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Veröffentlicht am 05.09.2022

Ein durchschnittlicher Frauenroman

Inselheimat
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Ich muss gestehen, dass es ziemlich lange gedauert hat, bis ich in das Buch hineingefunden habe. Zwischenzeitlich hatte ich sogar mit dem Gedanken gespielt, es abzubrechen, weil die Story nicht wirklich ...

Ich muss gestehen, dass es ziemlich lange gedauert hat, bis ich in das Buch hineingefunden habe. Zwischenzeitlich hatte ich sogar mit dem Gedanken gespielt, es abzubrechen, weil die Story nicht wirklich in die Gänge gekommen ist und überraschend wenig passiert ist, das mich zum Weiterhören motiviert hatte. Irgendwann hat es dann doch noch Klick gemacht und die Bewohner:innen von der kleinen Insel Kip sind mir etwas mehr ans Herz gewachsen.

Die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt, wobei ich peinlicherweise gestehen muss, dass mir das erst sehr spät aufgefallen ist. Ich hatte sehr lange den Eindruck, dass wir die Geschichte allein aus Lornas Sicht erleben, die nach dem Tod ihrer Eltern eher widerwillig in ihre Heimat zurückkehrt, mit der sie so viele schlimme Erinnerungen verbindet. Die zweite Perspektive wird aus der Sicht von Lornas Schwägerin Alice erzählt, die mit Lornas Bruder ein gemeinsames Kind hat und auf der Insel lebt.
Doch obwohl es sich eigentlich um zwei verschiedene Charaktere handeln sollte, haben sich die beiden Sichtweisen für mich genau gleich gelesen, was nicht unbedingt für eine gute Charakterisierung spricht.
Auch die Wahl der Hörbuchsprecherinnen hat das Ganze nicht vereinfacht, denn obwohl beide sehr angenehme Erzählweisen haben, waren mir die beiden Stimmen beim Zuhören zu ähnlich, was die Unterscheidung der beiden Protagonistinnen für mich zusätzlich erschwert hat.

Die Handlung an und für sich verläuft relativ unspektakulär und irgendwann auch ziemlich vorhersehbar. Lorna versucht sich ihrer Vergangenheit zu stellen und mit ihrem entfremdenden Bruder wieder eine Beziehung aufzubauen, doch das stellt sich schwieriger heraus, als sie erwartet hatte. Bedauerlicherweise war mir Lorna lange Zeit nicht sonderlich sympathisch, denn ich hatte den Eindruck, dass sie sich zu sehr in der Opferrolle sieht und viele ihre Probleme externalisiert - also die Schuld hauptsächlich ihrem Vater und ihrer Vergangenheit gibt. Das hat vermutlich ein bisschen mein Therapeutinnen-Ich getriggert, denn es ist immer einfacher, die Schuld für den eigenen Leidensdruck auf äussere, unveränderliche Umstände zu schieben, dann muss man ja selbst nichts verändern. Und ich hatte den Eindruck, dass Lorna lange Zeit sehr unreflektiert war, was ihre Eigenverantwortung an ihrer Situation angeht. Sie konnte nichts dafür, dass sie eine schwierige Kindheit erlebt hatte, aber als sie von der Insel weggezogen ist, hat sie jahrelang zurückgezogen gelebt und ist keine Freundschaften eingegangen - und schuld daran war - natürlich - ihr Vater. Das hat mich auf die Dauer ziemlich genervt und ich hatte den Drang, sie mal bei den Schultern zu packen und zu sagen, dass sie mit ihrer Mitleidstour aufhören soll und sie die Fäden für ein besseres Leben selbst in der Hand hat.

Die zweite Hälfte des Buches hat mir dann etwas besser gefallen, denn es gab einige schöne Begegnungen mit den Inselbewohner:innen, die sehr wholesome waren und dazu geführt haben, dass man auch die Nebencharaktere etwas besser kennenlernt. Und die waren in meinen Augen teilweise besser ausgearbeitet, als unsere Protagonistinnen.

Das Ende war dann natürlich ein zufriedenstellendes Happy End, das man bereits vorausahnen konnte, aber stimmig zur Geschichte gepasst hat und zu einem glücklichen Gefühl, nach Beendigung des Buches geführt hat. Schön - und auch überraschend - fand ich, dass Lorna am Ende selbst einsieht, dass sie selbst dafür verantwortlich gewesen war, wie es nach ihrer Flucht von der Insel gelaufen ist. Einsicht ist der erste Weg zu Besserung.

