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Veröffentlicht am 03.09.2017

Ein Mann dominiert die Stockholmer Polizei

Die Fährte des Wolfes
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Dieser Thriller wird wesentlich von einer neuen Ermittlerfigur am skandinavischen Krimi-Himmel getragen. Erfolg, Misserfolg und Gesamtstimmung im Buch hängen an Zack Herrys Schuhen. Er polarisiert nicht ...

Dieser Thriller wird wesentlich von einer neuen Ermittlerfigur am skandinavischen Krimi-Himmel getragen. Erfolg, Misserfolg und Gesamtstimmung im Buch hängen an Zack Herrys Schuhen. Er polarisiert nicht nur unter Kollegen der Sondereinheit der Stockholmer Polizei, sondern auch unter Lesern.

Sein Privatleben, seine Vorgeschichte beeinflusst ihn und die Ermittlungen mehr als gut ist und auch mehr als realistisch wäre. Als Polizist eigentlich nicht immer gut geeignet, schaffte er es scheinbar trotzdem durch die Prüfungen und darf mit seinem manchmal etwas kindlichen Gemüt als Hauptermittler einen Frauenmörder jagen. Mit seinen 27 Jahren ist er nicht nur der jüngste seiner Truppe, sondern auch einer mit fragwürdigen Methoden.

Er kommt aber immer damit durch, egal wie er für sich die Regeln und Gesetze auslegt und es kommt wie es kommen musste: er ist natürlich der Held und kann den Fall lösen. Damit sollte nicht zu viel verraten sein.
So einfach wie meist gedacht gestaltet sich die Geschichte nämlich keineswegs und es gibt zwischendurch eine Handvoll involvierte Verdächtige und zahlreiche Spuren, die im Sand verlaufen. Das wahre Ausmaß der verworrenen Geschichte kommt erst später heraus, verschiedene Seiten wollen ihre Interessen durchsetzen, Kollateralschäden inklusive.

Dieser Thriller kann auf jeden Fall damit punkten, dass immer, wenn man sich wieder etwas zurücklehnt und ahnt, wie der weitere Verlauf der Geschichte sein wird, Zack dann eine seiner „Aktionen“ auspackt und alles damit wieder über den Haufen wirft. Wer solche ungewöhnlichen Charaktere zu schätzen weiß und auch mit etwas brutaleren, blutigen Momenten klarkommt, wird hier definitiv mit einem spannenden Thriller bedient. Leider gibt es aus meiner Sicht am Ende noch Szenen, die etwas verwirrend und überflüssig wirken. Eine Fortsetzung scheint jedenfalls geplant zu sein.

Veröffentlicht am 03.09.2017

Leicht gestreckte Ermittlungen und viel Privates

Die sieben Farben des Blutes
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Dieser Berlin-Thriller ist grundsätzlich gut strukturiert und auch mit der richtigen Prise Spannung und kranker Gedanken eines Täters versehen. Etwas Straffung, ein paar Seiten weniger und auch etwas weniger ...

Dieser Berlin-Thriller ist grundsätzlich gut strukturiert und auch mit der richtigen Prise Spannung und kranker Gedanken eines Täters versehen. Etwas Straffung, ein paar Seiten weniger und auch etwas weniger Privatangelegenheiten der Hauptperson hätten dem Buch aber sehr gut getan.

Im Lauf der Geschichte klärt sich dann, warum Helena Faber, Staatsanwältin und Mörder-Jägerin, so sehr im Mittelpunkt steht und auch ihr Familien- und Alltagsleben genau seziert wird. Auch speziell an diesem Buch: Ein Großteil der Lösung passiert schon weit vor Ende der 480 Seiten, dennoch passiert auch danach noch vieles und es gibt fast ein Happy End.

Das Ende muss man auch noch gezielt hervorheben, da es den Leser eigentlich etwas erstaunt und verwirrt zurücklässt und in dieser Form eigentlich nicht nötig gewesen wäre, selbst wenn eine Fortsetzung geplant wäre. Hier scheint es, also ob mit Gewalt noch etwas Unvermitteltes ins Buch gebracht werden sollte, als hätten die vorhergehenden Seiten nicht genug Spannung und Leid für Fabers Familie mit sich gebracht.

