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Veröffentlicht am 22.09.2018

Ein wichtiges Thema, das aber zu einseitig beleuchtet wird

The Hate U Give
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-- Achtung enthält Spoiler --

„The Hate U Give“ ist DAS Buch, über das 2017 überall gesprochen wurde und dessen Hype wohl an keinem Leser, der in irgendeiner Lesecommunity unterwegs ist, entgangen ist. ...

-- Achtung enthält Spoiler --

„The Hate U Give“ ist DAS Buch, über das 2017 überall gesprochen wurde und dessen Hype wohl an keinem Leser, der in irgendeiner Lesecommunity unterwegs ist, entgangen ist. Das Buch hat zahlreiche Literaturpreise abgeräumt und wurde schliesslich Ende Jahr zum Debütroman des Jahres auf Goodreads gewählt. Spätestens seit dieser Masseneuphorie ist das Buch auch auf meiner Wunschliste gelandet und ich wollte unbedingt wissen, worum es denn in dem Buch mit dem schlichten Cover geht, über das alle reden. Dank dem cbt Verlag bin ich nun endlich dazu gekommen, diesen Wunsch zu erfüllen.

Die Story wird aus dem Blickwinkel von Starr erzählt, deren bester Freund zu Beginn der Geschichte auf tragische Weise von einem weissen Polizisten erschossen wird. Damit greift die Autorin eine wichtige Thematik auf, die in den vergangenen Jahren immer wieder aufgrund dramatischer Vorfälle in die Medien gelangt ist: Polizeigewalt gegenüber Afroamerikanern in den USA. Nicht selten kommt es vor, dass afroamerikanische, unbewaffnete Jugendliche scheinbar grundlos von (weissen) US-Polizisten erschossen oder auf andere Weise getötet werden. Es gibt zu dem Thema auch viele Dokumentationen, die ich in der vergangenen Zeit auf Netflix gesehen habe. Die Dokus haben mich nicht nur sehr berührt, sondern auch nachdenklich gestimmt. Obwohl auch Rassismus ein gegenwärtiges Thema in Europa ist, ist die Geschichte um Starr und ihren verstorbenen Freund eher etwas, das eine spezifische Problematik in den USA anspricht – und das ist neben der unnötigen Polizeigewalt sicher das zu lasche Waffengesetz, das sich sehr von den Gesetzen in Europa unterscheidet. In den USA, insbesondere in den meisten Südstaaten, rennt jeder Otto-Normalverbraucher mit einer Waffe herum, selbst wenn er nur kurz in den Walmart zum Einkaufen fährt. Dieser Umstand wird von Seiten der Waffenlobby mit einem verstärkten Gefühl von Sicherheit gerechtfertigt, führt aber letztendlich nur dazu, dass man jederzeit damit rechnen muss, von irgendwem grundlos abgeknallt zu werden, wenn man nur eine falsche Bewegung macht. Aufgrund von Vorurteilen und ja, auch rassistischen Gründen, sind die Opfer dieses Szenarios leider oftmals Afroamerikaner. Und genau das war auch hier der Fall, denn Khalil – Starrs bester Freund – hat sich zu keinem Zeitpunkt unkooperativ oder gefährlich gezeigt, weshalb es nicht nur für Starr, sondern auch für mich als Leserin unverständlich war, wieso der Polizist ihn erschossen hat.

Im weiteren Verlauf macht Khalils Tod natürlich in der (hauptsächlich von afroamerikanisch-dominierten) Nachbarschaft die Runde und löst viel Ärger und Unverständnis aus. Zurecht, wie ich finde, denn einmal mehr wurde ein unschuldiger Jugendlicher umgebracht, ohne dass jemand dafür zu Rechenschaft gezogen wird. Starr hadert am Anfang, ob sie genau aus diesem Grund vor Gericht aussagen und als Zeugin im Fall Khalil auftreten soll. Einerseits will sie Gerechtigkeit für ihren besten Freund, auf der anderen Seite läuft sie damit auch Gefahr, in den Fokus der Öffentlichkeit zu geraten. Doch durch einen Rat von einer aussenstehenden Person, entschliesst sie sich schliesslich dafür: Wenn sie etwas verändern will, dann muss sie ihre Stimme dafür nutzen.

