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Veröffentlicht am 15.04.2023

Ein solider Abschluss

City of Ghosts - Der Bote aus der Dunkelheit
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"Der Bote aus der Dunkelheit" ist der dritte und finale Band der Cassidy Blake Trilogie, die Victoria Schwab für jüngere Leser:innen geschrieben hat. Die Autorin bleibt ihrem Schema auch im dritten Band ...

"Der Bote aus der Dunkelheit" ist der dritte und finale Band der Cassidy Blake Trilogie, die Victoria Schwab für jüngere Leser:innen geschrieben hat. Die Autorin bleibt ihrem Schema auch im dritten Band treu und schickt die 12-jährige Protagonistin Cassidy, die mit Geistern kommunizieren kann, gemeinsam mit ihrer Familie nach New Orleans.
Während ihre Eltern mit Arbeiten beschäftigt sind, begibt sich Cassidy auf ihr eigenes Abenteuer, weckt damit aber einen böswilligen Gegenspieler, der sie ins Reich der Tote holen will. Gemeinsam mit zwei ihrer besten Freund:innen versucht sie seinen Fängen zu entgehen und bringt dabei nicht nur sich selbst in Lebensgefahr...

Während die beiden Vorgänger in zwei historischen Städten Europas gespielt haben, wechselt Schwab dieses Mal den Kontinent und versetzt den Schauplatz des finalen Bandes nach Nordamerika. Obwohl ich selbst noch nie in New Orleans gewesen bin und die Stadt nur aus Filmen und Serien kenne, fand ich, dass es der Autorin gut gelungen ist, die Atmosphäre einzufangen, die diese Stadt zu bieten hat. Natürlich fokussiert sie sich dabei thematisch zum Buch passend auf geisterhafte Themen und rückt zum Beispiel die Tarotkarten-Lesung in den Vordergrund, mit der Cassidy in Berührung kommt.

Zum Schreibstil kann ich mich nur wiederholen: Auch hier wird die Handlung wieder in einer kindergerechten Sprache erzählt und das Erzähltempo ist sehr rasant. Eine Szene jagt die nächste, bis die Spannung sich immer mehr zuspitzt und in einem actiongeladenen und zeitweise emotionalen Ende abgerundet wird. Auch in diesem letzten Band bleibt die Erzählung eher oberflächlich und einfach - was für die Zielgruppe des Buches absolut okay ist.

Neben Cassidy spielt auch ihr bester Freund Jacob, ein Geist, eine wichtige Rolle. Bereits in den letzten beiden Bänden hat Schwab mehrfach angekündigt, dass seine Existenz in der Menschenwelt nichts Gutes bedeutet und Unheil bringen kann, da er eigentlich ins Geisterreich bzw. in das Reich der Toten gehört.
Etwas enttäuscht musste ich jedoch feststellen, dass diese Andeutung zwar auch im finalen Band eine Rolle spielt, aber nicht so zum Tragen kommt, wie ich es in einem Finale erwartet hätte. Am Ende scheint es kurzzeitig so, als müssten wir uns tränenreich von dem liebgewonnenen Geist verabschieden (und das hätte ich tatsächlich ein emotionales, aber passendes Ende für die Trilogie gefunden, da dieses Schicksal die ganze Zeit implizit mitgeschwungen ist). Aber das war dann doch nicht mehr als Schall und Rauch und Schwab lässt das Buch mit einem kitschigen Happy End enden, bei dem scheinbar all die Andeutungen rund um Jacobs Bedeutung keine wirkliche Rolle gespielt haben, was ich etwas schade fand.

Fazit:
"Der Bote aus der Dunkelheit" ist ein würdiges Finale, für eine spannende paranormale Trilogie rund um eine 12-jährige Protagonistin, die mit Geistern kommunizieren kann. Der Schreibstil ist einfach gehalten und entspricht dem, was man bei einem Buch für 8 bis 12-jährige Leser:innen erwarten würde.
Das Ende diesen dritten und letzten Bandes blieb zwar etwas hinter den Erwartungen zurück, aber insgesamt konnte die Autorin während der gesamten Trilogie eine ähnliche Qualität beibehalten, sodass ich auch für diesen letzten Band 3.5 Sterne vergeben kann.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein überraschender interessanter Schach-Roman

Das Damengambit
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"Das Damengambit" ist im Original als "The Queen's Gambit" bereits 1984 auf Englisch erschienen. Die deutsche Übersetzung des Buches hat dagegen bis dieses Jahr auf sich warten lassen. Der Auslöser dafür, ...

