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Veröffentlicht am 01.02.2018

Ein spannender Krimi mit einigen Seiten zu viel

Die Eishexe
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Dieser Schwedenkrimi ist grundsätzlich durchgehend spannend und atmosphärisch gut, wenn auch mit Fortschreiten der Ermittlungen teilweise vorhersehbar, einfach weil man als Leser wesentlich mehr Informationen ...

Dieser Schwedenkrimi ist grundsätzlich durchgehend spannend und atmosphärisch gut, wenn auch mit Fortschreiten der Ermittlungen teilweise vorhersehbar, einfach weil man als Leser wesentlich mehr Informationen bekommt als die Protagonisten. Wer viel grübelt, kommt auf einiges auch selbst drauf, man kann aber auch bewusst “den Kopf ausschalten” und sich überraschen lassen.

Die Polizei ermittelt hier in zwei Fällen, da aktuell ein vierjähriges Mädchen verschwunden ist und genau so etwas schon vor 30 Jahren im selben Ort passierte. Bald tauchen noch mehr Parallelen auf und nun wird an der Schuld zweier Teenager gezweifelt, die damals in die Sache verwickelt waren. Läuft ein Hauptschuldiger immer noch frei herum? Und warum sollte er genau jetzt wieder zugeschlagen haben?

Patrik Hedström und die Kollegen gehen vielen kleinen Hinweisen nach, befragen aktuelle und damalige Zeugen und Involvierte und treten dennoch lange auf der Stelle. Zum Glück ist Patriks Frau Erica Falck als Schriftstellerin mit dem alten Fall vertraut und kann wesentliche Hinweise zur Klärung liefern.

Doch das Buch dreht sich nicht nur um zwei vermisste Kinder. Es hat noch eine sehr aktuelle und eine lang vergangene Komponente zu bieten. Läckberg lässt den Krimi in der Gegenwart spielen, zu einer Zeit, wo gerade auch nach Schweden viele geflohene Menschen kommen und Schutz suchen. Doch das fällt den reservierten Nordländern nicht leicht. Der Leser erfährt hier auch die Gefühle auch der Sicht der Ankommenden, wie die Leute ihnen begegnen, wer freundlich ist und wer nicht. Der Hass, der unter der Oberfläche schwelt, entlädt sich schließlich mit ernsten Folgen.

Tief in die Vergangenheit führen den Leser andere Abschnitte, die zwischen die aktuellen Ereignisse eingeflochten sind. Für sich gesehen sind diese Teile des Buches sehr interessant, sie spielen fast am selben Ort wie die anderen Handlungsstränge, allerdings mehrere hundert Jahre früher. Man wartet nur die ganze Zeit vergeblich, wie und ob die Vergangenheit mit der Gegenwart verknüpft wird. Schlussendlich muss man sagen, dass der Krimi auch ohne diese Abschnitte von damals ein komplettes, funktionierendes Buch wäre und der zusätzliche Handlungsstrang es einfach nur dicker macht.

Veröffentlicht am 16.01.2018

Temporeiche und undurchsichtige Mörderjagd auf hoher See

Woman in Cabin 10
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Hier ist nichts so wie es scheint - oder zumindest wenig. An der Seite der Hauptfigur Laura (Lo), einer Reisejournalistin, begibt sich der Leser auf eine ganz besondere Kreuzfahrt. Ein Schiff, so illuster ...

Hier ist nichts so wie es scheint - oder zumindest wenig. An der Seite der Hauptfigur Laura (Lo), einer Reisejournalistin, begibt sich der Leser auf eine ganz besondere Kreuzfahrt. Ein Schiff, so illuster wie seine Gäste, legt zur Jungfernfahrt ab und an Bord sind neben dem Eigentümer und seiner Frau nur Investoren und Journalisten, die natürlich im besten Lichte über die Ereignisse berichten sollen.