Neben diesem Hauptplot lernen wir Starr und ihre Familie etwas besser kennen. Die Autorin gibt dem Leser dadurch einen Einblick in das Leben einer afroamerikanischen Familie, das nicht nur durch Rassismus und Vorurteile, sondern auch durch Gangkriminalität geprägt ist. Starrs Vater ist selbst Aussteiger einer solchen Gang und hat einige Jahre im Knast abgesessen, bis er zu seiner Familie zurückgekehrt ist. Obwohl die Gangrivalitäten und die daraus resultierenden Gefahren immer wieder nebenbei erwähnt wurden (u.a. dadurch, dass auch Khalil aufgrund Druck einer Gang Drogen verkaufen musste), kam mir die kritische Auseinandersetzung mit Gangs etwas zu kurz. Es wird zwar gezeigt, wie gefährlich die Nachbarschaft ist, aber in Zusammenhang mit der (Über-)Reaktion des Polizisten, der Khalil erschossen hat, wird das Ganze nicht gebracht. Während sich jeder über den Tod von Khalil aufregt, wird es scheinbar von den meisten einfach so hingenommen, dass hin und wieder ein Afroamerikaner durch irgendwelche Gangs auf offener Strasse erschossen wird. (Und das kommt laut dem Buch nicht sehr selten vor). Es ist aber davon auszugehen, dass es sich gerade dadurch um eine sehr gefährliche Gegend handelt und dieser Umstand vermutlich massgeblich an der Reaktion des Polizisten beteiligt war. Damit will ich aber nicht sagen, dass seine Tat gerechtfertigt war oder er keine Strafe verdient hätte – im Gegenteil! Aber die Beweggründe des Polizisten werden im Buch gänzlich weggelassen, so dass eine sehr einseitige Perspektive gezeigt wird, die meiner Meinung nach nur bedingt dazu führt, dass das Problem mit den Waffen und der Polizeigewalt in naher Zukunft gelöst werden kann.

Neben dieser Einseitigkeit, wird auch das Thema Rassismus in Alltagssituationen immer wieder aufgegriffen. Im Zentrum steht dabei vor allem Starrs beste Freundin, die sich auf Tumblr von ihr abgewendet hat, was Starr gleich als rassistischen Zug wertet. (Das fand ich ehrlich gesagt ein bisschen übertrieben…) Die Freundin macht ein paar unbedachte (und ja, u.a. rassistische) Kommentare, die im Schlussteil dazu führen, dass Starr mit ihr in eine Schlägerei anfängt. Was normalerweise zu einer Strafe von ihren Eltern geführt hätte, wird aber in diesem Fall fast schon gefeiert. Dieses Ereignis ist mir sauer aufgestossen, denn ich fand es schade, dass es hier Gewalt als legitimes Mittel gegen Rassismus präsentiert wird, wo doch genau das eigentlich kritisiert werden soll. Noch einmal: Damit will ich nicht sagen, dass rassistische Aussagen oder Handlungen aller Art berechtigt sind – im Gegenteil! Ich finde es aber auch nicht sinnvoll, auf Rassismus mit Gewalt und Vandalismus zu reagieren, um etwas zu erreichen.
Genau das passiert leider am Schluss des Buches. Der Polizist wird – wie erwartet – nicht angeklagt und die afroamerikanische Gemeinschaft geht auf die Strasse um ihrem Ärger über das Urteil Ausdruck zu verleihen. Die Emotionen und das Unverständnis konnte ich sehr gut nachvollziehen, aber die Art und Weise wie dies geäussert wurde, fand ich nicht sehr förderlich, um die Situation zu entschärfen: Die Leute gehen auf die Strasse, randalieren und zünden Häuser und Geschäfte an und bringen sich selbst damit in Gefahr. Ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen ist wichtig, aber diese Aktion fand ich echt ungünstig dafür. Das hätte man sicher auch auf eine zweckdienlichere Art machen können.

Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass das Buch sehr umgangssprachlich und in einer Art „Slang“ geschrieben ist, der vermutlich gebräuchlich unter afroamerikanischen Jugendlichen ist und für mehr Authentizität sorgen soll. Ich fand das Lesen aber gerade dadurch oftmals sehr anstrengend, habe aber auch erst am Schluss (des Ebooks) gesehen, dass es ein Glossar gegeben hätte, das einige Wörter, die immer wieder genutzt werden, erklärt. Trotzdem hat mich z.B. dieses „Das ist mein boyfriend“, nach einer Weile derartig genervt, dass ich die Beziehung zu Chris, den Starr als ihren „Boyfriend“ betitelt, gar nicht mehr richtig ernst nehmen konnte.
Ein weiterer Kritikpunkt waren die vielen Zeitsprünge, die meiner Meinung nach immer dann eingesetzt wurden, wenn es richtig spannend geworden wäre. Es wird beispielsweise die komplette Verhandlung mit dem Polizisten weggelassen, bei der wir vielleicht mehr über die Hinter- und Beweggründe des Täters erfahren hätten. Nicht, dass damit seine Tat gerechtfertigt worden wäre, aber es hätte zumindest einen anderen Blickwinkel auf die Geschehnisse verschafft, so dass der Leser sich selbst seine eigene Meinung hätte bilden können, die nicht durch eine einseitige Perspektive aufgedrängt wird.

