Cover-Bild Gestapelte Frauen
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Unionsverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 15.02.2021
  • ISBN: 9783293005686
Patrícia Melo

Gestapelte Frauen

Roman
Barbara Mesquita (Übersetzer)

Sie verliebt sich schnell in Amir – charmant, intelligent, interessiert. Die Unterhaltungen belebend, die Nächte im lebhaften São Paulo berauschend. Dann die Ohrfeige, die Beleidigung. Um so weit weg wie nur möglich von ihm zu sein, nimmt die junge Anwältin eine Stelle im entlegenen Cruzeiro do Sul an. Als Beobachterin nimmt sie an Gerichtsverhandlungen zu brutalen Frauenmorden teil. Immer näher kommt sie dem Leben der Opfer – den Töchtern, den Müttern, den Freundinnen. Und immer eindringlicher verfolgen sie Bilder aus ihrer Kindheit, Bilder ihrer eigenen Mutter.

Um der Wirklichkeit zu entkommen, flüchtet sie sich in eine Traumwelt – in geheimnisumwirkte Wälder und Flüsse, an die Seite von Amazonen, die die Täter verfolgen. In der Realität aber scheint die Gerechtigkeit unerreichbar.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2021

Mein Lesehighlight 2021!

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Triggerwarnung: Femizide, Misogynie, (sexuelle) Gewalt gegen Frauen

„Ihre Haut war schön wie die Blütenblätter einer weißen Rose, doch aus der Zeitung wissen wir, dass er sie im Streit als Drecksalbino ...

Triggerwarnung: Femizide, Misogynie, (sexuelle) Gewalt gegen Frauen

„Ihre Haut war schön wie die Blütenblätter einer weißen Rose, doch aus der Zeitung wissen wir, dass er sie im Streit als Drecksalbino bezeichnete. Die Polizei hat den Verdacht, dass Tatiana Spritznner, neunundzwanzig, Rechtsanwältin, keinen Selbstmord begangen hat, sondern von ihrem Ehemann aus dem vierten Stock geworfen wurde“ S.61

Die Namenlose Protagonistin, eine intelligente, junge Anwältin, war Hals über Kopf verliebt in den Charmanten, gebildeten Juristen Amir, bis er sie auf eine Silvesterparty beschimpft, beleidigt und Ohrfeigte. Sie trennt sich sofort von ihm und als ihre Chefin sie für ein Projekt zum Amazonasgebiet schicken möchte, willigt sie ohne Zögern ein. Hauptsache weg von Amir und weg von São Paulo. Sie soll in Acre die Gerichtsverhandlungen zu Frauenmorden verfolgen und darüber berichten. Doch je mehr, dass sie über die Schicksale die Frauen erfährt und deren Familien kennenlernt, desto mehr nehmen die grausamen Ermordungen sie. Denn sie ist nicht nur eine Anwältin mit Spezialgebiet Femizide, sondern auch eine Tochter von eigenem Ehemann ermordeten Frau...

Als ich dieses Buch im März 2021 gekauft hab, dachte ich mir, wegen dem Klappentext, dass es mich emotional mit nehmen würde, was ich ja auch mag! Doch dass es mich so umhauen würde, hätte ich nicht gerechnet. Ich habe diese Geschichte mit teilweise Gänsehaut, Übelkeit, tränennassen Augen und wutentbrannt inhaliert. Stellenweise konnte ich die Geschehnisse nicht verdauen, hab weggepackt um nach paar Minuten wieder einzugreifen. Immer wieder habe ich mir gewünscht, dass es eine Fiktive Geschichte ist, welche ich nach dem Lesen einfach wegpacken und irgendwann vielleicht wieder lesen werde, Pustekuchen! Die gestapelte, gelisteten Frauen sind aus dem Realem Leben.

Schnörkellos, direkt, ungeschönt, schonungslos berichtet Melo über die Frauenmorde, übt dabei Kritik an den Versagen von der brasilianische Politik und patriarchalische Gesellschaft und verbindet die ganze, auf die Tatsachen beruhende Story, mit einer Traumwelt nahtlos zusammen.

Dieses Buch hat mich mitten in meinem Herz getroffen, um mich mit all den Frauen ausbluten zu lassen. Es ist sehr mutig, sehr wichtig und einfach nur Grandios! Mein Lesehighlight 2021! Bitte unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Unfassbar gut!

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„Vergessen heißt verlieren. Verlieren heißt töten. Finden heißt leben.“ (S. 73)

Alle sieben Stunden wird in Brasilien eine Frau wegen ihres Geschlechts Opfer eines sexuellen oder gewalttätigen Übergriffs ...

„Vergessen heißt verlieren. Verlieren heißt töten. Finden heißt leben.“ (S. 73)

Alle sieben Stunden wird in Brasilien eine Frau wegen ihres Geschlechts Opfer eines sexuellen oder gewalttätigen Übergriffs mit Todesfolge – begonnen von ihrem Mann, Exfreund oder einem anderen männlichen, nahen Verwandten. Im Jahr 2006 wurde das „Maria-da-Penha“-Gesetz in Brasilien verabschiedet, das Gewalt gegen Frauen härter bestrafen soll, doch eine nachweisliche Besserung ist nicht zu verzeichnen. Das macht Patricia Melo in ihrem Roman „Gestapelte Frauen“ mehr als deutlich.

Wie auf Wolken fühlt sich die junge Anwältin, als sie Amir kennenlernt. Er ist intelligent und humorvoll, und berauscht tanzen sie gemeinsam durch die Nächste São Paulos. Schnell entwickelt sie intensive Gefühle für ihn, doch als er sie auf einer Party ohrfeigt und beleidigt, verbricht etwas in ihr. Um so viel Abstand von ihm zu haben wie möglich, ist sie dankbar für die Möglichkeit, als Prozessbeobachterin in das Dorf Cruzeiro do Sul fahren zu dürfen. Dort soll sie den Gerichtsverhandlungen beiwohnen, die Morde an jungen Frauen und Müttern abhandeln und ein Schema aus den Motiven und Todesursachen entwickeln. Je mehr Verhandlungen sie besucht, je intensiver und abstruser die Urteile werden – je höher sich die Körper toter Frauen stapeln – umso lebendiger werden die Bilder der Opfer in ihrem Kopf und damit die Erinnerungen an ihre Mutter, die dasselbe Schicksal erlitt. Sie flüchtet sich aus Angst davor, von ihnen erdrückt zu werden, immer öfter in eine Traumwelt, um an Ritualen der indigenen Völker teilzunehmen und Rachepläne zu entwickeln. Doch die Grenze zwischen Realität und Vorstellung scheint unüberwindbar.

Schockierend und bildreich erzählt Patricia Melo in „Gestapelte Frauen“ von der grausamen Realität, die in Lateinamerika Normalität zu sein scheint: Gewalt gegen Frauen. Sie findet eindrückliche, klare Worte für die Abstrusität, mit der die Gerichte gegenüber den Tätern urteilen, für die Gräuel, die den Frauen angetan wurden, für die perverse Einstellung der Gesellschaft.

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