Fazit:
"Inselheimat" ist ein Frauenroman, der die Rückkehr einer Frau im mittleren Alter in ihre Heimat beleuchtet, mit der sie viele schlimme Erinnerungen verbindet. Das Buch punktet aus meiner Sicht vor allem mit seinen Nebencharakteren, die für einige schöne Begegnungen und Momente sorgen. Die Handlung an und für sich, hat einige wholesome Momente, verläuft aber insgesamt sehr vorhersehbar. Das Buch eignet sich als lockere Sommerlektüre für zwischendurch, hatte aber nichts, das mir länger in Erinnerung bleiben würde. Deshalb gibt es von mir 3 durchschnittliche Sterne.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Nicht so gut wie andere Romane der Autorin

Daisy Jones & The Six
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Die Geschichte, die hier erzählt wird, spielt in den 1960er Jahren und handelt von einer fiktiven Band, die anfangs noch "The Six" hiess, bis irgendwann die berühmt-berüchtigte Sängerin Daisy Jones zu ...

Die Geschichte, die hier erzählt wird, spielt in den 1960er Jahren und handelt von einer fiktiven Band, die anfangs noch "The Six" hiess, bis irgendwann die berühmt-berüchtigte Sängerin Daisy Jones zu der Gruppe dazugestossen ist und ihr so zu noch mehr Popularität verholfen hat. Gleich zu Beginn erfährt man, dass die Band sich irgendwann getrennt hat - und keiner weiss bis heute, wieso. Und genau dieses Geheimnis soll jetzt, Jahrzehnte später, durch Interviews mit den einzelnen Bandmitgliedern gelüftet werden.

Ich muss leider auch nach meinem zweiten Versuch mit dem Buch gestehen, dass ich mit dem Erzählstil Mühe hatte, der ausschliesslich aus Interview-Transkripten besteht. Immerhin habe ich es aber dieses Mal bis zum Ende des Buches geschafft.
Versteht mich nicht falsch - ich finde es toll, wenn Autor:innen neue Dinge ausprobieren und sich aus ihrer Comfort Zone wagen. Nur hatte ich hier das Gefühl, dass die Erzählung durch den Schreibstil sehr nüchtern und distanziert geblieben ist und die Charaktere dadurch unnahbar gewirkt haben. Man könnte an dieser Stelle natürlich anfügen, dass es irgendwie auch zu einem Interview passt, dass die einzelnen Bandmitglieder nicht ihre tiefsten Gefühle preisgeben wollen und es dadurch oberflächlich bleibt. Aber das Ganze dann als Buch zu lesen, ist bedauerlicherweise nur mässig interessant, gerade weil die Band ja erfunden ist und man keinerlei sonstige Anhaltspunkte hat, um zu den einzelnen Charakteren eine Bindung aufzubauen.

Im Zentrum der Geschichte steht natürlich Daisy Jones, die mit ihrem damaligen Musiker-Lebenswandel wohl alle Klischees eines Rockstars aus den 60ern erfüllt. Ihr Leben war geprägt von Ruhm, Reichtum und einem exzessiven Drogenkonsum, der sich irgendwann natürlich auch negativ auf die Band ausgewirkt hat. Neben ihr kommen auch andere Bandmitglieder zu Wort, unter anderem Billy, der Leadsänger von "The Six". Und obwohl auch er mit einer Drogenvergangenheit und einigen privaten Dramen zu kämpfen hat, hat er es im Buch in meinen Augen nicht geschafft, aus dem Schatten von Daisy Jones zu treten. Von den restlichen Bandmitgliedern will ich gar nicht erst anfangen. Jenkins versucht ihnen zwar auch kleine Nebenplots zu geben, aber das alles geht neben der Protagonistin ziemlich unter.

Insgesamt hält die Handlung leider wenig Überraschungen bereit und das vermeintlich grosse Geheimnis, das zur Trennung der Band geführt hat, wird über so viele vorherige Kapitel bereits mehr als offensichtlich angedeutet, dass man es bereits meilenweit vorausahnen konnte.
Das einzige, das mich stattdessen überrascht hat, war das sehr weichgespülte und übereilte Ende. Daisy Jones' Substanzkonsum und Lebensstil wurde während des gesamten Buches in etwa so beschrieben, wie man es damals bei Amy Winehouse miterleben musste. Und wir wissen ja leider alle, wie das am Ende ausgegangen ist. Nicht jede Drogensucht muss im Tod enden - aber was Jenkins hier für ein "Happy End" gezaubert hat, war in meinen Augen fern von jeglicher Realität.

