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Veröffentlicht am 04.12.2018

Macht neugierig, kann aber nicht durchgehend berühren

Die Party
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Seinen speziellen Sog, für der er nach beispielsweise “Die Zelle” oder “Murder Park” schon berühmt ist, konnte Jonas Winner für mich hier in “Die Party” nicht ganz so entfalten. Der grobe Plot (Eine Gruppe ...

Seinen speziellen Sog, für der er nach beispielsweise “Die Zelle” oder “Murder Park” schon berühmt ist, konnte Jonas Winner für mich hier in “Die Party” nicht ganz so entfalten. Der grobe Plot (Eine Gruppe Leute, die gemeinsam in eine scheinbar ausweglose Situation gelockt werden und nur durch ihren Tod entkommen können) wirkt auf den erste Blick sogar ähnlich zu “Murder Park”.

Natürlich gibt es große Unterschiede, die ich, um nicht zu spoilern, im Detail gar nicht ansprechen möchte. Keine Frage, man liest den Thriller sehr schnell durch, es bleibt über weite Strecken rätselhaft und undurchsichtig, mehrere Szenarien sind denkbar. Aber dennoch lag die Latte aus meiner Sicht eben schon so hoch, dass es schon kaum mehr möglich war, sie zu toppen.

Die Story um eine Gruppe ehemaliger Schulfreunde, die 30 Jahre später im Haus ihres Mitschülers in ihrem Heimatort zu einer erneuten Halloween-Party zusammentreffen ist durchdacht und mit Gruselmomenten gespickt. Man wartet, welchen Weg die Beteiligten noch versuchen werden, um dem mörderischen Treiben ein Ende zu setzen, um zu entkommen. Man grübelt darüber nach, was man selbst versucht hätte.

Und trotz allem: Ich las das Buch meist in der Perspektive des Analysten, ich konnte nicht vollständig in den Gedanken und Gefühlen der Beteiligten aufgehen, hatte immer mehr oder weniger viel Distanz zum Geschehen. Ich war durchgehend neugierig, wie denn alles aufgelöst werden würde und ob es schlüssig wäre, aber nicht so sehr berührt, dass ich vor Herzklopfen nicht einschlafen konnte beispielsweise.

Manchmal gab es auch diesen “klassischen Horrorfilm-Moment”: Ein Protagonist entschließt sich, etwas zu tun oder wohin zu gehen, wo du als Seher oder Leser sofort weißt, dass das kein gutes Ende nehmen wird und du willst noch rufen “Tu das nicht!” - aber da ist es natürlich schon zu spät.

Es war nun nicht alles vorhersehbar in diesem Thriller, dennoch konnte er mich auch nicht an jeder Ecke überraschen.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Episoden aus dem Leben des Autors

Hippie
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Wer sich hier “Blumenmagie und Drogenprobleme” erwartet, wird enttäuscht werden. Auch allzu viel Action gibt es in “Hippie” nicht. Ernst und mit einer gewissen Portion Distanz beschreibt Paulo Coelho Ereignisse ...

Wer sich hier “Blumenmagie und Drogenprobleme” erwartet, wird enttäuscht werden. Auch allzu viel Action gibt es in “Hippie” nicht. Ernst und mit einer gewissen Portion Distanz beschreibt Paulo Coelho Ereignisse aus seinem Leben als er selbst noch wie ein Hippie aussah und herumreiste.

Wenn wir heutzutage keine Ahnung haben, was damals genau los war und wie man Hippies definieren soll, ist das nicht so verwunderlich. Interessant ist aber, dass, wie Coelho durchblicken lässt, das auch damals keine so klar abgegrenzte Gruppe von jungen Leuten war, wie man gerne vermutet.

Die mit Absicht gewählte Distanz im Roman fußt auf der Erzählperspektive der dritten Person. Es gibt bewusst kein “ich” hier. Auch die Reise verläuft nicht immer so wie man es erwarten würde. Wenig Action, banale Gespräche und viel Landschaft.

Man kann über den Erzählstil streiten, das Cover mögen oder nicht, den Inhalt der Geschichte - da ja grundsätzlich so passiert - wage ich nicht zu kritisieren. Wozu hätte Coelho seine Erinnerung “verleugnen” sollen um den Roman für Leser vermeintlich aufregender zu gestalten? Er muss niemandem mehr etwas beweisen und kann als sehr erfolgreicher Autor jedes Wort so wählen wie er das möchte und es ihm in seinen persönlichen “Plan hinter dem Roman” passt.

Immer dann, wenn beliebige historische Gegebenheiten, Ereignisse durchschimmern, wird das Buch besonders authentisch und ruft ein ganz spezielles Gefühl hervor. Man sitzt dann irgendwie mit im Bus und hört den Mitreisenden dabei zu wie sie Episoden aus ihrem Leben zum Besten geben. Und genau das ist auch dieser Roman.

Veröffentlicht am 06.07.2018

“Super-Fiona” beherrscht das Buch und lässt wenig Raum für anderes

Fiona: Den Toten verpflichtet
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Sehr viel Raum nimmt in diesem Krimi leider nicht der Fall an sich, sondern die Hauptperson ein. Gut, als Hauptperson darf sie das auch. Aber Fiona Griffiths ist anders. Die junge Polizistin entspricht ...

Sehr viel Raum nimmt in diesem Krimi leider nicht der Fall an sich, sondern die Hauptperson ein. Gut, als Hauptperson darf sie das auch. Aber Fiona Griffiths ist anders. Die junge Polizistin entspricht zwar überhaupt nicht dem gängigen “Ermittler-Klischee”, dafür hat sie ihre eigenen Extreme.

