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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2018

Kulinarisch anregend und mörderisch spannend

Sizilianisches Verderben
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Da ich schon die beiden ersten Krimis um Journalist Luca Santangelo genossen habe, musste ich mir auch hier wieder ein Exemplar organisieren. Luca ist ein Charakter direkt aus dem Leben, mit verständlichen ...

Da ich schon die beiden ersten Krimis um Journalist Luca Santangelo genossen habe, musste ich mir auch hier wieder ein Exemplar organisieren. Luca ist ein Charakter direkt aus dem Leben, mit verständlichen Schwächen (Familie und Freunde sowie Spaghetti und Weißwein) und richtig dosierten Stärken. Er ist aufmerksam und hartnäckig, meist an den richtigen Stellen, kann aber auch zurückstecken und macht Pläne für die Zukunft. Dennoch ist er kein heimlicher “Superman”, was angenehm rüberkommt.

In “Sizilianisches Verderben” stolpert er mehr oder weniger durch Zufall in seltsame Ereignisse rund um das Kloster der Santa Caterina von Alessandria in Palermo. So entspannt und genussvoll man durch die Romane von Ann Baiano ansonsten auch die Insel Sizilien erleben kann, umso mörderischer wird sie, wenn Luca auf der Bildfläche erscheint.

Doch diesmal will er das Offensichtliche nicht erkennen und wiegelt die Beobachtungen und Verdächtigungen seines Freundes Matteo und seiner Freundin Ada mit guten Argumenten ab. Ada ist in diesem Krimi die Verbindung zur Vergangenheit. Baiano liebt es, die aktuelle Handlung mit Abschnitten zu verknüpfen, die Dutzende Jahrzehnte früher auf Sizilien stattgefunden haben. Zwar ist alles fiktiv, aber dennoch wundervoll recherchiert und aufbereitet.

Ada, Übersetzerin von Beruf, gräbt in diesem Buch also Vergangenes wieder aus und enthüllt Luca die Geheimnisse des Klosters bis er schließlich die Zusammenhänge und dunklen Taten nicht mehr ignorieren kann und mitten in einem gefährlichen Fall steckt.

Dank der zurückhaltenden Sprache lassen sich die 281 Seiten wie im Flug lesen - was die Wartezeit auf eine Fortsetzung allerdings noch länger macht.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Farbenfrohe Liebeserklärung an die Stadt des Eiffelturms

Paris Reiseführer LIEBLINGSORTE
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Was gibt es Schöneres, als zur Zeit der berühmten Tennis-French Open in einem Büchlein über Paris zu schmökern? Während die Sportler die Stadt im Griff haben, flaniert man in Gedanken über den Boulevard ...

Was gibt es Schöneres, als zur Zeit der berühmten Tennis-French Open in einem Büchlein über Paris zu schmökern? Während die Sportler die Stadt im Griff haben, flaniert man in Gedanken über den Boulevard Haussmann, spielt Pétanque auf dem Place Dauphine oder kostet sich durch die Angebote des Marché Raspail.

Was es Schöneres gibt? Natürlich selbst bei allem dabei zu sein. Ist dies aber nicht möglich, bietet “Lieblingsorte Paris” einen guten Ersatz. Paris-Kenner werden sich einiges anstreichen und für den nächsten Urlaub an der Seine vormerken, Paris-Neulinge schier erschlagen von der Fülle an Möglichkeiten.

Und das obwohl der Autor laut eigenen Worten von “mindestens 666 Kapitel” schon auf neun größere Abschnitte und 66 Empfehlungen heruntergegangen ist. So entstand ein 217 Seiten starkes Buch, das man noch ohne Weiteres in der Handtasche überall hin mitnehmen kann. Es ist voll von liebenswerten Illustrationen und kleinen und großen Farbfotos, die den Zauber der französischen Hauptstadt authentisch transportieren.

“Lieblingsorte Paris” ist kein Buch, das man in einer Nacht durchliest wie manche Krimis, man sollte es Häppchenweise genießen wie Kaffee und Calamari (Seite 65), Austern (S. 56), Zwiebelsuppe (S. 104) oder Speiseeis (S. 114). Doch Stefan Ulrich hat bei seinen Recherchen nicht nur gerne und oft gegessen - er entdeckt Parks, Architektur und Düfte gleichermaßen und genießt Tanz und Musik am und auf dem Wasser.

Dieses Büchlein ist ein charmantes Geschenk für Paris-Liebhaber und solche, die es dadurch werden sollen.

Veröffentlicht am 25.05.2018

Unterhaltsam und lehrreich

The Big Bang Theory und die Philosophie
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Ein köstliches Buch für Fans der Serie - besonders, wenn man die Folgen teils mehrmals gesehen hat (Nachmittagsfernsehen sei Dank). Die viele Zitate und genauen Wiedergaben der Szenen regen zum Schmunzeln ...