Wer sich von blutigen Szenen nicht abschrecken lässt, an klassischen Ermittlungen und Mörder-Jagd so seine Freude hat und auch über manch schwer nachvollziehbare Handlungen von Faber hinwegsehen kann, wird mit diesem Thriller aber gut unterhalten. Auch wenn zwischendrin klar wird, wer der Täter ist, sind doch nicht alle Zusammenhänge gleich sichtbar und eine Grundspannung bleibt erhalten.

Veröffentlicht am 23.07.2017

Wohl dosierte Spannung und gute Action-Passagen

Sommers Tod
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Marcus Hünnebeck weiß zu überraschen, lässt er den Titel seines Thrillers zwar ausgiebig wüten, jedoch auf unkonventionelle Art. Auch schafft er es, trotz der kompakten 304 Seiten, nicht nur einen Fokus ...

Marcus Hünnebeck weiß zu überraschen, lässt er den Titel seines Thrillers zwar ausgiebig wüten, jedoch auf unkonventionelle Art. Auch schafft er es, trotz der kompakten 304 Seiten, nicht nur einen Fokus zu präsentieren. Eine „simple“ Kindesentführung sollte das Leben der Ermittler Lukas Sommer und Lisa Jung gehörig auf den Kopf stellen.

Durch die Kürze der Geschichte lässt sich eine gewisse Grundspannung sehr gut aufrechterhalten, flüssiges Lesen ist garantiert. Wer aber ausführliche Hintergründe zu Charakteren gewöhnt ist, muss sich mit dem Nötigsten zufrieden geben. Der Vorteil: Details können nicht vom Wesentlichen ablenken. Der Fokus liegt darauf, die Handlung voranzutreiben. Doch Achtung: auch wenn wenig ablenkt, ist die Lösung für den Leser keinesfalls einfach zu erkennen. Nur sehr fein gestreute „Hintergrundgeräusche“ lassen sich im Nachhinein als Hinweise deuten.

Und hat man sich dann schon gut mit der etwas härteren, actionreichen und auch blutigen Gangart des Buches angefreundet, wird man am Ende unerwartet von Gefühlsduselei überfallen. Die etwas vom wirklich ansprechenden Rest des Thrillers abgerückten letzten Kapitel ließen mich kurz geschockt zurück. Für mich hat sich der Autor damit leider etwas den Gesamteindruck verhauen. Leser, denen die härteren Szenen aber weniger zusagen, werden sich darüber sicher freuen.

Ansonsten kommt das Buch nämlich großteils auch sehr gut ohne die Beschreibung überbordender Emotionen aus. Die braucht es gar nicht, denn beim Leser kann der Stoff auch so starke Gefühle wecken. Ich würde mich über weitere Thriller und Krimis mit Fokus auf harte Fälle und ebensolche Ermittlungen aber durchaus freuen. Da liegen meiner Meinung nach auch klar die Stärken Hünnebecks und noch viel Potential.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Emotional authentisch, aber ermittlerisch schwach

Der Mörder und das Mädchen
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Um sehr viel persönliche Rache geht es in diesem Thriller, der in Stockholm spielt. Cornelia Göransson, eine Mutter, die alles tun würde, um ihre Tochter Astrid zu schützen, lebt jahrelang hinter einer ...