"Das Damengambit" ist im Original als "The Queen's Gambit" bereits 1984 auf Englisch erschienen. Die deutsche Übersetzung des Buches hat dagegen bis dieses Jahr auf sich warten lassen. Der Auslöser dafür, dass das Buch Jahrzehnte später noch übersetzt wurde, liegt an der gleichnamigen Serienadaption, die 2020 auf Netflix erschienen ist und einen regelrechten Hype ausgelöst hat Ich selbst habe die Serie auch kurz nach ihrem Erscheinen gesehen und kannte Beth Harmons Werdegang damit bereits bevor ich das Buch nun gelesen habe. Die Serie war auch bei mir - wie vermutlich bei vielen anderen auch - erst der Grund dafür, dass ich überhaupt Interesse daran hatte, das Buch zu lesen.

Wie die offizielle Inhaltsangabe vermuten lässt, dreht sich das Buch hauptsächlich um Schach. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Protagonistin Beth Harmon, die wir zunächst noch als Kind in einem Waisenhaus kennenlernen, in dem sie erstmals dank des Hausmeisters in Berührung mit dem Schachspiel kommt, was ihr Leben für immer verändert. Im weiteren Verlauf können wir Beth dabei begleiten, wie sie nicht nur allmählich erwachsen wird, sondern auch, wie sie zu einer fast unschlagbaren Schachmeisterin ist und sich dadurch einen Namen auf der ganzen Welt macht.

Ich war (positiv) überrascht, wie sehr sich die Serienadaption an die Buchvorlage hält. Bis auf einige kleinere Veränderungen, habe ich beim Lesen nahezu jedes Mal die entsprechenden Szenen aus der Serie vor den Augen. Das hat einerseits natürlich zu einigen schönen Erinnerungen an die Serie geführt, andererseits hielt die Handlung dadurch für mich verständlicherweise keinerlei Überraschungen parat, da ich schon wusste, welche Charaktere auftauchen und ob es Beth bis zum Schluss gelingt, ihren grössten russischen Schachgegner endlich zu besiegen.

Der Schreibstil ist sehr nüchtern und emotionslos gehalten. Vermutlich hätte ich damit Mühe gehabt, wenn ich zuvor nicht die Serie gesehen hätte, denn dadurch wusste ich, dass der Erzählstil einfach absolut zu Beths Charakter passt. Durch die kurzen und einfachen Sätze liest sich das Buch sehr kurzweilig und man schreitet schnell in Beths Leben voran, das immer wieder von schweren Schicksalsschlägen und ihrer Abhängigkeit von Beruhigungsmitteln (und später einem auch einem anderen Suchtmittel als Ersatz dafür) geprägt ist. Viele Szenen widmet sich natürlich auch dem Schachspiel, die manchmal sehr detailliert geschildert werden, sodass man über mehrere Abschnitte zu lesen bekommt, welche Figuren in Beths Spielen auf welches Feld gerückt werden. Als absoluter Schach-Laie konnte ich mir darunter natürlich nicht wirklich etwas bildlich darunter vorstellen, sodass die Szenen für mich persönlich eher überflüssig waren, aber gleichzeitig natürlich auch für die notwendige Authentizität gesorgt haben.

Als Kritikpunkt bleibt zu erwähnen, dass mir manchmal etwas die Tiefe gefehlt hat, denn der Autor geht über viele emotional schwierige Momente ziemlich schnell hinweg. Ich hätte mir anstelle der vielen Beschreibungen der Schachspiele manchmal etwas mehr emotionalen Tiefgang gewünscht. Das war dann auch der Grund, weshalb ich letztendlich nicht die volle Sternanzahl vergeben konnte. Insgesamt hat mich das Buch aber gut unterhalten.