Fazit:
Das Buch beinhaltet ein wichtiges Thema, das aber meiner Meinung nach nicht so gut umgesetzt wurde, wie ich es erwartet hätte. Ich habe zwar einen Einblick in die afroamerikanische Gemeinschaft gekriegt und auch, welchen Einfluss die Polizeigewalt in den USA auf sie ausübt, aber für meinen Geschmack wurde die Thematik zu einseitig beleuchtet. Die Hintergründe des Mörders von Khalil bleiben bis zuletzt unbekannt, ebenso wie mögliche Zusammenhänge mit der Gangkriminalität oder anderen Einflussfaktoren, die einen weiteren Blickwinkel auf die Ereignisse ermöglich hätten. Den Hype verdankt das Buch wahrscheinlich der Thematik. Meiner Meinung nach wird die Umsetzung aber der Begeisterung nicht ganz gerecht.

Veröffentlicht am 22.09.2018

Interessante Grundidee, deren Potential nicht genutzt wird

Schattenmond
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Obwohl mir der Name „Nora Roberts“ schon auf vielen Büchern begegnet ist, war „Schattenmond“ mein erstes Buch der Autorin, das ich bis jetzt gelesen habe. Bisher habe ich mit dem Namen vor allem kitschige ...

Obwohl mir der Name „Nora Roberts“ schon auf vielen Büchern begegnet ist, war „Schattenmond“ mein erstes Buch der Autorin, das ich bis jetzt gelesen habe. Bisher habe ich mit dem Namen vor allem kitschige Chick-Lit Bücher assoziiert, auf deren Cover jeweils idyllische Landschaften abgebildet sind. Als ich vernommen habe, dass sich Roberts an ein neues Genre gewagt hat, das eher meinem gewohnten Lesegeschmack entspricht, hatte mich die Neugierde gepackt und ich musste endlich einen Versuch wagen, etwas von der Autorin zu lesen, von der gefühlt jeder Monat ein neues Buch erscheint.

Die anfängliche Prämisse des Buches war sehr vielversprechend, auch wenn mir selbst jetzt, nach dem Ende, noch nicht so ganz klar ist, in welchem Genre das Buch nun tatsächlich anzusiedeln ist. Es beginnt als eine Art Endzeit/Dystopie, in der es darum geht, dass eine schnell ausbreitende Krankheit dafür sorgt, dass die Betroffenen sprichwörtlich wie die Fliegen sterben. Keiner weiss, um was für eine Krankheit es sich handelt oder wie man sie aufhalten kann, so dass auch kein entsprechender Impfstoff zur Heilung gefunden werden kann. Nur eines ist gewiss: Sobald jemand Symptome aufweist, bedeutet das sein Todesurteil.
Dieser schleichenden Gefahr, die die Auslöschung der Menschheit bedeuten könnte, stehen Menschen gegenüber, die plötzlich latente übernatürliche Fähigkeiten aufweisen. Auch hier weiss keiner genau, wie und warum sich diese Fähigkeiten entwickelt haben, aber genau diese Personen, scheinen vor der sich ausbreitenden Seuche verschont zu bleiben. Zu diesem Zeitpunkt hat sich das Endzeit-Szenario eher zu einem Fantasy/Paranormal Genre gewandelt.