Warum sie so anders ist (sie steigert sich da sehr hinein, dem Umfeld scheint es wenig auszumachen) wird zuerst nur angedeutet und der Leser dahingehend hingehalten. So wird zusätzliche Spannung erzeugt, die doch sehr von den eigentlichen Ermittlungen ablenken. Fiona schießt zudem gerne übers Ziel hinaus, hat aber - wie es sein muss - damit schlussendlich Recht (damit nehme ich nicht allzu viel vorweg). Zum Drüberstreuen gibt es noch eine leicht erzwungen wirkende Lovestory.

Nun aber noch ein paar Worte zum Krimi an sich: der ist gut aufgebaut und auch großteils schlüssig. Wenn da nicht “Super-Fiona” wäre (vieles klappt sehr einfach für sie), könnte aus dem Fall noch mehr herausgeholt werden.

“Den Toten verpflichtet” ist Band 1 einer Serie um Fiona Griffiths, mit “Das Leben und das Sterben” und “Als ich tot war” als Nummer 2 und 3. Die Bände werden aktuell neu aufgelegt.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Familiengeheimnisse in Südfrankreich

Sommer mit Aussicht
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Dieser klassische Sommer-Frauen-Roman verspricht neben Romantikgeplänkel doch einiges an Konflikten und interessanten Enthüllungen, was mich daran gereizt hat.

Schon die Ausgangslage ist witzig: Luisa, ...

Dieser klassische Sommer-Frauen-Roman verspricht neben Romantikgeplänkel doch einiges an Konflikten und interessanten Enthüllungen, was mich daran gereizt hat.

Schon die Ausgangslage ist witzig: Luisa, Karrierefrau und fast geschieden, hat mit mitte 30 die Gelegenheit, ihre leibliche Mutter Regina kennenzulernen. Doch nicht nur das stresst die Frankfurterin, haben sich doch Elisabeth, ihre Adoptivmutter, und ihr fast Ex-Mann Stefan, dazu entschlossen, sie zu begleiten - nach Südfrankreich. Dort betreibt Regina mit ihrem Mann eine Pension, in der die drei während ihres Urlaubs und Kennenlernens wohnen werden.

Die lange Autofahrt inklusive Übernachtung birgt schon von Beginn des Romans an Potential für jede Menge witzige wie unangenehme Szenen, die jeder Leser wohl teilweise schon selbst erlebt hat. Zusätzliches Salz in der Suppe bietet auch die Tatsache, dass Elisabeth noch nichts von der Trennung der beiden jüngeren weiß.

Wie es kommen musste, lernt Luisa ihren französischen Traummann kennen und die ganze Situation gerät immer wieder aus den Fugen und in jede Menge peinliche Situationen. Die Hauptfigur wirkt teilweise überzeugend, teilweise aber auch etwas naiv, was wohl so sein muss.

Gut, dass es da noch die Mutter-Tochter-Story gibt, die voller Geheimnisse und Misstrauen steckt. Leider geht dieser Teil zwischendurch etwas unter, hält aber immer wieder eine gewisse Spannung aufrecht.

Das Ende ist etwas vorhersehbar und natürlich auf das Genre ausgerichtet, auch wenn ich aus feministischer Sicht schon mit dem “Zwischen-Ende” einverstanden gewesen wäre. Aber das ist nicht weiter tragisch, man weiß schließlich, was man bekommt und das ist flott zu lesende, leichte Sommerlektüre, die Lust auf einen Frankreichurlaub macht.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Auf Wiedersehen?

Wahrheit gegen Wahrheit
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Fokussiert auf eine klare Hauptperson erzählt dieses Buch davon, wie eine Karrierefrau und Mutter damit umgeht, dass ihre heile Welt auf einer Lüge aufgebaut ist. Sie stellt alles in Frage, analysiert ...

Fokussiert auf eine klare Hauptperson erzählt dieses Buch davon, wie eine Karrierefrau und Mutter damit umgeht, dass ihre heile Welt auf einer Lüge aufgebaut ist. Sie stellt alles in Frage, analysiert in Gedanken die Vergangenheit und ist hin- und hergerissen zwischen Wahrheit und Lüge. Zu viel zu erzählen würde leider spoilern.

Manchmal spoilert aber auch das Buch selbst etwas. Gerade zu Beginn gibt es zwei große “Wendepunkte”, die man aber aufgrund der vorangegangenen Seiten und durch das Lesen vieler Krimis und Thriller schon erahnen kann.

Die Hauptfigur ist Vivian Miller. Sie hat vier Kinder und arbeitet beim CIA. Als ihre Familie in eine aktuelle Ermittlung hineingezogen wird, macht sie das angreif- und erpressbar. Gewissen gegen Leben, so scheint es. Da das Buch nur 350 Seiten hat, bitte nicht vorher den Klappentext lesen! Der erzählt zwar nur wenig, das macht aber schon mal die Hälfte der Geschichte aus.

Nachdem die ersten Wendepunkte erraten wurden, geht es zügig und teilweise spannend weiter. Das Buch liest sich wirklich flott, das lässt sich positiv herausheben. Auch die Abschnitte wo es um die Arbeit der CIA geht, lesen sich gut. Das sollte aber wohl auch so sein, denn die Autorin Karen Cleveland arbeitete selbst dort.

Mit dem Epilog konnte ich dann eher weniger anfangen, er stellt zu viel in Frage und fühlt sich zu sehr als gewollter Cliffhanger an, den ich daher nicht so recht spannend empfinde. Ich kann mir ein Wiedersehen mit den Romanfiguren nicht vorstellen.