompliziert, teilweise konnte ich nicht ganz folgen.

Mich hat der Roman interessiert, aber nicht fasziniert. Nero Wolfe hat ein großes Ego, er ist kein Philip Marlowe, davon ist sogar weit entfernt und Rex Stouts Schreibe ist näher dran an Agatha Christie als an Hammett. Natürlich ist Rex Stout typisch US-amerikanisch.
Immerhin muss man die Langlebigkeit der Reihe bewundern. Man muss aber wohl auch ein richtiger Fan von klassischen Krimis sein, um das richtig genießen zu können.
Dem Klett Cotta-Verlag danke ich aber für sein Engagement.