Fazit:
"Das Damengambit" ist die Buchvorlage der gleichnamigen Netflix-Serie, die ich mir vor einigen Monaten begeistert angesehen habe. Die Serienadaption hält sich sehr stark an die Handlung im Buch, weshalb grosse Überraschungen beim Lesen natürlich ausgeblieben sind. Wie der Titel des Buches vermuten lässt, dreht sich die Handlung hauptsächlich um das Schachspielen, was aber durch private Momente aus dem Leben der Schach-spielenden Protagonistin dennoch interessant zum Verfolgen ist. Mir hat nur manchmal durch den eher einfachen und emotionslosen Schreibstil die Tiefe bei emotionalen schwierigen Szenen gefehlt. Aber insgesamt eine empfehlenswerte Geschichte. Die Serie hat mir aber noch einen Tick besser gefallen.

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Veröffentlicht am 13.07.2021

Deutlich ruhigeres Erzähltempo, als beim Vorgänger

Protect the Prince
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Während ich vom ersten Band noch der brutale, actiongeladene Anfang positiv in Erinnerung hatte, ist der Erzählstil des zweiten Bandes deutlich ruhiger, was es mir anfangs etwas erschwert hat, wieder in ...

Während ich vom ersten Band noch der brutale, actiongeladene Anfang positiv in Erinnerung hatte, ist der Erzählstil des zweiten Bandes deutlich ruhiger, was es mir anfangs etwas erschwert hat, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Nach dem Showdown am Ende des Vorgängers, hat Evie ihren rechtmässigen Platz auf dem Thron zurückerobert und muss sich deshalb nun mit der politischen Situation zwischen Bellona und ihren Nachbarländern befassen. Da Antagostinin Maeve nicht vollständig besiegt werden konnte, geht noch immer eine Gefahr aus dem verfeindeten Morta aus, sodass Evie sich aus politischen Gründen entscheidet, nach Andvari zu reisen, um das Bündnis zu ihrem Nachbarland zu festigen, um hoffentlich gemeinsam einen Weg gegen Maeve zu finden.

In diesem zweiten Band wurde sehr schnell deutlich, dass Estep eine ganz andere Richtung und auch einen anderen Ton anschlägt, als im ersten Band. Der Plot ist weniger Action- und Handlungsgetrieben, sondern basiert vielmehr auf politischen Überlegungen und vermeintlichen Intrigen am Hofe, vor denen sich Evie in Andvari in Acht nehmen muss. Evie ist sich bewusst, dass nahezu jede:r heimlich für Maeve arbeiten könnte und damit nicht nur für sie, sondern auch für den andvarischen König und seine Familie eine grosse Gefahr darstellen könnte. Sie hält sich deshalb bedeckt und versucht durch Gespräche mit neu gewonnenen Bekanntschaften herauszufinden, wer zu den Guten gehört und wem sie besser nicht vertrauen sollte.

Ich muss zugeben, dass ich nicht ein allzu grosser Fan solcher Plots mit Fokus auf politische Machenschaften bin, sondern mir temporeiche Handlungen lieber sind. Es war deshalb wenig überraschend, dass mich dieser zweite Band nicht ganz so fesseln konnte, wie sein Vorgänger, bei dem schon im ersten Viertel zahlreiche Charaktere überraschenderweise ihr Leben lassen musste. Das ist hier definitiv anders. Estep lässt sich Zeit, die verschiedenen Charaktere in diesem Band näher zu beleuchten (allen voran die andvarische Königsfamilie) und man begleitet Evie vor allem dabei, wie sie "Ermittlungen" anstellt, um herauszufinden, wie und wo Maeve ihre Finger im Spiel haben könnte. Gerade die erste Hälfte des Buches habe ich stellenweise als etwas langatmig und zäh empfunden und hätte ich das Buch zu diesem Zeitpunkt bewerten müssen, hätte es vermutlich lediglich drei Sterne von mir bekommen.
Obwohl das Erzähltempo sich auch in der zweiten Hälfte nicht grossartig verändert, hat mich der Plot aber trotzdem etwas mehr gefesselt, als in der ersten Hälfte. Vielleicht lag es daran, dass ich nun voll und ganz in der Geschichte angekommen war, vielleicht lag es aber auch daran, dass das Ende immer näher kam, und Evie immer konkretere Spuren auf der Suche nach dem:der Verräter:in gehabt hatte, wodurch natürlich die Spannung zugenommen hatte.
Beim finalen Showdown am Ende des Buches hat sich schliesslich gezeigt, dass es der Autorin gelungen ist, immer wieder falsche Fährten zu legen, denn am Ende war tatsächlich nicht alles so, wie es Estep uns (und Evie) zunächst weismachen wollte. Und das ist definitiv ein Pluspunkt!

