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Veröffentlicht am 21.05.2017

bin zufrieden

Die Hummerkönige
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Die Hummerkönige ist eine Familiengeschichte. Die Familie heißt mit Nachnamen Kings, deswegen ist der Originaltitel The Lobster Kings doch noch besser als die Hummerkönige, wo das Wortspiel mit dem Nachnamen ...

Die Hummerkönige ist eine Familiengeschichte. Die Familie heißt mit Nachnamen Kings, deswegen ist der Originaltitel The Lobster Kings doch noch besser als die Hummerkönige, wo das Wortspiel mit dem Nachnamen und Anspielungen auf King Lear nicht rüberkommen.
Die Familie Kings lebt seit 300 Jahren vom Fischen auf eine Insel nahe Maine.
Maine ist in der Unterhaltungsliteratur ja schon fast eine Klasse für sich und die Hummerkönige passt da ganz gut herein.

Erzählerin ist Cordelia Kings, die es als Hummerfischerin schaffen will. Das ist aber hartes Brot und nur aufgrund des Todes der männlichen Nachkommen bekommt sie ihre Chance. Sie ist wie ihr Vater eine starke Persönlichkeit.
Durch ihre Erzählstimme entsteht ein eigentümlicher Erzählton. Sie geht in ihrer Erzählung weit in ihre Erinnerung zurück, bis zu der Zeit als sie noch ganz klein war.
Und sie schildert die anderen Familienmitglieder auf interessante Art.
Cordelia ist zudem eine gefasste, beherrschte Person. Ich werde mit ihr nicht so recht warm, muss ich leider sagen.

Immer wieder wird effektiv auf den ersten Kings, der hier Fischer war und auch Maler, Bezug genommen.
Dann sind natürlich die Shakespeare-Anspielungen bemerkenswert. Cordelia ist jüngste von 3 Töchtern des König Lears, auch bei den Hummerkönigen gibt es 3 Töchter.

Es ist einiges los in dem Roman und es gibt packende Szenen, z.B. als Cordelias Bruder Scotty über Bord geht und versucht wird, ihn vor dem ertrinken zu retten, die Trauer und die Passage mit dem Hund. Auch später gibt es immer wieder dramatische Stellen.

In der Summe sind die vorgenannten Elemente gute Mittel, die funktionieren um die Geschichte der Kings zu erzählen. Ganz überzeugt hat mich das Buch durchgängig dennoch nicht, da manche Motive plakativ wirken . Doch insgesamt ist eine gute Qualität vorhanden und ich bin zufrieden.

Veröffentlicht am 20.05.2017

Erinnert an Gone Girl

Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor
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„Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor“ ist ein moderner amerikanischer Psychothriller, der mich stark an Gillian Flynns Romane erinnert. Die Erzählweise mit Blogeintragungen und später wechselnden ...

„Nur ein kleiner Gefallen - A Simple Favor“ ist ein moderner amerikanischer Psychothriller, der mich stark an Gillian Flynns Romane erinnert. Die Erzählweise mit Blogeintragungen und später wechselnden Erzählern ist ungewöhnlich und gediegen gemacht. Eigentlich finde ich aber die Blogeinträge unglaubwürdig, da Stephanie zu frei über ihre „Geheimnisse“ spricht.

Alle 3 Hauptfiguren sind schräg, haben Macken und sind nicht gerade liebenswert. Sie sind egoistisch bis zum Egozentrischen, dabei labil und getrieben.
Ich finde das interessant, Leser die Identifikationspersonen brauchen, könnten damit Probleme haben.
Hinzu kommt, dass vor allen Stephanie offensichtlich als unglaubwürdige Erzählerin agiert, die teilweise absichtlich, teilweise unbewusst auf eigenartige Art mit Fakten und Vermutungen umgeht.
Der Plot ist klein gehalten, fast wie ein Kammerspiel. So spielt sich ein Großteil der Handlung in den Häusern von Stephanie und Emily/Sean ab. Ich könnte mir das auch gut als Film vorstellen.
Der verhängnisvolle Verlauf der Handlung ist charaktergetrieben und voller Wendungen. Die Mischung aus Verschlagenheit und Labilität mancher Figuren ergibt verherrende Ergebnisse und sie treiben über eine Grenze des normalen.

Ich habe das Buch als unterhaltend empfunden, aber durch die hohe Unglaubwürdigkeit der Handlung bleibe ich distanziert und ich kann die Autorin Darcey Bell noch nicht als Neuentdeckung feiern, aber es ist ja auch ihr Debüt und es würde mich nicht wundern, wenn sie sich in kommenden Romanen noch steigert.

Veröffentlicht am 20.05.2017

äußerst brutal

Sie werden dich finden
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Von dem südafrikanischen Thrillerautor Roger Smith habe ich schon etwas gelesen und die Mischung aus Härte und sprachliche Brillanz bewundert. Hinzu kamen gesellschaftliche und soziale Themen.
Deswegen ...