Ein paar Überlebende stehen im Fokus der Geschichte. Ich konnte mir gar nicht alle Namen merken, aber auf der einen Seite haben wir Max und Lana und auf der anderen Seite die Fernsehmoderatorin Arlys Reid. Beide müssen aus der Stadt New York fliehen, wobei sich ihre Wege erst im Verlaufe der Geschichte kreuzen. Auf ihrer Suche nach einem sicheren Ort, schliessen beide Parteien immer mehr Freundschaften, so dass sie zuletzt mit fast 100 Personen an einem Ort ankommen, dessen Name wortwörtlich für Hoffnung steht: „New Hope“. Obwohl auf der Erde mehr oder weniger Anarchie herrscht, versuchen die Protagonisten ihr eigenes Gesellschaftssystem mit bestimmten Regeln aufzubauen. Das scheint auch eine ganze Weile zu funktionieren, bis eines Tages der Bösewicht vor der Tür steht und für Angst und Schrecken sorgt…

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Ich möchte aber ausdrücklich davor warnen, den Klappentext des Buches zu lesen, denn dort werden – ohne Übertreibung! – zwei Drittel des gesamten Inhalts gespoilert. Für mich war es also nur mässig interessant, das Geschehen zu verfolgen, weil ich von Anfang an wusste, wie Lanas und Max‘ Verlauf aussehen wird und wer der Bösewicht in der Geschichte ist, der eine Gefahr für die beiden darstellt. Abgesehen davon, verliert die Geschichte nach dem packenden Anfang immer mehr an Spannung. Das ging so weit, dass mein Interesse im Schlussteil fast gänzlich verschwunden war. Statt einer Spannungskurve verläuft die Handlung ab der Hälfte auf einem eher trägen Niveau. Das Ende ist schliesslich sehr offen gehalten und liest sich wie eine lange Überleitung zum 2. Band, in dem die eigentliche Geschichte erst richtig losgehen könnte. (Das ist zumindest meine Vermutung).

Ein weiterer Kritikpunkt ist der Schreibstil der Autorin. Von einer Autorin, die Bücher am laufenden Band schreibt und auf zahlreichen Bestseller-Listen steht, habe ich dementsprechend hohe Erwartungen an die Art und Weise der Erzählung. Ich fand den Schreibstil aber wider Erwarten sehr einfach und platt gehalten. Roberts hat es nicht geschafft, den Charakteren eine gewisse Tiefe zu verleihen, sie war viel zu sehr mit der Beschreibung des Weges beschäftigt oder der Art und Weise, wie „New Hope“ aufgebaut ist. Ich hatte immer wieder den Eindruck, dass sie sich in Details verliert, die nicht unbedingt handlungsrelevant waren und das auf Kosten der Charakterisierung ihrer Protagonisten. Dadurch konnte ich auch nicht wirklich eine Bindung zu Lana & Co aufbauen – zumal in New Hope so viele neue Namen und Personen hinzu kommen, dass ich fast komplett den Überblick darüber verloren habe, wer jetzt eigentlich wer ist und wer mit wem was am Laufen hat. (Der romantische Kitsch konnte die Autorin dann doch nicht ganz sein lassen ;)).

Fazit:
Das Buch hat eine vielversprechende Grundidee, deren Potential leider nicht ausgeschöpft wurde. Die Geschichte ist irgendwie nichts Ganzes und nichts Halbes, was sich unter anderem auch darin zeigt, dass sich die Autorin nicht für ein Genre entscheiden konnte und mir als Leser dadurch nicht ganz klar war, wohin sie mit ihrer Story eigentlich wollte. Eine Spannungskurve sucht man hier vergeblich, dafür ist das offene Ende interessant genug gestaltet, dass mein Interesse für Band 2 trotz aller Kritikpunkte geweckt werden konnte. Für den Folgeband ist aber auf jeden Fall noch Luft nach oben – insbesondere was den Schreibstil und die fehlende Charaktertiefe angeht.

Veröffentlicht am 28.04.2023

Starker Einstieg, verliert dann aber schnell an Tempo

Das Babel Projekt – Lifelike
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Der Einstieg in das Buch hat mir überraschend gut gefallen, denn man wird direkt in die Handlung einer bedrohlichen Zukunft hineingeworfen, in der Mensch und Androiden gemeinsam auf der Erde leben. Der ...

Der Einstieg in das Buch hat mir überraschend gut gefallen, denn man wird direkt in die Handlung einer bedrohlichen Zukunft hineingeworfen, in der Mensch und Androiden gemeinsam auf der Erde leben. Der Fokus liegt dabei auf Protagonistin Eve, die nach einem Roboterkampf auf sich aufmerksam macht und einige Ereignisse ins Rollen bringt, die ihr Leben in Gefahr bringen.
Kurz nach dem Roboterkampf tauchen nämlich etliche Androiden bei ihr auf, die sie und ihre Familie und Freund:innen umbringen will. In ihrem Überlebenskampf trifft sie auf den Androiden Ezekiel, der bei ihr Erinnerungen wach werden lässt, die ihr aufzeigen, dass sie eigentlich gar nicht die ist, für die sie sich immer gehalten hat...