Alles in allem ist das Buch vielleicht für Musik-Fans zu empfehlen. Ich kann jedoch nicht verstehen, warum es so gehyped wird, denn sowohl die Handlung, als auch die einzelnen Charaktere blieben für mich zu oberflächlich. Da höre, lese oder schaue ich lieber eine Dokumentation oder Biografie einer echten Band.

Fazit:
"Daisy Jones and The Six" erzählt im Interview-Transkript-Stil die Geschichte einer fiktiven Band aus den 60ern, die wohl alle Klischees der damaligen Zeit erfüllt - aber dadurch natürlich auch authentisch wirkt. Nichtsdestotrotz sind mir sowohl die Charaktere, als auch der Plot zu oberflächlich und nichtssagend geblieben. Grosse Überraschungen bleiben aus. Das Buch ist zwar kurzweilig, aber ich musste mich am Ende dennoch fragen: Was will mir die Autorin mit diesem Buch eigentlich sagen? Alles in allem kann ich den Hype nicht ganz verstehen und vergebe deshalb 3 Sterne. Vielleicht ist das Buch eher etwas für hartgesottene Musikfans der 60er.

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Veröffentlicht am 28.07.2021

Wichtiges Thema, aber mir fehlte der rote Faden

Such a Fun Age
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Die Handlung dreht sich um die Mittzwanzigerin Emira, eine POC, die noch nicht herausgefunden hat, was sie eigentlich mit ihrem Leben anfangen will und für eine weisse Familie aus der Oberschicht als Babysitterin ...

Die Handlung dreht sich um die Mittzwanzigerin Emira, eine POC, die noch nicht herausgefunden hat, was sie eigentlich mit ihrem Leben anfangen will und für eine weisse Familie aus der Oberschicht als Babysitterin tätig ist. Eines Nachts wird sie von Alix, der Mutter der beiden Kindern, spontan gebeten, sich für einige Stunden um Briar zu kümmern. Emira kommt diesem Wunsch nach und besucht mit dem kleinen Mädchen einen Supermarkt, in dem sich die Ereignisse überschlagen: Da sie als junge, schwarze Frau ein weisses Mädchen bei sich hat, wird ihr vorgeworfen, Briar entführt zu haben. Erst als Mr. Chamberlain, der Vater von Briar, das Missverständnis aufklären kann, darf Emira den Supermarkt wieder verlassen.
Alix ist dieser Vorfall unglaublich unangenehm und sie fürchtet, dass Emira aufgrund ihrer Erlebnisse ihren Job als Babysitterin an den Nagel hängen könnte - etwas, das Alix unbedingt vermeiden möchte. Aus diesem Grund entschliesst sie, ihre Beziehung zu Emira zu vertiefen und will ihr von nun an eine gute Freundin sein und nicht mehr nur als distanzierte Arbeitgeberin auftreten. Alix ist dafür sogar bereit über Grenzen zu gehen, von denen Emira lange Zeit nichts ahnt.
Eine weitere Rolle im Buch spielt auch Kelley, ein Mann, der ebenfalls in jener Nacht im Supermarkt gewesen war und den Vorfall auf Video aufgezeichnet hat, doch Emira entscheidet sich dagegen, das Video zu veröffentlichen. Als sie Kelley einige Zeit später wieder trifft, kommen sich die beiden näher, nichts ahnend, dass Kelley und Alix eine gemeinsame Vergangenheit haben...