Doch dazu kommt es nicht. Die eigentliche Arbeit tritt vor allem für Laura ab dem Moment in den Hintergrund, als sie ein Verbrechen beobachtet, vielmehr hört. Doch alles, was sie damit in Zusammenhang bringen kann, verschwindet. Wurde die Tat wirklich begangen oder ist Laura doch so labil, dass sie sich das eingebildet hat?

Einiges an Alkohol, wenig Schlaf und Medikamente machen sie nicht zur glaubwürdigsten Zeugin. Doch Laura gibt nicht auf und ermittelt in Miss-Marple-Manier auf eigene Faust auf dem Schiff herum. Dabei bleibt sie als Charakter zu Beginn eher blass und wirkt anstrengend, kann aber am Ende mit persönlicher Entwicklung punkten.

Viel Zeit durchzuatmen gibt es für den Leser in diesem Buch nicht, hinter jedem Gesprächsfetzen oder jeder Bewegung eines Gastes lässt sich die Lösung vermuten. An Spannung und Tempo mangelt es nicht, dies geht jedoch zulasten der einzelnen Biografien, die Personen hätten etwas mehr Tiefe vertragen.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Lasset das Leben (neu) beginnen

Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen
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Dieser Roman heißt im Original “The Garden of Small Beginnings”, was ich für den wesentlich passenderen Titel für die Geschichte halte. Es wird damit besser umschrieben, worum es wirklich geht - in der ...

Dieser Roman heißt im Original “The Garden of Small Beginnings”, was ich für den wesentlich passenderen Titel für die Geschichte halte. Es wird damit besser umschrieben, worum es wirklich geht - in der Übersetzung, wo einfach eine Redewendung umgeschrieben wurde, liest es sich “nur” wie ein kitschiger Liebesroman. Doch dieses Buch hat mehr zu bieten und kann auch allen gefallen, die sonst um seichten “Liebeskitsch” einen großen Bogen machen.

Lilian ist Mutter zweier Schulkinder und arbeitet als Illustratorin. Der Beruf lässt sich gut mit ihrem Alltag vereinen. Dieser besteht nicht nur aus den Kindern, auch ihre Schwester Rachel und Kindermädchen Leah. Doch eines fehlt: ein Mann, ein Vater. Das nicht freiwillig - Lilian ist Witwe. Das beeinflusst auch Jahre später noch ihr Leben, ihren Alltag, ihre Träume.

Aus dem Trott, den sie sich eingerichtet hat, herausreißen kann Lilian scheinbar niemand, auch wenn ihre Schwester es immer wieder versucht. Neue Chancen dafür eröffnet ein Gärtnerkurs, den Lilian beruflich belegen muss. Und Kursleiter Edward ist der erste Mann, der die junge Witwe durch Salat, Karotten und Erdbeeren ein wenig aus ihrer Lethargie holen kann. Auch der Rest der Teilnehmer, die zusammen eine so bunte Gruppe ergeben wie ihre Blumen-, Obst- und Gemüsebeete, trägt dazu bei. Ein neuer Freundeskreis und interessante neue Aufgaben (auch beruflich) zwingen Lilian dann doch, ihre Schale abzuwerfen und mit Freude an so vielem teilzuhaben, was das Leben zu bieten hat.

Ein Roman für alle Optimisten, Einsame sowie Familienmenschen und auch für jeden, der tief im Herzen eine kleine romantische Ader hat.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Düsteres Cornwall und ein buntes Reservoir an Verdächtigen

Das Wüten der Stille
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Collin Brown, Detective Inspector im beschaulichen St. Magor in Cornwall, wird hier von seiner Schöpferin Iris Grädler zum dritten Mal mit einem ziemlich vertrackten Fall konfrontiert.

Zuerst scheint ...

Collin Brown, Detective Inspector im beschaulichen St. Magor in Cornwall, wird hier von seiner Schöpferin Iris Grädler zum dritten Mal mit einem ziemlich vertrackten Fall konfrontiert.