Am Anfang war ich Feuer und Flamme für das Buch, denn ich mochte das rasante Erzähltempo und die vielen Actionszenen, die mich beim Lesen direkt mitgerissen haben, obwohl mir eigentlich noch das nötige Hintergrundwissen gefehlt hat, warum gerade eine Horde Androiden versucht unsere Protagonistin umzubringen. Ein solches Tempo hätte ich Kristoff nicht zugetraut, nachdem ich eines seiner anderen Bücher abgebrochen habe, weil es sich so unendlich langatmig gelesen hat. Das war hier zunächst definitiv nicht der Fall und hat mir Hoffnung gemacht, dass Lifelike ein Buch sein könnte, dass mir gefallen könnte.

Nur leider hat der Autor dieses Buch in mehrere Abschnitte unterteilt, die sich allesamt wie unterschiedliche Akte eines Theaterstücks lesen und dabei nicht nur verschiedene Schauplätze beinhalten, sondern auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten erzählt werden, sodass der Plot nicht gradlinig verläuft.
Das wäre im Grunde nicht mal schlimm, aber nach dem rasanten ersten Abschnitt, drosselt Kristoff das Erzähltempo des Buches plötzlich massiv und erzählt im zweiten Abschnitt erst einmal die ganze Vorgeschichte von Eve, der erklären soll, wer sie eigentlich wirklich ist. Dieser abrupte Wechsel des Tempos habe ich als sehr ungünstig empfunden, und es war für meinen Geschmack viel zu viel Infodump, den der Autor in diesen zweiten Abschnitt gepackt hat. Man könnte fast sagen, dass er darin Evies gesamtes vorheriger Leben zusammenfasst, mit dem er eigentlich auch ein ganzes Prequel oder einen ganzen eigenständigen Band mit ihrer Vorgeschichte hätte füllen können. Schade fand ich auch, dass nahezu keine Fragen offen gelassen werden, sondern Kristoff wirklich gefühlt jedes Geheimnis um Evies Vergangenheit lüftet, das man sicher auch geschickter in die Handlung hätte einfliessen lassen können, ohne direkt alles auf einmal zu enthüllen.
Nachdem man diesen Abschnitt überstanden hat, geht Evies Mission in der Gegenwart weiter, die nun weiss, wer sie wirklich ist und nach dem Kampf gegen die Androiden flüchten musste, bei dem sie gemeinsam mit Ezekiel vom Rest ihrer Familie und ihrer besten Freundin getrennt wurde und diese nun wiederfinden muss.
Obwohl ich froh war, dass der Plot wieder voranging, kehrt der Autor jedoch nicht zum anfänglichen Erzähltempo zurück und ich hatte den Eindruck, dass die Handlung indessen viel träger verläuft, als der am Anfang des Buches.

Mit zunehmendem Storyfortlauf wird auch Ezekiels Beziehung zu Eve erläutert und obschon eine Beziehung zwischen den beiden grundsätzlich Potenzial hätte, interessant zu sein, wird ihr Wiedersehen so instalovemässig beschrieben, dass für mich die gegenseitigen Gefühle absolut nicht spürbar waren und ich vor lauter Kitsch manchmal am liebsten die Augen verdreht hätte.

Irgendwann hat mich der Wechsel des Erzähltempos so frustriert, dass ich immer mehr mein Interesse für den Plot verloren habe, der stellenweise vor sich hingeplätschert hat. Ich habe die restlichen Abschnitte dann nur noch quer gelesen. Am Schluss wartet zwar noch einmal eine überraschende Enthüllung auf uns Leser:innen, aber bis dahin hatte mich die Story leider schon verloren, sodass ich die Reihe nicht mehr fortsetzen werde.

Fazit:
Lifelike hätte ein grossartiges Buch werden können und beginnt auch mit einem starken, actiongeladenen Einstieg, der neugierig auf mehr macht. Leider gelingt es dem Autor dann nicht, dieses Niveau aufrechtzuerhalten und er drosselt das Erzähltempo durch eine Ladung an Hintergrundwissen, die nicht nur die Spannung herausgenommen hat, sondern in der Menge für meinen Geschmack auch zu viel war. Der weitere Storyverlauf konnte mich dann bedauerlicherweise nicht mehr packen und auch der Insta-Liebesplot wirkte auf mich kitschig und unglaubwürdig, sodass mich das Buch dann irgendwann verloren hat. Ich kann aufgrund der vielen Kritikpunkte letztendlich nur 2.5 Sterne vergeben und werde auch keine weiteren Bücher des Autors mehr lesen, da mir sein Erzählstil einfach nicht zusagt.