Von dem südafrikanischen Thrillerautor Roger Smith habe ich schon etwas gelesen und die Mischung aus Härte und sprachliche Brillanz bewundert. Hinzu kamen gesellschaftliche und soziale Themen.
Deswegen wundert es mich, dass er als James Rayburn anders wirkt. Die Handlung von „Sie werden dich finden“ ist auch brutal, aber das wirkt als überflüssige Beigabe um den blutgierigen Geschmack der Thrillerleser zu befriedigen. Manche Stellen halte ich sogar für primitiv. Schon zu Anfang dominiert sinnlose und vor allen unreflektierte Gewalt. In Zeiten wie diesen stört mich das gewaltig.

Was ich aber auch feststelle, ist die geschickte und professionelle Schreibart hinsichtlich Stil und Plotkonstruktion.. Sprachlich sind die rasanten Szenen filmreif gestaltet.

Es ist eine Fluchtgeschichte, die mir überbetont und übertrieben vorkommt. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die emotionslose Hauptfigur. Kate Swift fand ich an keiner Stelle glaubhaft, bei ihrer Tochter Suzy war das etwas besser. Das es bei ihr trotz der ständigen Flucht und Gefahr keine Anzeichen für Traumatisierung gibt, halte ich für unglaubwürdig.
Auch der heruntergekommen Harry Hook konnte mich als ambivalente Figur nicht wirklich überzeugen, obwohl immerhin ein paar gute Ansätze da sind. Er beginnt sich für Kate und Suzy verantwortlich zu fühlen, als seien sie seine Tochter und Enkelin. Und da ist vielleicht sogar etwas dran.
Der Nebenplot mit Nadja ist leider überwiegend langweilig gestaltet.

Auffällig ist die Kühle des Erzähltons und das Tempo. Ich glaube schon, dass viele Thrillerfans das mögen, für mich ist das nicht ganz das ideale, dennoch habe ich nicht bereut, den Roman gelesen zu haben.

Veröffentlicht am 14.03.2024

Jimmy und Tristan

Der ehrliche Finder
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Der ehrliche Finder ist ein kurzer Roman über zwei Jungen. Jimmy und Tristan.
Angesiedelt ist die Geschichte in Belgien, aber Tristan ist ein Flüchtlingskind aus dem Kosovo.
Es wird leider nie aus Tristans ...

Der ehrliche Finder ist ein kurzer Roman über zwei Jungen. Jimmy und Tristan.
Angesiedelt ist die Geschichte in Belgien, aber Tristan ist ein Flüchtlingskind aus dem Kosovo.
Es wird leider nie aus Tristans Perspektive erzählt, daher bleibt er dem Leser ein wenig fremd.
Die Erlebniswelt von Jimmy aber lernt man gut kennen, doch auch hier ist kein Erzählen aus erster Person, dennoch erfährt man seine Eindrücke.
Bisher hatte ich noch kein Buch von Lize Spit gelesen, auch nicht ihren Erfolgsroman Und es schmilzt. Ich war ein wenig überrascht, über die mehr oder weniger schlichte Sprache. eigentlich hat Lize Spit überhaupt keine Sprache. Literarisch war ich enttäuscht. Doch das der Text präzise verfasst wurde, kann ich zugestehen. Auch sind einige Passagen mit den beiden Jungs durchaus ergreifend. Doch als Flüchtlingsgeschichte hat es mich zu wenig erreicht. Meine Wertung bewegt sich daher im Mittelfeld.

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Veröffentlicht am 27.12.2023

Leichte Unterhaltung

Die Eisfischerin vom Helgasjön
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Frieda Lamberti ist eine Vielschreiberin. Das merkt man dem Roman Die Eisfischerin von Helgasjön auch an. Die Autorin macht keine literarischen Klimmzüge. Dafür spürt man aber doch eine Routine, die sich ...

Frieda Lamberti ist eine Vielschreiberin. Das merkt man dem Roman Die Eisfischerin von Helgasjön auch an. Die Autorin macht keine literarischen Klimmzüge. Dafür spürt man aber doch eine Routine, die sich in einer flüssigen Schreibweise und einem kompakten Plot auszahlt.
Im Mittelpunkt steht Rieke, die eine Beziehungskrise gerät. Das merkt sie erst, als sie und ihr Freund Marco getrennt in Urlaub fahren. Marco betrügt sie. Eine ganze Weile zögert Rieke sich endgültig zu trennen, zumal sie im Urlaub ihren Jugendfreund Theo wiedergetroffen hat, der aber anscheinend verheiratet ist.

Rieke ist eine typische Hauptfigur dieses Genres, eigentlich tough und sympathisch, aber teilweise auch naiv. Als Protagonistin funktioniert sie aber gut und man folgt ihr gerne durch die Handlung.
Etwas enttäuschend war für mich der Schwedenbezug. Es gibt Passagen in Lappland, aber viel Eindruck haben sie nicht hinterlassen.
Es ist ein Roman, der okay ist, den man aber auch nicht unbedingt gelesen haben muss.