Ein köstliches Buch für Fans der Serie - besonders, wenn man die Folgen teils mehrmals gesehen hat (Nachmittagsfernsehen sei Dank). Die viele Zitate und genauen Wiedergaben der Szenen regen zum Schmunzeln an, man ist wieder mitten drin unter den vielseitigen Nerds und entdeckt auch den einen oder anderen Witz, den man vielleicht doch noch überhört hatte.

Aber auch an Philosophiewissen allgemein kommt man hier nicht vorbei, füllt also auch die eine oder andere Wissenslücke auf und hat am Ende auch Leuten die The Big Bang Theory nicht kennen (ja die gibt es) noch etwas zu erzählen.

Schwieriger wird es da schon zu sagen ob auch Nicht-Fans das Buch lesen können. Ja, schon. Wie es ihnen damit dann geht, ist schwer zu sagen. Vielleicht aber kann das Buch auch generell naturwissenschaft-Interessierten Freue bereiten, egal ob sie die Serie so genau kennen oder nicht.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Spannend, skurril und schwarzhumorig

Wer andern eine Bombe baut
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Spannend, skurril und schwarzhumorig ist dieser Schottland-Thriller. Durch Blickwechsel zwischen den Charakteren und viele (etwas langatmige) Rückblenden kann sich der Leser einige Zusammenhänge selbst ...

Spannend, skurril und schwarzhumorig ist dieser Schottland-Thriller. Durch Blickwechsel zwischen den Charakteren und viele (etwas langatmige) Rückblenden kann sich der Leser einige Zusammenhänge selbst erarbeiten, wird aber dennoch immer wieder überrascht.

Für mehr Überraschung empfehle ich dringend, den Klappentext nicht zu lesen, da dieser schon eine Menge spoilert. Wer das Buch ohne viel Vorwissen beginnt, versetzt sich intuitiv stärker in die ebenso lebensnahen wir skurrilen Personen hinein.

Da hätten wir: Raymond, Lehrer und Jungvater mit Schlafentzug. Angelique, die toughe Ermittlerin mit dunkler Hautfarbe. Lexy und Murph, zwei von Raymonds Schülern, die einfach nur “ganz normale neugierige Jungs” sind. Ihnen gegenüber stehen einige skrupellose Gestalten und um sie herum passieren merkwürdige Unfälle und Attentate.

Am Ende gibt es ein paar Superman-Gene zu viel, aber es passt zum Rest des Romans und wirkt daher trotzdem stimmig und nicht zu übertrieben. Der Schreibstil ist flott, die Handlung mit eine guten Portion Ironie und Humor versehen. Und obwohl das alles erst passiert, weil Raymonds Vergangenheit ihn einholt, ist es gerade diese Vergangenheit, die ihm hilft, bis zum bitteren Ende zu kommen. Also Game over? Finde es selbst heraus!

Veröffentlicht am 11.04.2018

Pfarrer Bauer lässt Pater Brown weit hinter sich

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Dieser Krimi, der im Ruhrgebiet spielt, lässt sich in rasendem Tempo lesen. Schneller ist nur Martin Bauer, der “Polizeipfarrer”, wenn er auf dem Weg zu einem Jugendlichen ist, der seine Hilfe braucht.

Der ...

Dieser Krimi, der im Ruhrgebiet spielt, lässt sich in rasendem Tempo lesen. Schneller ist nur Martin Bauer, der “Polizeipfarrer”, wenn er auf dem Weg zu einem Jugendlichen ist, der seine Hilfe braucht.

Der Titel des Kriminalromans fasst einiges schon sehr gut zusammen, auch wenn die Handlung natürlich etwas komplexer ist. Mit dem Tod fängt alles an. Als ein Polizist in den Tod springt, hat Bauer das Gefühl, dass er es verhindern hätte können und macht sich Vorwürfe. Als er im dem Fall, der offiziell ein Suizid ist, weiterermittelt (was er natürlich gar nicht dürfte), kommen zahlreiche Puzzleteile ans Licht, die seinen Glauben stark erschüttern.

Spätestens nach der Hälfte des Buches ist nichts mehr so wie es schien und Bauer kann nicht aufhören, in Familiengeschichten und der Vergangenheit zu wühlen. Der Cocktail aus Verzweiflung, Prostitution, Drama, Affären und anderen Geheimnissen, den die beiden Autoren mixen, geht dem Leser unter die Haut und steigt ihm in den Kopf. Wie berauscht blättert man Seite um Seite um, angetrieben von vielen Schauplatzwechseln und kurzen Kapiteln.

Und plötzlich sind die Seiten zu Ende, die Ermittlungen schlussendlich richtig abgeschlossen und fast alles wird aufgeklärt. Doch wie geht es weiter mit dem Seelsorger, der zwar andere gekonnt berät, aber selbst beratungsresistent ist? Der Ausspruch “Gott sei Dank” ist hier sicher passend, denn Gott sei Dank gibt es eine Fortsetzung, ein Wiedersehen mit Martin Bauer. Sie heißt “Tiefer denn die Hölle” und ist gerade erst (am 6. April 2018) erschienen.