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Veröffentlicht am 17.03.2023

Typische Chick-Lit

Das kleine Bücherdorf: Frühlingsfunkeln
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Man muss den Vorgänger nicht gelesen (oder gehört) haben, damit man die Handlung des zweiten Buches versteht, denn die Bücher beinhalten jeweils andere Protagonst:innen und Plots, die unabhängig voneinander ...

Man muss den Vorgänger nicht gelesen (oder gehört) haben, damit man die Handlung des zweiten Buches versteht, denn die Bücher beinhalten jeweils andere Protagonst:innen und Plots, die unabhängig voneinander erzählt werden, sodass man keinerlei Vorwissen mitbringen muss. Der gemeinsame Faktor stellt eigentlich nur der Schauplatz Swinton dar, ein kleines, beschauliches schottisches Dorf.

In diesem zweiten Band geht es um Shona, die mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat und zu Beginn des Buches eine Pension kaufen möchte, für die ihr jedoch die Geldmittel fehlen. Und als wäre das nicht genug, kehrt mit Nathan ein altbekannter Freund in Swinton auf, der ihre Gefühlswelt gehörig auf den Kopf stellt...

Auch bei diesem zweiten Band handelt es sich um eine typische Chick-Lit, die sehr vorhersehbar verläuft und ein bisschen seicht gewirkt hat. Obwohl ich Shonda als Protagonistin mochte, habe ich den Eindruck, dass die offizielle Inhaltsgabe interessanter klingt, als es die eigentliche Geschichte letztendlich war. Für mich hat stellenweise ein roter Faden gefehlt und der Plot hat sich manchmal etwas planlos angefühlt.
Am Anfang hat die Autorin den Anschein gemacht, dass es um die Pension geht, die Shonda unbedingt haben will. So sehr, dass man eine ziemlich absurde Szene zu lesen bekommt, in denen sie mögliche Interessentinnen abschrecken will, indem sie eine Horde von Spinnen im Haus platzieren.
Doch nach diesem Ereignis verliert sich dieser Handlungsstrang irgendwie und plötzlich steht vielmehr Shonas Vergangenheit mit Nathan im Vordergrund, die eng mit ihrem damaligen und inzwischen verstorbenen Freund Alfie zusammenhängt. Sowohl Shona, als auch Nathan haben den Tod bis heute nicht richtig verarbeitet und ich konnte ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen wieso. Alfies Tod war überraschend und traurig, aber dass die Trauer nach zehn Jahren bei beiden noch stark präsent war, hat für sich für mich irgendwie unglaubwürdig angefühlt. Und das nicht, weil es so unvorstellbar ist, dass jemand wirklich zehn Jahre einem verstorbenen Menschen nachtrauert, sondern vielmehr, weil mir die Gründe gefehlt haben, die vor allem bei Shona eine so lange Trauerzeit für mich nachvollziehbar gemacht hätten. Für mich hat sich das alles irgendwie künstlich angefühlt, so als ob es einfach für den Plot zweckdienlich war.
Die Sache mit den Briefen nimmt im Buch einen relativ kleinen Teil ein und bekommt eher am Ende eine Bedeutung, als enthüllt wird, welche Person aus welchem Grund hinter diesen Briefen steckt. Aber ganz ehrlich: Das konnte man sich die ganze Zeit über bereits denken.
Das Ende war schliesslich überaus kitschig, sodass alle ihr glückliches Happy End bekommen, das nicht konstruierter sein könnte, aber wohl zu Chick-Lits dazugehört. Und obwohl sich zum Schluss doch irgendwie alles rund anfühlt, hat sich der Weg dahin sehr zusammengewürfelt angefühlt.