Meine Zusammenfassung des Inhalts ist jetzt länger geworden, als beabsichtigt, was zeigt, dass sich die Handlung des Buches nicht in ein paar wenigen Worten beschreiben lässt. Es wird relativ schnell klar, dass im Buch das Thema Rassismus gegenüber POC behandelt, doch das geschieht auf andere Art und Weise, als ich es erwartet hätte. Ich hätte anhand des Klappentextes vermutet, dass dieser Vorfall im Supermarkt vielmehr aufgebauscht wird und durch seine mediale Aufmerksamkeit eine Welle der Empörung auslöst. Doch die Autorin entscheidet sich gegen diesen Weg, indem Emira sich weigert, das Video zu veröffentlichen und zeigt stattdessen auf, welche anderen, subtilere Formen, Alltagsrassismus annehmen kann. Etwas, das ich gut und wichtig finde. Die Autorin zeigt dies auf der einen Seite mit Alix und ihrem "weissen Helfersyndrom" auf, auf der anderen Seite auch mit Kelley, der weiss ist und eine Art Fetisch für schwarze Frauen aufweist. Das Ganze erreicht seinen Höhepunkt, als Alix und Kelly in einem Gespräch unter vier Augen einander vorwerfen, wer nun anhand ihrer:seiner jeweiligen Taten, rassistischer ist. Ich wusste für einen Moment nicht, ob ich über dieses Gespräch lachen oder weinen sollte, weil es einerseits so absurd erschien, andererseits aber auf tragische Weise den Alltagsrassismus vieler weisser, vor allem privilegierter Menschen aufzeigt.

Doch trotz des wichtigen Themas konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen, denn neben dem aufgezeigten Rassismus hat für mich ein bisschen der rote Faden und dadurch auch eine Art Spannungskurve gefehlt. Die Handlung plätschert oftmals vor sich hin, ohne dass sie in meinen Augen irgendwann eine Art Höhepunkt erreicht. Das Beziehungsdrama rund um Kelly, Emira und Alix hat mich eher mässig interessiert, und der Umstand, dass Alix und Kelley sich aus der Vergangenheit kennen, war leider auch kein Plot Twist, der die Story für mich fesselnder gemacht hätte.
Der Schreibstil war ein weiterer Punkt, der mich nicht so ganz überzeugen konnte. Er ist sehr einfach und umgangssprachlich gehalten und besteht teilweise aus viel direkter Rede, was mich stilistisch nicht beeindruckt hat. Es ist aber gut möglich, dass dieser Kritikpunkt der deutschen Übersetzung geschuldet ist, und der Erzählstil im Englischen besser funktioniert.
Leider waren mir auch die Charaktere nicht sehr sympathisch, was vermutlich von der Autorin angesichts der Handlungsereignisse so beabsichtigt gewesen war. Gerade Alix fand ich mit ihrer falschen, aufgesetzten Art unerträglich und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, weshalb Emira ihr Vorhaben nicht früher (oder von alleine) entlarvt hat, da Alix sich nach dem Vorfall im Supermarkt so offensichtlich geändert hat, dass Emira doch etwas hätte ahnen müssen. Dadurch hat Emira auf mich leider ein bisschen zu naiv gewirkt.

Das Ende war schliesslich anders und unspektakulärer, als ich es erwartet hatte. Emiras Entscheidung fand ich gut, aber die Enthüllung von einem Ereignis aus Alix Vergangenheit fand ich etwas irritierend und auch unnötig, da ich noch jetzt nicht genau weiss, wie ich diese Enthüllung genau einordnen soll und inwiefern das relevant für die eigentliche Story sein soll.

Alles in allem wird im Buch definitiv ein wichtiges Thema behandelt, aber die Handlung an und für sich hat mich (im Gegensatz zu ähnlichen Büchern wie "The Hate U Give" oder "Kleine grosse Schritte") nicht vom Hocker gehauen.

Fazit:
"Such a Fun Age" ist ein Roman, der sich mit dem Thema Alltagsrassismus auseinandersetzt. Obwohl ich das Thema des Buches gut und wichtig finde, konnte mich die Umsetzung leider nicht ganz überzeugen. Ich hatte den Eindruck, dass es der Handlung ein bisschen an einem roten Faden fehlt, wodurch ich vom Buch nicht ganz so gefesselt war, wie ich es mir erhofft hätte. Aus diesem Grund gibt es von mir 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Gut recherchiert, aber wenig Neues

Klimawandel - Ein Appell
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Als alles erstes hat mich weniger der Inhalt, als vielmehr der Umstand (positiv) überrascht, dass es sich bei Fred Vargas um eine Frau handelt (es handelt sich um ein Pseudonym von Frédérique Audoin-Rouzeau, ...

Als alles erstes hat mich weniger der Inhalt, als vielmehr der Umstand (positiv) überrascht, dass es sich bei Fred Vargas um eine Frau handelt (es handelt sich um ein Pseudonym von Frédérique Audoin-Rouzeau, die aus Frankreich stammt), denn bei dem Namen hätte ich wohl eher auf einen Mann getippt. Passend dazu, wird das Buch auch von einer weiblichen Erzählerin vorgelesen, deren reife Stimme und ruhige Erzählweise zu einem angenehmen Hörerlebnis beigetragen hat.