Was die Charaktere angeht, so kennt man einige bereits aus dem ersten Band - allen voran die Nebencharaktere aus der Gladiatorentruppe, die hier aber eine neue Rolle übernehmen. Evie ist nach wie vor eine starke Protagonistin, aber leider muss ich auch bei diesem zweiten Band denselben Kritikpunkt erwähnen, wie schon beim Vorgänger: Sie war mir erneut ein wenig zu sehr eine "Mary Sue" - also ein Charakter, dem einfach alles zu gelingen scheint. Zu diesem Bild trägt vor allem ihre besondere Gabe bei, nicht nur Gifte in Getränken und Lebensmittel herauszuriechen, sondern auch zu spüren, wenn sie ihrem Gegenüber nicht trauen kann, was ihr ebenfalls durch die Wahrnehmung bestimmter Gerüche gelingt. Das führt natürlich erneut dazu, dass man zu keinem Zeitpunkt um das Schicksal von Evie bangen muss, denn ihre besondere Gabe rettet sie meistens vor jeder Situation, die potenziell gefährlich werden könnte. Und das fand ich etwas langweilig.
Natürlich ist auch ihr Love Interest, Lucas Sullivan, wieder mit von der Partie und die beiden tänzeln immer noch vorsichtig umeinander herum. Jedes Mal, wenn einer der beiden einen Annäherungsversuch macht, kommt irgendetwas dazwischen oder Sullivan macht im letzten Augenblick einen Rückzieher, was mich beinahe in den Wahnsinn getrieben hat, weil dadurch Missverständnisse entstanden sind, die jeweils ein Drama zur Folge hatten, das nicht nur unnötig, sondern auch total konstruiert und unglaubwürdig gewirkt hat. Aber dieses Liebes-Hin-und-Her gehört wohl einfach zu vielen Fantasyromanen dazu. ;) Für meinen Geschmack hätte es das hier nicht gebraucht.

Insgesamt war die Fortsetzung ganz anders, als sein Vorgänger, was anfangs etwas gewöhnungsbedürftig war. Im Gegensatz zum ersten Band, war diese Fortsetzung leider nicht immer gleichbleibend spannend und sie hatte immer wieder etwas langatmige Passagen, doch der Plot wird am Ende gut aufgelöst und abgerundet, sodass es ein zufriedenstellendes Ende gibt. Auch die Charaktere wissen zu überzeugen, auch wenn ich ehrlich gesagt keinen so richtig ins Herz geschlossen habe.

Fazit:
"Protect the Prince" ist der zweite Band der Splitterkrone-Trilogie und schlägt einen ganz anderen Ton an, als sein Vorgänger. Statt eines actiongeladenen Plots, wird hier der Fokus auf politische Entscheidungen und Intrigen gelegt, was einen deutlich entschleunigtes Erzähltempo zur Folge hatte. Im Vergleich zum ersten Band, hat mir dadurch manchmal die Spannung gefehlt. Insgesamt nicht eine perfekte, aber zufriedenstellende Fortsetzung, die eine ganz neue Richtung einschlägt und mit einem runden Abschluss überzeugen kann. Von mir gibt es 3,5 Sterne dafür.

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Enthält wenig Neues im Vergleich zu ähnlichen Fachbüchern

Briefe an einen jungen Therapeuten
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Der Einstieg in das Buch und die ersten Kapitel haben mir sehr gut gefallen. Ich kannte Victor Chu nicht, aber war beeindruckt, dass er fast 45 Jahre Erfahrung als Psychotherapeut mitbringt und ich somit ...

Der Einstieg in das Buch und die ersten Kapitel haben mir sehr gut gefallen. Ich kannte Victor Chu nicht, aber war beeindruckt, dass er fast 45 Jahre Erfahrung als Psychotherapeut mitbringt und ich somit hoffentlich ein bisschen von seinem Erfahrungsschatz profitieren könnte. Die Erzählweise des Autors ist sehr sympathisch, denn er legt nicht die Attitüde an den Tag, dass er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung so viel besser als junge Therapeut:innen ist, sondern ermutigt sie (uns), mutiger zu sein und einfach mal Sachen auszuprobieren. Er normalisiert Unsicherheiten, die einen vor allem zu Beginn des Berufes begleiten und kündigt an, in den unterschiedlichen Kapiteln des Buches auf Themen einzugehen, die jeden:jede Therapeut:in im Laufe seiner Laufbahn mal erlebt - er will dem jedoch vorbeugen, indem er beschreibt, wie man mit Schwierigkeiten in der Therapie umgehen kann.