Was mich in diesem zweiten Band erneut gestört hat, war auch schon ein Kritikpunkt, den ich beim ersten Band erwähnt hatte: Obschon die Buchtitel jeweils einer Jahreszeit gewidmet sind, kam für mich das Frühlingsgefühl kaum rüber und die Geschichte hätte genauso gut zu jeder anderen Jahreszeit spielen können. Dadurch wirkt die Wahl des Buchtitels willkürlich und unbedeutend, so als ob die Autorin einfach keine bessere Idee gehabt hätte.
Das Gleiche gilt auch für den Titelzusatz "Das kleine Bücherdorf". Während diese Bezeichnung im ersten Band aufgrund der Thematik mit der Buchhandlung und dem wertvollen Buch, um das es darin ging, noch Sinn ergeben hatte, hat dieser zweite Band absolut gar nichts mehr mit Büchern zu tun, was die ganze Buchtitelwahl erst recht ab absurdum führt.
Vielleicht bin ich hier zu kleinlich, aber mir fehlt einfach etwas, das wirklich heraussticht. Die Story könnte genauso gut zu jeder Jahreszeit in jedem anderen Dorf eines europäischen Landes spielen.

Positiv hervorzuheben ist aber erneut die Sprecherin Elena Wilms, die ihre Sache nach wie vor gut macht. Sie erzählt die Story trotz ihrer Schwächen mit einer Lebendigkeit, die das Zuhören sehr angenehm gemacht hat.

Fazit:
Der zweite Band der "das kleine Bücherdorf" Reihe konnte mich leider abermals nicht so richtig vom Hocker hauen. Für mich wirkte der Plot teilweise zusammengewürfelt und planlos, und am Ende auch sehr vorhersehbar. Da die Sprecherin aber eine sehr lebhafte und angenehme Erzählerinnenstimme hat, kann man sich diese seichte Chick-Lit Geschichte gut nebenbei beim Putzen anhören. Für mehr würde ich das Buch jedoch nicht empfehlen, dafür haben die Handlung und auch die Charaktere leider kaum Wiedererkennungswert. Von mir gibt es deshalb 2.5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.07.2021

Ein Finale, das leider nicht (mehr) überzeugen konnte

Crush the King
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Nachdem es im Vorgänger ein in sich abgeschlossenes "Happy End" für Evie (und Sullivan) gegeben hatte, steht im dritten Band ein ganz anderes Ereignis im Vordergrund: Die Regaliaspiele. Warum sich die ...

Nachdem es im Vorgänger ein in sich abgeschlossenes "Happy End" für Evie (und Sullivan) gegeben hatte, steht im dritten Band ein ganz anderes Ereignis im Vordergrund: Die Regaliaspiele. Warum sich die Autorin diese Spiele ausgedacht hat, liegt auf der Hand, denn dadurch hat sie einen Anlass gefunden, wie sie alle wichtigen Vertreter der Nachbarländer von Bellona an einem Ort versammeln kann - allen voran der neue "Big Boss" Bösewicht Maximus, dem König von Morta. Wie sich nämlich herausstellt, ist gar nicht Maeven die eigentliche Antagonistin, wie es uns Estep in den beiden vorherigen Bänden weiss machen wollte, nein, scheinbar steckt hinter all den bösen Taten kein geringerer als der König von Morta. Damit sind die Regaliaspiele also eine gute Gelegenheit für Evie einen Racheplan gegen ihren Feind zu schmieden, um ihm ein für alle Mal den Garaus zu machen...

Soweit so gut. Nun möchte ich aber natürlich auf die Gründe eingehen, weshalb dieser letzte Band bei mir irgendwie nicht mehr zünden konnte. Ich hatte ja bereits im zweiten Band erwähnt, dass die Story eine ganz andere Richtung eingeschlagen hatte, als im Reihenauftakt. Und genau das war auch wieder bei diesem dritten und letzten Band der Fall. Das mag auf der einen Seite Abwechslung reinbringen und sorgt dafür, dass die Story nicht zu monoton wird, aber auf der anderen Seite musste ich feststellen, dass mir dadurch zu sehr die Verbindung zwischen den einzelnen Bänden gefehlt hat. Rückblickend lässt sich sagen, dass sich die drei Bücher nicht wie zusammenhängende Teile einer Reihe lesen, sondern eher wie drei in sich abgeschlossene Einzelbände, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass die Protagonistin immer die gleiche Person ist (die sich aber für mich nicht dieselbe Person angefühlt hat). Dieser Umstand muss an und für sich nichts Schlechtes bedeuten, hat aber bei mir leider zu einem zunehmenden Desinteresse geführt, denn im Nachhinein habe ich nicht das Gefühl, dass ich alle drei Bände hätte lesen müssen, sondern genauso gut nach dem ersten Band hätte aufhören können, ohne, dass ich etwas Wesentliches verpasst hätte. Und vermutlich war das auch der Hauptgrund, warum bei mir bei diesem dritten Band keine Spannung mehr aufkommen wollte, denn irgendwie war mir die Lust vergangen, dass die Ereignisse aus den beiden Vorgängern ad acta gelegt wurden und ich mich schon wieder auf eine komplett neue Geschichte einlassen musste.

