Profilbild von yesterday

yesterday

Lesejury Star
offline

yesterday ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit yesterday über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.04.2024

Unterwegs auf eigene Faust

Blutstunde
0

Auch wenn Ermittler Alexander Blix von der Osloer Polizei sich schon in früheren Fällen (Blutzahl, Blutnebel, Bluttat, Blutnacht) nicht immer ganz exakt an alle Vorgaben gehalten hat, ist er in seinem ...

Auch wenn Ermittler Alexander Blix von der Osloer Polizei sich schon in früheren Fällen (Blutzahl, Blutnebel, Bluttat, Blutnacht) nicht immer ganz exakt an alle Vorgaben gehalten hat, ist er in seinem fünften Abenteuer noch etwas freier. Momentan arbeitet er nämlich nicht mehr als Polizist. Er arbeitet allerdings auch in keinem anderen Job.

Und gäbe es Emma Ramm nicht, würde er wohl auch sonst nicht viel tun. Die ehemalige Journalistin, die im Moment ebenso auf Jobsuche ist, vertieft sich in einen aktuellen Kriminalfall und ermittelt ein wenig auf eigene Faust. Damit lenkt sie nicht nur sich selbst von ihren eigenen Problemen ab, sondern schafft es auch, Blix dazuzuholen.

Parallel dazu nimmt ein Unbekannter mit Blix Kontakt auf, weil er etwas gestehen möchte. Wird dadurch etwa ein alter, ungelöster Fall geklärt, den Blix in seiner aktiven Zeit bearbeitet hatte?

Thomas Enger (Henning Juul-Reihe) und Jørn Lier Horst (William Wisting-Reihe) haben sich auch hier wieder für eine spannende und packende Fortsetzung der Blix-Ramm-Reihe zusammengetan. Die Fälle sind im Wesentlichen immer in jedem Band abgeschlossen, die Charaktere versteht aber am besten, wenn man alle Thriller chronologisch gelesen hat. “Blutstunde” ist klassisch gute Spannungsliteratur aus Skandinavien, wie sie viele Fans schätzen und lieben.

Veröffentlicht am 17.03.2024

Keine heile Welt

Verborgen
0

Eva Björg Ægisdóttir verwöhnt Fans gepflegter Islandkrimis erneut. In "Verborgen" ermittelt Kommissarin Elma zum dritten Mal. Wie gewohnt ist der Fall eher unblutig, aber der Aufbau der Geschichte und ...

Eva Björg Ægisdóttir verwöhnt Fans gepflegter Islandkrimis erneut. In "Verborgen" ermittelt Kommissarin Elma zum dritten Mal. Wie gewohnt ist der Fall eher unblutig, aber der Aufbau der Geschichte und die Glaubwürdigkeit der Protagonisten beruhen stark auf Motiven, auf der Psyche und ihren Abgründen.

Der Krimi, der in der Kleinstadt Akranes spielt, startet mit einem Brand. Dieser ist schnell gelöscht, beim Lesen hat man aber das Gefühl, dass unter der Oberfläche aller Beteiligter die Glut weiter glimmt. Elma und ihr Kollege befragen viele Personen während der Ermittlungen.

Für alle, die dabei schnell den Überblick verlieren, oder trotz des flüssigen Erzähltempos öfter längere Pausen machen müssen, gibt es am Ende der 357 Seiten ein Personenregister. Die Ermittlungen plätschern - wie das wohl oft so ist - eine Weile eher gemächlich dahin, es gibt den einen oder anderen Anhaltspunkt, aber keinen Durchbruch.

Doch dann dreht ein Detail, auf das man beinahe vergessen hätte, die Ermittlungen fast auf den Kopf. Zudem steigt die Spannung, weil dann auch Rückblick-Kapitel etwas Licht ins Dunkel bringen. Führten die bisherigen Ereignisse überhaupt in die richtige Richtung? Gab es vielleicht mehrere Opfer und auch mehrere Täter oder sind doch Missverständnisse und Unfälle für die Ereignisse verantwortlich?

"Verboten" blickt hinter die oft so perfekt erscheinende Fassade gut situierter isländischer Familien und deren Kinder. Selbstverständlich ist alles fiktiv, aber in manchen Alltagsbetrachtungen auch beklemmend realistisch. Die Befragten spielen nicht nur der Polizei vor, es sei alles in Ordnung, sie versuchen auch, sich selbst und sich gegenseitig eine heile Welt vorzuspielen, die es so schon lange nicht mehr gibt.

Veröffentlicht am 24.02.2024

Be-stechende Spannung

Der Stich
0

Siiiiiiirr! Patsch! Diese simple, im Sommer überaus übliche Abfolge an Geräuschen steht im Zentrum des neuen Thrillers von Thilo Winter. In “Der Stich” erforscht der Autor, was passieren könnte, wenn Stechmücken ...

Siiiiiiirr! Patsch! Diese simple, im Sommer überaus übliche Abfolge an Geräuschen steht im Zentrum des neuen Thrillers von Thilo Winter. In “Der Stich” erforscht der Autor, was passieren könnte, wenn Stechmücken nicht nur juckende oder krankmachende, sondern hochgradig tödliche Stiche verteilten. Sein Buch ist fiktiv, basiert jedoch auf wahren wissenschaftlichen Überlegungen und Versuchen.