Um sehr viel persönliche Rache geht es in diesem Thriller, der in Stockholm spielt. Cornelia Göransson, eine Mutter, die alles tun würde, um ihre Tochter Astrid zu schützen, lebt jahrelang hinter einer perfekten Fassade mit einem Schläger zusammen. Auch psychische Gewalt ist nicht selten. Als ihr Mann kurz vor der Scheidung ermordet wird, steht sie im Zentrum der Ermittlungen. Das Motiv: Rache für die schrecklichen Jahre.
Emma Sköld ist die leitende Ermittlerin und als ihrer Schwester etwas zustößt, ist das Motiv klar: Rache. Emmas Ex-Freund will das Ende der Beziehung nämlich nicht akzeptieren. Und auch ein Mord an zwei Maklern könnte aus ähnlichen Gründen verübt worden sein. Abgesehen von Rache ist auch Mutterliebe ein starkes Gefühl in diesem Buch. Cornelia, Emma und auch ihre Schwester Josefin „leiden“ darunter in unterschiedlichen Ausprägungen. Und auch ein Vater hat zu kämpfen…
Ab und an rücken da die Ermittlungen etwas in den Hintergrund, phasenweise geht auch nicht viel voran. Die Polizei versteift sich früh, geht nicht allen Details auf den Grund, also noch mehr Menschen sterben und bleibt wohl für die wahren Dramen blind. Das gibt dem Ende noch einmal einen interessanten Twist und lässt stark vermuten, dass hier eine Fortsetzung geplant ist beziehungsweise im Original auch schon erschienen ist.
Punkten kann der Thriller mit kurzen, schnell zu lesenden Kapiteln und einem angenehmen Schreibstil. Nach ein paar Abschnitten kommt man auch mit den vielen verschiedenen Protagonisten gut zurecht. Zwischendurch werden sogar kurz neue Charaktere eingebracht, zu denen man sich mehr erhoffen würde, aber leider werden nicht alle Spuren weiterverfolgt. So kommt es auch zu einem eher ungewöhnlichen Ende.

Veröffentlicht am 10.02.2017

Interessante Grundidee, aber wenig Lösung

Das Buch der Spiegel
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Nicht nur dieses Buch heißt „Das Buch der Spiegel“, auch ein Manuskript in diesem Buch heißt so. Es spielt eine zentrale Rolle und ist scheinbar verschwunden. Zuerst wird der Literaturagent Peter Katz ...

Nicht nur dieses Buch heißt „Das Buch der Spiegel“, auch ein Manuskript in diesem Buch heißt so. Es spielt eine zentrale Rolle und ist scheinbar verschwunden. Zuerst wird der Literaturagent Peter Katz darauf aufmerksam. Als er sich für die spannende Geschichte um einen ungeklärten Mord vor rund 30 Jahren interessiert und mehr lesen will, ist das Manuskript unauffindbar. Mit dem Autor kann er auch nicht sprechen. Durch seinen Willen, Klarheit in die Sache zu bringen, greifen ein befreundeter Reporter und durch ihn noch jede Menge mehr oder weniger an der vergangenen Geschichte beteiligte Leute in die Recherchen ein.
Dass alles, was die Interessierten aktuell zutage fördern, sehr verworren ist und nicht zusammenzupassen scheint, macht sehr neugierig und man kann das Buch in großen Abschnitten schnell durchlesen. Viele Details und beteiligte Personen werden ausfindig gemacht, ein sehr findiger ehemaliger Polizist, der im Fall damals ermittelte, kniet sich in die Sache rein und kommt seinerseits einer Lösung relativ nahe. Doch können wir annehmen, dass es wirklich so war? Nichts ist wie es scheint, die Erinnerung der Menschen ist nicht unfehlbar. Dies ist das zentrale Thema E.O.Chirovicis. Diesem wird auch eine komplette und konsistente Lösung des Falls und der vielen kleinen Fragen „geopfert“.
Dies schwächt den ansonsten sehr guten Eindruck, den dieser Roman macht. Es bleibt auch am Ende noch viel Spekulationsraum übrig. Dass manche Details nicht geklärt werden oder weiterhin nicht zusammenpassen, erweckt den Eindruck, der Autor selbst hätte die Geschichte nicht zu Ende gedacht und selbst keine Ahnung, wie er alles, was er kunstvoll erdacht hat, entwirren könnte. Ich kann meist gut damit leben, wenn in einem Buch nicht alles restlos geklärt wird – bis zu einem bestimmten Grad. Hier empfand ich den Teil, der offen bleibt und unter „unklarer Erinnerungen der Beteiligten“ einsortiert wird, einfach zu groß.