Inhaltlich greift Vargas wichtige Aspekte in Zusammenhang mit dem Klimawandel auf und deckt alle wichtigen Themen ab, die (meist einen negativen) Einfluss auf die Klimaerwärmung haben: Angefangen bei der Gewinnung verschiedener Kraftstoffe, weiter zum CO2-Ausstoss, bis hin zum Fleisch- und Fischkonsum, sowie dem Einsatz von Pestiziden, ist alles dabei. Man merkt, dass Vargas weiss, wovon sie spricht und sie für die Aussagen, die sie in ihrem Buch tätigt, recherchiert hat, was ihren Appell als Ganzes glaubhaft und realitätsgetreu macht.

Nur leider folgt nun das grosse Aber: Die Autorin vermittelt die unterschiedlichen Themenbereiche relativ trocken und für meinen Geschmack manchmal auch etwas zu detailliert, indem sie zum Beispiel beim Thema Pestizide tatsächlich eine ganze Reihe an Früchte- und Gemüsesorten aufzählt, die nach der Reihenfolge ihrer Pestizidbelastung geordnet werden. Nicht nur, dass ich mir diese Aufzählung niemals merken könnte, es ist auch nur mässig interessant jemanden bei der nüchternen Aufzählung von irgendwelchen Zahlen zuzuhören (auch wenn das Thema dahinter definitiv wichtig ist). Und dieser Kritikpunkt zieht sich leider durch das ganze Buch. Bei einem faktenbasierten Buch, erwarte ich keine Spannungskurve, aber das Thema Klimawandel ist trotzdem so emotional behaftet, dass man die Thematik sicher auch etwas fesselnder hätte vermitteln können. Und ich glaube, das war auch Vargas selbst bewusst, denn sie versucht ihre Erzählung durch einen sogenannten "Sensor" aufzulockern, der mit einer Roboterstimme immer wieder eingreift, wenn sie sich in persönlichen Anekdoten verliert. Der Sinn dieses Sensors hat sich mir bis zuletzt aber nicht ganz erschlossen. Ich fand ihn leider ziemlich unnötig und unlustig, sodass er bei mir in erster Linie Fremdscham ausgelöst hat. Aber das ist vielleicht Geschmackssache.

Ein weiterer Kritikpunkt ist wohl eher meinem persönlichen Vorwissen geschuldet. Der Klimawandel ist ein Thema, das mich sehr beschäftigt. Ich habe zum Thema aber noch nie ein Buch oder eine wissenschaftliche Abhandlung gelesen, sondern beziehe mein Wissen eher aus dem Alltag, neuen Entwicklungen und dem Weltgeschehen und trotzdem war ich überrascht, wie wenig Neues ich aus diesem Buch erfahren habe. Es ist gut und wichtig, dass viele Bücher zu dem Thema gibt - und es kann nie genug Bücher geben, um die Leute auf den Klimawandel aufmerksam zu machen - aber trotzdem wusste ich bis auf ein oder zwei Details am Ende dieses Buches nicht wirklich mehr, als vorher, sodass ich mir dieses Hörbuch wohl hätte ersparen können. Es ist wohl vielmehr für Menschen zu empfehlen, die noch kein Vorwissen zum Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit mitbringen und sich über die neusten Entwicklungen und Erkenntnisse aus der Wissenschaft informieren möchten. Alle anderen werden hier eher wenig erfahren.

Fazit:
In ihrem Hörbuch "Klimwandel - Ein Appell" fasst Autorin Fred Vargas alle wichtigen Aspekte in Zusammenhang mit der Erderwärmung und ihren Folgen zusammen und berichtet, was wir alle dagegen tun können. Das Buch ist gut recherchiert, stützt sich auf neuste Erkenntnisse und wirkt wissenschaftlich fundiert, sodass es insgesamt sehr glaubhaft rüberkommt. Leider ist das Hörbuch stellenweise aber sehr trocken und ich musste leider feststellen, dass es für mich überraschend wenig Neues enthalten hat. Es handelt sich um ein wichtiges (Hör-)Buch, das ich eher Leuten empfehlen kann, die noch kein Vorwissen im Bereich des Klimawandels oder der Nachhaltigkeit mit sich bringen. Da das bei mir nicht der Fall war, kann ich leider nur 3 Sterne vergeben

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Veröffentlicht am 27.06.2021

Eine etwas schwächelnde Fortsetzung

Unsterblich - Tor der Nacht
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Nachdem mir der Reihenauftakt der Unsterblich-Reihe vor wenigen Wochen überraschend gut gefallen hatte, wollte ich natürlich wissen, wie Allies Abenteuer weitergeht.
Im zweiten Band ist einige Zeit vergangen, ...