Während ich mich am Anfang noch gut abgeholt und verstanden gefühlt habe, ist dieser Effekt mit fortschreitender Seitenzahl etwas verblasst. Chu hält zweifellos sein Versprechen und deckt viele Themen in seinem Buch ab, denen man als Therapeut:in begegnet, aber mit jedem weiteren Kapitel hatte ich den Eindruck, dass sich vieles was er schreibt, redundant anfühlt. Viele Themen drehen sich um die Therapeut:innen - Patient:innen Beziehung und deren Grenzen, die durch die Rollenverteilung und die dadurch entstehende Asymmetrie dieser Beziehung entstehen. Diese Asymmetrie stellt gleichzeitig einer der grössten Unterschiede dar, die diese professionelle Therapiebeziehung von privaten Beziehungen, wie etwa einer Freundschaft, unterscheiden. Ich finde es gut und wichtig, dass Chu dieses Thema aufgreift, nur hatte ich den Eindruck, dass er sich bei vielen Kapiteln wiederholt und immer wieder bei dieser Asymmetrie der Therapiebeziehung als Fazit ankommt, was ich mit der Zeit etwas ermüdend gefunden habe.
Ein weiterer Kritikpunkt, der mich gestört hat, war der inflationäre Gebrauch des Wortes "narzisstisch", mit dem Chu im Buch um sich wirft, ohne oftmals die eigentliche Bedeutung dieses Wortes im pathologischen Sinn zu meinen, was den Gebrauch dieses Wortes in dieser Häufigkeit für mich einfach unsinnig gemacht hat. Mir ist klar, dass Chu damit auf die Gefahr des Machtungleichgewichts zwischen Therapeut:in und Patient:in hinweisen will (der - wer hätte es gedacht - natürlich auf die Asymmetrie der Therapiebeziehung zurückzuführen ist), aber es gäbe bestimmt von ihrer Bedeutung her einige passendere Wörter, die hier hätten verwendet werden können. Arroganz oder Selbstverliebtheit sind nicht immer gleich narzisstisch. (Auch wenn mir diese Eigenschaften auch zuwider sind und mir leider gerade schon des öfteren bei Psychiatern in höheren Positionen begegnet sind ;))

Insgesamt deckt das Buch viele wichtige Themenbereiche ab, doch für mich war nach fast 4.5 Jahren Psychotherapie-Tätigkeit doch überraschend wenig Neues dabei, das ich nicht schon in anderen Büchern gelesen hätte. Ich würde deshalb der Empfehlung des Autors widersprechen, dass sich dieses Buch auch für erfahrenere Therapeut:innen eignet, und behaupten, dass vor allem blutige Berufsanfänger:innen davon profitieren können, um sich einerseits ein Bild davon zu machen, was sie an schwierigen Situationen erwarten könnte, worauf sie achten müssen und wie sie möglicherweise damit umgehen können. Es gibt jedoch auch einige andere Fachbücher die sich ebenfalls mit schwierigen Therapiesituationen auseinandersetzen (die einem immer wieder begegnen) und für mich viel praktischere (und für mich dadurch hilfreichere) Tipps enthalten, weshalb ich wohl nicht unbedingt dieses Buch hier als Erstes empfehlen würde, wenn mich ein:e Berufsanfänger:in nach Literaturtipps zum Einstieg fragen würde.

Fazit:
In "Briefe an einen jungen Therapeuten" schreibt Psychotherapeut und Autor Victor Chu seinem jüngeren Ich einige wertvolle Tipps, die er in fast 45 Jahren Berufserfahrung sammeln konnte und von denen er sich gewünscht hätte, sie früher zu kennen. Chu deckt viele wichtige Themen und schwierige Situationen ab, die mir selbst in meiner Berufspraxis begegnet sind. Nur fand ich leider die Fazits des Autors häufig redundant, da er sich bei vielen Themen auf die Asymmetrie der Therapiebeziehung bezieht, was für mich nicht x-fach in demselben Buch hätte wiederholt werden müssen. Insgesamt handelt es sich eher um ein Buch für Berufsanfänger:innen. Ich habe mich zwar in vielem wiedererkannt, konnte jetzt aber nicht so viel Neues für mich mitnehmen. Deshalb gibt es 3,5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 18.04.2021

Leider nicht so quick & easy, wie erhofft

Vegan quick & easy
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Beim ersten Blick in das Buch sind mir auf der einen Seite die leckeren, ansprechenden Food-Fotos ins Auge gesprungen, sowie auch der Graffiti-Schriftstil der Rezeptüberschriften, der eher in erdigen, ...

