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Veröffentlicht am 18.02.2021

Das Leben auf dem Land und an sich

Das, was du suchst
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Dieses kurze Buch ist ein sperriges kleines Ding, aber so das es wirklich Spaß macht.
Es ist im Prinzip ein Essay und die Autorin Marjoleine de Vos weiß wirklich viel, das merkt man beim Lesen. Sie nutzt ...

Dieses kurze Buch ist ein sperriges kleines Ding, aber so das es wirklich Spaß macht.
Es ist im Prinzip ein Essay und die Autorin Marjoleine de Vos weiß wirklich viel, das merkt man beim Lesen. Sie nutzt treffende Vergleiche und Bezüge.
Zwischen dem Text befinden sich einige atmosphärische schwarzweiß-Fotos von dem Fotojournalisten Anjo de Haan. Wirklich fantastisch! Aber eigentlich reichen auch schon die Sätze der Autorin um sich die Natur bildlich vorzustellen. Man denkt sogar, sie zu riechen, also allumfassend wahrzunehmen.
Die Umgebung von Groningen ist sehr wichtig, und es geht über das hinaus, was man vom Untertitel „Von der Sehnsucht nach dem Spazierengehen“ erwarten konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2021

außergewöhnlich

Die ganze Wahrheit (wie Mason Buttle sie erzählt)
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Es gibt Romane, die sind wegen ihrer Erzählperspektive so großartig und Die ganze Wahrheit /wie Mason Buttle sie erzählt) gehört dazu.
Mason ist ein Junge, der eine Lernschwäche hat und deswegen zu den ...

Es gibt Romane, die sind wegen ihrer Erzählperspektive so großartig und Die ganze Wahrheit /wie Mason Buttle sie erzählt) gehört dazu.
Mason ist ein Junge, der eine Lernschwäche hat und deswegen zu den Außenseitern gehört.
Vor Buchbeginn hat er einen guten Freund durch einen Sturz von einem Baum verloren. Doch der Grund ist ungeklärt und ein Polizist befragt immer wieder Mason.
Daher ist das atmosphärische Buchcover mit dem großen Baum und dem Baumhaus durchaus von Bedeutung.

Die amerikanische Schriftstellerin Leslie Connor zeigt den Schulalltag und auch Masons Familienleben. Ärger hat er mit dem Schulhofrüpel Matt und dessen fiesen Spießgesellen Lance.
In Calvin findet Mason jedoch einen Freund, auch als der Ärger zunimmt.

Leslie Connor weiß zu schreiben. Herausgekommen ist ein außergewöhnlicher, streckenweise auch spannender Jugendroman über Dinge im Leben, die zählen, wie Freundschaft, Familie und Anständigkeit.

Veröffentlicht am 05.02.2021

Ein Sommer auf der Insel

Warten auf Wind
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Warten auf Wind ist ein sensibel geschriebenes Jugendbuch aus Schweden. Es geht um die junge Vinga, die bei ihrem Großvater auf einer Insel Zeit verbringt, da ihre Eltern sich gerade getrennt haben.
Obwohl ...

Warten auf Wind ist ein sensibel geschriebenes Jugendbuch aus Schweden. Es geht um die junge Vinga, die bei ihrem Großvater auf einer Insel Zeit verbringt, da ihre Eltern sich gerade getrennt haben.
Obwohl Vinga deswegen niedergeschlagen ist, genießt sie die gemeinsame Zeit mit dem Großvater, der ihr sogar ein kleines Boot schenk, das sie aber erst noch herrichten muss. Mit Begeisterung macht sie sich ans Schmiergeln und putzen.

Mich überzeugt von Anfang an die Erzählperspektive, mit der man in Vingas leicht melancholische Gefühlswelt eintauchen kann, aber auch in ihre Träume und Sehnsüchte. Vinga liebt es, zu träumen und ihre Gedanken schweifen zu lassen, man merkt aber auch, dass sie viel alleine und etwas einsam ist.