Zuerst scheint es nur einer zu sein, das Verschwinden einer Schülerin der Highschool im Nachbarort Cambrenne, doch während der Ermittlungen tauchen immer mehr Parallelen zu einem älteren Fall auf. Vor acht Jahren verschwand auch ein Mädchen, das auf die selbe Schule ging. Damals Jenifer, heute Carla. Bei Carla scheint sich zunächst niemand der involvierten Erwachsenen zu sorgen, doch durch die aktuellen Entwicklungen schöpfen Jenifers immer noch verzweifelte Eltern wieder Hoffnung. Ihre Leiche wurde nie gefunden.

Der große Star dieses Krimis ist einerseits die Umgebung, die Landschaft und Küste Cornwalls, die mit Wind und Wetter ihre Rolle bei allen Schauplätzen spielt, die sich durch die Ritzen im Leben der Menschen drängt und immer präsent ist. Andererseits sind es hier die Protagonisten, Polizisten, Charaktere, Verdächtige, die das Buch trotz des tristen Wetters so bunt erscheinen lassen. Grädler schöpft für die Menschen in ihren Krimis aus dem Vollen und lässt kaum zwei Leute ähnlich wirken. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, das kommt gut heraus ohne aufgesetzt zu wirken. Aufgesetzt sind lediglich manche Verhaltensweisen der Figuren, was dennoch nicht kitschig oder nervig wirkt, manche Menschen sind einfach so - im Buch wie im Leben.

Wer gerne selbst miträtselt und dennoch überrascht werden will, wer gerne falsche Fährten enttarnen will, ist mit diesem Krimi gut bedient. Die drei Geschichten sind gut unabhängig voneinander zu lesen, wer allerdings Collin Brown besser kennenlernen will, sollte mit einem der ersten beiden Romane beginnen (Meer des Schweigens; Am Ende des Schmerzes), da hier aufgrund mehrerer Faktoren Browns Privatleben und auch die Interaktion im Ermittlerteam etwas zu kurz kommt).

Veröffentlicht am 27.12.2017

Ein klassischer Schwedenkrimi der gut unterhält

Dominotod (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 2)
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Jonas Moström hat hier einen durchdachten, klassischen Schwedenkrimi geschrieben. Auch wenn es mit der Hauptfigur Nathalie Svensson schon einen Band gibt, lässt sich das Buch auch gut ohne Vorkenntnisse ...

Jonas Moström hat hier einen durchdachten, klassischen Schwedenkrimi geschrieben. Auch wenn es mit der Hauptfigur Nathalie Svensson schon einen Band gibt, lässt sich das Buch auch gut ohne Vorkenntnisse lesen. Auch die Andeutungen die es über ihre Vergangenheit gibt, sind gut eingeflochten und nerven nicht.

Beim aktuellen Fall soll Nathalie als Psychiaterin ein Team aus Kriminalisten (vor Ort und hinzugerufen) sowie deren Computerspezialisten unterstützen. Gemeinsam sollen sie ein Täterprofil erstellen. Dies gestaltet sich schwierig. Zwei Ärzte sind verschwunden, einer tot und bis auf den Arbeitsort und zwei gefundene Dominosteine scheint sie nichts verbunden zu haben.
Nach und nach graben die Ermittler in den Privatleben der Verdächtigen und Nathalie wird immer stärker selbst betroffen, da auch ihre Schwester in die Sache verstrickt zu sein scheint. Auch der Kommissar vor Ort ist involviert, da eng mit einem der Opfer befreundet.

Es entbrennt ein Wettlauf gegen die Zeit, der sich für den Leser aber nicht so gehetzt anfühlt wie in anderen Krimis, weil einfach vieles nebenbei passiert, kleine Hinweise auftauchen und vieles mehr. Man selbst kann immer mitraten. Zudem gibt es Rückblenden, die zu Beginn wenig Sinn ergeben, sich aber am Ende einfügen. Wer hellhörig ist, kann schon im ersten Drittel des Buches den Täter vermuten, dennoch ist die Auflösung clever gestaltet und der gesamt Krimi unterhält gut.