Die Handlung lässt er auf den Florida Keys spielen, einer Inselkette vor der Südspitze der US-amerikanischen Halbinsel. Auch dies ist kein Zufall, denn dort fand und findet tatsächlich ein Freilandversuch mit Mücken statt.

Nun aber zu den - hoffentlich wirklich - fiktiven Teilen der Geschichte: Sie dreht sich um Quito Mantezza und Inéz Barrera. Inéz trifft durch Zufall auf Quito, als sie als illegale Einwanderin vor der Polizei flüchtet. Quito ist Student und Sohn des örtlichen stellvertretenden Polizeichefs. Er beschäftigt sich mit Meerestieren und kämpft gegen die Firma, die ihre Versuchsmücken auf den Inseln aussetzt.

Quito sieht darin nämlich vor allem die Nachteile. Seiner Meinung nach gibt es eine große Schwachstelle im Versuch, die zu einer potentiell lebensgefährlichen Mückenart führen könnte. Als immer mehr Menschen nach Stichen behandelt werden müssen oder sterben, sucht Quito nach dem Beweis für seine These und bringt sich, Inéz und seine Eltern dabei in große Gefahr.

Thilo Winter gelingt ein spannender Thriller mit glaubhaften Pro- und Antagonisten. Die Auflösung des dramatischen Endes habe ich nicht auf wissenschaftliche Genauigkeit überprüft, aber für mich fügt sich das Ganze relativ schlüssig zusammen. Eines ist auf jeden Fall sicher: Die ersten Stechmücken, die sich diesen Sommer in meine Nähe trauen, bekommen einen extra festen Hieb ab.

Veröffentlicht am 24.02.2024

Aus zwei mach eins

Catwatching
0

Das Buch bietet eine Fülle an interessanten Informationen über unsere Stubentiger.
Es enthält auch viele schöne Fotos, die das Herz aller Katzenfreunde sicher erfreuen werden.

Am besten ist es, wenn ...

Das Buch bietet eine Fülle an interessanten Informationen über unsere Stubentiger.
Es enthält auch viele schöne Fotos, die das Herz aller Katzenfreunde sicher erfreuen werden.

Am besten ist es, wenn man immer wieder einzelne Kapitel daraus liest und dann gleich selber bei der eigenen Katze "Catwatching" betreibt.
Vieles sieht man dann auch bestätigt, nur hin und wieder denkt man: "Nein, meine Katze ist da gaaanz anders!"
Eine Antwort zur Frage "Warum trinken Katzen gern schmutziges Wasser?" könnte sein, dass es wie 'Römerquelle Emotion' für Katzen schmeckt.

Das vorliegende Buch ist jedoch nur eine Zusammenfassung zweier Bücher erschienen in den 1980er Jahren (damals noch ohne Fotos, jedoch mit Zeichnungen):

"Catwatching. Die Körpersprache der Katze" und
"Katzen. Ihr Mythos - Ihre Sprache - Ihr Verhalten"
wobei mehrere Kapitel aus diesen beiden weggelassen und dafür ein paar neue in das aktuelle Buch aufgenommen wurden.
Eventuell hängt das damit zusammen, dass eine knappere Version eher als Geschenk gekauft wird als zwei ausführlichere Bücher. Wer die älteren Bände nicht kennt, kann aber dennoch hier seine Freude an den Katzeninfos haben und bekommt ein paar witzige Anregungen.

Veröffentlicht am 22.01.2024

Humoriger Blick auf das wollige Hobby

Innehalten, Masche halten
0

Dieses 176 Seiten schmale Buch ist der perfekte Begleiter durch den kalten Winter. Aber Vorsicht: Ein bisschen Interesse für wolliges Handarbeiten und am besten aktive Erfahrung sollte gegeben sein. Dann ...

Dieses 176 Seiten schmale Buch ist der perfekte Begleiter durch den kalten Winter. Aber Vorsicht: Ein bisschen Interesse für wolliges Handarbeiten und am besten aktive Erfahrung sollte gegeben sein. Dann lassen sich auch die humorigen Seiten des Buches am besten genießen.

Autorin Karin Erlandsson geht auf viele Aspekte des Strickens ein: Geschichte, gesundheitliche Vorteile, Entwicklung, Muster, Werkzeug und vieles mehr. Auch ihre eigene Strick-Geschichte und ihre Erfahrungen fließen mit ein. Umrahmt wird alles von ein paar Knäuel ganz bestimmter Wolle und der Odyssee hin zu dem Strickstück, das sie werden wollen.

Der geschichtliche Exkurs oder die Entwicklung des Strickens sind sicher Teile des Buches, die jeder gut lesen und nachvollziehen kann. Für viele Aspekte des Romans sollte man aber auch selbst (oder der Beschenkte) schon mit Wolle gearbeitet haben.

Wer viel strickt, wird sich in zahlreichen Episoden wiedererkennen und seine Wangenmuskulatur beim vielen Grinsen ausgiebig trainieren. Wer jemanden kennt, der strickt, wird dieser Person mit “Innehalten, Masche halten” ein gelungenes Geschenk machen.

Vielleicht motiviert das Buch aber auch manche, dem Stricken im eigenen Haus wieder eine Chance zu geben. Wer kann einem unschuldigen Knäuel feiner Wolle schon widerstehen?