Dann lernt sie Rut kennen, ein gleichaltriges Mädchen. Sie ist lebhaft, mutig und ein wenig verrückt. Es wird eine enge Beziehung zwischen ihnen.

Dann steht Vingas Situation mit ihren Eltern wieder im Vordergrund, denn die neue Frau ihres Vaters hat ein Baby geboren und Vinga muss die Insel verlassen.
Doch die Sehnsucht zurück auf die Insel zu kehren bleibt.

Ich mag Bücher, die einen so intensiven Einblick in die Figuren zulassen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.01.2021

Bemerkenswerter autobiografischer Roman

Das achte Kind
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Erzählt wird die Geschichte von Alem, der in Deutschland als Sohn einer Kroatin und eines Bosniers geboren wird.
Am Anfang wird in starken Passagen geschildert, wie die Mutter Smilja aus einem armen Dorf ...

Erzählt wird die Geschichte von Alem, der in Deutschland als Sohn einer Kroatin und eines Bosniers geboren wird.
Am Anfang wird in starken Passagen geschildert, wie die Mutter Smilja aus einem armen Dorf nach Deutschland kommt und dort Emir kennenlernt, heiratet und ein Kind bekommt. Aber Emir ist ein Dieb und Säufer und schon bald kommt es zur Trennung.
Erst als Erwachsener erfährt Alem von seinem Vater, der bereits gestorben ist und besucht sein Grab in Serbien.
Dann schwenkt das Buch zurück in Alems Kindheit und Jugend. Er wächst bei Pflegeeltern auf. Alem ist hin und hergerissen zwischen seiner Mutter und deren
gewalttätigen Freund und seinen Pflegeeltern.

Viele Elemente dieser Zeit, der frühen Achtziger werden gezeigt, so dass man sich gut einfühlen konnte.

Ab und zu ist Alem auch in der ehemaligen Heimat seiner Mutter in Kroatien und besucht seine Verwandten, aber 1991 beginnt der Krieg in Jugoslawien und es kommt zu Vertreibungen.

Der Roman zeichnet sich durch einen eigenständigen Ton aus, der den Leser ans Buch fesselt. Der Ton ist nüchtern und klar, was ich sehr schätze. Und das Buch ist offensichtlich autobiografisch, was die Intensität noch verstärkt.

Veröffentlicht am 26.01.2021

Meisterwerk

Krass
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An dem neuen Roman des Büchnerpreisträgers Martin Mosebach ist schon das Cover in Rot und dem gespiegelten Vogel auffällig.So wird man magisch vom Buch angezogen. Martin Mosebachs opulenter Schreibstil ...

An dem neuen Roman des Büchnerpreisträgers Martin Mosebach ist schon das Cover in Rot und dem gespiegelten Vogel auffällig.So wird man magisch vom Buch angezogen. Martin Mosebachs opulenter Schreibstil ist auch in „Krass“ voll und ganz da. Für genießerische Leser ist das ein Leckerbissen.
Der Roman handelt in verschiedenen Orten. Zuerst Neapel, da ist der Ausflug nach Capri eine besondere Passage. Danach Frankreich. Später dann Kairo.
Mosebach war selbst in diesen Orten und seine Beschreibungen sind exquisit.

Auffällig sind die Charaktere der Figuren.Der titelgebende Geschäftsmann Ralph Krass ist undurchschaubar. Seine Geschäfte sind vielleicht zweifelhaft. Er hat einen Tross an Angestellten und Leute, die er aushält dabei.
Eine wichtige Figur ist sein Angestellter Matthias Jüngel.
Dann die Belgerin Lidewine, die einem Zauberkünstler namens Harry Reno assistierte und dann zu Krass stößt.

Überraschenderweise wechselt der Roman im zweiten Teil zum Erzählen in der ersten Person. Das gibt dem ganzen noch einmal eine andere Note.
Es folgt noch ein dritter Teil, über den ich hier aber noch nichts verraten möchte.

Krass ist ein Meisterwerk!