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Veröffentlicht am 18.09.2023

Mehr als ein Mafia-Thriller

Skorpion
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Dass in der Finanzwelt nicht immer alles so ganz legal abläuft, ist grundsätzlich bekannt. Dass das organisierte Verbrechen gerne die Finger im Spiel hat, auch. Mit “Skorpion” zeigen die Autoren Matt Basanisi ...

Dass in der Finanzwelt nicht immer alles so ganz legal abläuft, ist grundsätzlich bekannt. Dass das organisierte Verbrechen gerne die Finger im Spiel hat, auch. Mit “Skorpion” zeigen die Autoren Matt Basanisi und Gerd Schneider, was alles möglich ist.

Dieser Thriller ist kein reines “Mafia-Buch” und auch keine Anleitung für Geldwäsche, aber der spannende Plot rund um David Keller, einen Ermittler der Schweizer Bundeskriminalpolizei, basiert auf vielen belegten Vorgängen.

Die harten Fakten sind im Buch gekonnt in fesselnde Szenen umgesetzt. Diese geben auch Einblicke in die Arbeit verschiedener Behörden, aber auch in die Gedankenwelt und Methoden der Verbrecher.

Die rund 400 Seiten sind schnell gelesen, aber gleichzeitig ermöglicht es die Geschichte auch, das Buch, wenn nötig, auch (fast) jederzeit wegzulegen. Es gibt nicht zu viele wichtige Protagonisten, was sehr hilft, den Überblick nach jeder Unterbrechung schnell wiederzugewinnen.

“Skorpion” ist für alle ideal, die an der Arbeit von internationalen Behörden interessiert sind und sich von den Finanzbegriffen nicht abschrecken lassen.

Veröffentlicht am 16.08.2023

Agenten, Intrigen und ein Sprichwort

Der achte Kreis (Ishikli-Caner-Serie 1)
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Welche Bedrohung könnte groß genug sein, damit Militärischer Abschirmdienst Deutschland (MAD), Mossad und italienische Behörden dasselbe Ziel verfolgen? Mittendrin in diesem von Philipp Gravenbach entworfenen ...

Welche Bedrohung könnte groß genug sein, damit Militärischer Abschirmdienst Deutschland (MAD), Mossad und italienische Behörden dasselbe Ziel verfolgen? Mittendrin in diesem von Philipp Gravenbach entworfenen Szenario steckt mit Ishikli Caner zudem ein Mitglied der türkischen Mafia.

Sie ist eine Mischung aus Spionin und Soldatin und trifft nicht durch Zufall auf zwei Agenten des MAD. Doch von da an übernimmt eine andere Partei die Kontrolle über die Ereignisse.

Im Namen Gottes treiben bestimmte Kräfte im Vatikan Pläne voran, die letztlich auf Mustern aufbauen, gegen die sie, wenn andere sich ihrer bedienen, nur allzu gerne wettern. Der Zweck heiligt die Mittel. Nie war dieses Sprichwort zutreffender.

Ja, die Idee rund um Vatikan, Rom, Verschwörungen und Geheimpläne ist nicht neu und es wird auch in Zukunft solche Thriller geben. Für Fans des Genres ist “Der 8. Kreis” aber dennoch als unterhaltsam und dank der kurzen Kapitel und Schauplatzwechsel ein Pageturner.

Wer beispielsweise “Illuminati” gelesen hat, wird vertraute Orte wiederentdecken, aber aufgrund der Zeit, die zwischen der Entstehung beider Bücher liegt (mehr als 20 Jahre!) und dem damit einhergehenden technischen Fortschritt, gibt es bei diesem Thriller auch vieles, das nicht vergleichbar ist.

“Der 8. Kreis” ist aber ebenso wie “Illuminati” der Start einer Serie, die Fortsetzung ist bereits im Entstehen.

Veröffentlicht am 19.07.2023

Ein kunstvoller Historienkrimi

Der Tod reist mit
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Je länger man in “Der Tod reist mit” liest, desto mehr vergisst man, dass das Buch erst kürzlich geschrieben wurde. Tom Hindle entführt uns ins Jahr 1924. Abgesehen von wenigen Szenen und Rückblicken findet ...

Je länger man in “Der Tod reist mit” liest, desto mehr vergisst man, dass das Buch erst kürzlich geschrieben wurde. Tom Hindle entführt uns ins Jahr 1924. Abgesehen von wenigen Szenen und Rückblicken findet die Handlung komplett auf der “Endeavor” statt, einem Passagierdampfer, der von Großbritannien nach New York unterwegs ist.

Das Schiff fasst 2000 Personen, was einerseits beeindruckend ist und andererseits bald zum Problem wird. Nämlich als einer der Passagiere umkommt. Glücklicherweise ist auch ein Ermittler unter den Passagieren, James Temple, der dem Kapitän seine Dienste anbietet.

Begleitet von Offizier Timothy Birch hat er nun vier Tage Zeit, die Umstände zu klären, wobei er natürlich davon ausgeht, dass es kein Unfall war. Sollten die beiden den Fall nicht rechtzeitig klären können, würde ein eventueller Mörder natürlich einfach von Bord spazieren und untertauchen.

Auf mehr als 470 Seiten führt der Autor den Leser gemeinsam mit den beiden Protagonisten durch die edlen und die weniger schönen Gänge und Räumlichkeiten des Schiffes. Nach und nach erfahren die beiden Männer, was sich in den Tagen an Bord alles zutrug und sie lernen sich auch gegenseitig besser kennen.