Beim ersten Blick in das Buch sind mir auf der einen Seite die leckeren, ansprechenden Food-Fotos ins Auge gesprungen, sowie auch der Graffiti-Schriftstil der Rezeptüberschriften, der eher in erdigen, Grün- und Brauntönen gehalten wurde. Letzteres hat nicht unbedingt meinen persönlichen Geschmack getroffen, da die dicke, klobige Schriftart auf mich eher erschlagend gewirkt hat - aber das ist sicher Geschmackssache.

Die Rezepte sind in die Kategorien "Snack", "Salat", "Suppen", "Ofen", "Herd" und "Süss" unterteilt. Wie immer habe ich durch die verschiedenen Kapitel geblättert, um mir einige Rezepte zum Nachkochen rauszupicken, muss aber leider gestehen, dass ich dieses Mal mehrere Durchgänge gebraucht habe und ich erst nach längerem Suchen fündig geworden bin. Der Grund lag darin, dass viele der Rezepte eine überraschend lange Zutatenliste enthalten und in fast jedem Rezept mindestens eine Zutat vorhanden war, die eher ausgefallen ist und sich deshalb nicht in meinem standardmässigen Grundstock an Vorräten befindet. Gleichzeitig benötigt man von den meisten der angegebenen Zutaten nur so wenig, dass sich eine Anschaffung für mich nicht gelohnt hätte, ohne Foodwaste zu produzieren und das wollte ich beim Ausprobieren einzelner Rezepte vermeiden. Erschwerend kam zusätzlich dazu, dass viele der angegebenen Früchte- und Gemüsesorte aktuell nicht Saison haben, was das Nachkochen schwierig gemacht hat, wenn man gleichzeitig dem Thema Nachhaltigkeit Rechnung tragen wollte.

Irgendwann bin ich dann doch noch fündig geworden und habe schliesslich den "Makkaroni-Auflauf", die "Kartoffelpizza Elsässer Art" und den "Miss-Coco-Smoothie" nachgekocht bzw. ausprobiert. Die einzelnen Anleitungen der jeweiligen Rezepte waren klar und verständlich formuliert und einfach zu befolgen. Geschmacklich hat mich vor allem der Makkaroni-Auflauf überzeugt, den ich aber ehrlich gesagt mit nicht-veganem Parmesan überbacken habe. Und was schmeckt schon nicht geil, wenn es mit Käse überbacken wurde? :D Die Kartoffelpizza war dagegen eher eine Enttäuschung, weil sie einerseits auseinander gefallen ist, und andererseits geschmacklich eher fade geschmeckt hat. Der Smoothie war okay, auch wenn ich da auf das Traubenkern-Öl verzichtet habe und Ananas aus der Dose genommen habe.

Fazit:
"Vegan quick & easy" ist ein veganes Kochbuch, das schnelle und einfache Rezepte verspricht. Für mich waren die Rezepte aber eher aufwendig und haben eher "ausgefallene" Zutaten beinhaltet, die man oftmals (noch) nicht im Supermarkt findet und/oder von denen man für die angegebenen Mahlzeiten so wenig verwenden müsste, dass sich der Einkauf der Zutaten, fast nicht lohnt. Für mich ist es eher ein Kochbuch, mit dem man Gäste mit besonderen veganen Mahlzeiten überraschen kann. Für mich gibt es aber mittlerweile (auch dank der immer grösser werdenden Beliebtheit der veganen Ernährungsform) inzwischen so viele andere tolle vegane Kochbücher auf dem Markt, die Rezepte enthalten, die deutlich leichter und schneller nachzukochen sind und mit weniger "exotischen" Zutaten auskommen. Von mir gibt es deshalb 3.5 Sterne für dieses Kochbuch.

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