Davon abgesehen, konnte mich auch der Inhalt des finalen Bandes nicht ganz überzeugen. Zum einen fand ich die Regaliaspiele ziemlich konstruiert, gerade weil sie in erster Linie nur dazu dienen, Evie und ihren Erzfeind an denselben Ort zu bringen. Das fand ich ziemlich langweilig gelöst. Ausserdem fand ich es irritierend, dass wir in diesem letzten Band nun plötzlich einen ganz anderen Antagonisten präsentiert bekommen, als in den Vorgängern. Ich fand es zwar schön, dass Maeven in diesem Buch vielschichtiger ausgearbeitet wurde, indem man andere Seiten von ihr kennengelernt hat und ihre scheinbar bösen Handlungen aus dem Vorgänger nachvollziehbarer wurden, aber trotzdem stellte sich bei mir die Frage: Woher zum Teufel kam plötzlich dieser Maximus her?! Ich weiss nicht, ob ich es einfach überlesen hatte, aber es schien mir so, als würde er in diesem Band aus dem Nichts auftauchen, obwohl er scheinbar eine so grosse Rolle in den ganzen vorherigen Geschehnissen einnimmt? Ausserdem hat er fast schon wie eine Karikatur gewirkt, denn seine Motive waren für mich schwer nachvollziehbar. Und statt ihm eine einleuchtende Hintergrundgeschichte zu geben, versucht Estep ihn einfach mit bösartigen Taten als den klischeehaften Bösewicht darzustellen. Ich konnte Maximus deshalb nicht wirklich als neuen Antagonisten ernst nehmen und ich habe an keiner Stelle wirklich mitgefiebert, ob es Evie gelingen wird, ihn zu besiegen.
(Ausserdem eine Notiz am Rande: Ich bin mir nicht sicher, ob dem Lektorat ein Fehler unterlaufen ist, aber ich meine mich zu erinnern, dass Maeven im zweiten Band die ganze Zeit über "Maeve" genannt wurde und hier nun wieder "Maeven" genannt wird. Ist das auch jemandem aufgefallen oder träume ich?)

Insgesamt war dieser letzte Band damit leider eine grosse Enttäuschung für mich. Vermutlich, weil ich mir einfach etwas anderes erhofft hatte. Nämlich eine Handlung, die auf seinen vorgängigen Bänden aufbaut. Und das bekommt man hier leider nicht. Das zeigt sich unter anderem auch darin, dass Sullivan zum Beispiel fast gar keine Erwähnung mehr findet. Wieso auch? Er hat ja schliesslich sein Happy End im letzten Band bekommen und damit war sein Handlungsstrang abgeschlossen. (/Ironie)

Die Autorin hat definitiv mal etwas Neues gewagt: Nämlich eine Reihe zu kreieren, die eigentlich gar keine ist. Das war mutig, hat bei mir aber leider keinen Anklang gefunden. Mir ist es dann doch lieber, zukünftig wieder Fantasy-Einzelbände zu lesen, die auch als solches deklariert werden, dann weiss ich zumindest von vornherein, worauf ich mich einlasse. Hier hat es aber leider dazu geführt, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden und mein Desinteresse während dem Lesen so gross geworden ist, dass ich diesen finalen Band stellenweise nur noch quergelesen habe.

Fazit:
"Crush the King" ist der finale Band der Splitterkrone-Reihe, die rückblickend für mich eigentlich gar keine Reihe war, sondern eher drei Einzelbände, in der der gleiche Charakter die Hauptrolle übernimmt. Dadurch ist bei mir leider die Spannung und das Interesse für diesen dritten Band zunehmend verloren gegangen, da auch dieser erneut eine ganz andere Richtung einschlägt, als seine Vorgänger. Vermutlich bin ich einfach mit der falschen Erwartungshaltung an das Buch herangegangen, aber dieser letzte Band konnte mich leider weder inhaltlich, noch von den Charakteren her mehr überzeugen, weshalb ich nur noch enttäuschte 2.5 Sterne vergeben kann.

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