Nachdem mir der Reihenauftakt der Unsterblich-Reihe vor wenigen Wochen überraschend gut gefallen hatte, wollte ich natürlich wissen, wie Allies Abenteuer weitergeht.
Im zweiten Band ist einige Zeit vergangen, an einer Stelle wird angedeutet, dass die Ereignisse aus dem Vorgänger fast ein Jahr zurückliegen. Allie hat sich mittlerweile mit ihrem "Blutsbruder" Jackal verbündet, um mit ihm gemeinsam ihren "Vampirvater" Kanin zu finden. Ein ungewöhnliches Bündnis, wenn bedenkt, dass Jackal im ersten Band noch der Antagonist dargestellt hatte.

Beim ersten Band hatte ich das rasche Erzähltempo und der abwechslungsreiche, actiongeladene Plot (mit vielen überraschenden Wendungen und Szenenwechsel) positiv hervorgehoben, gerade weil ich das von Kagawas anderen Büchern überhaupt nicht gewohnt gewesen war. Aus diesem Grund hatte ich mir bei der Fortsetzung natürlich etwas Ähnliches erhofft, gerade weil das Buch mit 545 Seiten nicht gerade dünn ist. Leider hatte ich aber den Eindruck, dass die Autorin hier leider wieder in ihr übliches Schema eines eher langsamen, trägen Erzähltempos zurückgefallen ist und die Handlung bis zuletzt nicht richtig in die Gänge gekommen ist.
Besonders die erste Hälfte des Buches zieht sich unglaublich in die Länge, denn es dreht sich einzig um allein um Jackals und Allies Suche nach ihrem Schöpfer - mehr passiert nicht. Und das auf mehr als 250 Seiten. Dadurch hat sich das Lesen stellenweise sehr zäh angefühlt. Während ich im ersten Band fast nicht mitgekommen bin, weil ein brutales Ereignis auf das nächste gefolgt war und Charaktere überraschend schnell gestorben sind, habe ich dieses Lesegefühl beim zweiten Band komplett vermisst.
In der zweiten Hälfte des Buches geht die Suche schliesslich weiter, dann aber nach dem bösen Vampir Sarren, der nun der grosse Antagonist in diesem Buch darstellen soll. Da es sich beide Male um die Suche nach einem Vampir handelt, hat sich die Handlung in diesem Buch redundant angefühlt und wirklich mehr Spannung ist auch in der zweiten Hälfte nicht aufgekommen. Der grosse Showdown ist dieses Mal mehr oder weniger ausgeblieben, und das Ende hält einen scheinbar überraschenden Tod bereit (den ich keine Sekunde geglaubt habe), von dem man bereits im Epilog erfährt, dass der besagte Charakter in Wahrheit noch lebt, was diesen kurzen, unglaubhaften Schockmoment ab absurdum führt.

Insgesamt ist dieser zweite Band deutlich zu lang geraten und mit 200 Seiten weniger, hätte der Plot vermutlich deutlich spannender erzählt werden können. Ich fand es extrem schade, dass es kaum überraschende Wendungen oder überhaupt brutale, oder blutige Szenen gab, die mich im ersten Band so schockieren konnten. Stattdessen plätschert die Handlung die meiste Zeit vor sich hin, um dann in einem kaum aufregenden Finale zu enden. Da hätte ich nach dem starken ersten Band deutlich mehr erwartet.

Fazit:
"Tor der Nacht" ist der zweite Band der Unsterblich-Trilogie und leidet leider am berühmten "Mittelband-Syndrom". Den temporeichen Erzählstil und die actiongeladene Handlung mit vielen überraschenden Wendungen aus dem ersten Band sucht man hier vergeblich. Stattdessen plätschert die Geschichte die meiste Zeit vor sich hin, ohne dass wirklich Spannung aufgekommen ist. Bleibt zu hoffen, dass der dritte Band wieder an die Qualität des ersten Bands heranreichen kann, aber für diesen doch eher langatmigen Mittelteil, kann ich nur durchschnittliche 3 Sterne vergeben.

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