Was mit großer gegenseitiger Ablehnung beginnt, entwickelt sich nach und nach zumindest zu einem grundsätzlich respektvollen Verhältnis. Aus der heutigen Perspektive auch sehr spannend ist, wie die beiden vorgehen (müssen) und auf welche Hindernisse sie stoßen.

Wie findet man eine Person auf einem so großen Schiff, wenn man sie nicht eben auf dem Handy anrufen kann? Will man Informationen über eine Person einholen, gibt es außer den Befragungen (die widersprüchlich sein können) nur wenige Unterlagen wie beispielsweise das Schiffsbuch. Auch eine Spurensicherung oder Autopsie ist hier natürlich nicht vorhanden.

In dieser Welt braucht es zur Lösung eines Falles sehr viel Feingefühl und Menschenkenntnis. Temple und Birch werden diesbezüglich oft auf die Probe gestellt, was zwischendurch auch amüsant zu lesen ist. Doch Vorsicht - auch der Leser selbst hat hier eine Prüfung zu bestehen.

Veröffentlicht am 07.07.2023

Ein mörderisch guter Urlaub

Spur des Verrats
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In zwei europäische Großstädte des Jahres 1910 entführt uns Matthias Wittekindt mit diesem historischen Kriminalroman. Der Major des Preußischen Auslandsgeheimdienstes, Albert Craemer, wird kurz vor seinem ...

In zwei europäische Großstädte des Jahres 1910 entführt uns Matthias Wittekindt mit diesem historischen Kriminalroman. Der Major des Preußischen Auslandsgeheimdienstes, Albert Craemer, wird kurz vor seinem Urlaub noch in eine Ermittlung einbezogen.

Im Berliner Zoo gab es am helllichten Tag eine Schießerei. Noch bevor genau geklärt werden kann, wer hier auf wen und warum schoss, tritt Craemer mit seiner Frau die Zugreise nach Kopenhagen an. Er reist allerdings nicht ganz ohne Hintergedanken dorthin, denn er will bei einer Tagung nützliche Kontakte knüpfen.

Seine Frau Helmine durchschaut sein Geheimnis und plant ihrerseits ein wenig Zeit fürs Kontakteknüpfen ein. Die durchaus unterhaltsame und fortschrittliche Beziehung der beiden ist ein tragendes Element dieses Krimis.

Und wie der Zufall es will, zieht es die Beteiligten der Schießerei auch nach Norden. Und da Alberts Mitarbeiter sich an deren Fersen geheftet haben, landen sie ebenfalls in Kopenhagen. Dank ein paar witziger Wendungen landen alle Hauptfiguren am Ende am selben Platz und alles gipfelt in einem komisch-ernsten Showdown.

Generell tanzt dieses Buch gekonnt auf der feinen Linie zwischen spannendem Historienkrimi und leichter Parodie mancher damaliger Methoden. Auch die Charaktere sind allesamt voll skurriler Eigenschaften und sie entdecken immer wieder neue Seiten an sich selbst. Auch der Schreibstil passt in die Epoche, er ist - angepasst an die Epoche - hin und wieder umständlich, aber dennoch gut zu lesen.

Veröffentlicht am 25.06.2023

Sara Nowak kommt nicht zur Ruhe

Wagner
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Stockholms unerschrockenste und zugleich oft widersprüchlichste Kommissarin bekommt mit “Wagner” den dritten Fall der Trilogie. Nach “Geiger” und “Faust” schickt Autor Gustaf Skördeman seine Sara Nowak ...

Stockholms unerschrockenste und zugleich oft widersprüchlichste Kommissarin bekommt mit “Wagner” den dritten Fall der Trilogie. Nach “Geiger” und “Faust” schickt Autor Gustaf Skördeman seine Sara Nowak durch Schweden und Deutschland auf die Jagd nach Verbrechern und Spionen.

Die drei Bücher bauen eng aufeinander auf und viele Details und Reaktionen der Charaktere in bestimmten Situationen erklären sich nur, wenn man auch alle kennt. Wen aber solche Kleinigkeiten nicht stören, der kann auch jeden Band unabhängig lesen. Es gibt auch so einige Anspielungen und Rückblicke, die die wesentlichen Punkte nochmals aufgreifen.

Die Thematik rund um Agenten, Kalter Krieg und alte Ressentiments ist der Kern der ganzen Geschichte und somit sind alle Bände sich auch im großen Ganzen ähnlich. Wer aber ein Fan dieser Storyline ist, kommt somit bei der Trilogie und damit auch bei “Wagner” voll auf seine Kosten.

Dazu gibt es mit Sara eine Hauptperson, die verheiratet, Mutter zweier Kinder ist und die dank des Geldes der Familie ihres Mannes nicht auf ihren Job bei der Polizei angewiesen ist. Dass und wie sie ihn macht, zeigt ihren Drang, sich nützlich und angenommen zu fühlen, der sich leider oft negativ auf ihr Privatleben auswirkt.

Sara ist keine klassische “Working Mum”. Sie nimmt ihren Beruf so gut wie immer mit nach Hause und hat Probleme, sich davon abzugrenzen. Sie liebt ihre Familie und versucht, sie so gut wie möglich vor ihrem Berufsleben zu schützen, aber dennoch lebt sie für ihren Job und andere in ihrem Umfeld müssen da auch manchmal zurückstecken.

Dem Autor ist hier ein guter Schluss für die Trilogie gelungen, wenngleich das Ende eine Hintertür für weitere Geschichten offenlässt.